Don Winslow, Missing. New York - ein Thriller aus Amerika

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ohnenamen
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Registriert: Do 31. Mär 2016, 12:38

Don Winslow, Missing. New York - ein Thriller aus Amerika

Beitrag von ohnenamen »

Als Einstieg zuerst einmal der Klappentext:
Die ganze Stadt ist in Aufruhr: Die siebenjährige Hailey ist spurlos verschwunden. Vom Täter keine Spur. Einzig Frank Decker glaubt, dass das Mädchen noch lebt, irgendwo versteckt. Er ist der typische Cop, wortkarg und unbestechlich. Doch was niemand ahnt: Er hat ein weiches Herz. Für seine Ex-Frau und die Opfer der Verbrecher. So macht er sich mit unerbitterlicher Konsequenz auf die Suche nach Hailey. Er kündigt schließlich sogar seinen Job, packt das Auto voll und folgt einem vagen Hinweis, der ihn nach New York führt. Denn hat er sich einmal in einen Fall verbissen, lässt er nicht locker, bis ihn -egal wie- gelöst hat. Er ist ein besessener Kämpfer gegen das Unrecht, ein Getriebener, der Gerechtigkeit sucht.

Das Buch ist nach dieser Beschreibung ein besonderer Thriller. Dies ist auch wirklich so. Denn die "Reise" von Decker ist kompliziert und er muss mit einigen Menschen sprechen und aus ihren Verhalten Erkenntnisse gewinnen. Dabei gerät er immer weiter in Verwirrung und selbst in Gefahr, ohne dies sofort zu merken. Er glaubt auf eine Spur gefunden zu haben, aber konkret kann er das noch nicht einordnen und macht verzweifelt weiter. Denn er will die kleine Hailey nach Hause bringen und dies möglichst lebend. Also es eilt.

Die besondere Schreibweise macht das Buch aus. Am Anfang sind in dem Buch die Tatsachen (nicht nur Hailey wird vermisst auch ein weiteres Mädchen betrifft es, dass leider tot aufgefunden wird) und die Arbeit der Polizei mit Decker als Cop erläutert. Und danach wird die private Ermittlungsarbeit durch Decker im Detail genau und nachvollziehbar abgehandelt. Dies geschieht so, dass man eigentlich neben ihm steht und seine Ansprachen, seine Gedanken und Bemerkungen entweder abnickt oder den Kopf schüttelt. Erst fast ganz am Ende gibt es dann die direkte Spannung zum Abschluss.

Fazit: Ein besonders/anders geschriebener Thriller. Der aber zum überwiegenden Teil in Unterhaltung mit kriminellen Hintergrund geraten ist. Die direkte Spannung ist also vor allem am Anfang und erst wieder am Schluss. Dazwischen ist es mehr interssant als spannend.
Trotzdem ein lesenswertes Buch.
williwu
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Registriert: Mi 18. Mai 2011, 01:11

Re: Don Winslow, Missing. New York - ein Thriller aus Amerika

Beitrag von williwu »

Der Klappentext bestätigt meinen Verdacht, dass Don Winslow, der derzeit in den USA als einer der größten aktuellen Kriminalschriftsteller gilt, in Deutschland keinen Gewinn davon hat, dass seine Bücher statt bei Suhrkamp (wie früher) nun im Droemer-Knaur-Verlag erscheinen. Weder macht Wortkargheit noch Unbestechlichkeit einen "Cop" typisch - auch nicht in der amerikanischen Krimigeschichte, mir fällt jedenfalls kein typbildendes Beispiel ein - noch scheint es schlüssig, aus der ungenannten Stadt des Geschehens nach dem New York zu fahren - eigentlich ist New York immer die Stadt, wenn der Name derselben nicht genannt wird. Ein schlechter, hingeklierter Klappentext, ein Allerweltstitelbild - das hat dieser Autor nicht verdient. Mein Tipp: Solche Autoren (auch Daniel Woodrell oder gar James Ellroy) lieber gleich im Original lesen.

Zu Autoren wie Don Winslow erwarte ich in einer Rezension auch ein, zwei Worte zum Autor.

Wer Frank Decker wieder lesen möchte: Der Ex-Polizist, mittlerweile Privatermittler (für den Unbestechlichkeit und Wortkargheit nach guter amerikanischer Krimitradition tatsächlich typisch sind), sucht mal wieder jemanden, und zwar in Deutschland, im Roman "Germany". Warum gerade Deutschland? Weil es eines der wenigen Länder auf der Welt ist, in dem Prostitution legal ist. Der Roman ist auch wieder von Conny Lösch übersetzt, was zumindest bei dem Inhalt des deutschen Titels eine Rückkehr zur alten Qualität, wie sie bei Suhrkamp vorlag, bedeutet.
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