Gesucht: Nachkriegsroman über armes junges Pärchen, "Mein Junge"

[detlev]

Hallo zusammen,

bei meinem Vater habe ich früher in seiner Reader-Digest-Sammlung aus zahlreichen Flohmärkten folgende Geschichte gelesen, die ich schon länger suche und nun nicht mehr auffinde. Eventuell war das Buch auch nicht Teil der Reader-Digest Sammlung?

Das Buch stammt wahrscheinlich aus den 80ern oder ist noch älter.

Es geht darum, dass ein junger Mann sich in eine junge Frau aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie verliebt.
Da die Familie nicht sehr begeistert über den jungen Mann ist, brennen die zwei zusammen durch.

Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, ob die Geschichte nach oder vor einem Krieg spielt, auf jeden Fall leben sie unter ärmlicheren Verhältnissen.

Nachdem sie eine Wohnung gefunden hatten und beide Gelegenheitsjobs nachgehen, kriegen sie zusammen ein Kind was das ganze nicht leichter macht.

Hängen geblieben ist bei mir, dass die Frau ihren Mann oft "mein Junge" oder "oh mein lieber Junge" nennt und als besonderen Anlass mal einen Fisch zum Feiern gekauft hat, obwohl sie sich diesen gar nicht hätten leisten hätten können, diesen aber dann nach einer Heißhungerattacke ganz alleine ohne ihren Mann aufgegessen hat, bevor dieser nachhause kam.

Mehr weiß ich dazu leider nicht mehr, ich würde die Geschichte aber gerne mal wieder lesen.

Vielleicht kennt sie ja jemand von euch

Vielen Dank im Vorraus und viele Grüße

[LukasR]

Von den deutschen Reader's-Digest-Auswahlbüchern jedenfalls gibt es eine Auflistung der Titel in der Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Reader%E2 ... %C3%BCcher
Hast du die schon einmal überflogen?

[artco]

Erinnert mich stark an den Roman "Kleiner Mann, was nun?" von Hans Fallada.
Allerdings kommt die Frau nach meiner Erinnerung nicht aus einem reichen Elternhaus.
Der Mann redet seine Frau mit "Lämmchen" an (müsste in Erinnerung geblieben sein), sie ihn mit "Junge".
Und das Kind, das sie bekommt, nennt sie "Murkel".
Über den Roman gibt es im Internet unzählige Informationen, auch bei Wikipedia.
Und außerdem kann man sich die Verfilmung zumindest teilweise online ansehen.

[LukasR]

Hm, mit Fisch scheint es da nur das hier zu geben:

Er deckt den Tisch und sie richtet das Essen an. Etwas zögernd sagt sie: »Es gibt heute Schellfisch mit Senfsauce. Es war so schön billig.«
»Recht«, sagt er. »Mal esse ich ganz gerne Fisch.«

Ist etwa hier nachzulesen (Fallada ist 1947 gestorben, damit ist das Urheberrecht abgelaufen): https://www.projekt-gutenberg.org/falla ... ap028.html

Viele Grüße
Lukas

[detlev]

Hallo zusammen,

vielen Dank für eure Hilfe, das ging ja sehr schnell!

Im Readers Digest war das Buch wohl nicht, da gabs laut der super Wikipedia-Liste wohl nie einen Fallada

Ansonsten ist es wohl das richtige Buch, toll!
Da hab ich mich wohl an ein großes Werk erinnert, bei dem mir bisher noch gar nicht bewusst war, dass es eines ist

Meine Fisch-Stelle hab ich auch schon gefunden

»Aber, mein Gott, Lämmchen, was ist denn los? Hast du den Lachs
aus dem Papier verloren?«
»Aufgegessen«, schluchzt sie. »Alles allein aufgegessen.«
»Du hast ihn so aus dem Papier gegessen? Ohne Brot? Das ganze
Viertel? Aber Lämmchen!«
»Aufgegessen«, schluchzt sie. »Alles alleine aufgegessen.«

Das mit reichem Elternhaus hab ich wohl mit etwas anderem vermischt, an "Lämmchen" konnte ich mich überhaupt nicht erinnern und die Verfilmun gwar mir gänzlich unbekannt Da hab ich also noch was zum nachholen!

Viele Grüße an euch alle

[LukasR]

Ahhhh, ich habe den Text auf die Schnelle nur nach dem wörtlichen "Fisch" durchforstet!
Freut mich, dass sich das geklärt hat, und auch ich möchte mich hiermit für die Ermunterung bedanken, diesen Roman demnächst noch einmal zu lesen. Ein Hörspiel gibt es übrigens beim Internet Archive: https://archive.org/details/kleinermann ... allada2010

Lukas

[detlev]

Ich hab nach "gegessen" gesucht, das war dann tatsächlich bereits der erste Treffer im Buch

Danke für den Hinweis auf das Hörspiel, leider lese ich lieber...

edit:
Wenn man das Buch neu liest, sollte man vielleicht die "neue" 2016er Auflage lesen, bei der die ursprüngliche politische Zensur rückgängig gemacht wurde und das Buch nun in der Originalversion vorliegt.