Hier ein Auszug aus dem neu bearbeiteten Buch: " Janes Tagebuch - Mein altes Leben"

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bibelwurm
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Hier ein Auszug aus dem neu bearbeiteten Buch: " Janes Tagebuch - Mein altes Leben"

Beitrag von bibelwurm »

1. Die Abreise
Lieber Leser danke, dass sie sich für dieses Buch entschieden haben. Doch was erfahren Sie hier?
Nun, ich habe dieses Tagebuch als Reisetagebuch begonnen, doch es wurde etwas ganz anders. Was das werde ich hier nicht verraten. Nur so viel, es wird Ihnen mit Sicherheit an manchen Stellen wie eine Fantasygeschichte vorkommen- aber ich kann Ihnen versichern, dass alles wahr ist, denn ich habe es so erlebt.
Sind Sie jetzt neugierig geworden?
Wenn dass so ist, freue ich mich darüber. So nun genug der Vorrede, denn jetzt werde ich anfangen zu erzählen.
Ich kam gerade vom Deutschsprachkurs zurück in die Wohnung. Diesen Intensivkurs besuchte ich seit 6 Monaten dreimal die Woche abends nach der Schule. Heute war der letzte Abend gewesen.
Ich wohnte in London. Hier lebte ich mit meiner Mutter Anna zusammen, welche als Sekretärin arbeitete. Außerdem trat sie dreimal die Woche abends, zusammen mit ihrer Freundin Tina Schmitz, in unterschiedlichen Pubs auf.
Tina stammte ursprünglich aus Deutschland, da sie aber schon sehr lange hier lebte, sprach sie inzwischen fließend Englisch.
Meinen Vater habe ich nie kennengelernt, denn meine Mutter hatte ihn bevor ich geboren wurde verlassen. Inzwischen soll er mit einer anderen Frau verheiratet sein.
Ich besuchte hier die State-School und werde in einer Woche nach Deutschland fliegen, um an einem Schüleraustauschjahr teilzunehmen, welches ich aufgrund meiner guten Noten als Stipendium bekommen habe.
„Hallo“, sagte meine Mutter, als ich hereinkam. „Ich treffe mich gleich mit Tina. Wir wollen noch etwas wegen eines Auftritts besprechen. Bis dann!“ Mit diesen Worten verließ sie die Wohnung.
Nachdem mich meine Mutter allein gelassen hatte, ging ich in die Küche, um mir ein Käse-Sandwich zu machen. Danach sah ich mir die Nachrichten und den Film: "Remember Me – Lebe den Augenblick“ an. Ich benutzte die deutsche Version, um mich an die Aussprache zu gewöhnen.
Die restliche Woche verging sehr schnell. Von morgens bis nachmittags besuchte ich die Schule. Am Montag- und Donnerstagnachmittag arbeitete ich im Geschäft eines Buchhändlers. Diesen Job machte ich schon seit zwei Jahren und ich hatte ihn angenommen, um etwas eigenes Geld zu verdienen. Vor einen Monat musste ich ihn leider kündigen, denn es hatte mich Spaß gemacht mit den Kunden umzugehen.
Abends bereitete ich meine Abreise vor, und lernte weiterhin deutsche Vokabeln und Grammatik.
Es war zwei Tage vor der Abreise und ich war soeben von der Schule nach Hause gekommen. Dort fand ich einen Brief von der K&J Gesellschaft, in welchem ich alle wichtigen Informationen fand.
An diesem Abend nahm ich Kontakt zu der Familie Faber auf und teilte ihnen mit, dass ich mit dem Lufthansa Flug 380 um 15:40 Uhr ankommen würde.
Den restlichen Abend verbrachte ich damit, im Internet zu surfen, um etwas, über meinen neuen Heimatort Wuppertal zu erfahren.
Da ich mich schon immer sehr für die Geschichte einer Stadt interessiert habe, fand ich das, was ich las so interessant, dass ich es hier aufschreiben werde, um es später noch einmal nachlesen zu können.
Ich las, dass der Heimatort der Familie Wuppertal-Vohwinkel erstmals 1356 urkundlich erwähnt wurde. Damals war das ein Hof, der Vohwinkel hieß.
Im Jahre 1806 wurde Vohwinkel zum Kanton Elberfeld hinzugefügt.
Zehn Jahre später gab es eine neue Kreiseinteilung. Zum Kreis Mettmann wurde Sonnborn, zu dem auch Vohwinkel gehört, hinzugenommen. Zu der Zeit lebten in Sonnborn 6000 Menschen.
Ein Jahr später wurde die Gemeinde Vohwinkel der Bürgermeisterei Haan zugeteilt.
Im Jahre 1820 wurden die Kreise Mettmann und Elberfeld vereinigt.
Im Jahre 1867 wurde Sonnborn mit Vohwinkel von Haan abgetrennt und zur selbstständigen Bürgermeisterei erhoben.
Zehn Jahre später wurde Vohwinkel Kreisstadt im Kreise Mettmann.
Noch einmal zehn Jahre später wurde Vohwinkel selbstständige Landbürgermeisterei innerhalb des Kreises Mettmann.
Im Jahre 1921 erhielt Vohwinkel Stadtrechte.
Im Jahre 1929 wurde die Wupperstadt Barmen-Elberfeld gegründet. Diese entstand durch die Zusammenlegung unterschiedlicher Stadt – und Landgemeinden. Darunter war auch Vohwinkel. Diese neuentstandene Stadt hatte rund 415.000 Einwohner.
Ein Jahr später erhielt die neugegründete Stadt Barmen-Elberfeld den Namen Wuppertal.
Am nächsten Tag hatte ich hier meinen letzten Schultag, was ich traurig und zugleich auch wieder aufregend fand. Ich musste dieses Schuljahr früher beenden, um in Deutschland ein ganzes Jahr machen zu können, denn dort endeten in ein paar Tagen die Sommerferien. Am Ende des Tages bekam ich die Papiere, für die deutsche Schule, mein Stipendium und mein Zeugnis ausgehändigt.
Am Abend desselben Tages nahm ich von meiner Freundin Dorothea Schütter, genannt Doro Abschied.
Wir gingen in eine Diskothek und feierten dort, bis zur Sperrstunde.
Doro und ich kennen uns, seit wir drei Jahre alt waren, denn wir sind zusammen aufgewachsen. Von ihr fiel mir der Abschied besonders schwer, da wir immer über alles reden konnten. Beim Abschied versprachen wir uns in Kontakt zu bleiben.
Nach ein paar Stunden Schlaf und einem hastigen Frühstück fuhr ich, mit der U-Bahn, zum Flughafen London Heathrow und checkte ein.
Von meiner Mutter konnte ich mich nicht verabschieden, denn sie war schon, wie immer, zur Arbeit gegangen. Auch wenn ich das gewohnt war, hätte ich es diesmal schön gefunden, wenn es anders gewesen wäre, da ich sie für längere Zeit nicht sehen würde. Das ich sie überhaupt nicht mehr wiedersehen würde wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Ich nahm mir vor sie, am Abend, anzurufen.
Da ich am Morgen keine Zeit hatte meine E-Mails anzuschauen, denn ich hatte verschlafen, nutzte ich jetzt die Wartezeit dafür. Ich hatte eine von meiner deutschen Gastfamilie bekommen, in der
sie schrieb, dass sie sich auf mich freuen würden, und mich am Flughafen Düsseldorf abholen werden.
Ein paar Minuten später wurde mein Flug aufgerufen. Also schaltete ich mein Smartphone aus und ging an Bord. Ich war gespannt und aufgeregt, denn dies war mein erster Flug. Außerdem war ich neugierig auf das, was mich in Deutschland erwarten würde.

2. Die Ankunft
Der Flug verlief sehr ruhig, denn das Wetter war schön, und die Landung war sehr sanft. Es war ein sehr schneller Flug, denn wir kamen ein paar Minuten früher an. Die Passkontrolle dauerte länger und die Gepäckausgabe auch. Auf den Weg zum Ausgang verlief ich mich, doch ich merkte dieses recht schnell und korrigierte die Richtung.
Am Ausgang empfing mich dann meine Gastfamilie, welche ich nur erkannte, weil sie ein Schild gebastelt hatten, auf dem stand:
Willkommen in Deutschland Jane White.
Da blieb ich stehen, denn ich war so gerührt, dass mir die Tränen in den Augen standen. Meine Gefühle überwältigten mich, weil ich nie eine wirkliche Familie gehabt hatte, da meine Mutter immer arbeiten musste, und auch sonst kaum Zeit für mich hatte. So kannte ich keine Wärme und Zuneigung, welche ich mir aber immer gewünscht hatte.
Meine Gastfamilie, das sind Karin und Peter Faber mit ihren Söhnen Michael und Oliver.
Da ich wegen meiner Tränen nichts mehr sehen konnte, kam die Familie auf mich zu und fragte, ob ich Jane White wäre. Dieses bejahte ich nickend, denn sprechen konnte ich, in diesem Moment, nicht.
Da nahm Karin mich in die Arme und streichelte mich beruhigend.
Meine Tränen versiegten langsam, und ich spürte, wie mich jemand anstarrte. Da drehte ich mich um und begegnete direkt Michaels Blick. Langsam breitete sich auf seinem Gesicht ein Lächeln aus, welches so ansteckend war, dass ich zurücklächelte, obwohl mein Gesicht bestimmt noch gerötet war vom Weinen.
Dann sagte Peter zu Michael: „Wir sollten langsam gehen. Sonst bekommen wir den Zug nicht.“
Nach kurzer Pause fügte er, zu mir gewandt, hinzu: „Wir freuen uns, dass du da bist.“
Michael und Oliver nahmen mein Gepäck, und wir machten uns auf den Weg.
Während wir auf den Flughafenzug zugingen, erklärte mir Michael, dass ich heute auf seiner Fahrkarte mitfahren werde.
Der Tag, an dem ich ankam, war ein Samstag und zum Wochenende können auf dieser Fahrkarte zwei Personen fahren.
Wir hatten inzwischen den Flughafenzug erreicht, welcher uns zum eigentlichen Ausgang und zum Bahnhof brachte. Von dort fuhren wir anschließend mit dem Zug nach Wuppertal-Vohwinkel.
Auf der Fahrt erzählte mir Michael: „Oliver und ich haben noch eine Schwester. Doch Heike konnte leider nicht mitkommen, denn sie wird morgen nach Hamburg fahren. Dort möchte sie eine Schauspielschule besuchen und dafür wollte sie in dieser Zeit noch einmal ihren Text für die Aufnahmeprüfung lernen. Du wirst sie zuhause treffen und sie freut sich auf dich.“
Weil wir uns, im Zug, gegen über saßen, sah ich ihm direkt in die Augen, welche eine ungewöhnliche Farbe haben, denn sie sind grün, und fragte: „Wie alt bist du?“
„Oliver und ich sind beide17 Jahre alt.“
Ich sah ihn erstaunt an, denn die beiden sahen sich gar nicht ähnlich. Im Gegenteil sie konnten unterschiedlicher nicht sein, somit wäre ich nie auf die Idee gekommen, sie als Zwillinge einzuordnen.
Er bemerkte meine Reaktion und erklärte: „Oliver und ich sind zweieiige Zwillinge. Und wie alt bist du?“
„Ich bin auch 17.“
Das letzte Stück fuhren wir mit dem Bus und gingen dann von der Haltestelle aus noch fünf Minuten zu Fuß.
Das Haus ist ziemlich groß und steht auf einem parkähnlichen Grundstück, welches ziemlich verwildert aussah.
Die Zimmer sind alle gemütlich und teuer eingerichtet. Die Möbel wurden alle aus echtem Holz gefertigt und auf den Böden liegt Parkett. Dieses ist unter den Sitzgruppen mit Berberteppichen abgedeckt.
Im Erdgeschoss befinden sich das große Wohnzimmer, das Esszimmer, die Küche und eine Gästetoilette. Auf der ersten Etage findet man die Schlafzimmer der Familie und ein Badezimmer und
dann gibt es noch das ausgebaute, große Dachgeschoss, welches als Fremdenzimmer genutzt wird.
Dorthin hatten die Brüder inzwischen mein Gepäck gebracht, und mich dann allein gelassen, damit ich auspacken und mich frisch machen konnte.
Bevor er ging, sagte Michael, dass es in einer Stunde Abendessen geben würde.
Als ich allein war, sah ich mich zunächst einmal um. Ich stellte fest, dass dieser Raum halb als Wohnzimmer eingerichtet war.
Ein Teil der anderen Hälfte war abgetrennt worden, um dort ein kleines Badezimmer zu bauen und der Rest war als Schlafzimmer eingerichtet worden. Wie das ganze Haus war auch dieses Zimmer in hellen Farben eingerichtet worden. Beim Blick aus den recht großen Fenstern sah ich, dass ich einen großen Teil des Gartens überblicken konnte.
Ich war gerade fertig mit auspacken, da klopfte es. Nachdem ich die Tür öffnet hatte, sah ich, dass davor ein Mädchen stand, welches ich noch nicht kannte. Ich war so überrascht, dass ich zwei Schritte zurücktrat und sie stumm anstarrte, denn sie war bildhübsch.
Sie tat so, als hätte sie es nicht bemerkt und sagte: „Hallo! Ich bin Heike Faber und es tut mir leid, dass ich dich nicht mit abholen konnte. Es ist fast Zeit für das Abendessen, und ich will fragen, ob du mit herunterkommen möchtest.“
Diese Worte lösten meine Erstarrung und ich sagte: „Hallo!“
Etwas verlegen fügte ich hinzu: „Entschuldige bitte, dass ich dich so angestarrt habe."
Da unterbrach sie mich, mit einem Lachen, und meinte: „Wenn ich mich daran nicht gewöhnen kann, sollte ich besser nicht Schauspielerin werden.“
Ich stimmte in ihr Lachen ein, und damit war das Eis gebrochen.
„Das stimmt. Komm lass uns gehen.“
Als wir uns auf den Weg nach unten machten, fragte sie: „Hast du eigentlich jemals den Schauspieler gesehen, der auch im Sohoviertel wohnen soll, wo du wohntest?“
„Ja, denn ich wohnte nicht weit von ihm entfernt, und das Haus war fast immer von Fans belagert. Doch seine Eltern hatten dort vor Kurzen seine Wohnung aufgelöst.
Das hatte er selbst in einem Interview bestätigt.“
„Ich würde ihn gern mal treffen, denn ich bin Fan von ihm.“
„Ich finde, er ist ein sehr guter Schauspieler, und ich mag viele seiner Filme. Doch persönlich habe ich ihn nicht angesprochen, sondern ihn immer nur von Weitem gesehen.“
„Du wohntest in der Nähe und hast nie die Gelegenheit genutzt ihn persönlich anzusprechen.“
„Ich finde, Schauspieler sind auch nur Menschen, und sie verdienen Privatsphäre. Ich würde nicht ständig angesprochen werden wollen.“
„Das bringt nun mal das berühmt sein mit sich, und ich fände es gut.“
„Vielleicht änderst du deine Meinung, wenn du mal in seiner Lage sein solltest.“
Als wir ins Esszimmer kamen, waren die anderen schon da, und Karin war dabei das Essen aufzutragen. Deshalb setzen wir uns sofort hin.
Ich hatte Hunger und aß deshalb schweigend. Das Gespräch, welches die anderen führten, drehte sich um die Wiederherstellung des Gartens.
Da ich noch telefonieren musste, sagte ich, als wir fertig waren, Gute Nacht und ging nach oben in mein Zimmer.
Dort angekommen rief ich, bevor ich ins Bett ging, erst noch meine Mutter und Doro an. Beiden sagte ich, dass ich gut angekommen sei und mich bald wieder melden würde.
Danach duschte ich lange und las noch etwas. Gegen 21:30 Uhr löschte ich das Licht und schlief dann sofort ein.

Dieses wird es bald so zu kaufen geben.
Ich bin auf eure ehrliche Meinung gespannt. Auch Verbesserungsvorschlage werden gerne angenommen.
williwu
Beiträge: 782
Registriert: Mi 18. Mai 2011, 01:11

Re: Hier ein Auszug aus dem neu bearbeiteten Buch: " Janes Tagebuch - Mein altes Leben"

Beitrag von williwu »

Hm, ich dachte, das Buch ist bereits erschienen?

Egal. Ich habe nicht sehr weit gelesen. Magst du solche Anfänge? Ich meine, bei denen der Leser angesprochen wird, und es handelt sich nicht um ein Buch aus dem 18. Jhd. Ich nicht. Bei Kinderbüchern macht man das manchmal, okay aber, na ja. Selbst dann: Du solltest deine Leser wenigstens duzen. Du willst doch, dass sie mit dir vertraut werden. Das wird nix, wenn du sie auch noch siezt.
Dass die Mutter die Erzählerin lieblos begrüßt und gleich verschwindet, ist das eine, das kann gewollt sein. Aber dann zeig dem Leser, dass die Erzählerin darunter leidet oder sauer ist. Sie nimmt das hin wie eine Schlaftablette.
Heute war der letzte Abend gewesen.
Fällt dir beim Durchlesen nicht auf, wie unlogisch der Satz ist? Du schreibst in der Vergangenheit. "Heute" kann nur eine sehr kurze Vergangenheit sein, nämlich die der letzten Stunden seit 0:00 Uhr nach gestern.

Du stellst alle möglichen Personen vor. Mutter, Vater, Mutters deutsche Freundin. Erzählst, wo sie mal lebten, wer woher kommt. Die Erzählerin macht einen Deutschkurs - warum, ist sie Engländerin und will nach Deutschland? Die Mutter tritt in Clubs auf. Als Stripperin? Das ist ein Durcheinander und Wirrwarr, das mich bewogen hat, nicht weiterzulesen.

Mein Tipp: Fange mit einer Szene an, einer, in der etwas geschieht. Schreibe nur das Wesentliche, es ist ein Irrtum zu glauben, weil die Romane tendenziell immer dicker werden, muss ein Autor jeden Quatsch da hinein schreiben, damit sie auch wirklich dicker werden. Ob dick oder dünn, schreib kein Blabla, schreib Inhalt.

Das könnte zum Beispiel so aussehen (nur eine hingeklierte Idee):

"Hallo, da bist du ja endlich", sagte meine Mutter.
"Ja, tut mir leid, aber weil es das letzte Mal war, haben wir eine kleine Feier gemacht, und ich habe die Zeit vergessen."
"Und wie war es? Warte, das erzählst du mir nachher, dann feiern wir ein wenig, ja?" Meine Mutter warf ihr senfgelbes Cape über und setzte sich einen neuen Hut auf, der an Scheußlichkeit nicht zu überbieten war.
"Jetzt muss ich los, Tina wartet schon seit einer halben Stunde auf mich."
"Du hättest doch schon lange gehen können, ich bin ein großes Mädchen, ich kann mir die Tür allein aufschließen, allein fernsehen, allein Zähne putzen. Musste ich ja oft genug tun, die letzten 18 (oder wie viel auch immer) Jahre."
"Aber ich wollte ..."
uswusf.

So hast du einen szenischen Einstieg, es geschieht etwas, die Mutter wird als flippige Egozentrikerin gezeigt, die Tochter zeigt, dass sie kein Roboter ist, dass sie giftig sein kann. Alles andere, Vater, Freundin, die beschreibst du, wenn sie ins Spiel kommen. Was du gemacht hast, nennt man in Schriftstellerkreisen "Infodump". Soll heißen, du versuchst in den Anfangssätzen so viel Infos für den Leser unterzubekommen als möglich, um, ja warum eigentlich? Hast du Angst, etwas zu vergessen? Willst du eine lästige Pflicht hinter dich bekommen, um frei loszuschreiben? Denk dran, die ersten Sätze entscheiden über kaufen oder nicht kaufen, über Weiterlesen oder in die Ecke schmeißen. Der Anfang einer Geschichte verdient die allergrößte Aufmerksamkeit, die meiste Mühe, die längste Zeit, die du als Autor nur darauf verwenden kannst. Kein liebloses Abspulen von Daten und Fakten, sondern ein einladendes Hereinziehen des Lesers in deine Geschichte.

Was du erklären musst, erklärst du, wenn es gerade mal passt. Man glaubt ja gar nicht, wie oft man etwas weglassen kann, und die Geschichte gewinnt dadurch. Kennst du Andreas Eschbachs Zehn-Punkte-TÜV? Probier's mal aus, das lohnt sich.
Sind Sie jetzt neugierig geworden?
Wenn dass so ist, freue ich mich darüber. So nun genug der Vorrede, denn jetzt werde ich anfangen zu erzählen.
Selbst wenn du bei deinem Anredestil bleiben willst, lass doch solche Füllsätze ohne Sinn weg, wäre mein dringender Tipp. Die Frage kann ich mit einem ehrlichen "Nein" beantworten. Das ist ein Risiko, denn so lese ich womöglich nicht weiter, wenn ich davon ausgehe, dass der Autor unfähig ist, jemanden zu interessieren, obwohl er das offensichtlich wollte und auch noch mit dem Holzhammer darauf hinweist. BTW: "dass" und "das" solltest du dir noch einmal angucken, unbedingt vor einer Veröffentlichung. "Jetzt werde ich anfangen zu erzählen."!? Und was hast du bis jetzt gemacht? Geschwafelt? Diese Phrase ist eine Bankrotterklärung.

Wenn du unbedingt im Narrativstil bleiben willst. hast du dann schon mal an einen Tagebuchroman gedacht? Das wäre ein originelle Alternative zu dieser Leseranrede.

Davon abgesehen stehst du mit den Zeiten und den Satzzeichen, ich will nicht sagen "auf dem Kriegsfuss", - doch, das will ich sagen. Präteritum und Perfekt werden im Schriftdeutschen nicht paritätisch eingesetzt, sondern nach Regeln. Lass da unbedingt mal jemanden drüber lesen - vor einer evtl. Veröffentlichung. Und bitte, verwende Relativpronomen mit "w" sparsamer, viel sparsamer. Am besten gar nicht.
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