Jo Nesbø: Leopard

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subechto
Beiträge: 533
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Jo Nesbø: Leopard

Beitrag von subechto »

Harry Hole, ein harter Hund!

Nach dem 1. Kapitel hätte ich das Buch beinahe abgebrochen. So einen brutalen
Aufreißer hat Nesbø doch eigentlich gar nicht nötig! Kommissar Harry Hole ist -
wieder mal - am Ende. Diesmal ist es nicht der Alkohol, sondern Drogen und
Pferdewetten.

Jo Nesbø scheint eine Vorliebe für Fernost zu haben: Nach Kakerlaken in
Thailand, ist Leopard der 2. Harry Hole-Roman der in Südostasien spielt bzw.
dort beginnt und auch endet. Diesmal ist es Hongkong, statt Bangkok.

Wie schon in Schneemann wird wieder eine neue Kollegin vorgestellt. Diesmal ist
es Kommissarin Kaja Solness, die nichts unversucht lässt, Harry nach Oslo
zurückzuholen. Aber auch Katrine hat in Leopard ihren Auftritt, ebenso der
Schneemann!

Ich bin an sich kein fanatischer Reihenleser, aber in dem Fall schadet es
nichts, wenn man zumindest Schneemann vorher gelesen hat. Es gibt viele Bezüge,
auch versteht man sonst nicht, warum Katrine in der Psychatrie ist und der
Schneemann im Krankenhaus liegt...

Mit seiner genialen Beobachtungsgabe schildert der Autor die Atmosphäre - wie
immer - bis ins letzte Detail. Auch seine Figuren sind stets meisterhaft
beschrieben. Die nicht unkomplizierte Beziehung zwischen Harry und seinem im
Sterben liegenden Vater Olav, Harrys Kampf um Kompetenzen mit dem Leiter des
Kriminalamtes Bellmann und last but not least Harrys schwierige Beziehung zu
Frauen.

Ein bisschen Afrikapolitik bzw. Gesellschaftskritik à la Mankell ist auch
dabei. Der Showdown im Kongo ist einer der Härtesten, die mir bisher
untergekommen sind. Ich gestehe, da ein wenig quer gelesen zu haben. So genau
wollte ich es gar nicht mehr wissen. Hauptsache, Harry hat überlebt, so dass
eine Fortsetzung der Reihe möglich wäre...

Nur, warum das Buch auf deutsch den Titel "Leopard" trägt, hat sich mir nicht
erschlossen. Wegen der sprachlichen Affinität zu jenem afrikanischen
Mordwerkzeug, dem "Leopoldsapfel"? Wörtlich übersetzt heißt der Titel
"Panzerherz", das ist eigentlich eine (Herz-)Krankheit. Vielleicht aber hat das
Wort im Norwegischen eine andere Bedeutung? Denn auch Harry wünscht sich zum
Schluss ein Panzerherz!?

Ein sehr spannender, komplexer Thriller. Und auf jeden Fall die passende
Lektüre für diese Jahreszeit. Mein erstes Krimi-Highlight des neuen Jahres:
Mindestens 5* und eine unbedingte Leseempfehlung!
Isiera
Beiträge: 57
Registriert: So 28. Dez 2008, 20:46

Re: Jo Nesbø: Leopard

Beitrag von Isiera »

Ein spannender Thriller, der sich wohltuend von der Menge abhebt. Die einzelnen Personen und Schauplätze sind so lebendig geschildert, das einem beim Lesen die Handlungen direkt vor Augen stehen. Besonders gelungen ist dem Autor dies bei der Anfangsszene in Hongkong.
Während des Lesens konnte ich gut miträtseln ohne dass ich mir jemals wirklich sicher gewesen ist, wer der Täter ist. Der wirkliche Täter gehörte zwar von Anfang an zu meinen Verdächtigen, aber durch die vielen Wendungen gab es immer wieder Kandidaten, die mir wahrscheinlicher erschienen.
Was mich etwas - aber auch wirklich nur etwas - gestört hat, war das "Talent" von Harry Hole sich mehrmals aus lebensbedrohlichen Situationen retten zu können, das wirkte dann doch unglaubwürdig. Aber damit lässt sich angesichts der guten Unterhaltung, die der Roman bietet, gut leben.
Die anderen Bände über Harry Hole werde ich auf jeden Fall auch noch lesen um zu verstehen, wie Harry zu dem Mensch geworden ist, der er in diesem Band ist. Wenn die Bücher genauso spannend und mitreißend geschrieben sind, wie dieses könnte Nesbø der erste schwedische Krimi-/Thrillerautor werden, der mich über längere Zeit fesseln kann.
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