Dagmar da Silveira Macêdo: How To Survive als Frau ab 40

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Vandam
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Dagmar da Silveira Macêdo: How To Survive als Frau ab 40

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Dagmar da Silveira Macêdo: How To Survive als Frau ab 40: So leben Sie glücklich mit Falten, Pfunden und anderen Zumutungen des Älterwerdens. Berlin 2018, Schwarzkopf & Schwarzkopf, ISBN 978-3-942665-42-1, Softcover, 274 Seiten mit zahlreichen s/w Illustrationen, Format: 12,3 x 2,7 x 19 cm, EUR 9,99.

Ja, ich weiß: Ich habe die 40 schon so lange überschritten, dass ich die Ratschläge in diesem Buch jetzt gar nicht mehr gebraucht hätte. Aber dafür kann ich beurteilen, ob es wirklich so ist, wie die Autorin sagt. ;-)

Wer sich über den etwas sperrigen Titel wundert: Das Buch gehört zu einer Reihe von Ratgebern des Verlags, die alle mit HOW TO SURVIVE beginnen. Wär’s ein Einzeltitel, hätte man dem „Kind“ vielleicht einen einprägsameren Namen gegeben.

Was ab 40 auf uns zukommt
Dagmar da Silveira Macêdo, Jahrgang 1968, weiß, wovon sie spricht. Sei es aus eigenem Erleben oder aus dem von Freundinnen und Bekannten. Sachkundig, ehrlich und in humorvollem, freundschaftlichem Plauderton zeigt sie auf, was ab 40 so alles auf uns zukommen kann und was wir gegebenenfalls selbst dagegen tun können. Und das ist eine ganze Menge, wie mir scheint. Der Klappentext deutet es schon an: „Mit 40 hat frau (...) genügend Zeit und Energie, um das Ruder noch mal komplett herumzureißen: Start-up gründen, Kinder kriegen, Selbstverwirklichung und auswandern, neuen Partner finden, Marathon laufen – eine Frau ab 40 kann alles.“

Die Veränderungen betreffen alle erdenklichen Lebensbereiche: Körper, Gesundheit, Partnerschaft, Sexualität, Beruf, Mode, Stil, Kosmetik, Familie Freunde und Freizeit … Auch die Wechseljahre spielen früher oder später mit hinein. Aber das „Alter zwischen Kuschel- und Rheumadecke“ bringt auch eine gewisse Gelassenheit mit sich. Weder die Meinung fremder Menschen noch die bevormundenden Artikel mancher Frauenzeitschriften nehmen wir wirklich ernst. Ab 40 kann/darf/soll man keine langen Haare/kurze Röcke/auffallenden Muster mehr tragen? Ach ja? Sagt wer? Wenn eine Frau genau das tun will, wer, bitte, sollte sie daran hindern? „Die Leute“? Die Modepolizei? Nö, ganz sicher nicht!

Wir wissen, was wir wollen – und was nicht
Natürlich muss man sich erst an den Gedanken gewöhnen, keine junge Hüpferin mehr zu sein. Äußerlich sind die besten Jahre leider vorbei. Ein bisschen Lack ist ab. Älterwerden ist aber nicht nur deprimierend. Es hat auch erfreuliche Seiten. Wenn man „mittelalt“ ist, weiß man irgendwann genau, was man kann, braucht und will und was nicht. Und man hat gelernt, entsprechend zu handeln – mit sehr viel mehr Selbstbewusstsein, als man dies in jungen Jahren für möglich gehalten hätte.

Natürlich treffen nicht alle Punkte in dem Buch gleichermaßen auf alle Leserinnen zu. Dazu sind wir zu unterschiedlich. Frauen, die es gewohnt waren, stets der bewunderte Hingucker zu sein, wird es zum Beispiel stärker treffen, für die Männerwelt zunehmend unsichtbar zu werden, als uns „plain Janes“, die wir das schon immer waren. Ganz frei von Eitelkeit sind wir freilich auch nicht, und so lesen wir interessiert, ob wir denn in Würde altern müssen (wir müssen gar nix!) … was man gegen unliebsame Hautveränderungen tun kann und was nur weh tut und Geld kostet.

Wir machen uns schlau über Rückenbeschwerden, Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Stressinkontinenz und Beckenbodentraining, Damenbart, Altersweitsichtigkeit, und darüber, welche Maßnahmen gegen solche weitverbreiteten Zipperlein helfen.

Weiterwursteln bis zur Rente?
Und wie sieht’s im Job aus? Wollen wir das, was wir beruflich machen, bis zur Rente so weitertreiben? Oder sind Veränderungen nötig und auch möglich? Ist eventuell ein kompletter Neustart drin? Selbstständigkeit statt Angestellten-Dasein? Wiedereinstieg statt Familienmanagement?

Wie gehen wir damit um, Kollegen und Vorgesetzte zu haben, die vom Alter her unsere Kinder sein könnten? Mich stört das ja nicht, und ich wollte mich schon für besonders weltoffen halten – bis ich las, dass das auch einen ganz anderen Grund haben kann: Womöglich habe ich noch nicht verinnerlicht, dass ich selber schon so alt bin. Also nix mit Toleranz oder so. Ich hab‘ nur den Schuss noch nicht gehört. Ja, manchmal fühlt man sich von diesem Buch schon ein bisschen ertappt!

Bilanz ziehen, Pferd satteln
Die Hälfte des Lebens liegt noch vor uns. Das ist die Gelegenheit, Bilanz zu ziehen. Wo stehe ich im Leben? Wie soll’s für mich weitergehen? Was kann so bleiben, was will ich ändern? Dass wir nicht mehr auf den Prinzen auf dem weißen Pferd zu warten brauchen, der uns retten kommt, ist uns inzwischen klar geworden. Wir satteln jetzt unser eigenes Pferd!

Warum gerade in der Lebensmitte viele Ehen scheitern, erfahren wir auch. Bei all den Veränderungen, die man gerade erlebt, hinterfragt man eben auch die Partnerschaft. Frauen und Männer tun das. Und so kommen manche von uns in die Situation, durch eine jüngere Nachfolgerin ersetzt zu werden. Natürlich kann jede mit dieser Situation umgehen, wie sie es für richtig hält. Tipps, wie man souverän reagiert, wenn man dem Ex mit seiner Neuen begegnet, gibt’s hier.

Die einen Frauen müssen sich daran gewöhnen, das die Kinder langsam flügge werden, die anderen hören die biologische Uhr laut ticken und werden mit plusminus 40 erstmals Mutter. Wie man vermeidet, eine nervige Ü40-Latte-Macchiato-Mutti zu werden, verrät die Autorin uns auch. Es kann einen aber auch die schmerzhafte Erkenntnis treffen, dass es nun für den eigenen Nachwuchs unwiderruflich zu spät ist. Auch dafür gibt’s Bewältigungsstrategien.

Wenn die Eltern Hilfe brauchen
Was kaum jemandem erspart bleibt: Dass die eigenen Eltern irgendwann gebrechlich und hilfsbedürftig werden. Machen wir uns nichts vor: Es wird eine stressige Phase, wenn man sich neben Kindern, Beziehung, Job und Haushalt auch noch die Belange von Mama und Papa kümmern muss. Da ist es von Vorteil, wenn schon klar ist, welche Vorsorgemaßnahmen die Eltern getroffen haben und wie sie sich ihre Betreuung vorstellen. Und bei der Gelegenheit kann man auch gleich seine eigenen Angelegenheiten ordnen, um die Kinder vor enormen Kosten und schwierigen Entscheidungen zu bewahren.

„Das Leben ist greifbar endlich – eine Erkenntnis, die einen ab Mitte 40 schonungslos überfällt. Schön, wenn man tiefenentspannt sagen kann, dass das bisherige Leben ein reiches, spannendes und erfülltes war – und keine einzige Sekunde bereut wird. Bravo, wenn das auf Sie zutrifft, machen sie am besten genau so weiter wie bisher. (…) Wenn Sie das nicht von sich behaupten können, ist jetzt der passende Moment, um Ihren bisherigen Lebensentwurf unter die Lupe zu nehmen.“ (Seite 228)

Eine Fülle von Tipps und Anregungen
In diesem Buch gibt es eine Fülle von Tipps und Anregungen. Und die Bandbreite der angesprochenen Themen ist, wie man sieht, enorm. Als Leserin, die die 40, wie gesagt, schon vor Jahren hinter sich gelassen hat, kann ich bei vielen Punkten nur sagen: „Genau so ist es!“ Anderes hätte ich gerne früher gewusst.

Putzig fand ich ja das abschließende Kapitel „Ego-Booster“, das schnelle Lösungen für miese Tage verspricht. „Wer außer irgendwelchen Fernsehsternchen mogelt denn bitte beim Alter?“, wollte ich schon krähen – und dann wird hier genau die Masche beschrieben, mit der die Mutter einer Schulfreundin schon Mitte der 1970er-Jahren ihr Selbstbewusstsein aufzupolieren pflegte (Seite 265). Ich habe laut gelacht. Ja, das ist hier schon alles wie im richtigen Leben!

Die Autorin
Dagmar da Silveira Macêdo ist Diplom-Medienberaterin, Texterin, Technische Redakteurin und Autorin. Sie wuchs in Deutschland und Kanada auf und studierte außer Medienberatung noch Kunstgeschichte und Anglistik. Sie lebt mit ihrer Familie in Bielefeld.
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