Wiener Waisenjunge nach Ungarn - Buch gefunden, 1000 Dank

[nine]

Guten Tag, liebe Lesemäuse mit gutem Gedächtnis,
ein zweiter Versuch:
Ich suche ein Kinderbuch, für Leser, also kein Bilderbuch - wohl so das klassische Kinderbuchalter ab 10, vermutlich aus den 50er Jahren. Ich glaube, es war in sozialistischen Kreisen sogar ziemlich bekannt oder stammt von einem bekannten (DDR?)-Autor, aber er fällt mir ebenso wenig ein wie der Titel. Ich bilde mir ein, es in einer österreichischen Ausgabe gelesen zu haben, aber es kann auch aus der DDR stammen.
Am Anfang (nicht in den allerersten Sätzen, aber auf den ersten Seiten) ist von einem Waisenkind die Rede, einem Jungen, dem es nicht gut geht. Der Autor wendet sich an die Leser und es heißt sinngemäß:
Ihr denkt jetzt vielleicht, dass man zu ihm doch besonders nett sein müsste, aber ihr müsst wissen, er wohnte in Wien, das liegt in Österreich, und das ist ein kapitalistisches Land und im Kapitalismus ist man nicht gut zu Waisenkindern.
Die Lösung ist dann auch, dass er ins sozialistische Ungarn kommt, in einer (wenn ich mich recht erinnere) ziemlich abenteuerlichen Flucht.
Mehr weiß ich nicht mehr.
Ich würde mich riesig freuen, wenn es jemand kennt und mir einen Tipp geben kann.
DANKE!

[terracotta]

Ein paar Fragen:

- In welchem Jahr hast Du (ungefähr) das Buch gelesen? Das ist ein objektiveres Merkmal als die Vermutung, dass es in den 50er Jahren erschienen ist.

- Worauf gründet sich Deine Annahme, dass das Buch in "sozialistischen Kreisen" bekannt war bzw. von einem bekannten Autor stammt?

- Sicherheitshalber frage ich auch, ob Du Dir vollkommen sicher bist, dass der Junge in der Geschichte von Wien nach Ungarn (und nicht z. B. in die Tschechoslowakei) flieht.

[nine]

Ich habe das Buch ca 1980 in einem österreichischen Antiquariat gekauft und wurde mehrfach auf das Buch angesprochen, von damals ca 40jährigen Leuten, die es offensichtlich kannten (und sozialistisch angehaucht waren bzw. eine solche Vergangenheit hatten). Ich kam nur dazu, es durchzublättern und den Anfang zu lesen, dann entdeckte es ein DDR-Flüchtling und freute sich so sehr über die Wiederbegegnung mit seinem Lieblingsbuch, dass ich es ihm schenkte. Daraus schließe ich auf einen gewissen Bekanntheitsgrad.
Die bereits genannte Textstelle hatte sich mir so eingeprägt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, Autor und Titel je zu vergessen - ist aber leider passiert und ich habe zu diesen Leuten keinerlei Kontakt, kann also niemanden fragen.
Das Buch kann eigentlich nur aus den 50ern stammen. Es war noch keine Hochglanz-Ausgabe, aber die Papierqualität war deutlich besser als die der ersten Nachkriegsbücher. HC mit dunkelblauem Papierumschlag. Und inhaltlich war es noch getragen von der ersten, hoffnungsvollen, gläubigen Aufbruchstimmung. Und, ja, der Waisenjunge, dem es im kapitalistischen Wien schlecht geht und der eine Zukunft im sozialistischen Ungarn findet, ist so ziemlich das Einzige, das ich mit absoluter Sicherheit weiß. Ich kann nur darauf hoffen, dass es jemand kennt, sonst findet man es nicht (wie ich aus trauriger Erfahrung weiß, schluchz, schluchz). Waise, Wien, Ungarn etc. kommen im Titel nicht vor. Und möglicherweise gibt es noch einen ganz anderen Handlungsstrang, der mir entgangen ist, weil ich so sehr auf dieses "Waise im Kapitalismus"-Motiv fixiert war.
Vielen, vielen Dank für Eure Bemühungen.

[terracotta]

Das ist "Die Grenzbuben" von Leo Katz:

http://books.google.de/books?id=RG8aAQA ... CCsQ6AEwAA

[nine]

Das ist es wirklich - es ist nicht zu fassen! Leo Katz ist mir sogar ein Begriff (allerdings mit Rumänien, nicht mit Ungarn). Wie ich das nur vergessen konnte! Immerhin lag ich mit Österreich und der DDR gar nicht so daneben... Aber ich hätte es mit Sicherheit nicht gefunden, diese Art des Aufspürens ist mir völlig fremd; bei mir läuft das nur so, dass ich etwas kenne und mich erinnere. Vielen, vielen Dank für Deinen Einsatz und Bewunderung für Deine Spürnase!
Juhu, ich hab es wieder! Auch der Sekundärliteratur-Link ist ein toller Hinweis, das werde ich mir alles zusammensuchen.
Ich bin begeistert und danke Dir noch mal ganz herzlich.

Liebe Grüße
Nine