G. Hager, S. Stoll-Weber: Die zweitbesten Tiergeschichten

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Vandam
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G. Hager, S. Stoll-Weber: Die zweitbesten Tiergeschichten

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Prof. Dr. Gerhard Hager, MMag. Susanna Stoll-Weber: Die zweitbesten Tiergeschichten, Neckenmarkt/Österreich 2011, Vindobona-Verlag, ISBN 978-3-85040272-9, Softcover, 144 Seiten mit zahlreichen Farbaufnahmen, Format: 13,5 x 21 x0,8 cm; EUR 22,60 (D), 23,15 (A), SFr40,90 (CH). Weitere Informationen: http://www.zweitbeste.at

Schon der Buchtitel ist interessant. Wie, zum Geier, kommt jemand auf die Idee, die „zweitbesten“ Tiergeschichten zu veröffentlichen? Wenn man weiß, dass der Autor Jurist ist, ergibt die Sache Sinn: Er kennt sich natürlich aus mit dem Urheberrecht. Da der Titel „Beste Tiergeschichten“ bereits auf einem Buch von Ephraim Kishon prangt, können Hager und seine Co-Autorin für ihr Buch nicht dasselbe behaupten. Daher „Die zweitbesten Tiergeschichten“. Qualitativ gleich nach dem berühmten Kishon zu kommen, ist ja auch nichts Ehrenrühriges.

Prof. Dr. Gerhard Hager ist zwar weder ein Landkind noch ein ausgebildeter Fachmann auf dem Sektor „Tiere“, verfügt jedoch über eine reichhaltige Haustier-Erfahrung. Als Fachfrau steht ihm seine Mit-Autorin, die Tierärztin MMag. Susanna Stoll-Weber zur Seite, die seine Parson Russell Terrier-Hündin Yara medizinisch betreut.

Nach einem bezaubernden Nilpferd-Gedicht geht es los mit den Geschichten. DER FLAMBIERTE WELLENSITTICH (Seite 20) gehört der kleinen Susi. Die Operation an so einem winzigen Vogel ist eine Fitzelarbeit, bei der es schon mal zu Pannen kommen kann … Langhaardackel ALEX (S. 23) ist ein Hund mit Hang zum kreativen Blödsinn – und zu hysterischen Heul-Anfällen, deren Ursache nur sein Herrchen kennt. Und der Leser, wenn er mit dieser Geschichte fertig ist. Ein Klassiker ist WIE MAN DER KATZE EINE PILLE VERPASST (S. 29), ein Text, der in Varianten im Internet kursiert. Wenn diese Gebrauchsanweisung auch nicht zur praktischen Umsetzung taugt, sorgt sie jedenfalls für gute Laune.

DAS FENSTER (S. 33) übt auf Wohnungskatzen eine ungeheure Anziehungskraft aus. Was passieren kann, wenn das gewohnte Fliegengitter auf einmal fehlt oder ein Fenster hinter dem Kater zuschlägt, das erfahren wir hier. EIN FUSSBALL MIT STACHELN (S. 38) landet in Susannas Praxis. Was hat den armen Igel nur so unförmig werden lassen? Wird sie ihm helfen können? Ein LÖWENHERZ ( S. 14) sollen Parson Russell-Terrier laut Fachliteratur sein. Doch bei Hündin Yara ist es mit dem Löwenmut nicht weit her …

TIERARZT UND GREISSLER ODER DAS KREUZ MIT DEM FUTTER (S. 44) erzählt von uneinsichtigen Menschen, die eine Tierarztpraxis offenbar mit einem gut sortierten Fachgeschäft verwechseln. In SCHNURLIBALLI (S. 46) zeigt sich, dass Terrier-Hündin Yara zwar nicht mutig, dafür aber sehr sportlich ist. Da bleiben auch Verletzungen nicht aus, die Yara zu ihrem Vorteil zu nutzen lernt. Worin liegt für unsere Haus- und Wildtiere wohl DER REIZ DER MÜLLTONNE (S. 53)? Tierärztin Susanne Stoll-Weber hat ihre Theorien – und ertappt Krähen bei einer Schweinerei, die sie bis dato immer ihren eigenen Artgenossen angelastet hat.

Ein Klassiker ist auch DIE DELLE (S. 57): Nach einem pannenreichen Besuch im Safaripark gerät ein Autofahrer der Polizei gegenüber in Erklärungsnot. DER BORDELLTERRIER (S. 60) ist eine ungezogene Hündin mit besonders ausgeprägtem Jagdtrieb. Was sie mit dem Milieu zu tun hat, wird hier nicht verraten. DAS LANDEI ist hier Hündin Yara, die erstmals auf einen Weihnachtsmarkt mitgeschleppt wird. So also empfinden Hunde diese menschliche Vergnügung!

JÓ NAPOT, FILOU! (S. 66) Nein, nein, auf gar keinen Fall nehmen Hager jr. und dessen Lebensgefährtin das niedliche herrenlose Kätzchen aus Ungarn mit nach Hause. Ja, ja, diese Vorsätze kennen wir! SAM UND DIE VORHÄNGE (S. 74): Was treibt den Kater Sam dazu, bis zur völligen Erschöpfung die Wohnzimmer-Vorhänge hoch und runter zu rasen? Kein Therapieansatz hilft. Des Rätsels Lösung ist verblüffend … VORAUSDENKEN (S. 77) muss man als Hundehalter schon. Aber kann man wirklich jede Beinahe-Katastrophe im Vorfeld ahnen und verhindern?

DIE LADY IM LOCH (S. 89) ist eine brave Bullterrierhündin. Niemand weiß, wie sie auf die Idee kam, in einen 70 cm tiefen Schacht zu kriechen. Jetzt steckt sie dort in einem Betonrohr fest. Ob die Feuerwehr ihr helfen kann? AFFENGEIL (S. 93) ist heutzutage ein Modewort für Positives aller Art. Im Tierreich freilich hat es eine andere Bedeutung. DIE VERWIRRTEN ELEFANTEN (S. 95), das sind Jungbullen in Afrika, die ein bisschen Anleitung nötig hätten, damit sie wenigstens wissen, wer für sie als Partnerin in Frage kommt. Autos und Rhinozerosse sicher nicht!

Warum der Autor Respekt vor Pferden hat, und wieso eines dieser Tiere vielleicht sogar für seine Berufswahl verantwortlich ist, erfahren wir in PFERD, HINTERLISTIGES (S. 97). Doch auch im Tierreich unterscheiden sich die CHARAKTERE (S. 101): Wallach und Stute reagieren ganz verschieden auf eine verspätete Fütterung. DER KOLLEKTIVE MÄUSESELBSTMORD (S. 106) – das ist der Bär, den ein Jagdaufseher den Behörden und Tierärztin Susanna aufbinden will. Sie glaubt ihm kein Wort.

DIE ALARMANLAGE (S. 107) trötet ohne Grund los und findet einen tierischen Nachahmer: einen gelehrigen Graupapagei. FREDDI, DER STREUNER (S. 112) könnte bei Chris und seinen Geschwistern ein neues Zuhause finden – wenn nur deren Vater nicht so strikt dagegen wäre! Perserkater MERLIN, DER JUNKIE (S. 116) hat herausgefunden, wie er gelegentlich in den Genuss eines erholsamen Kuraufenthalts kommt.

Bei ACHILL (S. 119) handelt es sich um einen zahmen griechischen Pelikan, der vom Autor partout nichts wissen will. Nicht einmal mit Fisch lässt er sich bestechen. Oder? EINE WUNDERSAME AUFERSTEHUNG (S. 122) ereignet sich vor den Augen eines verblüfften Kleintierzüchters. Was wohl sein Nachbar dazu sagt? DAS SCHLITZOHR (S. 125) ist ein verwilderter Hund in einem marokkanischen Urlaubsort. Und er hat gelernt, wie man sich durchs Leben schlägt.

DIE GELDWÄSCHEREI (S. 127) wird nötig, weil der Hund eines Bauern 700 Euro gefressen hat. DER KAISERMANTEL (S. 129) sorgt für Zündstoff in einem Internetforum. Dabei hat doch nur jemand wissen wollen, welche Art von Schmetterling auf seinen Fotos zu sehen ist. ZAHNLOS IN KIERLING (S. 135): Hat Hündin Scampi wirklich den Zahnersatz der Nachbarin verspeist? Wer suchte, der findet …

Man könnte sich noch stundenlang von dem Autorenduo heitere und ernste Erlebnisse mit Haus- und Wildtieren erzählen lassen. Sie machen das wirklich humorvoll und interessant. Ein bisschen was lernt man auch dabei – über die Tiere und über ihre Menschen. Und den einen oder anderen spezifisch österreichischen Ausdruck lernt man auch noch dazu. Keine Angst! Es hält sich im Rahmen, und ausnahmslos alles erklärt sich aus dem Zusammenhang.

Lieblingserkenntnis aus diesem Buch: „Wer sich gesund ernährt und den lockenden Grillteller meidet, indem er daheim eine Salatplatte zubereitet, verpasst das Beste im Leben.“ (S. 74). Das ist hier natürlich im Zusammenhang mit einer Tiergeschichte zu verstehen, hat aber auch völlig losgelöst davon seinen Charme. Brauchen wir überhaupt noch „beste“ Tiergeschichten, wenn die „zweitbesten“ schon so unterhaltsam sind?

Die Autoren
Prof. Dr. Gerhard Hager, 1942 in Wien geboren, hat schon als Höchstrichter und später als Mitglied des Europäischen Parlaments immer wieder zwischen dem Verfassen von Sachbüchern zur Entspannung zur belletristischen Feder gegriffen.

MMga. Susanna Stoll-Weber, 1966 in Wien geboren, Lehramts(Sport)- und Biologiestudium. Mit 23 schon Unterricht an einer Handelsakademie und daneben Studium an der VetMed in Wien. Neben dem Schuldienst Praxis bei Tierärzten und schließlich 1999 Übernahme der Tierambulanz in Kierling.
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bienwald
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Re: G. Hager, S. Stoll-Weber: Die zweitbesten Tiergeschichten

Beitrag von bienwald »

sehr interessantes Buch!! - werde ich auch irgendwann mal lesen :shock: - Leider warten noch ca. 300 Bücher, die ich unbedingt noch lesen möchte, und noch tausende....aber da müsste ich einige Hundert Jahre alt werden, um das alles zu lesen :D :D
Herzlichen Gruß
Bienwald
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