WillibaldUU hat geschrieben:
Irgendwie lese ich hier nur "Das ist besser wie das". Konkret warum, leider nicht.
Die Gründe, die FÜR einen seriösen Verlag sprechen, wurden im Forum bereits oft genug genannt.
Genauso die Gründe, die GEGEN einen Pseudoverlag sprechen.
Aber gerne für dich nochmal:
Seriöse Verlage veröffentlichen Bücher, die an echte Leser und echte Kunden verkauft werden. Der Autor erhält ein Honorar (als Vorschuß und/oder als Tantiemen), hat keine Kosten. Die Bücher werden im realen Markt beworben und sind somit für den Leser auch zugänglich. Die Arbeit des Verlages beginnt dann, wenn der Vertrag unterschrieben wurde - und besteht in der Produktion, dem Bewerben und dem Verkaufen von Büchern. Dabei übernimmt der Verlag einen Großteil der anfallenden Arbeiten (Lektorat, Cover, Klappentext, Werbung) selbst, weil diese für den Erfolg des Verkaufs entscheidend sind. Denn der Leser ist der Kunde - und dem muss das Buch gefallen. Ein seriöser Verlag ist automatisch daran interessiert, dass Autor und Buch bekannt werden und sich gut verkaufen.
Unseriöse Verlage (Pseudoverlage) produzieren Bücher, die fast ausschließlich an den Autor verkauft werden. Der Autor erhält oftmals ein Honorar, was er selber vorher eingezahlt hat, trägt einen Teil oder die kompletten Kosten. Die Bücher werden fast nur durch den Autor beworben und sind damit für den normalen Leser quasi nicht sichtbar. Die Arbeit des Pseudoverlages endet kurz, nachdem der Vertrag unterschrieben wurde, da die Haupttätigkeit des Pseudoverlages nicht im Produzieren, Bewerben und Verkaufen von Büchern, sondern in der Aquise neuer Autoren besteht. Dabei wälzt der Verlag einen Großteil der anfallenden Arbeiten (Lektorat, Cover, Klappentext, Werbung) unter Berufung auf die "gestaltungmäßigen Freiheiten des Autors" auf ebendiesen ab oder läßt sie sich teuer bezahlen, weil diese Aktivitäten einen Pseudoverlag, der keine Bücher verkaufen will, sondern nur einen Produktionsauftrag, keine zusätzlichen Gewinne bringen. Denn der Autor ist der Kunde - und dem muss das Buch gefallen. Einen Pseudoverlag ist es also egal, wenn Autor und Buch unbekannt bleiben und sich nicht verkaufen, denn den meisten Gewinn bei der wenigsten Arbeit haben sie mit einem absoluten Flop.
WillibaldUU hat geschrieben:
Was ein Verlag ist und was nicht, steht nirgends.
http://de.wikipedia.org/wiki/Verlag#Rechtsgrundlagen
Der Verleger verpflichtet sich hierin, das ihm vom Verfasser für eigene Rechnung überlassene Werk aus Literatur oder Tonkunst zu vervielfältigen und zu verbreiten (§ 1 VerlG). Eigene Rechnung bedeutet, dass der Verlag auf eigenes unternehmerisches Risiko beim Vertrieb des ihm überlassenen Werkes handelt.
Man könnte es auch einfacher formulieren.
Der Autor bringt das Werk ein, der Verlag das Geld.
Alles, was anders läuft, hat mit einem echten Verlag ungefähr so viel zu tun, wie ein Gehirntumor im Endstadium mit einem gesunden Menschen.
WillibaldUU hat geschrieben:
Falls dem nicht so ist, warum dürfen sich diese Pseudo-Verlage überhaupt Verlage nennen?
Weil der Begriff "Verlag" nicht geschützt ist.
Du könntest heute aufs Gewerbeamt gehen und einen "Verlag" anmelden und musst überhaupt nichts weiter tun.
Weder Bücher produzieren, noch sonst irgendwelche verlegerischen Tätigkeiten nachgehen.
WillibaldUU hat geschrieben:
Sie verlegen doch auch, oder nicht?
Kleine Wortkunde:
Der Begriff Verlag bzw. Verleger kommt von vorlegen.
Denn der Verleger bezahlt den Autor für ein Werk, von dem der Verleger glaubt, Geld verdienen zu können. Der Verleger trägt also das wirtschaftliche Risiko. Er ist daher bestrebt, nur solche Manuskripte einzukaufen und zu veröffentlichen, die einen Gewinn bringen werden, um das Geld für Autorenhonorar, Herstellung, Marketing und Vertrieb zu decken und Gewinne zu machen.
Quelle:
http://www.aktionsbuendnis-faire-verlag ... .php?id=15
Ergo - nein. Pseudoverlage "verlegen" nach dem Wortsinn nicht. Sie produzieren Bücher. Das ist alles.
WillibaldUU hat geschrieben:
Und DAS soll Qualität sichern? Echt jetzt? Wie kommt Ihr den auf den Trichter?
Ganz einfach.
Schreiben ist gleichzeitig ein Handwerk und eine Kunst.
Wer sich ausschließlich auf die Kunst beschränkt und das Handwerk nicht beherrscht, wird niemals einen Roman schreiben können, der die Masse der Leser erreicht.
Wer die - teilweise seit Jahrhunderten - geltenden Grundsätze des Schreibens (Spannungskurve, Charakteraufbau, Motivation, etc.) ignoriert, der wird ignoriert.
Erst durch die Entscheider bei Verlagen und später dann durch den Leser.
WillibaldUU hat geschrieben:
Der Lektor ist also grundsätzlich objektiv? So so!
Der Lektor ist jemand, der grundsätzlich in der Lage ist (oder es zumindest sein sollte, sonst hat er den Beruf verfehlt), aus 10 Seiten zu schlussfolgern, ob ein Autor fähig ist, die Grundlagen des Handwerkes zu beherrschen.
Denn eine Geschichte ist nur so gut, wie der Autor sein Handwerk beherrscht. Diese Entscheidung ist durchaus objektiv.
Als 2. hat er zu beurteilen, ob die Geschichte überhaupt eine reale Chance hat, seine Kosten jemals einzuspielen. Das macht er durchaus objektiv, anhand seiner Erfahrungen mit ähnlichen Projekten und seiner Kenntnisse von Markt und wirtschaftlichen Zusammenhängen.
Als 3. hat er zu entscheiden, ob die Geschichte überhaupt zum Verlag und zur avisierten Zielgruppe passt. Auch das ist eine durchaus objektive Entscheidung, die die Ausrichtung des Verlages berücksichtigt.
Und erst im 4. und letzten Schritt entscheidet er sich aufgrund seines subjektiven Geschmacks.
Statistisch gesehen - und das können die meisten Verleger bestätigen - fallen zwischen 90 und 99% (abhängig von der Größe des Verlages) in den ersten 3 Phasen raus.
WillibaldUU hat geschrieben:
Was diese Bezahl-Verlage angeht, gut, persönlich würde ich dem Verlag auch kein Geld geben, aber anderseits, dadurch muss kein Kredit für irgendwelche Arbeiten im Verlag aufgenommen werden.
Wat?
Wer muss dafür einen Kredit aufnehmen?
Ein Verlag, der für die normale Tätigkeit (das Verlegen) einen Kredit aufnehmen muss, steht kurz vor der Insolvenz.
Kein Verleger mit einem Hauch von Verstand würde dafür einen Kredit aufnehmen. Noch eher würde er einen Kredit aufnehmen, ins Spielkasino zu gehen und alles auf die Zahl "0" zu setzen - da ist die Siegeschance höher.
WillibaldUU hat geschrieben:
Jeder Verlag, ob echt oder pseudo, denkt nur ans Geld-Verdienen!!! OHNE AUSNAHME!!!
Das stimmt.
Aber die Art des Geldverdienens unterscheidet sich.
Ein seriöser Verlag will am Kunden verdienen.
Ein Pseudoverlag am Autor (er weiß nämlich, dass die Bücher nur eine vernachlässigbar geringe Anzahl Kunden finden).
WillibaldUU hat geschrieben:
Einige geben an, diesen Betrag nach Verkauf einer bestimmten Absatzmenge oder Rabatt-Preis auch wieder zurückzuzahlen. Wo hat man den da darauf gelegt?
Ähm, du weißt schon, dass fast niemand diese Absatzmenge erreicht, oder
?
Deswegen haben diese DKZV-Verträge auch meist Klauseln mit einer Teildruckmenge (soll heißen, der Autor zahlt für eine 1000er Auflage, der Verlag druckt eine 100er Auflage und hat eine relativ hohe Chance, das Geld für die nichtgedruckten 900 Stück zu behalten ohne jemals eine Gegenleistung zu erbringen).
WillibaldUU hat geschrieben:
Der Inhalt des Buches zählt, nicht der Verlag!!! So denkt ein Kunde!!!
Falsch!
Der Kunde denkt: Ich kaufe Bücher, von denen ich erfahre. Über Rezensionen, über Werbung, darüber, dass das Buch im Buchhandel steht, Buchhandlungen und Büchereien Lesungen daraus anbieten oder darüber, dass Leser darüber sprechen.
Ein weiterer Aspekt, den sich ein Kunde denkt, ist: Ich kaufe Bücher, die man komfortabel erhalten kann. Bücher, die nur im Amazon Marketplace, aber nicht direkt über Amazon erhältlich sind, kaufe ich nicht. Bücher, die eine Buchhandlung nicht bestellen kann oder will, weil der Verlag nicht ans Barsortiment liefert, kaufe ich nicht. Bücher, für die ich auf die Webseite des Verlages gehen muss, weil sie sonstwo nicht erhältlich sind, kaufe ich nicht.
Damit schließt ein Großteil der Kunden (ich würde mal sagen mehr als 99% aller Leser) Bücher aus DKZV-Buden und Dienstleisterverlagen KOMPLETT aus.
Erst, wenn der Kunde WEISS, dass es dieses Buch überhaupt gibt, kann ihn ihn das Bedürfnis geweckt werden, dieses Buch zu kaufen.
Es geht eben NICHT darum, dass ein Buch "gut" ist - was auch immer das heißen mag.
Es geht darum, wie ein Buch präsentiert wird.
WillibaldUU hat geschrieben:
Wir sind losgezogen, haben ein Thema gewählt, über ein Buch kurz diskutiert und dann gekauft. Dieses Buch haben wir dann gemeinschaftlich gelesen und diskutiert.)
Ok - und wieviele der Bücher sind aus DKZVs? Wieviele Dienstleister? Wieviele Selbstverlag?
Schau mal in dein Bücherregal, betrachte es ehrlich - und dann beantworte dir diese Frage selbst. Du musst sie nicht mal mir beantworten - mir ist es egal, was du kaufst.
Aber beantworte sie dir.
Und dann weißt du, warum Autoren wenig bis gar nichts mit Pseudoverlagen zu tun haben wollen.
WillibaldUU hat geschrieben:
Es gibt einige, wie Ihr nennt, pseudo-Verlage, die ganz offen darstellen, was sie tun.
Warum lest Ihr das nicht, sondern seit verwundert und ärgerlich?
Erstmal, ich bin weder verwundert noch ärgerlich.
Schon gar nicht, wenn ein Pseudoverlag tatsächlich seine Dienstleistungen detailiert auflistet und diese dann auch erbringt. Ich bin ein Anhänger von Fairlag - und achte es, wenn jemand eine VÖ-Möglichkeit mit realistischen Kosten bietet, aber auf die Risiken für den Autor hinweist. Zumal es ja durchaus gute Gründe für einen Dienstleister geben mag.
Ich verstehe durchaus, dass Opa Fritz seine Stalingraderzählungen gerne in den Händen halten möchte, bevor er das Zeitliche segnet. Ich verstehe auch, dass Autoren von Nischenliteratur wie beispielsweise der Lebensgeschichte der Adligen von Nippelshausen sich an Dienstleister halten. Und ich verstehe auch, dass ein Autor, der von einer Agentur erklärt bekommen hat, dass sein Vampir-Roman klasse ist - aber im Moment sind Vampire halt mehr als tot (quasi untot), dass dieser Autor seinen Roman trotzdem gerne veröffentlichen möchte, weil man ja doch eine ganze Weile dran gearbeitet hat.
Aber wenn ein DKZV bewußt lügt, um Autoren zum Unterschreiben zu bringen. Wenn er den Vertrag mit Klauseln spickt, die den Autor bewußt benachteiligen, weil der gar nicht einschätzen KANN, was diese Klauseln für Auswirkungen haben. Wenn er Leistungen sich bezahlen läßt, diese aber nicht erbringt. Wenn die Eltern von jungen Autoren quasi an ihrer Ehre gepackt werden ("Sie können mit der Zahlung von 5000 Euros Ihren Kindern den Grundstein für eine Laufbahn als Schriftsteller legen. Sie wollen doch nicht geizig sein, wenn es um die Zukunft ihrer Kinder geht") und deswegen eine Bezahl-VÖ finanzieren und damit die Autorenkarriere ihrer Kinder ruinieren, noch bevor sie angefangen hat.
Das macht mich nicht ärgerlich, nicht verwundert, sondern einfach nur wütend.
WillibaldUU hat geschrieben:
Leider gibt es durch irgendwelche Geschichten und Reportagen scheinbar die Vorstellung, jeder der ein Buch schreibt, könnte Millionär werden. Glaubt Ihr das echt? Selbst in Amiland ist das nicht so.
Autoren, die vor DKZV warnen, wissen das sicher genausogut oder sogar noch besser, als du.
Deswegen warnen sie ja davor!
Es geht ja nicht darum, dass jeder Autor, der DKZVs die rote Karte zeigt, ein Millionär werden will.
Es geht darum, dass diese Autoren schlichtweg informierter sind. Autoren von selbstfinanzierten VÖs sind ausgeschlossen von Wettbewerben, von Stadtschreiberstellen, von Autorenvereinigungen, von Literaturstipendien und ähnlichen.
Solche Autoren haben nach einer Bezahl-VÖ nur selten die Chance, eine VÖ im echten Verlag zu erhalten, weil sie sich als Autoren verbrannt haben.
Wer Selbstverlag macht, weiß das für gewöhnlich - und akzeptiert es.
Aber wer sich einreden läßt, dass es normal sei, für eine VÖ zu zahlen, weiß es in den meisten Fällen nicht. Genausowenig, wie er in den meisten Fällen weiß, dass sein "Verlag" eigentlich kein Verlag ist. Deswegen ist diese Aufklärung wichtig.
WillibaldUU hat geschrieben:
Und Ihr schaut wirklich zuerst den Verlag an, ob Ihr Euch dann überhaupt den Buchtitel anschaut?
Krass!!! Sowas verrücktes habe ich noch nicht gesehen!
Als Autor, Lektor und Verleger schaue ich mir zwar den Titel und das Cover an. Aber als jemand, der sich seit gut 10 Jahren mit der Thematik befasst, geht der nächste Blick auf den Verlag.
Und ja, bei vielen Verlagen muss ich schon seit Jahren nicht mehr nachschauen, in welche Kategorie die hineingehören.
Aber davon abgesehen - nachdem eine normale Buchhandlung nur sehr selten Titel aus Dienstleister- und keine Titel aus DKZ-Verlagen im Regal stehen hat und diese bei Amazon nur selten in den vorderern Rängen stehen, ist dieses Schauen auf den Verlag für einen reinen Leser natürlich "unnötig" - denn der normale Leser kommt nicht an Bücher aus Pseudoverlagen ran.
WillibaldUU hat geschrieben:
Und derjenige Schreiberling bei einem Pseudo-Verlag gedruckt wird und genau diese Info oder Tipps liefert die ich suche? Wow!!!
Jedes Jahr erscheinen 100.000 neue Titel.
Wie findest du das Buch, welches du lesen willst, wenn für dieses Buch keine Werbung gemacht wird, keine Reziexemplare vergeben werden, keine Besprechungen erscheinen, das Buch im Buchhandel nicht erhältlich ist, niemand darüber redet?
Wie erfährst du von einem Buch, dass niemand kennt?
Telepathie?
Magie?
Wünschelrutengänge?
WillibaldUU hat geschrieben:
Ansonsten sollte Ihr Amazon und Co. dringend darum Bitten in der Suche erstmal den Verlag anzugeben, da Euch der Titel und Inhalt nicht so wichtig ist.
Tröste dich, das macht Amazon automatisch.
Nennt sich Verkaufsrang.
Bücher aus Publikumsverlagen (sprich: seriöse Verlage) haben automatisch durch ihren Bekanntheitsgrad einen hohen Verkaufsrang. Bücher aus DKZVs einen niedrigen, werden oftmals sogar nicht mal von Amazon direkt vertrieben sondern ausschließlich über den Marketplace.
Bücher mit hohen Verkaufsrang werden bei Empfehlungen, Suchergebnissen, Kaufvorschlägen, etc. zuerst eingeblendet, Bücher mit niedrigen oder gar keinen weiter hinten oder gar nicht.
WillibaldUU hat geschrieben:
Aber diese Rumdiskutiererei hier, bringt null!!!
Stimmt.
Jemand, der sein Buch unbedingt veröffentlichen will, wird das auch machen.
Auch, wenns viel Geld kostet und er sich hinterher dafür in den *** beißen wird, weil er die obligatorischen 15 Stück pro Jahr und Titel absetzt.
Trotzdem sind solche Warnungen mehr als begründet.
Denn es gibt gerade viele Jungautoren, die sonst ohne Warnung in die Kostenfalle laufen und den Schmeichelein glauben.
WillibaldUU hat geschrieben:
Ich lese hier immer wieder, wer schreiben kann, der wird auch bei einem angeblich seriösen Verlag genommen.
Diese Aussage habe unter anderen ich getroffen - und ich stehe dazu.
Ich erfahre beinahe wöchentlich von unveröffentlichten Autoren, zu denen ich Kontakt habe und die von einem seriösen Verlag oder einer seriösen Agentur unter Vertrag genommen wurden.
WÖCHENTLICH!
Deswegen sage ich es noch mal ganz deutlich:
Wer als Autor für den Leser, für den Kunden schreibt - und nicht nur seine eigenen Befindlichkeiten und sein eigenes "Kunstverständnis" auskotzen will -, wer für einen Markt schreibt - ohne sich selbst zu verbiegen -, wer ständig an seinem Handwerk feilt und lernt, der hat eine reale Chance bei einem echten Verlag.
Vielleicht nicht heute oder morgen, vielleicht nicht mit diesem und den nächsten Werk. Vielleicht nicht beim großen Publikumsverlag, sondern "nur" beim seriösen Kleinverlag.
Aber die Chance ist da. Und sie ist hoch.
Aber nur dann, wenn dieser Autor gewillt ist, an sich zu arbeiten.
WillibaldUU hat geschrieben:
Tja, das entscheidet der Lektor, mit guter oder schlechter Laune. Wo ist das Objektiv?
Schon alleine das zeigt, was du für eine Ahnung vom Berufsbild eines Lektors hat.
Ein Lektor kann es sich gar nicht erlauben, eine wirtschaftliche Entscheidung über mehrere tausend Euro von seinen Launen abhängig zu machen.
WillibaldUU hat geschrieben:
Wie definiert Ihr den Qualität? Egomässig?
Qualität ist messbar. Qualität ist beschreibbar. Qualität ist erklärbar. Zumindest in Romanen.
Es gibt Grundregeln der Rechtschreibung.
Es gibt Regeln zum Spannungsbogen.
Es gibt die Prinzipien des Schreibens, die sich seit Homer nicht geändert haben.
Es gibt Charakterklassen.
Das alles hat nicht das Geringste mit dem Ego zu tun. Ausschließlich mit der Beherrschung des Handwerkes.
Der Rest ist reine Geschmackssache und eine Frage des Marktes.
WillibaldUU hat geschrieben:
Und das gilt für die Bezahl-Verlage nicht? Da bekommst Du auch, was Du orderst. Steht alles im Vertrag.
Jepp.
Erwiesenermaßen ist es so, dass die Verträge Klauseln enthalten, die dafür sorgen, dass der Autor tatsächlich nicht das bekommen muss, was er geordert hat.
Oder dass der Vertrag in manchen Details so wischi-waschi ist, dass der Bezahlverlag diese Aufgaben nicht wahrnehmen muss.
Ich sage nur: Lektoratsklausel, Werbeklausel, Teilauflagenklausel, "Autorenzertifizierung", Lagerkostenklausel, Makulierklausel, etc.
WillibaldUU hat geschrieben:
Ich würde die Diskusion lieber in der Richtung führen lassen, welche Möglichkeiten ein Buch zu drucken gut/optimal sind, nicht ob es ein Bezahl-Verlag, angeblich seriöser Verlag oder was-auch-immer-für-ein-Verlag ist.
Nun - es liegt wohl daran, dass wir uns hier in einem Autorenforum bewegen. Einem Forum, wo die sich zu Wort meldenden Autoren vorrangig den Wunsch haben, ihre Arbeit (nichts anderes ist schreiben) honoriert zu bekommen und nicht dafür auch noch zu bezahlen.
Oder bezahlt der Bauer etwa dem Bäcker Geld, weil der Bäcker das Korn des Bauern in eine andere Form umwandelt (beispielsweise Brot) und das dann verkauft?
WillibaldUU hat geschrieben:
Das gedruckte Buch ist das Ziel!!! Und das möglichst optimal für jeden Autoren!!!
Nicht alles, was geschrieben wird, ist auch wert, von vielen gelesen zu werden.
Ob es gelesen wird oder nicht, entscheiden auch nicht allein Verlag und Lektor.
Es entscheiden in erster Linie die Leser.
Würden die Leser mehr selbstverlegtes oder autorenfinanziertes Lesen wollen, würden sie es auch finden und kaufen. Würden sie es finden und kaufen, würden Lektoren es auch nehmen, Verlage würden es finanzieren und vernünftig bewerben, so dass es mehr Leute lesen können. Denn Verlage - das hast du schon ganz richtig erkannt - wollen natürlich Geld verdienen.
Aber Leser wollen keine unlektorierten, unkorrigierten Geschichten ohne Spannungsbogen, mit Charaktären ohne logische Motivation, mit unoriginellen Handlungsverläufen, mit langweiligen Dialogen. Deswegen kaufen sie die nicht. Deswegen läßt sich damit kein oder wenig Geld verdienen. Deswegen werden auch Lektoren und Verlage nicht auf diese aufmerksam. Und deswegen werden Autoren, die ihr Handwerk nicht beherrschen, von seriösen Verlagen abgelehnt.
Und müssen sich dann entscheiden zwischen:
- Eigenverlag
- Dienstleister
- DKZV
oder - das Schwerste von allem - lernen, für die Leser zu schreiben und an sich zu arbeiten.