Rainer Löffler: Der Näher

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subechto
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Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Rainer Löffler: Der Näher

Beitrag von subechto »

Ein Grab aus Beton

„Der Näher“ von Rainer Löffler ist bereits der dritte Fall für den Stuttgarter Fallanalytiker Martin Abel. Dennoch handelt es sich um eine eigenständige, in sich abgeschlossene Geschichte, die ohne Vorkenntnisse lesbar ist. Die Vorgänger hatte ich mit Begeisterung verschlungen und auch diesmal wurde ich nicht enttäuscht. Worum geht es?
Abel wird zur Unterstützung der Polizei nach Gummersbach beordert, ohne Partnerin Hannah. Gleich zwei Handlungsstränge gilt es zu verfolgen: Sandra wird von einem irren Killer gefangen gehalten, der ein perfides Spiel mit ihr spielt. Danach lernen wir Saskia kennen. Sie wird beim Joggen von einem Biker verfolgt. Als sie sich versteckt, macht sie eine grauenvolle Entdeckung: Eine Leiche, die etwas in der Hand hält.
Über das Wiedersehen mit Martin Abel habe ich mich sehr gefreut. Denn ich mag ihn und seine außergewöhnliche Fähigkeiten. Keiner kann sich so gut in die Gedankenwelt von Serienmördern hineinversetzen wie er. Abel erinnert mich ein wenig an den Profiler Tony Hill in den Romanen von Val McDermid. Zudem faszinieren mich Cold Cases immer wieder.
Bald ist klar, ein Psycho hat es auf schwangere Frauen abgesehen, die er „operiert“: Der Näher! Er ist von etwas besessen. Ein kranke Seele, die einen bizarren Traum träumt. Zwischendurch werden Rückblenden eingestreut, die die Geschichte des Killers erzählen. Wie so oft scheint das Motiv in der Vergangenheit zu liegen.
Zu den Stärken des Romans zählt für mich, wenn Martin Abel und dessen außergewöhnliche Fähigkeiten als Fallanalytiker beschrieben werden. Hier hat der Autor gut recherchiert und bringt die teils recht befremdliche Arbeitsweise des Protagonisten sehr spannend und authentisch rüber. Die Figurenzeichnung ist glaubhaft und durchdacht. Man fiebert sofort mit den entführten Frauen mit.
Es wird ermittelt, manch falsche Fährte begangen, überraschende Nebenwege tun sich auf und münden schließlich in einen furiosen Showdown. Dass der Leser der Polizei immer einen Schritt voraus ist, hat mich nicht gestört, denn die wahre Identität des Täters wird erst ganz zum Schluss gelüftet. „Der Näher“ bietet morbide, extreme, zuweilen grenzwertige Unterhaltung.

Fazit: Ein Buch mit einem hohen Ekelfaktor. Blutig und brutal. Definitiv nichts für sanfte Gemüter oder Leute mit einem schwachen Magen.
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