Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Sie suchen verzweifelt ein Buch, kennen aber nicht den Autor und/oder den Titel? Vielleicht kann jemand weiterhelfen, wenn Sie den Inhalt beschreiben...
williwu
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von williwu »

Mann, das ist ja super, was ihr alles herausfindet:

@shannon:
Hansjörg Martin ist der Richtige, wenn ich meine eigene Kindheit Revue passieren lassen möchte, ab Mitte der Sechziger. Sind aber 10 Jahre zu spät. Wobei evtl. auch die Kinderbücher von Martin zur Anschauung in Frage kommen, und da sind die ältesten von Anfang der Fünfzier datiert. Nicht ganz das, woran ich gedacht hatte. Aber ein Anfang...
Danke für den Tipp.

@ghostwriter:
Klingt auch spannend, die Inhaltsangabe. Werde ich mir wohl anschaffen, das Buch. Aber für meine konkreten Zwecke ist es leider trotzdem nicht das Richtige, und dann auch noch München statt Hamburg oder Bremen... Für den gleichnamigen Film scheinen die Drehbuchautoren da einach einen Ausschnitt verwendet zu haben.

@spiralnebel:
Ja, womöglich ist das Buch so oder so eine gute Idee, die meiner Bibliothek gut zu Gesicht steht.

Danke einstweilen!
shannon
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von shannon »

Gefährliche Neugier und Kein Schnaps für Tamara sind zwar erst in den 60ern erschienen, die Handlung selbst spielt in den 50er Jahren. Martin hat in diesen Krimis seine Eindrücke aus der Zeit, als er noch in Ostfriesland lebte, verarbeitet. Ich weiß nicht, ob die Verfilmungen seiner Romane dann in die 60er verlegt wurden. Jedenfalls ein interessantes Thema; ich beobachte jetzt mit, was andere noch so finden und werde den einen oder anderen Krimi aus dieser Zeit lesen.
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spiralnebel111
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von spiralnebel111 »

Kommen denn Kinderbücher in Frage?
williwu
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von williwu »

spiralnebel111 hat geschrieben:Kommen denn Kinderbücher in Frage?
Eigentlich nicht! Hintergrund ist der: Für ein eigenes Schreibprojekt, das in einer norddeutschen Küstenstadt in den 50ern handelt, brauche ich halbwegs authentische Situationsbeschreibungen. Die besten und am meisten authentischen dürften welche sein, die aus der Zeit sind. Da nützt mir Süddeutschland recht wenig, röhrende Hirsche gleich gar nicht und Graf Waldeck, der Lieschen Schmidt verführt, was Baronin Falkenschiss eifersüchtig macht, ist auch nicht mein Metier. Ein Buch aus der Zeit, das aber den ersten WK beschreibt, hilft mir ebenfalls nicht. Und schon gar kein FBI-Schlagetot in Chikago, bei dem wahrscheinlich überhaupt nichts stimmt. Irgendein Großstadtdetektiv oder Kommissar (oder hießen die damals noch Inspektor?), der auch mal durch eine Trümmerlandschaft wandert, der seinen Beruf womöglich noch bei der Gestapo gelernt hat und über diese neue Methode "good Cop, bad Cop" lacht, weil er noch "bad Cop, worse Cop" gelernt hatte, evtl. Beschreibungen der damals fahrenden Kabinenroller, aber auch der Gebrauchten aus den Dreißigern usw - das schwebt mir in Ansätzen vor. Ein Krimi in einer Zeit ohne Überwachungskameras, Handys, DNA-Tests, Ringfahndung und den ganzen Kram. Als die Prostituierten noch gefallene Mädchen und keine eingeschleusten osteuropäischen Sklavinnen waren und selbstverständlich einen Luden hatten. Als Männer, die ohne Hut und Schlips gingen, obwohl sie nicht zur Arbeiterklasse gehörten, scheel angeguckt wurden. Als ein Hafenumschlag von lebenden Schauerleuten und Tallymännern und nicht computergesteuerten Containerkränen stattfand - und nachts im Hafen so manche Sache geschah, die nicht ans Tageslicht durfte (und btw. als Schiffe noch einfach schön waren und nicht so plump aussahen wie heute). Als Wäsche auch ohne Waschmaschine sauber und Essen ohne Kühlschrank dennoch nicht salmonellenverseucht auf den Tisch kam. Was hat damals ein allein lebender Mann so gegessen? Erbsensuppe? Und wie hieß das, wo er es gegessen hatte - Suppenküche? Als Frauen nur in Ausnahmesituationen Hosen getragen haben, kleine Mädchen noch knicksten und adoleszentes Prekariat einfach "halbstarke Bengel" waren. Als verschwundene Menschen angesichts der Tatsache der Vermissten und noch in Russland kriegsgefangenen Männer eher Normalfall denn Problem waren, die akribische deutsche Verwaltung in den Anfängen lag und so manches auch aus der Nazizeit überlebende Relikt brandgefährlich unter der dünn wachsenden demokratisch-republikanischen Jungepidermes schwelte und wucherte. Die Selbstverständlichkeit dieser Lebenssituation in einer Kriminalhandlung möchte ich mir erlesen - neben der unumgänglichen Sachrecherche.

Da mag ein guter Autor wie Hansjörg Martin auch das eine oder andere Kinder- oder besser noch Jugendbuch geschrieben haben, das mir ebenfalls weiterhelfen könnte. Aber Priorität haben natürlich die Erwachsenenbücher, am besten Krimis. Spionage ist auch ganz okay, aber nicht mein Hauptziel. Die Mühlheim-Krimis sollen hinwiederum totrecherchiert worden sein, was mir im Zweifel ja auch hilft, aber langweilig werden könnte.

Hansjörg Martin ist immer das Lesen wert, aber Ostfriesland?

Wie auch immer, sowas suche ich...
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spiralnebel111
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von spiralnebel111 »

Hans Georg Bentz (gestorben 1962) hat auch Krimis geschrieben. Ich kenne seine Familien-Hunde-Autobücher, und die Zeit/der Zeitgeist, ist in seinen Büchern sehr lebendig. Der Krimi mit Mafia im Titel spielt in Amerika, andere seiner Krimis (ich weiß leider nicht mehr wo ich das gelesen habe, müsste aber unter H.G. Bentz zu finden sein) in einer "ungenannten deutschen Stadt". Bentz lebte unter anderem in Berlin. Vielleicht kennt jemand diese Krimis.
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vitalis
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von vitalis »

Bentz schrieb vorwiegend Tier- und Familiengeschichten. Seine Krimis entstanden erst in den 60ern:

1960 Schneller als der Tod - Roman einer Mordkommission, Gütersloh: Mohn (1975 Heyne 5232)
1964 Kriminaldirektor Türks schwerster Fall, Gütersloh: Mohn (1974 Heyne 5102)
1966 Der Dicke und die Mafia, Gütersloh: Sigbert Mohn
1969 Das fremde Gesicht, Gütersloh: C. Bertelsmann (1974 Heyne 5072)
Moranda
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von Moranda »

ich würde für Hintergrundinformationen das Buch "Wenn du lächelst bist du schöner", empfehlen.
Es gibt sehr realistisch das damalige Zeitgeschehen wieder. In den 50iger Jahren gab es
keine Trümmerlandschaften mehr, aber sehr wohl beschädigte Häuser und einzelne Trümmer-
grundstücke in den Großstädten. Überall mussten die Flüchtlinge aufgenommen werden. Nach den
Kriegsflüchtlingen, diejenigen, die noch aus dem Osten kamen. Es gab überall Baracken und Nissenhütten und Behelfsheime. Familien mussten sich Wohnraum teilen und zusammen Bad und Küche benutzen. Ich war Kind in diesen Jahren und ich kann mich erinnern, dass die Müllabfuhr und der Milchmann noch mit Pferd und Wagen gekommen sind. Die Eisenbahnen waren Dampfloks und in Hamburg fuhr noch die Straßenbahn. Und es gab kleine Kneipen, Eckkneipen, in denen man billig
essen und trinken konnte, wesentlich mehr als heute. Das war, denke ich mal das Millieu für
alleinstehende Männer. Leider auch für die verheirateten. Am Freitag war da volles Haus, wenn
der Wochenlohn in der Lohntüte überreicht wurde, da kam wohl oft nicht viel zu Hause an.
Kennst du niemanden, der die Zeit erlebt hat und dir davon erzählen kann?
Ich habe in Sammlungen von wahren Verbrechen auch einige gelesen, die aus dieser Zeit
stammten.
williwu
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von williwu »

Huch? Ich hatte doch schon zu H. G Bentz, den ich ja als Autor guter, netter Tiergeschichten kenne, geantwortet und mich gewundert, wie jemand hauptsächlich in den 60ern Krimis schreiben kann, wenn er bereits 1962 gestorben ist (es war 1968 lt. Wikipedia). Muss wohl irgendwo im Nirwana des unergründlichen Internets verschütt gegangen sein.

@Moranda:
Sachinformationen von Zeitzeugen, etwa meinem auch schreibenden Patenonkel, gehören sowieso zu meinen Informationen. Ich besuche zudem häufig ein 50er-Jahre-Museum (wo mir Freaks noch genau erklären können, was denn die Macken der Isetta waren usw., mein Onkel weiß da mehr über den Fiat 500 Nuova) und bin mit Leuten des historischen Vereines meiner Heimatstadt in Kontakt, außerdem sind einige Sachbücher über die 50er auf meinem Wunschzettel.
Aber damalige Krimi-Belletristik gibt mir Auskunft über etwas anderes: über die Antizipation der damaligen Leser zum Thema "Verbrechen" - in dem, was thematisiert wurde und was auch nicht. Das kann ich dann bewusst verwenden, indem ich es berücksichtige oder bewusst ignoriere. Das Zeitungsarchiv meiner Heimatstadt sagt mir, was damals wirklich verbrechensmäßig geschah, der Krimi aus der Zeit sagt mir, was damals die Leser verbrechensmäßig erwartet haben (oder erwarten konnten, falls die Autoren sich über die tatsächliche Erwartung ihrer Leser hinweg gesetzt hätten).
Ich habe nicht Angst in die Falle zu tappen, dass ich meinen Helden regelmäßig morgens duschen statt den Waschtisch benutzen, ihn Currywurst statt Suppe essen oder als allein erziehenden Vater mit seiner Tochter zusammen leben lasse - btw. so jung bin ich ja auch nicht mehr. Aber die vielen kleinen Dinge, die damals selbstverständlich waren und die heute ausgemerzt sind, die kann mir auch kein Zeitzeuge erzählen, denn er ist ja auch nicht mehr, was er damals war.
Danke für deine Buchempfehlung, die schaue ich mir mal an.
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spiralnebel111
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von spiralnebel111 »

Schöne Zeitzeugen sind die entsprechenden Bände von "Das neue Universum", ein Jahrbuch für die Jungend. Da wird nicht nur so manches erklärt was "neu" ist, und somit gezeigt, wie es bisher war; sondern durch die Vielfalt der Beiträge kommt die Stimmung* der entsprechenden Zeit gut rüber. Ich weiß das, weil mir das bei den Bänden der sechziger auffiel, da kam dieser "Ach-Ja-Effekt". Ach ja, so war das damals. Und viele Fotos.
Da sie schwer sind, sind natürlich die Versandkosten relativ hoch, sie sind aber auf Bücherflohmärkten immer noch gut vertreten.
*Ich weiß nicht, wie ich das sonst nennen soll.
Ghostwriter
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von Ghostwriter »

Eine Möglichkeit wäre auch "Wir Wunderkinder", der Roman von Hugo Hartung (die Verfilmung ist bekannter als das Buch). Die stellenweise krimiähnliche Intrige spielt zum Teil in der Nachkriegszeit. Ich habe auf die Schnelle nicht herausfinden können, in welcher Stadt der Roman spielt, aber wohl eher in München oder Berlin als in Norddeutschland (vielleicht auch in einer Kleinstadt).
Zuletzt geändert von Ghostwriter am Di 7. Okt 2014, 16:28, insgesamt 1-mal geändert.
A S
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von A S »

Hi Williwu,

möglicherweise könnten dich die Romane von Frank F. Braun interessieren.

A S
Intellektuelle sind Leute, die in Bibliotheken oder Museen gehen, obwohl es nicht regnet.

Meine Sparten
Ghostwriter
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von Ghostwriter »

Noch drei Ideen:

Eberhard von Wiese: Das Herz von St. Pauli (mit Hans Albers verfilmt).
Hier ein Angebot mit Inhaltsangabe:
http://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Eb ... nCEpW01ZZs

Siegfried Lenz: "Der Mann im Strom" und "Das Feuerschiff" (beide mit Krimi-Elementen)
http://www.dtv.de/buecher/der_mann_im_strom_19124.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Feuerschiff

Off topic: Bei der Recherche habe ich zufällig herausgefunden, dass Siegfried Lenz heute verstorben ist.
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/ ... 95781.html
123
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von 123 »

Hallo zusammen und vor allem williwu,
bei mir gibt es zwei Bücher aus der Zeit, die in Hamburg spielen.
Franz Wendelmuth 'Der Würger geht um', 1949. Der Roman handelt in der unmittelbaren Nachkriegszeit in Hamburg, deutsche Inspektoren und Kommisare ermitteln, ein Barpianist kommt vor und Frauen aus dieser Umgebung. So genau weiß ich die Handlung auch nicht mehr, aber die Handlung in den Trümmerszenen, die Lebensumstände und die Lebenseinstellungen fand ich spannend. Es geht vor allem um den Einzelnen. Es gibt vermutlich auch genaue lokale Informationen, aber ich bin nicht aus Hamburg.
Stefan Olivier 'Die Blumen der Unschuld', 2. Auflage 1964. Nicht direkt ein Kriminalroman, aber nahe dran. Ein Barmädchen kann das Kind vom bösen Jurastudenten nicht behalten und unterschiebt es auf seinen Druck hin einem Kaufladenpaar. Später will sie den Schuljungen zurück. Der Jurist ist fast arriviert und will das verhindern. Hier gibt es Schilderungen des Familienmilieus, (Spieß)Bürger in Mittel- und Oberschicht. Spielt auch in Hamburg mit lokalen Angaben.
williwu
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von williwu »

Danke euch allen für eure Beiträge!

"Das neue Universum" kenne ich gar nicht, werde ich mal schauen. Allerdings tatsächlich eher auf Flohmärkten als im Internet, manchmal muss blättern und diagonal lesen sein.

"Wir Wunderkinder" habe ich nach dem Tipp auf YouTube gesehen, da ist er aus unerfindlichen Gründen ganz vorhanden. Ist ein guter Film, das Buch allerdings wird so viel wohl nicht bringen.

Frank F. Braun, ja, da könnte was dabei sein, muss ich mal genauer nachgucken in einer stillen Stunde. Mindestens genauso interessant ist auch die Website, auf der ich in einer noch stilleren Stunde einfach mal weiter suchen kann.

Siegfried Lenz ist mein Lieblingsautor, meiner Meinung nach viel wichtiger für die BRD als der selbstverliebte Günther Grass. Seine (also Lenzens) gesammelte Werke stehen bei mir im Regal.

Die angegebenen Bücher von Franz Wendelmuth klingen interessant, danke für die Infos. Auch dieser Autor hat viel von FBI und Jim und John geschrieben, so dass es schwer ist, ohne Inhaltsangaben die für mich interessanten Bücher herauszufiltern. Um so mehr freue ich mich über die Tipps.
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spiralnebel111
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Re: Krimis (oder so) aus den Fünfzigern

Beitrag von spiralnebel111 »

Gerde drüber gestolpert: https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/A ... reis_total Leider keine Beschreibung.
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