Über die Wahrnehmung von Kunst im Gehirn von Jan A. Fischer

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warmerSommerregen
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Über die Wahrnehmung von Kunst im Gehirn von Jan A. Fischer

Beitrag von warmerSommerregen »

Faszinierend, fesselnd und äußerst interessant!

Auf die Frage, wie wir Kunst wahrnehmen, kommen einem nur zu schnell die Sinnesorgane als Antwort in den Sinn. Über die Augen, die Nase, das Gehör, die Zunge oder den Tastsinn können wir schließlich Kunstobjekte im wahrsten Sinne des Wortes begreifen und erfassen. Allerdings ist das Rätsel damit noch längst nicht gelöst, denn die durch Rezeptoren empfangenen Informationen werden an das Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet.
Doch wie? Und weswegen sind wir für bestimmte Wahrnehmungen besonders empfindlich? In diesem Buch erklärt der Kunstsammler und Wissenschaftler Professor Jan A. Fischer wie das Gehirn auf ein Kunstwerk reagiert, welche Areale beim Betrachten einer Darstellung angesprochen werden und wie es zum sinnlichen Vergnügen kommt.
„Jan Fischers Buch behandelt den Stand der aktuellen Hirnforschung und zeigt auch die Grenzen der naturwissenschaftlichen Beurteilung ästhetischer Vorgänge auf.“
Beim Betrachten des Inhaltsverzeichnisses fällt direkt auf, wie umfassend dieses Werk ist. Nach einem Vorwort von Ulrike Erbslöh und einer Einführung folgen Erklärungen zu unserem Nervensystem, Untersuchungsmethoden und den Sinnesorganen. Erläutert werden auf diese Art, gegliedert in die Unterkapitel „Das Sehen“, „Gehör“, „Geruch“, „Geschmack und Bauchgefühl“, „Tastsinn“ sowie „Bewusste Wahrnehmung“, die verschiedenen Wege, welche das Erfassen und Begreifen eines Kunstwerkes ermöglichen.
Auf diesen Ausführungen aufbauend wird sich zahlreichen weiteren Aspekten gewidmet; von der Geometrie des Sehens über das Licht und die Farben, Raum und Perspektive, Bewegung, Gesichtserkennung, Wege zur Abstraktion, Skulpturen, Installationen und Architektur, Ton, Lärm und Musik, Geruch und Geschmack in der Kunst sowie Tasten und fühlen, Memorabilia bis hin zu Aktionskunst und Schönheit erhält der Leser ein Füllhorn an Informationen. Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob Kunst analytisch vermessen werden kann, wobei hier auf verschiedene Unterthemen eingegangen wird.

Der Aufbau des Buches ist sehr gut, da man sich dank guter Erklärungen und Einführungen schnell in die komplexe Thematik einfinden kann. Ich war äußerst überrascht darüber, wie viele Informationen und Betrachtungsweisen auf 168 Seiten behandelt werden. Beeindruckend ist zudem, wie es dem Autor auch durch zahlreiche Abbildungen gelingt, die anspruchsvollen Ausführungen zu diesem komplexen Thema verständlich zu machen.
Mit diesem Werk begibt man sich auf eine spannende und faszinierende Reise durch die Kunstgeschichte und erhält bemerkenswerte Einblicke in die Verarbeitung unserer Sinneseindrücke.
Trotz – oder gerade wegen – passagenweise sehr detailreicher Erklärungen ließ meine Neugierde zu keiner Zeit nach, ganz im Gegenteil wurden die Vorgänge, welche Kunst in uns auslöst, für mich stetig spannender. Sicherlich Höhepunkte waren in meinen Augen die Unterkapitel zum Thema Ästhetik und Messbarkeit von Schönheit.

Alles in allem ist „Über die Wahrnehmung von Kunst im Gehirn“ ein ausgesprochen umfangreiches und informatives Werk von sehr gut gewähltem Aufbau und ausgezeichneter Gestaltung, welches trotz seiner Komplexität und dank der ausführlichen aber nicht ausschweifenden Erläuterungen verständlich ist. Bestimmt wird hier ein spezielles Thema behandelt, welches aber äußerst spannend ist und einen neuen sowie faszinierenden Blick auf Kunst gewährt, sodass ich die Lektüre dieses Werkes sehr empfehlen kann. Ich habe äußerst viel Neues gelernt und bin noch immer sehr beeindruckt.
Geschwindigkeit ist zu schlafen, wenn andere noch gähnen. (Aus: Für Eile fehlt mir die Zeit)

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