E.O. Chirovici: Das Buch der Spiegel

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subechto
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Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

E.O. Chirovici: Das Buch der Spiegel

Beitrag von subechto »

Die Wahrheit des einen ist die Lüge des anderen.

Literaturagent Peter Katz erhält ein unverlangt eingesandtes Manuskript. Autor ist Richard Flynn. Vor siebenundzwanzig Jahren hatte er in Princeton Anglistik studiert und träumte davon, Schriftsteller zu werden.
Das Manuskript handelt von der brutalen Ermordung Joseph Wieders. Wieder war Professor für Psychologie. Doch Richards Text endet abrupt. Der Fall wurde nie aufgeklärt. Erst nach 28 Jahren gelingt es einem ehemaligen Detective den Cold Case zu lösen.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive, unter anderem aus Sicht von Richard. Es geht um ein Dreiecksverhältnis zwischen ihm, seiner Freundin Laura Baines und Professor Wieder. Was ist wahr und was ist nur das Ergebnis unserer Fantasie?
War Laura Wieders Geliebte? Hat sie Richard die ganze Zeit angelogen? Stimmt das überhaupt, was Richard erzählt? Hatte er tatsächlich eine Beziehung mit Laura? Und was hat Derek, „der Mann für alle Fälle“, mit alldem zu tun? Nichts ist wie es scheint, keiner so unschuldig, wie er tut.
E.O. Chirovici erzählt seine Geschichte aus wechselnden Perspektiven. Er beginnt und endet mit Literaturagent Peter Katz. Zur Abrundung des Bildes lässt der Autor auch andere Akteure - neben Richard - den Reporter John und Ex-Detective Roy zu Wort kommen.
Doch leider stirbt Richard, bevor er befragt werden kann. Ein Verdächtiger leidet unter retrograder Amnesie und Roy befindet sich im Frühstadium von Alzheimer. Die Spuren sind alles andere als eindeutig.
E.O. Chirovici ist ein großartiger Erzähler. Was für eine schöne Sprache. Der Autor erzählt die hochkomplexe Geschichte in perfektem Tempo und mit stetig steigender Spannung bis zum überraschenden Ende. Die Dialoge sind authentisch.
Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Richard ist mir sofort ans Herz gewachsen. Seine Freundin Laura war mir dagegen suspekt. Und der Professor ist ein Manipulator. Er führt geheime Experimente durch. Insassen der Psychiatrie werden als Versuchskaninchen missbraucht.
Mein Lieblingszitat: „Alle hatten sich geirrt und durch die Fenster, in die sie zu spähen versuchten, und die sich am Ende alle als Spiegel herausstellten, nur immer sich selbst und ihre eigenen Obsessionen gesehen“.

Fazit: Ein klug komponiertes, anspruchsvolles Buch. Ein kleines Meisterwerk. Für mich das bisherige Highlight des Jahres 2017!
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