Das Monster steht vor der Tür - amazon ante portas

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Björn
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Re: Das Monster steht vor der Tür - amazon ante portas

Beitrag von Björn »

Hallo Pit,

sehr interessanter Fernsehbericht und tolle Artikel zu dem Thema - vielen Dank für die Links. Bei dem Artikel der "Zeit" ist mir jedeoch beim Lesen ganz leicht wieder die Galle hochgekommen. In einer kleinen Nebenandeutung heißt es da: "die zweifelhaften Vorlieben digitaler Leser" im Zusammenhang mit den Texten der dort beispielhaft genannten Autorin. Gemeint ist sicher die Tatsache, dass sie offenbar eher seichte, leicht "verdauliche" Liebensgeschichten schreibt.

Was mich nun daran stört ist, dass in Verbindung mit Selbstveröffentlichern gern ständig dieser Vorwurf mitschwingt - als gäbe es nicht Titel wie Feuchtgebiete, Shades of Grey, Dieter Bohlens Biographie über seine Teppichnummern und viele andere Titel, die in "normalen" Publikumsverlagen erschienen sind. Offensichtlich kann man sich noch immer nicht damit abfinden, dass auch jemand Erfolg hat, der nicht auf dem bisher üblichen Weg seine Texte an die Leute bringt - und das auch mit sichtlichem Erfolg.

Natürlich sind das nur Einzelbeispiele, die von Amazon & co deutlich hervorgehoben werden, aber es gibt sie. Mich stört aber wie gesagt diese einseitige Betrachtungsweise. Ansonsten bin ich bei dem Thema selbst ein wenig hin und hergerissen. Ich veröffentliche selbst bei Amazon und bin recht zufrieden mit den Verkaufszahlen. Allerdings finde ich das dargestellte drohende Sterben der Buchhandlungen erschreckend. Seine Ursache hat das aber sicher nicht nur in der Veröffenlichungspraxis vieler Autoren, sondern auch im Kaufverhalten der Menschen, die immer mehr über das Internet bestellen (weil bequemer) und eben nicht mehr die Fachgeschäfte besuchen.

Die Jammerei der großen Publikumsverlage, die man vor allem in dem Fernsehbericht heraushören konnte, zeigt aber nur einen Kulturwandel an - schließlich waren sie es bisher, die den Buchmarkt und somit auch die Auslagepolitik in den Buchhandlungen dominiert haben. Jeder Kleinverleger wird hiervon ein Lied singen können, wie ich vermute. Es wird sich herausstellen, in wie weit sich die großen Verlage an diese Entwicklung anpassen können - mich wundert es jedenfalls nicht, dass immer mehr AutorInnen selbst veröffentlichen (ja, ich weiß - mit all den Krachlatten, die es da gibt).

So, reicht erst einmal. Viele Grüße
Björn
Politiker und Babywindeln haben eins gemeinsam: man muß sie aus dem gleichen Grund wechseln!
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spiralnebel111
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Re: Das Monster steht vor der Tür - amazon ante portas

Beitrag von spiralnebel111 »

Die Kunden hätten (fast) immer und überall den Markt im Griff, wenn es ihnen bewußt wäre und sie kosequent danach handeln würden.
Das Monster wird schon lange sehr gut gefüttert!
Björn
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Re: Das Monster steht vor der Tür - amazon ante portas

Beitrag von Björn »

Hallo Pit,

bezüglich der Gestaltung, Preis und Werbung etc. ist eigentlich nur zu schreiben, dass man bestimmte Richtlinien bei der Formatierung der eBooks einhalten muss, damit der Text nachher sauber in den Endgeräten angezeigt wird. Dabei ist der ganze Einrückschmonz in den Zeilen z.B. vollkommen unnötig, da jeder Leser die Schriftgröße individuell einstellen kann und derartige Formatierungen dann hinfällig sind.

Bei der Gestaltung der Cover regiert natürlich der Geschmack. Ansprechend sollte es schon aussehen. Doch was bedeutet das genau? Vielleicht sollte man keine Bilder mit Microsoft "Paint" herstellen oder gar - wie manche Autoren - urheberrechtlich geschütztes Material nutzen, das kann sehr schnell in die Hose gehen und die berühmten Abmahnanwälte auf den Plan rufen.

Der Inhalt sollte natürlich auch entsprechend gestaltet sein - soll heißen, ein möglichst von mehreren Personen gegengelesenes Manuskript - wobei diese Personen schon der Rechtschreibung und Grammatik kundig sein sollten. Nicht jeder Autor kann sich ein proffessionelles Lektorat und Korrektorat leisten, die durchaus im Netz angeboten werden - muss auch meiner Meinung nach nicht sein. Aber lesbar muss das Ganze auf alle Fälle sein. Lieber öfter überarbeiten, als einen vor Fehler strotzenden und somit schlechten Text abliefern, denn damit kann man sich sehr schnell das Gespött und die Häme der Leserschaft organisieren. Es gibt genügend Beispiele dafür - gerade bei Amazon; zumal die Vorurteile Selbstveröffentlichern gegenüber ohnehin riesengroß sind.

Tja, dann der Preis. Darüber wurde auch schon viel diskutiert. Meiner Einschätzung nach sollte das eBook eines Autoren/ einer Autorin im Selbstverlag nicht mehr als drei oder vier Euro kosten. Bei Amazon gint es die Möglichkeit, 70% der Erlöse einzustreichen - allerdings gegen eine 90-tägige Bindung an den Alleinvertreib der elektronischen (!) Ausgabe. Gedruckte Versionen dürfen auch woanders angeboten werden. Meine persönliche Erfahrung ist die, dass die Leute bei einem günstigen Preis eher zugreifen und sich auf unbekannte Autoren einlassen. Darüber kann man natürlich geteilter Meinung sein - muss wahrscheinlich jeder selbst ausprobieren.

Schlussendlich ist zu sagen, dass man natürlich niemals vorhersagen kann, wie ein Text, ein Cover, eine Aufmachung etc. bei den Leserinnen und Lesern ankommen. Auf jeden Fall ist die Selbstveröffentlichung z.B. über Amazon eine Möglichkeit für Autoren, die immer größere Bedeutung erhält, um mal wieder auf den Ursprung dieses Treats zurückzukommen. Auch die Entwicklung des eBooks an sich, die ja hier auch schon oft und heiß ( :wink: ) diskutiert wurde, spielt dabei eine immer größere Rolle. Ich selbst bereue es jedenfalls nicht und würde mich beim Vergleich mit meinen gedruckten Titeln, die in einem Kleinverlag aus Berlin erscheinen auf jeden Fall künftig immer für das Selfpublishing entscheiden.

Ich hoffe, ich habe alle Klarheiten beseitigt.

Viele Grüße
Björn
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