Katrine Engberg: Krokodilwächter

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subechto
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Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

Katrine Engberg: Krokodilwächter

Beitrag von subechto »

Jeppe und Anette ermitteln in Kopenhagen

„Krokodilwächter“ von Katrine Engberg ist eher ein literarischer Krimi als ein Thriller, aber das tut der Spannung keinen Abbruch. Worum geht es?
Eine junge Literaturstudentin, die gerade erst nach Kopenhagen gezogen war, wird brutal ermordet. Julies Vermieterin, die ehemalige Literaturprofessorin Esther de Laurenti, schreibt an einem Manuskript, das Parallelen zum Mordfall aufzeigt. Aber ist sie deshalb auch die Täterin?
Zitat: „Sie [Esther] musste ihr ganzes Projekt neu bewerten. Sie musste sich entscheiden, ob sie der Polizei erzählen sollte, dass sie Julie ermordet hatte“.
Julie hatte kurz vor ihrem Tod einen älteren Mann mit Brille kennengelernt. Handelt es sich um ihren Mörder? Wo liegt das Motiv? Jeppe Kørner und Anette Werner ermitteln - und schon bald gibt es eine weitere Leiche. Beseitigt der Täter Mitwisser?
Katrine Engberg ist eine genaue Beobachterin. Jedenfalls konnte ich mich gut in die Protagonisten hineinversetzen. Jeppe hat private Probleme, die sich auch auf seinen Job auswirken. Er kann nicht akzeptieren, dass seine Frau ihn wegen eines Anderen verlassen hat. Anette dagegen ist glücklich verheiratet und hochmotiviert. Meine Lieblingsfigur ist Esther. Sie hat viel Empathie und kümmert sich rührend um ihren Mitbewohner Gregers, der im Krankenhaus liegt. Seit sie im Ruhestand ist, macht sie was sie will. Ok, sie trinkt zu viel. Aber wer ist schon perfekt?
Katrine Engberg hat ihr Krimidebüt packend in Szene gesetzt, mit vielen falschen Fährten und überraschenden Wendungen. Eine Geschichte über Einsamkeit und Verlust. Auch der Titel erklärt sich erst ganz zum Schluss:
Zitat: „Wie ist ihr Verhältnis zu Christian Stender?“ „Er ist einer meiner Krokodilwächter. Alle Künstler haben ein paar davon. Zumindest die erfolgreichen.“ Der Krokodilwächter ist ein afrikanischer Vogel, der angeblich in den Mäulern von Krokodilen nach Nahrung sucht. Widerlich, aber praktisch.
Gut geschrieben, keine Frage. Nichtsdestotrotz, ein Thriller ist es nicht. Zudem bin ich mit Jeppe bis zum Schluss nicht warm geworden. Das finde ich wiederum typisch für einen skandinavischen Krimi. Denn die meisten skandinavischen Ermittler haben eine Menge persönlicher Probleme.

Fazit: Gelungener Start einer neuen Serie, der verschiedene Fährten legt und diese am Ende plausibel zusammenführt. Unterhaltung auf hohem Niveau!
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