Neuvorstellung: "Provinzabgründe"

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Til
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Registriert: Mi 2. Mär 2016, 16:37

Neuvorstellung: "Provinzabgründe"

Beitrag von Til »

Erzählt wird hier eine Kriminalgeschichte der etwas anderen Art. Es gibt zwar einige Morde, aber im Vordergrund stehen weder Kommissare noch sonstige polizeiliche Ermittlungen – die Beteiligten selbst – der Ermordete, sowie weitere Verdächtige – kommen zu Wort.
Pro Kapitel wird der Leser zu einem anderen Ort geführt, an dem jeweils eine Person ihre Sicht der Dinge wiedergibt.

Dieser Krimi ist in seinem Inhalt und seiner Form sicher außergewöhnlich. Zum einen durch die verschiedenen Ich-Erzähler-Perspektiven, zum anderen dadurch, dass der Leser selbst in die Figur eines unbekannten Fremden schlüpft und so den Tatort Stück für Stück interaktiv kennen lernt.
Gesellschaftspolitische Kritik und auch philosophische Themen werden teils ernst, teils ironisch angeschnitten – die Charaktere sind skurril überzeichnet und bleiben daher eindrücklich im Gedächtnis. Freilich heben sich die Protagonisten auf sehr amüsante Weise voneinander ab. Ihr intellektuelles Leistungsvermögen bedingt z.B. die Form, wie sie sich ausdrücken, die Sichtweise auf die Ereignisse, vor allem aber ihr Urteil über die Mitbürger.

Die Geschichte beginnt am Grab des Gustav Meta und entwickelt sich zu einer spannenden Wanderung durch Rest an der Pies, das manche Einwohner in einem Anflug von Größenwahn nach außen hin am liebsten als bedeutende Stadt präsentieren würden. Im Verlauf der Handlung stellt sich heraus, dass jeder seine eigene Wahrnehmung und Sicht der Dinge hat: der Pfarrer, Gustavs Frau, seine Geliebte, der Kneipenwirt, ein Angestellter der Gemeinde, ein Sozialarbeiter und ein ehemaliger Richter - nach und nach ergibt sich so ein Netz aus Intrigen, Beschuldigungen und Verdachtsmomenten. In diesem so unscheinbaren Ort mit seiner sauberen Oberfläche allerdings hat sich jede Menge Unrat angesammelt, der zwar nicht sichtbar, aber dennoch unüberseh- bzw. unüberhörbar ist.


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