Genesis

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rosurio
Beiträge: 70
Registriert: Di 15. Nov 2005, 23:55
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Genesis

Beitrag von rosurio »

Hallo an alle!

Stelle Euch hier einen meiner Texte vor und bin gespannt auf Eure Meinung!

Liebe Grüsse,
rosurio


Nichts regt sich, kein Laut. Sogar die Zeit scheint ihr Sein vergessen zu haben. Die stille Einsamkeit ist fast mit Händen zu greifen.
Lange sieht er auf die Saiten seiner Harfe, scheint das Instument kaum wirklich wahr zu nehmen. Da heben sich die Hände und berühren das Holz.
Und dann zerbricht ein einzelner Ton die Stille. ?Ich bin? ist sein Name. Ihm folgt ein zweiter, dritter. Gedanken sind es, die sich zu Tönen formen. Eine Melodie lässt Stille und Einsamkeit im Nichts versinken.
Zaghaft, forschend tastet der Klang. Disharmonien klingen schrill. Doch unbeirrt eilt er weiter, suchend, lauschend nach sich selbst. Und nun scheint es, als habe die Melodie den Ton gefunden, der ihr entspricht.
Sie gebiert eine Stimmung voll Ruhe und Freude. Gleich einem Strom schwillt sie an und zieht alles in ihren Bann.
Lichte Wesen, gleich Nebelschleiern, verdichten sich zu ihrem Klang. Sie beginnen die Melodie der Saiten vielstimmig zu begleiten.
Immer mehr Wesen entspringen den Gedanken des Harfenspielers ? lichtvolle und nun auch dunkle. Die Dualität ist geboren.
Und alle, alle singen das Lied des Schöpfers und seiner Kinder.
Geschöpfe werden zu Schöpfern neuer Melodien und Wesen ? Sterne, Planeten, Mensch und Tier.
Alles singt und schwingt ? Klang ist die Welt.
elbroto

Beitrag von elbroto »

Klingt wie ein Psychedelisches Stück von Pink Floyd ;)
rosurio
Beiträge: 70
Registriert: Di 15. Nov 2005, 23:55
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Beitrag von rosurio »

Hi elbroto,

oh - ist aber von mir. Ehrlich!

Hab noch mehr solche Sachen. Interesse?

Gruss,
rosurio
elbroto

Beitrag von elbroto »

klar ist das von Dir. ich meinte damit auch dass mir das musikalische Assotiationen weckt

ja, her damit
rosurio
Beiträge: 70
Registriert: Di 15. Nov 2005, 23:55
Wohnort: Gefrees

Beitrag von rosurio »

Hi elbroto,

musikalische Assoziationen? Ja, wär ja schlimm, wenn nicht - es geht ja schliesslich auch um einen Musiker ...

Du willst mehr? Wie wär´s mit dieser hier?

Hinter der Mauer

Irgend etwas hinderte ihn, nach Hause zurück zu kehren. Er war lange umher geirrt, gehetzt von unsichtbaren Meuten. Seit er geflohen war, hatte sich die Welt nicht mehr verändert. Scheinbar im Drehen stehen geblieben, vergass sie auch ihre Farben und verwandelte sich in ein stumpfes Farbgemenge aus Schwarz-Weiss-Tönen.

Er war inzwischen gealtert. Sein Haar war grau geworden, und durch sein Gesicht zogen sich tiefe Falten, Falten der Angst, des Alters und der tiefen inneren Trauer, die mit dem Verstreichen der Jahre immer leiser und dumpfer geworden war. Selbst sein Name war ihm entfallen. Er hörte ihn schon seit langem nicht mehr, seit langem rief man nicht mehr nach ihm, man braucht ihn nicht mehr, man vermisst ihn auch nicht.

Ohne Blick starrte er die Strasse hinunter, und je weiter er blickte, umso dunkler wurde sie.

Wo war er eigentlich? Zu fragen war ohne Sinn, er wusste es doch nicht, und ihm lag wenig daran, den Ort seiner unendlichen Einsamkeit bezeichnen zu können.

Vor ihm lag ein kalter und leerer Stein, ein Stein, mit dem er sich auf eine seltsame Weise verbunden fühlte, der ihn eine kleine, fast unbedeutende Vertrautheit fühlen liess. Er musste darüber lächeln. Langsam liess er sich auf das kalte verregnete Strassenpflaster nieder, er hob den Stein sanft wie eine Blume zwischen seine Hände und begann ihn sacht, ganz zärtlich zu streicheln.

Schon spitzte er die Lippen, um ihm Trost zuzusprechen, als er innehielt und sich verstohlen umsah. Niemand beachtete ihn, doch er hatte verlernt zu sprechen. Die Laute, die seine Lippen formten, blieben ihm im Halse stecken, und er versuchte es nicht ein zweites Mal.

Ohne Wut stiess er den Stein gegen die Mauer. Er wunderte sich nicht, dass sie nicht einstürzte. Zu vieles hatte er schon vergeblich unternommen, um sie wegzublasen, zu oft war ihm der Atem weg geblieben. Er hatte begonnen, sich hinter ihr geborgen zu fühlen, sie war ihm vertraut geworden auf die selbe Weise wie der Stein.

Er hatte sie auch selbst erschaffen, damals, als er jung war.
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