Außerirdische Zivilisationen von Asimov

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Grabungsleiter P.
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Registriert: Mo 21. Sep 2015, 18:01

Außerirdische Zivilisationen von Asimov

Beitrag von Grabungsleiter P. »

Dies Sachbuch hat mir auf der ganzen Linie eine Enttäuschung bereitet. Dabei mangelt es dem weltberühmten Autor und Erzähler Asimov keineswegs an Fachwissen und einfachen, einprägsamen Sätzen. Im Gegenteil, die Zahlen und Fakten über unser Planetensystem, den interstellaren Raum, die Sterne und ferne Galaxien stammen aus sehr verlässlichen Quellen (Physiker, Astronomen, Biologen). Als Doktor der Biochemie versteht er es, die Zusammenhänge des Lebens einfach und klar und unter Verzicht auf Formelsprache — was ihm viele Leser danken werden — darzustellen.
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Der Aufbau des Buchs ist streng konzentrisch, möchte ich sagen. Er zählt von innen nach außen, von der Erde aus über die Planeten über die näheren Sterne bis hinein in den freien Weltraum und die heimische Galaxis und die anderen Galaxien. Asimov spart nicht Zahlenangaben und Prozentwerten, Größenverhältnisse, Zeitdauern und Elemente betreffend.
Doch zunächst verabfolgt er Grundsätzliches, Asimov zählt die Bedingungen des Lebens auf und schaltet zugleich »Unmöglichkeiten« aus. So grenzt er schon gleich zu Anfang alles Lebendige aus, welches NICHT auf Kohlenstoffbasis steht. Dies ist natürlich eine recht strenge Auslegung, selbst konservativere Geister können sich zumindest als Gedankenspielerei auch Leben auf Basis von anderen Elementen ausdenken.
Auch »völlig anders geartetes« Leben oder »für uns nicht erkennbares« Leben schließt er aus, denn es sei für uns gerade deswegen irrelevant. Für mich als SF-Leser ist das natürlich schon eine Enttäuschung. Sollte man von dem Schöpfer der Robotergeschichten nicht erwarten, dass er sich auch eine Art »binäres Leben«, so will ich einmal sagen, vorstellen kann. (Herbert W.Franke kann es und hat auch bizarre Lebensformen »wissenschaftlich« korrekt ausfantasiert.) Asimov kann oder will es 1979 anscheinend nicht oder schließt exotisches Leben kategorisch aus.
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Bizarrerweise ist von Zivilisationen, außerirdischen Zivilisationen, praktisch nie die Rede, wenn, dann nur in Kategorien von Überdauern und Erreichbarkeit.
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Nun mag es also Planeten geben, die der Erde ähnlich sind und Kohlenstoffleben hervorgebracht haben. Wie sollen wir sie erreichen, unsere Geschwister im All? Auch hier gibt Asimov, der in seinen Romanen die Sterne längst erreicht hat, sehr nüchterne Antworten. Danach ist es eher wahrscheinlich, dass alle Astronauten sterben, bevor sie ein anderes Sternsystem erreichen, entweder durch Suizid (Psychokrisis während tausendjährigem Flug) oder Nekrose (beim Tiefgefrieren), als dass sie jemals den Fuß auf einen anderen Planeten setzen. So viel Pessimismus hätte ich nicht erwartet!
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Immerhin diskutiert Asimov fantastische Transportmöglichkeiten für Astonauten. So spricht er zumindest von Materie-Photonen-Umwandlung (was echte SF ist!) und einer auf Jahre (anstelle von Jahrtausenden) verkürzten Reisedauer. Aber er nimmt sich gleich wieder selber den Wind aus den Segeln. Er räumt ein, dass er nicht weiß, wie das gehen soll.
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Und doch enttäuscht mich dies dicke, ganz lehrreiche Buch auf ganz bestimmte Weise.
Von dem weltberühmten Verfasser zahlreicher Science Fiction-Geschichten, von dem promovierten Fachmann und Sachbuchautor, der einst (und für viele Menschen noch heute) zu den Großen der SF gehörte, hatte ich viel mehr Mut zur Spekulation erwartet.
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