Linda Castillo: Blutige Stille

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subechto
Beiträge: 533
Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Linda Castillo: Blutige Stille

Beitrag von subechto »

...ist Linda Castillos 2. Band mit der Polizeichefin Kate Burkholder. Wie schon in „Die Zahlen der Toten“ beschreibt sie auf den ersten 60 Seiten(!) ziemlich ausführlich und drastisch den Tatort und die Leichen einer siebenköpfigen Familie, die brutal ermordet wurde. Wie bereits im 1. Fall spielt die Geschichte im Milieu der Amischen in der kleinen Gemeinde Painters Mill, Ohio.

Anschließend werden viele Seiten mit Auszügen aus dem Tagebuch der 15-jährigen Tochter Mary bedruckt. Sie war verliebt und schwanger... Liegt hier das Motiv?

In Castillos Biografie steht, dass sie über zwanzig Liebesromane veröffentlicht hat und das merkt man auch. Denn die Liebesgeschichte der attraktiven Protagonistin mit dem gutaussehenden Kollegen John Tomasetti zieht sich erneut wie ein Kaugummi durch die gesamte Story.

Die Morde werden eher nebenbei aufgeklärt. Natürlich mit actionreichem Showdown wie in amerikanischen Thrillern üblich. Gerne machen die Vertreter der Polizei dabei auch reichlich und tödlich von ihren Waffen Gebrauch.

Blutige Stille ist eher etwas für schlichte Gemüter, triviale Geschichte, überschaubarer Personenkreis und eine bescheidene Sprache. Ein typischer Lady-Thriller eben. Beim nächsten Band werde ich wohl aussetzen.
beedy
Beiträge: 43
Registriert: Fr 15. Jul 2011, 10:42

Re: Linda Castillo: Blutige Stille

Beitrag von beedy »

Inhalt:
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Bei der nächtlichen Streife in Painters Mill hört ein Polizist die Schreie eines Mannes. Der Helfer der Familie Plank hat eine schreckliche Entdeckung gemacht. Alle Familienmitglieder der Familie Plank sind tot. In der Scheune findet man die zwei jungen Mädchen, die gefoltert und verstümmelt wurden.
Kate Burkholder und ihr Team beginnen mit den Ermittlungen. Der Fall geht Kate sehr nahe, da es sich um eine amische Familie handelt und sie selbst in nach dieser Glaubensrichtung erzogen wurde. Zuerst werden noch Vermutungen über den Mord angestellt, doch als Kate das Tagebuch der jungen Mary Plank findet, ergibt sich erstmals eine konkrete Spur.
Unterstützt wird sie bei ihren Recherchen von John Tomassetti, mit dem sie eine Liaison unterhält. Immer mehr taucht sie in die Welt von Mary ein, doch der Mörder scheint nicht auffindbar zu sein. Bei der Beerdigung der Familie Plank fühlt sich Kate wie vor den Kopf gestoßen, als sie plötzlich vor dem ältesten Sohn der Familie Plank steht.


Meine Meinung:
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Die Geschichte beginnt ja sehr interessant mit dem Auffinden der Familie Plank und die Thematik rund um die Amischen ist mal etwas anderes. Leider sind dies auch meine einzigen positiven Eindrücke von der Geschichte, da sie in der Ausführung doch schon sehr hinkt.

Kate trägt viel persönlichen Ballast mit sich rum und flüchtet sich in Alkohol und Tabletten. Der Grund warum sie so ist, wird lange Zeit nicht gesagt, nur dass sie ebenfalls der amischen Gemeinschaft angehörte und diese verlassen hat. Man tappt im Dunkeln und man verliert allmählich das Interesse an ihrer Geschichte. Sie lamentiert ohne wirklich etwas preiszugeben und verbeißt sich in den Fall, da sie mit Mary sehr mitfühlt. Die anderen Personen scheinen ihr wiederum weniger wichtig.

Ich hatte irgendwie den Eindruck, dass von der Autorin nur die gesamte Familie umgebracht wurde, um den Leser schon mal so richtig zu fesseln und das Buch auch zu kaufen. Wäre nur Mary umgebracht worden, hätte es meiner Meinung nach auch getan und die Geschichte hätte so eventuell noch interessanter werden können, da die Amischen ein verschlossenes Völkchen sind. Da dies aber gleichzeitig bedeutet sich intensiver mit der Geschichte auseinander zu setzen und ihr mehr Tiefgang und gut durchdachte Momente zu verleihen, glaube ich wohl kaum, dass die Autorin diesen Weg hätte gehen wollen. Ich finde nämlich, dass die Autorin die Sache einfach lapidar angegangen ist. Eben ohne sich selbst in die Geschichte einzuleben und mit dem persönlichen Wunsch diese mit mehr Raffinesse aufzubauen.
Ich habe stark das Gefühl, als wollte sie mal schnell etwas hinkritzeln.

Die restlichen Personen bleiben auch dermaßen blass, dass ich beim Lesen schon vergessen hatte wer sie sind. Das passiert mir echt selten. Der einzige der noch etwas mithalten kann ist Kates Freund, der aber auch vom Leben gebeutelt ist und ebenfalls gerne mal zutief in das Glas schaut. Selbst als die Auflösung über den Mörder stattfand, habe ich mich gefragt, wer das den war! Es wirft kein allzu gutes Licht auf die Autorin, wenn sie es nicht mal schafft mir die Personen schmackhaft zu machen und diese in meinem Gedächtnis zu verankern.

Eine Person tauchte auf, es wurde ein bisschen geredet und schon verschwand die Person wieder von der Bildfläche. Man konnte einfach keinen Bezug zu ihnen aufbauen. Selbst bei dem Polizeiteam blieb alles blass. Ein kurzer Auftritt, ab und zu mal namentlich erwähnt, am Schluss dann wieder ein Satz, fertig. Macht die Geschichte ja wahnsinnig lebendig!

Von der Handlungsweise der Protagonistin braucht man im Grunde gar nicht sprechen. Sie wurschtelt sich wie ein Holzfäller durch die Geschichte und ich fand sie überhaupt nicht sympathisch. Ich finde sie naiv und unbedacht handelnd. Mit biegen und brechen versucht sie den Mordfall zu lösen und ihre Aussagen und Gedanken empfinde ich aber als platt. Ich werde mit Kate einfach nicht warm. Vielleicht sollte sie weniger trinken, dann würde sie Hinweise erkennen und nicht so selbstgefällig agieren.

Was mich zusätzlich noch gestört hat ist der Schreibstil. Blutige Stille ist aus der Sicht von Kate geschrieben und fast jeder Satz beginnt mit Ich. Es wirkte einfach abgehackt und für mich jedenfalls nicht flüssig. Die Dialoge hingegen lassen sich gut lesen. Mir gefiel dieses ständige Ich jedenfalls nicht. Ich gehe die Treppe rauf. Ich sehe mich im Zimmer um. Es kam bei mir eben keine gute Lesestimmung auf. Sorry! Flüssig und packend finde ich etwas anderes und ich habe schon viele Ich-Perspektive-Bücher gelesen.

Was mir ebenfalls das Buch noch verhagelt hat, ist der schlechte Schluss. Völlig unlogisch wird ein Szenario erdacht, das man als bestenfalls dilettantisch beizeichnen kann. Kate entwickelt einen Plan der bei mir Kopfschütteln auslöst und man bemerkt den Versuch der Autorin noch etwas Action in die Sache zu bringen. Von gut durchdacht sind wir aber Meilenweit entfernt.
Außerdem erhält man nach dem Showdown keine richtigen Antworten und darf sich nur mit den Vermutungen von Kate herumplagen.

Insgesamt hätte sich die Geschichte gut entwickeln können. Was sie durch die naive, ich-mach-mir-meine-eigene-Welt, Kate leider nicht wurde. Der Einblick in die amische Lebensweise ist nett und ich hoffe, dass dies auch den Tatsachen entspricht. Außer die Autorin hatte keine Lust sich an die Wirklichkeit zu halten, was man angesichts der lieblosen, platten Darstellung und des eigentlich-habe-ich-keinen-Schimmer-wie-es-weitergehen-soll Stiles auch vermuten lässt.

Ich werde mir kein weiteres Buch dieser Autorin zulegen, da ich vermute, dass es nicht besser werden wird und wenn Kate schön brav weiter trinkt, jegliche Hinweis als bedeutungslos abtut und lieber alles so sehen möchte, wie es ihr gerade passt, dann denke ich, dass die Reihe wohl eher nicht lange fortgesetzt wird. Wegen mir muss es jedenfalls nicht!
sabatayn76
Beiträge: 65
Registriert: So 16. Aug 2009, 16:43

Re: Linda Castillo: Blutige Stille

Beitrag von sabatayn76 »

Thriller mit weniger gut gelungenen Überraschungen

Inhalt:
Während seiner Nachtschicht hört Officer Skid Schreie, die von der Plank-Farm zu kommen scheinen. Auf dem Weg dorthin begegnet er dem Amischen Reuben Zimmerman, dem Angst und Schrecken ins Gesicht geschrieben stehen: er hat eben blutüberströmte Leichen im Haus der Planks gefunden. Bei der Inspektion des Hauses und des Grundstücks finden sich schließlich die Leichen aller sieben Familienmitglieder. Nach einer ersten Vermutung, dass es sich um einen erweiterten Suizid handeln könnte, müssen Chief Kate Burkholder und ihr Team schließlich davon ausgehen, dass sie es mit einem Mörder zu tun haben.

Mein Eindruck:
Am Anfang habe ich überlegt, ob ich das Buch abbreche, da es allzu brutal, blutrünstig, explizit und reißerisch ist. Doch ich habe weitergelesen und muss zugeben, dass ich gut unterhalten wurde, dass das Buch fesselt und genau das Richtige ist, wenn man eine simple Lektüre zum Ablenken sucht. Sprachlich ist das Buch jedoch oft unbeholfen, und Gefühle werden oft nur durch sich wiederholende und platte Phrasen wie 'es bricht mir das Herz' beschrieben. Gestört haben mich auch die Binsenweisheiten, die die Protagonisten immer wieder von sich geben und die der Leser weder spannend noch überraschend finden kann. Mehrmals habe ich mich gefragt, warum die Autorin so viele Dinge wiederholen musste, die doch bereits gesagt wurden (z.B. wenn zwei Polizisten die selben Fragen stellen und darauf die selben, ausführlichen Antworten bekommen).

Mein Resümee:
Eine simple und leicht lesbare Lektüre, die man getrost ganz schnell wieder vergessen kann.
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