Was ich gerade lese...

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Ischen
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Beitrag von Ischen »

Ich habe gestern abend ein neues Buch angefangen:

Blasse Engel von Anders Roslund und Börge Hellström

Ein Geiseldrama in der Leichenhalle des Krankenhauses Süd in Stockholm endet tödlich. Für Kommissar Ewert Grens umso tragischer, denn der Tote war nicht nur sein bester Freund, sondern auch ein allseits bekannter und beliebter Polizist. Warum hat die junge Geiselnehmerin ausgerechnet ihn erschossen? Woher kannte sie ihn? Und warum hasste sie ihn so sehr?


Ich muss gestehen die ersten Seiten sind mir sehr schwer gefallen,aber jetzt möchte ich es gar nicht mehr aus der Hand legen.

Dann muss die Hausarbeit halt etwas warten
:wink:
Schlangelisa
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Beitrag von Schlangelisa »

Habe gerade Tod im Sommer von William Trevor gelesen und kann es nur weiterempfehlen !

Liebe Grüße
Eure Schlangelisa

https://www.booklooker.de/schlangelisa
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Kibabu
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Beitrag von Kibabu »

Ingrid Noll: Die Apothekerin
Leider kenne ich den Film schon, dann ist es nicht mehr ganz so interessant.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
mixalina
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Beitrag von mixalina »

Ich bin gerade im Zeitreise-Fieber :-).
Habe von Karen M. Moning hintereinander den
2. Teil "Das Herz eines Highlanders" und den
3. Teil "Küss mich, Highlander"
gelesen und fange nun mit dem
5. Teil "Der dunkle Highlander" an :lol: .

Ay, dann mal schnell ins Bettchen und noch ein paar Seiten gelesen! :wink:
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serena
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Beitrag von serena »

juhu,

ich lese grade [/b] "Wege der Liebe" von Patricia Graffny

Hab´s heute erst angefangen und vor mir liegen noch 500 Seiten *uff

lg
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noiz33
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Beitrag von noiz33 »

Hab gerade das Buch von der Fred Vargas Die dritte Jungfrau zu Ende gelesen. War spannend bis zum Schluß und mit einem überraschendes Ende.

Hab dann mit dem Buch von Joe Hill Blind angefangen

Die Zukunft der Horrorliteratur hat einen Namen: Joe Hill Der Rockstar Judas Coyne erwirbt über das Internet einen Geist. Was als vermeintlicher Spaß beginnt, wird bald zu einem blutigen Horrortrip auf der Straße des Todes. Mit Joe Hill betritt ein junger Autor die Szene, der - schon jetzt vielfach preisgekrönt - den Vergleich mit den Meistern des Genres nicht zu scheuen braucht. Rockstar Judas Coyne sammelt makabre Dinge: eine gebrauchte Henkersschlinge, ein Kochbuch für Kannibalen, einen Snuff-Film ... Als bei einer Internetauktion der Geist eines kürzlich Verstorbenen angeboten wird, zögert er deshalb nicht lang und klickt auf "Sofort kaufen". Als Beleg für das Geschäft kommt per Post in einer herzförmigen schwarzen Schachtel der Sonntagsanzug des Toten. Auf grauenhafte Weise erfährt Judas, dass es sich bei der Sache mit dem Geist mitnichten um einen Scherz handelt - er ist echt und sinnt auf Rache! Für Judas Coyne beginnt ein Horrortrip ...
Mit Joe Hill gewinnt die Horrorliteratur eine vielversprechende neue Stimme. Die Buchrechte an seinem Erstlingsroman "Blind" wurden auf Anhieb in 20 Länder verkauft; Warner Bros. hat sich bereits die Filmrechte an diesem Thriller des Übernatürlichen gesichert.

schaut mal vorbei
mixalina
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Beitrag von mixalina »

mixalina hat geschrieben:Ich bin gerade im Zeitreise-Fieber :-).
Habe von Karen M. Moning hintereinander den
2. Teil "Das Herz eines Highlanders" und den
3. Teil "Küss mich, Highlander"
gelesen und fange nun mit dem
5. Teil "Der dunkle Highlander" an :lol: .

Ay, dann mal schnell ins Bettchen und noch ein paar Seiten gelesen! :wink:
Und weil´s so schön war, folgt gleich Teil 6
"Der unsterbliche Highlander" hinterher.

*baldhabichdieseriegeschafftdenkt* :wink:
Schlangelisa
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Beitrag von Schlangelisa »

DIE FALLE von DOUGLAS KENNEDY

Spitze - praktisch in einem Rutsch durchgelesen - gibts jetzt auch in meinem Programm - mitdemzaunpfahlwink :lol:

Eure Schlangelisa

https://www.booklooker.de/schlangelisa
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Erzkanzler
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Beitrag von Erzkanzler »

Lese gerade "Die Kompanie der Oger" von A. Lee Martinez (Autor von: Diner des Grauens)!

Gefällt mir sehr gut :P Könnte (fast) mit Terry Pratchett in einem Atemzug genannt werden (fehlt nur die Hintergründigkeit).

Klappentext:

Für einen, der unsterblich ist, stirbt Never Dead Ned ziemlich häufig - nur kehrt er immer wieder ins Leben zurück.
Doch Ned bliebe lieber tot, als seine neue Aufgabe anzutreten: er soll die Oger- Kompanie befehligen, die verwahrloseste Truppe der Welt. Fliegende Kobolde, gehänselte Orgs, betrunkene Oger und verführerische Amazonen machen ihm das Leben zur Hölle...

Wer Fantasy liebt, wird auch dieses Buch mögen!
cu
Erzi
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krimtango
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Beitrag von krimtango »

Westend, von Martin Mosebach.
Zufällig hatte ich mir das Buch einen Tag, bevor die Nachricht kam, dass ihm der diesjährige Georg-Büchner-Preis verliehen wird, gekauft. Es handelt im Nachkriegsfrankfurt und ist in einer sehr schönen Sprache geschrieben. Mehr zum Inhalt kann ich noch nicht sagen, weil ich noch nicht sehr weit gekommen bin.
mixalina
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Beitrag von mixalina »

Ich habe gerade von Diana Gabaldon "Die Hand des Teufels" angefangen. Dieses Buch beinhaltet 3 Kurzromane um Lord John.
mixalina
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Beitrag von mixalina »

Und nun lese ich gerade zwei Vampir-Romane gleichzeitig:

1. Dark Lover (Teil 1) von J.R. Ward auf Englisch und da mir das für das stundenlange lesen momentan etwas zu anstrengend ist noch

2. Der Duft des Blutes von Rike Spreemann (alias Ulrike Schweikert). Die Geschichte ist nicht so der Burner, aber da
sie in Hamburg spielt, finde ich das sehr spannend :-).
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xenna
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Beitrag von xenna »

"Die Baskenmütze" von Blickensdörfer.
Ist zwar schon ein älteres Buch, aber bis jetzt (bin noch im ersten Drittel) recht gut.
Guckst du hier
Und hier stell´ich mich persönlich vor:
http://www.booklooker.de/xenna
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noiz33
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Beitrag von noiz33 »

Hab mit dem Buch gefangen

David Guterson Unsere liebe Frau vom Wald

Kurzbeschreibung

Ann Holmes ist sechzehn und mit den dunklen Seiten des Lebens bestens vertraut. Ausgerechnet dieser psychisch labilen Außenseiterin erscheint in einer gottverlassenen Gegend der USA die Jungfrau Maria. Die verwahrloste Ausreißerin, die vom Pilzesammeln lebt, fühlt sich berufen, die Botschaft der Mutter Gottes weiterzugeben. Zunächst sind es nur vier verlorene Seelen, die Ann Holmes in den Wald folgen: ein desillusionierter Alt-Hippie, eine alkoholkranke Barfrau, eine eifernde Katholikin und die Mutter eines vermissten Mädchens. Doch schon bald löst Ann unter den resignierten Bewohnern der trostlosen Provinz im Nordwesten Amerikas eine Massenpsychose aus.Ein Priester gerät dabei in Seelennöte. Ein ehemaliger Holzfäller will die Heilung seines gelähmten Sohnes sogar erzwingen. Auf der Suche nach Heil, Erlösung oder schnellem Geld hofft jeder auf ein Wunder für sich selbst. Ann Holmes wandelt sich von der verstockten Außenseiterin der Gesellschaft zur glühenden Jeanne d'Arc der Menschen, die vom Schicksal schmählich vergessen wurden.David Guterson ist mit diesem psychologisch dichten Roman ein Meisterwerk voller Leuchtkraft gelungen. In einer beklemmend schönen, poetischen Sprache erzählt er von der tiefen Sehnsucht eines jeden, in seinem Leben Sinn zu finden.

Leseprobe


An jenem Tag war das Mädchen im Wald, um Pfifferlinge zu sammeln, die es bei Einbruch der Dunkelheit in der Stadt verkaufen wollte. Ihren eigenen und den Berichten der anderen Bewohner des Campingplatzes von North Fork zufolge, die später vom Diözesanausschuss befragt werden sollten, von Pfarrer Collins von der Kirche St. Joseph in North Fork, vom Gesandten des Bischofs und den Reportern, die über die angeblichen Erscheinungen schrieben - einschließlich der Boulevardjournalisten, die an die Geschichte herangingen wie an einen Besuch von Marsmenschen oder die Geburt eines Kindes mit zwei Köpfen -, hatte sie ihren Zeltplatz vor acht Uhr morgens verlassen und war allein in den Wald gegangen.

Sie trug ein Sweatshirt, dessen Kapuze sie fest um den Kopf gezurrt hatte. Über ihre Absichten hatte das Mädchen mit niemandem gesprochen. Ziellos streifte sie durch einen Ahorngrund und ein Erlengehölz, überquerte auf einem morschen Baumstamm einen Graben und stieg dann einen Hang hoch, der in den tiefen Regenwald führte, in dem sie ernsthaft mit dem Pilzesammeln begann. Unterwegs aß das Mädchen Kartoffelchips und kniete zum Trinken an Bächen nieder. Sie schluckte das Antihistamin gegen ihre Allergien. Während sie nach Pilzen Ausschau hielt, lauschte sie der einsamen Musik der Vögel und blieb - wie sie später Pfarrer Collins beichtete - zweimal stehen, um zu masturbieren. Der Tag war ruhig, es gab weder Regen noch Nebel, und kein Windhauch bewegte die Äste der Bäume. Es war genau die Art Stille, bei der die Zeit stehen bleibt oder es dem Wanderer so erscheint. Das Mädchen pausierte oft, um über dieses Phänomen nachzudenken und ihre Einsamkeit ganz bewusst wahrzunehmen. Sie kniete nieder und betete den Rosenkranz - es war Mittwoch, der 10. November, deshalb sprach sie die Glorreichen Geheimnisse -, dann folgte sie einer Elchroute und kam in ein Gebiet, in dem sie noch nie zuvor gewesen war oder an das sie sich zumindest nicht erinnerte, eine Ebene mit hohen Douglaskiefern, die von Windwurf und Weinahorn, an dem lange Hexenhaarflechten hingen, fast erstickt wurden.

Hier legte sie sich in ein Moosbeet und träumte, dass sie im Moos lag und ein Schatten oder eine Gestalt - ein Raubvogel, ein leuchtender Mensch - sich von oben auf sie stürzte. Als sie wieder aufstand, entdeckte sie zwischen den Leberblümchen, die im Schatten von Windbruch wuchsen, Pfifferlinge. Sie schnitt sie weit unten am Stiel ab, rieb sie sauber und legte sie vorsichtig in den Eimer. Lange Zeit pflückte sie ohne Unterbrechung, wobei sie immer tiefer in den Wald geriet, und freute sich über den trockenen Tag, der ihr genügend Pilze bescherte, um ihren Ausflug zu rechtfertigen. Wie gebannt lief sie immer weiter.

Mittags las sie in ihrem Taschenkatechismus, dann betete sie - Unser tägliches Brot gib uns heute -, bekreuzigte sich und aß noch mehr Kartoffelchips und zwei Schokoladendonuts. Während sie sich ausruhte, hörte sie den Ruf einer Drossel, doch schwach, verhalten und wie aus weiter Ferne. Das Sonnenlicht fiel jetzt in schrägem Winkel durch die höchsten Äste. Sie suchte sich einen breiten, starken Strahl, in dem Tüpfel von Staub und feiner Waldstreu tanzten, legte sich in die flirrende Wärme und schaute in den Himmel. Wieder schlief sie ein, und wieder träumte sie, diesmal von einer Frau, die verstohlen durch die Bäume huschte und in der Dunkelheit leuchtete, als würde sie von einem Scheinwerfer angestrahlt. Sie befahl ihr, vom Boden aufzustehen und wieder Pfifferlinge zu suchen.

Das Mädchen erhob sich und lief weiter. Ohne es richtig zu bemerken, hatte sie die Orientierung verloren, und die beiden seltsamen Träume verstörten sie. Da sie wieder einen Anflug von Lust verspürte, legte sie im Gehen gedankenlos eine Hand zwischen die Beine. Sie überlegte, ob sie sich eine Erkältung oder die Grippe eingefangen hatte. Auch ihre Allergien und ihr Asthma schienen schlimmer geworden zu sein. Sie hatte ihre Periode bekommen. In den Zeitungen hieß es, ihr Name sei Ann Holmes, nach der Großmutter mütterlicherseits, die eine Woche vor Anns Geburt an Sepsis und Lungenentzündung gestorben war. Ann und ihre Mutter, die bei Anns Geburt fünfzehn war, lebten in ständig wechselnden Mitunterkünften bei Anns Großvater, einem Fernkraftfahrer mit kompliziert verschlungenen Spielschulden. In den Zeitungen stand jedoch nichts davon, dass der Freund ihrer Mutter, ein Ecstasysüchtiger, Ann seit ihrem vierzehnten Lebensjahr regelmäßig vergewaltigt hatte. Danach lag er dann neben ihr, das bartlose längliche Gesicht zu einer grotesken Leidensmiene verzerrt. Manchmal weinte er oder entschuldigte sich, aber meistens drohte er damit, sie zu töten.

Als Ann fünfzehn war, nahm sie Fahrstunden, von denen sie nur eine verpasste, an dem Freitagnachmittag, an dem sie ihre Abtreibung hatte. Acht Monate später ging nach einem Anfall von Übelkeit in der Toilette eines Minimart ihr zweiter Fetus ab. An ihrem sechzehnten Geburtstag kaufte sie für die dreihundertfünfzig Dollar, die sie mit dem Sammeln von Trüffeln und Pfifferlingen verdient hatte, ein zweitüriges Auto, dessen Karosserie an mehr als einer Stelle verbeult und verzogen war. Am nächsten Morgen fuhr sie fort.

Ann war klein und zierlich, und wenn sie ihre Sweatshirtkapuze über den Kopf zog, hätte man sie leicht für einen hellhäutigen und verträumten zwölfjährigen Jungen halten können. Oft keuchte sie asthmatisch, nieste leise, schnäuzte sich und hustete in die Faust oder in die offene Hand. Morgens waren ihre Jeans fast immer feucht vom Regen oder vom Tau, der von den Farnwedeln tropfte, und ihre Hände sahen rau und rötlich aus. Sie roch nach Holzrauch, Laub und dreckigen Klamotten und lebte seit einem Monat auf dem Campingplatz von North Fork in einem Zelt am Fluss. Die anderen Platzbewohner erzählten den Reportern, dass sie eine Plastikplane mit ein paar Schnüren festgespannt habe, unter der sie oft an einen Baumstamm gelehnt saß und im Licht des Feuers las. Die meisten beschrieben sie als still und schüchtern, aber nicht unsympathisch, unangenehm auffallend oder in ihrer Zurückhaltung bedrohlich. Denjenigen, die ihr in jenem Herbst im Wald begegneten - meist andere Pilzsammler, aber auch Elch- und Hirschjäger und einmal ein Holzmesser der Stinson Company -, waren ihre Unscheinbarkeit und der misstrauische Blick unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze aufgefallen.

Eine Pilzsammlerin namens Carolyn Greer, die in einem Wohnwagen auf dem Campingplatz von North Fork lebte, behauptete, sie habe an einem Abend gegen Mitte Oktober mit Ann Holmes zu Abend gegessen. Sie hätten sich Suppe, Brot und Dosenpfirsiche geteilt und über Alltägliches gesprochen, aber kein Wort über sich selbst und ihre persönlichen Geschichten verloren. Ann habe nicht viel zu sagen gehabt. Die meiste Zeit habe sie in ihrem Suppentopf gerührt, zugehört und ins Feuer gestarrt. Sie erwähnte allerdings ihr Auto, das ihr Sorgen machte und dessen Getriebe so kaputt war, dass sie keine Gänge mehr einlegen oder es von der Stelle bewegen konnte. Die Batterie war am Ende, und die Windschutzscheibe und übrigen Fenster schienen für alle Zeiten von einem undurchsichtigen, hartnäckigen Schleier bedeckt zu sein. Der Wagen stand neben ihrem Zelt und war von herabgefallenen Zedernnadeln übersät. Auf beiden Sitzen türmten sich Plastiktüten, Papiersäcke und Pappschachteln, in denen sie ihre Habseligkeiten aufbewahrte.

Dass sie zusammen gekifft hatten, während die Suppe köchelte, erzählte Carolyn dem Gesandten des Bischofs nicht. Zum einen ging das niemanden etwas an, und zum anderen wäre sie dann mit hineingezogen worden. Carolyn rauchte regelmäßig Pot. Es überraschte sie, dass Ann nach ein paar Zügen nicht lockerer und redseliger wurde, wie die meisten Menschen, die bekifft an einem Lagerfeuer hockten. Stattdessen wurde sie noch zurückhaltender, unzugänglicher und verschlossener. Ihr Gesicht verschwand ganz unter der Kapuze ihres Sweatshirts. Wenn man sie ansprach, antwortete sie knapp, aber höflich und stocherte dabei ununterbrochen in den Holzkohlen herum. Ihr einziges Thema war ihr kaputtes Auto.

Ann war nichts anderes übrig geblieben, als auf den öffentlichen Bus auszuweichen, der eine halbe Meile vom Campingplatz entfernt an einem Laden anhielt und sie für fünfundachtzig Cents bis vor den MarketTime in North Fork brachte. Der Busfahrer sagte aus, dass sie immer mit passend abgezähltem Kleingeld bezahlte, manchmal auch mit Pennys, und seinen Gruß freundlich erwiderte. Einmal sprach er sie auf die Pilze in ihrem Eimer an und kommentierte deren Menge, Größe und goldenen Schimmer. Da hatte sie ihm ein paar geschenkt und sie lose in ein Stück Zeitungspapier geschlagen, das sie hinten im Bus gefunden hatte. Auf dem Highway lehnte sie den Kopf gegen das Fenster und schlief. Oft las sie auch in einem Taschenbuch, das er irgendwann als Katechismus ausmachte. Wenn sie in der Stadt ausstieg, hatte sie die Kapuze immer noch über dem Kopf und sagte Danke oder Auf Wiedersehen.

Ein halbes Dutzend Mal hatte sie sich von einem Pilz- und Reisigsammler namens Steven Mossberger mitnehmen lassen, der einen dichten Bart, eine dunkle Brille und eine Wollmütze trug, die er sich weit über die Stirn zog. Als er sie eines Nachmittags mit einem Eimer voller Pfifferlinge die Straße entlangwandern sah, hatte Mossberger das Fenster seines Pick-ups heruntergekurbelt und ihr erklärt, dass er auf demselben Campingplatz wie sie lebte und ebenfalls Pilze sammelte. Dann hatte er angeboten, sie mitzunehmen. Ann hatte ganz ruhig abgelehnt. Nein, danke, hatte sie gesagt. Es geht schon.

Als er sie das nächste Mal traf, es war gegen Ende Oktober, hielt er in der Dämmerung und bei Nieselregen neben ihr und sie nahm sein Angebot ohne zu zögern an. Er lehnte sich über den Beifahrersitz, um die Tür aufzustoßen, und sie stieg ein. Sie roch nach nassen Kleidern und Pilzen, stellte den Eimer mit den Pfifferlingen auf ihren Schoß und sagte, es sei ein wenig feucht draußen. Woher kommst du?, fragte Mossberger. Unten aus Oregon. Nicht weit von der Küste. Wie heißt du? Sie nannte ihm ihren Vornamen. Er nannte seinen vollen Namen und reichte ihr die Hand zum Gruß, den sie sanft erwiderte.

Später redete er sich ein, dies sei ein spirituell aufgeladener Moment gewesen, und er habe die Hand Gottes gespürt, als er ihre Hand in die seine nahm. So beschrieb er es dem Diözesanausschuss und dem Gesandten des Bischofs: Eine Hand, die mehr war als andere Hände, sagte er, und ihn mit etwas in Verbindung brachte, das über sein normales Leben weit hinausging. Insgeheim war ihm aber durchaus klar, dass es vermutlich nichts anderes als der leichte Kitzel war, den ein Mann verspürt, wenn er einer Frau die Hand schüttelt.

In North Fork verkaufte Ann ihre Pilze an Bob Frame, einen Mechaniker, der sich auf Maschinen für die Holzwirtschaft spezialisiert hatte und nebenbei einen Pilzhandel betrieb. Obwohl er sonst ein ziemlich redseliger und zum Scherzen aufgelegter Mensch war, antwortete er dem ersten Journalisten, der ihn ausfragte, instinktiv einsilbig und herablassend. Die Pilze des Mädchens, so Frame, seien immer tadellos gesäubert gewesen, außerdem hätten ihre Eimer selten Ausschussware enthalten. Nur einmal, an einem Abend, an dem es stark geregnet hatte, habe sie den Kaffee getrunken, den er immer gratis für seine Sammler bereitstellte. Ein paar Minuten lang hatte sie am elektrischen Heizofen gesessen, an einem Styroporbecher genippt und ihm dabei zugeschaut, wie er die Pilze auf Zeitungspapier schichtete und die Ausbeute eines Tages abwog. Als er so dicht neben ihr arbeitete, hatte er das Gefühl, dass sie schon lange, vielleicht wochenlang, nicht mehr gebadet oder ihre Kleidung gewaschen hatte. Er erinnerte sich sehr wohl, dass sie ihren Lohn nicht in der Hosentasche ihrer Jeans, sondern in einem Lederbeutel aufbewahrte, den sie um den Hals trug, und dass ihre Schuhe schon sehr abgetragen waren. An einem löste sich bereits die Sohle, sodass eine feuchte Wollsocke zum Vorschein kam. Selbst in seinem Schuppen hatte sie die Kapuze ihres Sweatshirts aufbehalten und die Hände in dessen Taschen vergraben.

Frame erzählte den Journalisten nicht, dass sie keine Sozialversicherungsnummer angeben konnte, als er sie danach fragte. Er hatte bar auf die Hand gezahlt und in seinen Büchern nichts über Lohnzahlungen an eine Ann Holmes festgehalten, und wegen dieser kleinen, beunruhigenden Unterlassung ärgerte er sich jetzt, dass er sich überhaupt zu Ann Holmes geäußert hatte. Nach diesem einen Mal sprach er nie wieder mit einem Journalisten und erzählte in der Stadt, der ständige Medienrummel um diese Visionärin sei ein Spektakel, zu dem er nicht beitragen wolle, weil es sonst mit seiner Ruhe vorbei wäre. In Wahrheit war es aber das Schreckgespenst einer Steuerprüfung, das ihn verstummen ließ, allerdings vertraute er seiner Frau unter dem Siegel der Verschwiegenheit an, dass das Mädchen sich einmal den Lederbeutel vom Hals genommen habe und dabei aus Versehen eine Kette mit einem Kreuz entblößte, das, wie Bob sagte, in leuchtendem Gold geglüht habe.

Von Frames Schuppen ging Ann jeden Abend mit ihrem Eimer zum MarketTime und machte ein paar Einkäufe. Eine Kassiererin erinnerte sich an ihre Vorliebe für Zuckerwaffeln, kleine Tüten mit Schokoladenmilch, Burritos und Starburst Fruchtkaugummis. Sonst fiel niemandem etwas Besonderes ein, außer dass sie immer ihre Kapuze trug und das Wechselgeld nachzählte. Öfter als andere Kunden bat sie um den Schlüssel zur Toilette im Lagerraum und wusch sich hinterher mit dem Spülmittel am Mehrzweckbecken die Hände. Manchmal steckte sie ein paar Pennys in die Sammeldose der Stiftung für verunglückte Holzfäller.

Anfang November liefen zwei Mädchen aus North Fork, die in den Wäldern östlich der Stadt Pfifferlinge suchten, Ann Holmes über den Weg. Sie besuchten die siebte Klasse der Mittelschule und hatten den ganzen Herbst über das Pilzesammeln als Vorwand genutzt, um nach der Schule im Wald zu kiffen. Außer ihren Pilzeimern und Taschenmessern hatten sie noch einen Beutel Marihuana, eine kleine Pfeife und Streichhölzer dabei. Da sie auf keinen Fall erwischt werden wollten, sorgten die vorsichtigen Mädchen, die schon nach dem Genuss einer kleinen Menge Pot ewig lang kicherten, immer für genügend Kaugummi, Augentropfen und billiges Parfüm. Außerdem waren sie die ganze Zeit über geradezu krankhaft angespannt und schreckten bei jedem Geräusch im Wald zusammen. Schon das Rufen eines Vogels beunruhigte sie. Ein Flugzeug über ihren Köpfen oder ein Lastwagen auf weit entfernter Straße ließ sie wie gelähmt und mit weit aufgerissenen Augen stehen bleiben.

An jenem Nachmittag waren sie schon eine halbe Stunde lang high, kicherten wie gewöhnlich und pflückten hier und da ein paar Pilze, als sie Ann Holmes auf einem Baumstamm hocken und sie beobachten sahen. Sie hatte die Hände in den Taschen ihres Sweatshirts vergraben und die Kapuze um die Wangen gezurrt, sodass ihr Gesicht im Schatten lag. Anfangs dachten die Mädchen, sie sei ein Junge in ihrem Alter, ein fremder Junge, der nicht aus ihrer Stadt kam, und selbst als sie nah genug waren, um den von Pfifferlingen überquellenden Eimer zu sehen, waren sie immer noch unsicher, ob sie nicht doch ein Junge war, obwohl sie ihr Gesicht jetzt genau sahen. Beiden war klar, dass sie bekifft waren, und sie überlegten, ob man es ihrem Verhalten anmerken würde. Sie bemühten sich, völlig normal zu reagieren. Boah, sagte die eine. Das ist ne Menge.

Ich hätte noch einen Eimer mitbringen sollen. Wahnsinnig. Hammerhart. Ist dir schon mal aufgefallen, dass Eimer sich mit Schleimer reimt? Crystal. Wie bitte? Mein Gott, Crystal. Klar, reimt sich. Mein Gott, Crystal. Klar. Sie kicherten jetzt in abgehackten Stößen, versuchten aber, sich in den Griff zu bekommen, und schlugen beide die Hand vor den Mund, um das Lachen zu unterdrücken. Ann lockerte die Kordel ihres Sweatshirts, schob die Kapuze aus dem Gesicht und strich sich durch das Haar. Es war kurz, ungekämmt, klebte ihr am Kopf und hatte die Farbe von altem Stroh. Jetzt sahen die anderen beiden, dass Ann ein Mädchen war, was nicht so gut ankam wie ein fremder Junge im Wald, mit dem sie in der Schule hätten angeben können. Bist du von hier?, fragte die eine. Ich komme vom Campingplatz. Wie? Dort geboren? Sie lachten wieder und hielten sich den Mund zu. Eine von ihnen wäre fast vornüber gekippt. Leute, ihr seid ja voll breit, sagte Ann. Wir sind nicht breit, wir sind total zugeknallt. Bin echt voll umnebelt. Voll abgedröhnt. Ich auch. Sie hockten sich im Schneidersitz auf den Waldboden. Das Mädchen, das Crystal hieß, zog ein Kartenspiel hervor, das andere einen Beutel voll Marihuana. Ziehen wir noch einen durch, schlug sie vor. Vielleicht ein bisschen, erwiderte Ann.

Sie rauchten Gras, spielten Karten und aßen dabei eine Stange rote Lakritze, ein paar Schokolinsen und eine Tüte Paprikachips. Ann fragte, ob sie an Jesus glaubten. O je, meinte die eine. Bist du ein Jesusfreak? Ich wollte nur wissen, ob ihr an Jesus glaubt. Ich glaube, Jesus isst Apfelmus. Jesus ist der Grund für jede Stund. Wieder schlugen sie die Hände vor den Mund. Jesus rettet und Moses investiert, deshalb schwimmen alle Juden im Geld. Denen gehört ganz Hollywood. Voll. Ich muss heim.
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superbushy
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Beitrag von superbushy »

Ich lese derzeit "Tochter des Windes" von Elizabeth Haydon (Teil 1 der Rhapsody-Saga).
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Irgendwie komme ich z.Zt. nicht von Fantasy los... :)
Gruß, superbushy
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->Lesen gefährdet die Dummheit<-
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