David Monteagudo: Ende

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bienwald
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David Monteagudo: Ende

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Der Autor:
"David Monteagudo wurde 1962 in Viveiro geboren.
Er hat viele Jahre lang in einer Papierfabrik gearbeitet und lebt heute als freier Autor in Barcelona.
Fin, sein erster Roman, wurde in Spanien zum Bestseller."


Beschreibung der Redaktion:
"DER ÜBERRASCHUNGSBESTSELLER AUS SPANIEN
Neun Freundinnen und Freunde treffen sich für ein Wochenende in einer Berghütte wieder, viele Jahre nachdem sie als Clique auseinander gegangen sind. Um Mitternacht fällt der Strom aus, die Handys funktionieren nicht mehr, die Autos starten nicht. In dem blanken Sternenhimmel ist kein einziges Flugzeug zu entdecken. Eine unheimliche Stille liegt über ihnen. Die Freunde bemühen sich, ihre Angst mit Scherzen zu überspielen, doch es will ihnen nicht so recht gelingen. In der Nacht tun sie kein Auge zu.

Was ist passiert? Keiner von ihnen findet eine Erklärung. Plötzlich entdecken sie, dass einer fehlt. Rafa ist spurlos und von allen unbemerkt verschwunden.
Am Morgen brechen sie zu Fuß auf. Der Weg in die Stadt führt durch ein schattiges Tal. Sie gehen hintereinander, und als sie sich zu Cova umdrehen wollen, ist sie nicht mehr da. Wer wird der Nächste sein? Unerbittlich verschwindet einer nach dem andern. Sie lösen sich lautlos in der Landschaft auf, sie verlieren sich im Nichts. Wenn es keine Erklärung mehr gibt, dann ist das das Ende."



Meine Zusammenfassung:
Es beginnt ganz normal, alltäglich eigentlich. Es werden verschiedene Situationen der später vorkommenden Protagonisten thematisiert. So bekommt man einen Einblick über ihre momentane Situation, ihr Verhältnis zueinander. Interessant wird es dann, als die Initiatorin auf den Plan tritt, und alle ehemaligen Freunde/Freundinnen zu einem Treffen nach 20 Jahren auf ein entlegenes Haus, eine Art Herberge, einlädt. Ihr letztes Treffen war vor 20 Jahren, genau an diesem Tag, und sie schreibt alle entweder per E-Mail an, oder ruft sie an.
Sie erreicht alle, einen allerdings nur per E-Mail. Und alle sagen zu.

Jetzt beginnt die Beschreibung der einzelnen Personen (Amparo, Cova, María, Hugo, Ibánez, Maribel, Nieves, Ginés und Rafa) diese Bergregion; was sie miteinander sprechen, was sie erwarten, was sie über die anderen reden. Lediglich von einem ist noch nichts zu lesen, damals von allen ‚Prophet' genannt.
Einer (Ginés)ist dabei, der hat eine ‚geleaste' Begleitung (María) dabei. Sie hat die Einladung mit einem Foto der damaligen Gruppe vor Augen, und bereitet sich vor, damit sie weiß, mit welchen Leuten sie es zu tun hat. Vor allem sollen die auch nicht merken, dass sie nicht die Freundin von Ginés ist.
Sie treffen nacheinander dort ein, kommen durch ein sehr schattiges, dunkles Tal, es ist ein sehr trüber Tag, alles wirkt irgendwie trostlos, gespenstig, und auch so anders als noch vor 20 Jahren. Bis zum Haus können sie gar nicht fahren, müssen ein ganzes Stück vorher die Autos abstellen und zu Fuß den letzten Teil des Weges gehen.
Alle bis auf den Prophet treffen dann nacheinander ein. Sie schalten die Stereoanlage ein, richten ihr Essen, unterhalten sich, das Wetter ist trüb, am Himmel ist kein Stern zu sehen, nichts. -
Auf einmal ist der Strom weg. Licht gibt es keins mehr. - Und es wird bald Nacht. - Einer hat dann wenigstens ein mechanisches Feuerzeug, mit dem suchen sie dann ihre Sachen zusammen, gehen später dann auch schlafen, nachdem sie das mitgebrachte Essen verspeist haben. Sie sind zwar beunruhigt, aber denken hoffnungsvoll, dass am nächsten Tag schon alles wieder funktionieren wird.

Aber es bleibt so. Nach vielen Überlegungen, Diskussionen, auch Streit, ob sie jetzt zu den Autos gehen sollen (was sie auch tun, nur um dann festzustellen, kein Auto springt an), ist dann auf einmal einer weg - einfach verschwunden - - - noch denkt sich niemand sehr viel dabei, denken, er ist irgendwohin gegangen….
Als sie dann, es ist ja keine Lösung in Sicht, beschließen, sich auf den Weg zu machen, um in den nächsten Ort zu kommen, beginnt ein langer, langer Weg für alle - zunächst… zunächst sind noch alle außer dem einen verschwundenen dabei.
Ich zitiere einfach mal eine Stelle:


"Der Weg führt durch eine tiefe Schlucht, die der Fluss in den Fels gegraben hat. Wasser, das vor Millionen von Jahren gemächlich die sechzig oder siebzig Meter höhere Ebene durchflossen hat. Die Schlucht ist vier Kilometer lang und überraschend regelmäßig, rund zwanzig Meter breit, mit senkrecht aufragenden Felswänden……… - - - " und weiter: "…Die Sonne ist noch nicht da, hat ihren Weg vom Zenit zur Dämmerung erst halb durchlaufen. Die Freunde gehen im Schatten, müssen auf die Wärme der Sonne und auf ihre Kraft, die den Felsen, der Erde, den Büschen und Sträuchern Leben einhaucht, verzichten. ….. --- ein hellblauer, lichter, außergewöhnlich reiner Himmel…. - -Das Zirpen der Zikaden und das Brummen der Insekten dringt nicht bis nach unten, nur das vereinzelte Kreischen eines Raubvogels, der in schwindelerregender Höhe sein Nest gebaut hat…. - - keiner sagt was…."

Ihre Wanderung geht kilometerweit, immer wieder unterbrochen von merkwürdigen Vorkommnissen. Und nach und nach - hier verrate ich nicht das Ende, steht ja schon im Vorspann - verschwindet einer nach dem anderen.
Aber wie - das ist das Spannende, Makabere. Nie ist die verschwundene Person mehr irgendwo zu sehen, sie verschwindet einfach ins Nichts. Das Ende ist - zumindest - so nicht erwartet von mir.


Abschlussbemerkung:
Eine Geschichte, die ganz normal beginnt. Die einzelnen Paarungen, Personen, werden vor dem Ausflug beschrieben, so lernt der Leser sie schon mal kennen. Das ist später dann wichtig, um einzelne Szenen zu begreifen, die dann kommen, während dieses Ausflugs, der langen Wanderung, der Geschehnisse.

Es gibt zahlreiche Diskussionen, auch ernstere Streitigkeiten. - Und immer wieder tritt hervor, wie sie sich Gedanken machen über den ‚Prophet' - der ja nicht eingetroffen ist und fehlt. - Ihm schreiben dann einige zu, das alles gelenkt zu haben…. Andere wiederum meinen, berechtigt, so viel Macht kann ein einzelner Mensch doch gar nicht haben. - Dass dieses große Gebiet total ohne Strom, ohne Energie, ohne Menschen plötzlich erscheint.
Ihnen fällt dann auch ein, was beim letzten Treffen mit dem Propheten geschehen war; sie hatten ihn einfach - schlicht und einfach ausgedrückt - verarscht…. Ihn zum Narren gemacht. Sie fühlen sich schuldig. Der Autor lenkt dann immer wieder auf diese Sache die Aufmerksamkeit des Lesers.

Und die Beschreibung der sich verändernden Natur aber auch einzelner Erlebnisse dienen auch wieder dazu, alles mystisch, geheimnisvoll erscheinen zu lassen.
Zur Verdeutlichung noch ein Auszug: (sie hatten Fahrräder in einer Stadt gefunden, waren mit denen jetzt unterwegs).

"Alle verstummen schlagartig. Sie hören auf, in die Pedalen zu treten, lassen die Fahrräder rollen, schauen sich mehrfach um, horchen in die Stille hinein. Zikaden sind keine zu hören in der verdorrten Landschaft. Stattdessen summen kleinere Insekten, sirren die Zahnkränze. Aber da ist noch etwas, etwas, das anschwillt, je mehr sie sich der Senke nähern: ein Klagen, ein misstönendes Klagen, das sich aus unzähligen Stimmen zusammensetzt, ein unartikulierter, tiefer, vibrierender Schrei, wie von einem gigantischen Instrument aus Metall, aber menschlich, deutlich als Schmerzenslaut erkennbar……………………Zu sehen ist nichts, die Landschaft liegt offen vor ihnen, der Blick reicht bis zum Horizont. Nichts rührt sich, kein Indiz für das, was den Radfahrern Angst einjagt. Trotzdem wirkt das Geräusch ganz nah, die Quelle kann nicht weit entfernt sein………"

Dann sehen sie einen Bauernhof, meinen diese Geräusche kämen von dort. Meinen, es seien die Kühe, die Hunger haben…. - Sie halten an, Nieves Fahrrad bohrt sich in die Hüfte von Amparo, die auch angehalten hat. - - - Als sie dann alle zum Bauernhof schauen, und dann wieder zurück, ist Nieves … verschwunden.

Merkwürdig ist dann ja auch, dass sie keine einzige Leiche finden. Keinen einzigen toten Menschen. Sie sehen nur leere Autos, leere Häuser, ausgestorbene Straßen und Orte. Sie kommen dann an einzelnen Häusern vorbei, können dort im Pool baden, sich auch mit Essen versorgen, aber die ursprünglichen Bewohner oder eine Spur von ihnen ist nirgends zu sehen.

Bis zum Ende, da plötzlich finden sie ein Auto, wo jemand am Steuer sitzt!!! Tatsächlich ein Mensch. Sie testen zuerst, ob er noch lebt; nein, er ist tot. - Und sie erkennen ihn auch…. Aber das würde zu weit führen und zu viel vom Ende verraten.

Insgesamt eine tolle, sehr phantasievolle Geschichte. Wo ich nicht sicher bin, wo ich sie einordnen könnte. Reine Phantasie - nein -. Fiktion? - teilweise ja- Aber, eine wahnsinnig spannende, sehr interessante Geschichte.
Der Autor flechtet - immer passend zur Situation, die sozialen Zusammenhänge in dieser Gruppe ein - viele Gespräche, die ja in dieser Situation was Eigenartiges haben. Alle sind total verunsichert, wissen zum Schluss gar nicht mehr, wem sie trauen sollen. Und vor allem: Wer steckt denn da dahinter?????

Wer Spannung pur erleben will, MUSS dieses Buch einfach lesen!! - Ich hatte es recht schnell gelesen, weil ich immer weiterlesen wollte, einfach wissen wollte wie es weiter geht, aber vor allem auch, wie es ausgeht, wie es aussieht dieses - ende -



Buchdaten:
ISBN-10:3-498-04520-2
EAN: 9783498045203
Erscheinungstermin: 16.01.2012
Verlag: Rowohlt Verlag
Einband: gebunden
Originaltitel: Fin
Sprache: Deutsch
Seiten: 348
Übersetzer: Matthias Strobel
Herzlichen Gruß
Bienwald
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