Rachel Wells: Alfie kehrt heim – Roman

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Vandam
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Rachel Wells: Alfie kehrt heim – Roman

Beitrag von Vandam »

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Rachel Wells: Alfie kehrt heim – Roman, OT: Alfie the Doorstep Cat, aus dem Englischen von Sonja Fehling, Köln 2016, Bastei Lübbe Taschenbuch, ISBN 978-3-404-17334-1, Klappenbroschur, 284 Seiten, Format: 12,6 x 2,7 x 18,8 cm, Buch: EUR 8,99 (D), EUR 9,30 (A), Kindle Edition: EUR 7,49. Wird auch als Hörbuch angeboten.

„Sei einfach stark, und denk immer an das, was du gerade gelernt hast: Es gibt keine Sicherheit im Leben.“ (Seite 12)

Der vierjährige Kater Alfie weiß gar nicht, wie gut es ihm bisher gegangen ist: Zusammen mit seiner Artgenossin Agnes hat er bei einer älteren Dame in London gelebt und ist eine geliebte und verwöhnte „Schoßkatze“ gewesen. Doch dann hat das Schicksal zugeschlagen: Erst ist Agnes gestorben, dann sein Frauchen Margaret. Und deren Erben können ihr Haus gar nicht schnell genug verkaufen.

Mit Alfie wollen sie sich nicht belasten, der soll ins Tierheim. Das will der Kater aber auf gar keinen Fall. Da hört er lieber auf den Rat der Nachbarskatze Mavis: Er macht sich auf die Socken und sucht sich eine neue Familie. Am besten gleich mehrere, damit immer jemand da ist um sich um ihn zu kümmern, falls mal eine Bezugsperson ausfällt. Ganz schön clever, der Kleine: Er hat das Prinzip der Risikostreuung begriffen.

Kater Alfie wird schuldlos zum Streuner
Das Leben auf der Straße ist gar nicht so leicht für einen, der das nicht gewöhnt ist. Hunger, Kälte, Nässe, Konkurrenzkämpfe, Gefahren für Leib und Leben – das alles ist ihm fremd. Wochenlang streunt er so durch die Gegend und schlägt sich mehr schlecht als recht durch, bis er schließlich halb verhungert und mit zerzaustem Fell in der Edgar Road ankommt. Dort stehen mehrere Häuser und Wohnungen leer, und er beschließt, auf die Neuankömmlinge zu warten. Denn wer neu in der Gegend ist und niemanden kennt, der braucht vielleicht gerade einen Freund wie ihn. So falsch ist der Gedanke nicht. Die neuen Bewohner sind allesamt entwurzelt und einsam und liegen allein schon deshalb mit Alfie auf einer Wellenlänge.

Als erstes quartiert er sich bei der traurigen Marketingmanagerin Claire ein. Die ist Mitte 30 und hat nach einer gescheiterten Ehe ihre Zelte in Exeter abgebrochen um in London einen Neuanfang zu wagen. Für Alfies Geschmack heult und trinkt sie zu viel und isst zu wenig. Katzenerfahrung hat sie auch keine, aber das macht sie durch Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit wieder wett. Und eine Katzenklappe gibt’s auch.

Als Zweitwohnsitz hat Alfie sich die Villa des mürrischen Johathan, ausgesucht, weil die ebenfalls über eine Katzenklappe verfügt. Jonathan, ein gut aussehender Kerl Anfang 40, hat irgendwo im Ausland einen lukrativen Job vergeigt, worauf er vom Arbeitgeber entlassen und von der Freundin verlassen worden ist. Jetzt sitzt er hier allein in dem großen Haus und ist auf alle Welt sauer. Aber er versorgt Alfie, und der revanchiert sich dafür mit Mäuse- und Vogelkadavern und liebevoller Zuwendung.

Vier Wohnsitze sind besser als keiner
In die Wohnungen im Haus Nr. 22 ziehen gleich zwei junge Familien ein, bei denen sich Alfie in Teilzeit einquartiert: Da sind Matt und Polly aus Manchester mit Baby Henry. Matt arbeitet viel und die hysterische Polly ist mit dem Kind oft allein und total überfordert. Sie scheint dringend ein paar Freunde zu brauchen, und Alfie sorgt dafür, dass die mit der jungen polnischen Familie im Haus in Kontakt kommt. Die Polen haben selbst zwei kleine Kinder, sind aber deutlich bodenständiger und entspannter als Polly. Vielleicht färbt ja etwas davon ab. Als LeserIn hat man allerdings bald den Verdacht, dass bei der jungen Mutter professionelle Hilfe angesagt wäre. Doch davon versteht Alfie nichts. Er freut sich, dass die junge Mama endlich Unterstützung hat und die Polen über den Kontakt zu den Nachbarn ein bisschen ihr Heimweh vergessen.

Alfie bringt die Welt in Ordnung
Der Kater sieht es nämlich als seine Aufgabe an, seine Menschen glücklich zu machen, quasi als Gegenleistung dafür, dass sie ihn versorgen. Er hängt an seinen vier Wahlfamilien und fühlt sich für sie verantwortlich. Und da ihm eine gewisse Berechnung nicht fremd ist, ist ihm auch eines klar: Je besser es seinen Menschen geht, desto besser können sie sich um ihn kümmern. Das alles artet ganz schön in Stress aus, weil er im Grunde überall gleichzeitig sein müsste. So einen Zirkus hatte er bei seiner Vorbesitzerin Margaret nicht. Die alte Dame war überaus zuverlässig, doch die jungen Leuten stolpern von einer Katastrophe in die andere.

Dass der Kater irgendwo ein Zuhause (gehabt) haben muss, ist allen seinen Dosenöffnern klar. Alfie trägt ein Halsband mit seinem Namen drauf und der mittlerweile abgeschalteten Telefonnummer seiner früheren Besitzerin Margret. Jede der vier Parteien hat schon vergeblich versucht, dort anzurufen. Während den jungen Familien in Nr. 22 klar ist, dass Alfie sich nur besuchsweise bei ihnen durchschnorrt, halten sowohl Claire als auch Jonathan Alfie exklusiv für ihren Kater.

Risikostreuung hin, vier Wohnsitze her: Alfies Sicherheitsnetz droht zu zerreißen, als Jonathan und Claire jeweils neue Partner finden, die sich – unter anderem - als Katzenhasser entpuppen. Wenn er jetzt nicht schnell einen rettenden Einfall hat, sitzt er ratzfatz wieder auf der Straße. Und so kommt er auf eine brandgefährliche Kateridee …

Etwas fürs Herz
Ja, ich weiß: romantischer Wohlfühlschmonzes für Mädchen! ;-) Aber es ist einfach so schön! Auch wenn Kater Alfie hier menschliche Gedanken unterstellt werden und seine Motive für meinen Geschmack zu häufig wiederholt werden: Der Kleine ist einfach zu niedlich in seinem Bestreben, seine Menschen zu verstehen und ihr Leben in Ordnung zu bringen. Da ist er oft der Verzweiflung nahe, denn die Probleme, die sich die Zweibeiner einbrocken, sind ihm als Kater ziemlich fremd. Warum, zum Beispiel, bleiben sie mit grässlichen Partnern zusammen, die ihnen überhaupt nicht guttun? Ist aus menschlicher Sicht ein Blödmann oder eine Zimtzicke besser als allein zu sein?

Oft weiß er besser als seine Dosenöffner, was gut für sie wäre. Die Frage ist immer, wie er ihnen das begreiflich machen kann. Ins Gewissen reden kann er ihnen ja nicht. Und so liest man gespannt immer weiter, weil man wissen will, wann die Menschen endlich begreifen, was ihre Katze schon längst kapiert hat.

ALFIE KEHRT HEIM ist sicher keine übermäßig anspruchsvolle Lektüre, aber nette Unterhaltung und so recht was fürs Herz. Manchmal braucht man nicht mehr.

Die Autorin
Rachel Wells liebt Katzen, solange sie denken kann, und will sich ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen. Selbst die erste winzige Wohnung in London teilte sie mit Albert, einem Kater aus dem Tierheim. Heute lebt mit ihrer Familie und ganz vielen Haustieren im ländlichen Devon.
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spiralnebel111
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Re: Rachel Wells: Alfie kehrt heim – Roman

Beitrag von spiralnebel111 »

Muss ich haben! Dankeschön!
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