Peter Høeg: Die Kinder der Elefantenhüter

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bienwald
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Peter Høeg: Die Kinder der Elefantenhüter

Beitrag von bienwald »

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Mein Versuch einer Zusammenfassung
Sehr, sehr schwer, diesen Inhalt zusammenzufassen, wird wirr ausfallen, aber ist schlichtweg sehr wirr …;-))

Diese zwei Kinder, Tilte und ihr Bruder Peter, manchmal Jesus genannt, und Basker, der Hund, sind in Gefahr, vom Jugendamt untergebracht zu werden, weil ihre Eltern verschwunden sind. Als sie dann tatsächlich in einer Einrichtung sind, gelingt ihnen auf unbeschreibliche Art und Weise die Flucht.


Jetzt werden ihre Abenteuer beschrieben, darin sind verwickelt: Finkeblod, Leonora Ganefryd (trägt eine tibetanische Nonnentracht, ist Komputerspezialistin, Hackerin), Lama Svend-Helge, Gitte Grisanthemum, Laksmi alias Bermuda Svartbag Jansson, Anaflabia Borderrud, Thorkild Thorlacius, Bodil, Beamter Bent, Kalle Kloak, Sindbad al-Blablab, Aschantas, Pallas Athene, Vibe aus Ribe (eigentlich dann eine Leiche, aber dann lebt sie doch noch) ……und noch einige andere.
Es gibt keine normalen Namen, jeder Name alleine ist schon ein Lacher.

Lustig u.a., wie Peter immer wieder Vergleiche zieht zwischen Situationen auf dem Fußballfeld und den wirklichen Situationen, die oft sehr gefährlich, makaber sind.
Aber durch die Schläue von Tilte und Peter kommen sie aus allen brenzligen Geschichten immer wieder heraus.
Tilte hat ein fotografisches Gedächtnis, kann sich Nummern sehr gut merken, und vieles andere auch. Auch sonst ist sie sehr, sehr gescheit:

Tilte ist der Meinung, wenn Lehrer was von ihr wissen wollen, sollen sie sie gefälligst fragen…. und sie nicht nötigen sich zu melden…. -

"…..Mittlerweile haben die Lehrer aufgegeben, auch Fingeblod, aber in seinem ersten Jahr versuchte er es standhaft, und in diesem Fall hier fragte er: "wie heißt das Meer, das Fino umgibt?" und er forderte Tilte auf, sich zu melden, und frage sie dann. - ---- "Es heißt Katzenarsch" - sagte Tilte. Alexander Finkeblod fiel fast vom Stuhl und sandte ihr einen Blick, der ganze Landstriche hätte verwüsten können, aber Tilte hatte im großen Wörterbuch der dänischen Sprache nachgeschlagen: "gat" bedeutet bei Tieren ‚After', ‚Kattegat' also Katzenafter, da beißt die Maus keinen Faden ab. - Dann sagte Tilte noch, Katzenarsch sei sowieso nicht der schönste Name, am besten wäre, es würde Meer der Möglichkeiten heißen." - -

Und Tilte und ihr Bruder nannten das Meer (Ost-oder Nordsee) immer nur das ‚Meer der Möglichkeiten'.


Um was es dann letztendlich geht, kommt erst so in Mitte des Buchs heraus. - Und zwar das ist jetzt eine richtige Kriminalgeschichte…… Es soll eine Synode stattfinden, und dort sollen die Oberen aller Religionen versammelt sein. Aber: dort sollen auch unermesslich wertvolle Reliquien, alte, einmalige Schriften, Edelsteine, und alles mögliche gezeigt werden. Es geht um Milliarden!!!

Eine total wirre Geschichte - . Ob die Eltern der Kinder jetzt zu den Dieben gehören, oder ob sie zu denen gehören, die den Schatz schützen wollen? - - Die Kinder sind immer wieder unschlüssig, was sie eigentlich von ihren Eltern denken sollen. Und als sie darüber nachdenken, wie sie ihre Eltern einstufen sollen:

"….vergeben wir unseren Eltern. Es wird kein Wort mehr darüber verloren, das Thema wird fallengelassen und nicht wieder aufgenommen, außer vielleicht in Mutters und Vaters Albträumen, hoffe ich. Aber Tilte und Basker und ich, wir sehen in diesem Augenblick ein: Wenn du bestrebt bist, mit anderen Menschen Nachsicht zu üben, bist zu gezwungen, auch ihren Elefanten verzeihen zu können". - Ihre Eltern nennen sie deshalb Elefantenhüter, weil sie eben ihre Elefanten haben, und sich selbst, die Kinder, dann eben "Die Kinder der Elefantenhüter".


Meine abschließende Meinung
Es ist sehr, sehr schwer, dieses Buch zu beschreiben. Was aber sehr schnell beschrieben ist, ist die Art und Weise des Autors, so eine verworrene, total unglaubliche Geschichte zu schreiben. Jede Szene ist, wie schon in der Verlagsbeschreibung ausgedrückt, filmreif. Es ist nicht möglich, auf alles einzugehen.
Aber mal ganz kurz noch: Als die Kinder recherchieren, in den Papieren ihrer Eltern wühlen, finden sie auch Kassenzettel, u.a. über einige Tonnen Schmierseife…… - - Es sind noch mehr merkwürdige Dinge, die die Kinder finden. - An sich sind sie einiges von den Eltern gewöhnt. Die Mutter bastelt z.b. elektronische Stimmerkennungsmaschinen, die dann auf eine Stimme reagieren und agieren…. -
In der Küche ist grundsätzlich der Vater, und wenn es mal was zu Essen gibt, dann kocht er phantastisch. - Seine Predigten werden teilweise wiedergegeben, auch sie wieder sehr merkwürdig, gelinde ausgedrückt.

Aber gegen Ende dieser Kriminalgeschichte kommt dann endlich heraus, was es mit dieser Schmierseife auf sich hatte. Die hatte nämlich die Mutter geordert, um den Schatz in der Tiefe der Halle verschwinden zulassen, auf dieser Schmierseife sollten diese ganzen Wertsachen dann wie auf einer Rutsche in ein Kellergewölbe schlittern und so gesichert werden…..

Dann diese unglaubliche Geschichte mit dieser Vibe aus Ribe. Zunächst lebend, dann liegt sie plötzlich in einer Kutsche, in einem Sarg. Ja, sie ist tatsächlich sehr kalt….. - Mit diesem Sarg geschieht dann sehr, sehr viel. Einmal liegt ein anderer drin, und Vibe aus Ribe ist in der Küche (Kühlraum) des Festsaales auf einem Rollstuhl befestigt. Später dann lebt Vibe aus Ribe aber, und in diesem Sarg wir jemand anderes irgendwo rausgeschmuggelt…

Tja, wer bis hierhin gelesen hat, wird denken, das ist eine sehr wirre Beschreibung - lach -. - Aber ich habe lediglich versucht, eine total verrückte Geschichte zu beschreiben, was unmöglich ist.
Gut, irgendwann wurde mir diese Geschichte dann doch ein bisschen zu turbulent, vor allem weil von Kapitel zu Kapitel auch noch eine Steigerung war, obwohl kaum noch eine Steigerung möglich schien….

Wer entspannt was lesen möchte, sich unglaublich lange amüsieren möchte, sehr oft laut lachen will, aber auch was zum Nachdenken sucht, der muss es einfach lesen : - aber sich nicht wundern, wenn ihm schwindelt ob der grandiosen Fabulierkunst des Autors, der nicht zu beschreibenden Komik - und zwar von Anfang an.

Allerdings wird es am Ende dann doch sehr tiefsinnig, als Peter darüber nachdenkt, was alles geschehen war…. Am Anfang des Buchs war bereits die Rede von einer Tür, die man öffnen muss. Und zwar die Tür im inneren, also in sich selbst…. Darauf kommt Peter dann zurück:

"………Einsamkeit bedeutet, in das Zimmer eingesperrt zu sein, das ‚man selbst' heißt, das verstehe ich zum ersten Mal in meinem Leben. Dass man selbst ein Raum im Gefängnis ist und sich dieser Raum immer von anderen Räumen unterscheiden wird, und deshalb wird er immer auf bestimmte Weise allein und immer innerhalb des Gebäudes sein, weil er ein Teil davon ist. - Besser kann ich es nicht erklären. Aber es fühlt sich unüberwindlich an Ich halte die Unüberwindlichkeit im Arm. Ich drücke sie an mich, und ich versuche nicht, mich zu trösten, das kann ich ehrlich sagen. - ich merke wie ich die anderen hinter mir in der Nacht liebe, Vater, Mutter, Tilte und Hans und Basker und Conny und Urgroßmutter und Jakob und Aschanti und Rickard und Nebukadnezar Flyvia Propella, alle meine Menschenzimmer….."


einige Seiten weiter:

"Ich hebe die Hände zum Sternenhimmel. Und fange an zu tanzen. - Es ist ein langsamer Tanz. Nichts aus dem Auftragsbuch von Ifigenia Bruhns Tanzinstitut, der hier kommt von innen und erfordert meine volle Konzentration. Was wohl auch der Grund dafür ist, dass erst eine Weile vergeht, ehe ich Kaj Molester bemerke. - Er steht in der Tür seines Hauses. Ich halte inne. Wir sehen uns an. - - - ‚Ich bin grade dabei, den Finowalzer zu tanzen' sage ich, ‚einen Tanz, in dem ich meine große Dankbarkeit ausdrücke, am Leben zu sein.' - - Dein Tanz da' sagt er, ‚ist der privat, oder können alle mitmachen?'…………."


Der Autor:
"1957 wird Peter Høeg als Sohn einer Lehrerin und eines Juristen in Kopenhagen geboren. Nach dem Abitur studiert er Literaturwissenschaften an der Universität Kopenhagen und schließt mit dem Magister Artium ab. Gleichzeitig lässt er sich zum Schauspieler und Tänzer ausbilden. Ab 1984 arbeitet Peter Høeg in einer Vielzahl von Bereichen. Er hat verschiedene Engagements im Klassischen Ballett und als Schauspieler. Daneben unterrichtet er an einer Schule und an der Universität Odense auf der dänischen Insel Fünen. Außerdem bereist er auf einem Segelboot die Welt. 1988 erscheint in Dänemark seine erste Veröffentlichung ("Vorstellung vom zwanzigsten Jahrhundert", Deutsch 1992) 1992 erscheint sein zweiter Roman. "Fräulein Smillas Gespür für Schnee" (Deutsch 1994) ist im deutschsprachigen Buchhandel ein Geheimtipp und entwickelt sich rasch zum Bestseller. 1996 verfilmt der dänische Regisseur Bille August das Buch, Peter Høeg wird einem internationalen Publikum bekannt. Im gleichen Jahr gründet Høeg die Stiftung "Lolwe" zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Peter Høeg hat drei Töchter und lebt als freier Schriftsteller zurückgezogen in Jütland und in Kopenhagen.




Buchdaten:
ISBN-10:3-446-23552-3
EAN: 9783446235526 06.09.2010 Hanser Verlag
Sprache: Deutsch
Seiten: 482
Übersetzer: Peter Urban-Halle
Herzlichen Gruß
Bienwald
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