Kris B.: Schlimmer als dein Tod. London Crimes, Ricks 2. Fall – Psycho-Krimi

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Vandam
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Kris B.: Schlimmer als dein Tod. London Crimes, Ricks 2. Fall – Psycho-Krimi

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Kris B.: Schlimmer als dein Tod. London Crimes, Ricks 2. Fall – Psycho-Krimi, München 2017, Edition Tingeltangel, ISBN 978-3-944936-35-2, Klappenbroschur, 324 Seiten, Format: 13,4 x 3,2 x 20,8 cm, Buch: EUR 12,90, Kindle Edition: EUR 8,99.

„Für Jessica bedeutet Liebe, auf dem offenen Meer zu treiben, während sich am Horizont ein Tornado zusammenbraut“. (Seite 187)

Auch wenn die vier Fälle der Psycho-Krimi-Reihe um DI Rick London in sich abgeschlossen sind, ist das Lesen der Reihe ein bisschen wie TV-Serien gucken: „Noch eine Folge … und schnell noch eine!“ Deswegen kommt hier schon die Vorstellung von Band 2.

Im vorliegenden Fall geht’s um die 22-jährige Stepptänzerin Jessica Warner. Sie ist mit dem mehr als doppelt so alten Immobilienmakler Roger verheiratet. Für ihn ist es die dritte Ehe. In der blutjungen Tänzerin ein „Trophy Wife“ zu sehen, wird der Sache nicht ganz gerecht. Roger ist überzeugt davon, seine Frau zu lieben, aber im Grunde weiß er gar nichts über sie.

Ihre Eltern leben in Neuseeland, kennengelernt hat er sie nie. Geboren und aufgewachsen ist Jessica in London, in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Haus, in dem sie jetzt mit ihrem Mann wohnt. Ihr Elternhaus steht noch. Es gehört nun ihr und sie lässt es seit Jahren leer stehen. Nichts davon ist Roger bekannt.

Jessica will nur tanzen – und ihre Ruhe

Im Grunde gibt es niemanden, der viel über Jessica weiß. Sie hält alle Mitmenschen auf Distanz. Sie hat auch kein Interesse an ihnen. Alles, was sie will, ist tanzen – und ihre Ruhe. Im „Caesar“, dem Theater, in dem sie auftritt, fühlt sie sich mehr zuhause als in ihren eigenen vier Wänden.

Als LeserIn hat man das Gefühl, dass Jessica das Leben abseits der Bühne gar nicht richtig wahrnimmt. Sie nimmt notgedrungen in Kauf, dass es außerhalb des Theaters noch irgendwas geben muss, weil man nicht immerzu tanzen kann. Aber was immer da geschieht, berührt sie nicht. Selbst die Affären mit zwei ihrer Kollegen ist sie ohne emotionales Engagement eingegangen. Sie hat mit dem Tänzer und Choreographen David Powell geschlafen, damit er endlich Ruhe gibt, und beim Physiotherapeuten Simon Jenkinson war sie auch nicht mit dem Herzen dabei.

Ist Jessica ein eiskaltes Luder? Eine karriere g e i l e Opportunistin? Eine egozentrische, verwöhnte Zimtzicke? Könnte man alles meinen. Doch da sind noch ihre gelegentlichen Aussetzer. Sie wacht manchmal auf und weiß geraume Zeit lang nicht, wer und wo sie ist. Schnell wird klar: Diese Frau hat ein Problem. Und es dürfte gute Gründe dafür geben, dass sie nie über ihre Vergangenheit spricht.

Nach dem Joggen verschwunden
„Company f*ck, bad luck“, hat eine meiner Kolleginnen mal gesagt. Und das gilt auch für Jessica. Auf der Fünfzigerfeier ihres Mannes kommt es zum Eklat. Sie sagt einem ihrer abgelegten Lover ein paar unangenehme Wahrheiten – und die jeweils betrogenen Ehepartner kriegen das mit. Am anderen Morgen ist Jessica verschwunden. Einfach nicht von der morgendlichen Joggingrunde zurückgekehrt. Ein Nachbar will auf seiner Hunderunde gesehen haben, dass sie in dunklen PKW gestiegen ist. Marke? Kennzeichen? Fahrer? Weiß er nicht. Und ob sie freiwillig oder unfreiwillig mitgefahren ist, kann er auch nicht sagen.

Detective Inspector Rick London und seine Leute ermitteln. Leider war die Vermisste ja recht anstrengend und rücksichtslos, so dass es jede Menge Verdächtige gibt:
  • Ihr jähzorniger Ehemann Roger könnte ihr im Streit etwas angetan haben.
  • Vielleicht war’s einer ihrer Ex-Liebhaber aus verletztem Stolz.
  • Auch die Ehefrau eines ihrer Lover hätte ein Motiv: Eifersucht.
  • Alan Widmark, der Produzent, hätte vielleicht auch einen Grund: Jessica hat ihm vor 5 Jahren aus Unachtsamkeit das Tanzstudio abgefackelt.
  • Und was ist mit Eileen Lanigan, Alans Sekretärin? Sie ist seit diesem Brand entstellt und auf den Rollstuhl angewiesen.
  • Möglicherweise wurde Jessica auch von jemandem entführt, der mit ihrem Mann ein Hühnchen zu rupfen hatte. Als erfolgreicher Geschäftsmann wird Roger Warner nicht nur Freunde haben.
  • Auch das unwahrscheinlichste Szenario muss durchdacht werden: Was, wenn Jessica freiwillig untergetaucht ist? Möglich, obwohl niemand daran glaubt, dass sie kurz vor der Premiere eines Stücks verschwinden würde, in dem sie die Hauptrolle tanzt.
Obwohl DI Rick London nichts Menschliches fremd ist, verzweifelt er an dieser Theatertruppe mit ihrem chaotischen Beziehungsgeflecht. Hier hat doch wirklich schon jeder mit jedem … Wie sagte schon Wilhelm Busch? „Man sieht, dass es Spektakel gibt, wenn man sich durcheinander liebt.“ Die Loyalitäten und Animositäten sind hier gar nicht so leicht zu durchschauen.

Gefesselt und gefangen
Und was ist nun tatsächlich mit Jessica passiert? Als Leser wissen wir ein bisschen mehr als die Polizei: Jemand aus ihrem engsten Umfeld hält sie „zur Strafe“ gefangen und droht damit, die Menschen umzubringen, an denen ihr etwas liegt. (Ein paar wenige gibt’s tatsächlich!) Das will Jessica unbedingt verhindern. Aber wie? Sie ist gefesselt und eingesperrt. Hilferufe würde niemand hören, und befreien kann sie sich nicht. Sie kann nur hoffen, dass irgendjemand sie rechtzeitig findet. Doch wem sollte das gelingen, wo doch niemand etwas über sie weiß?

Aus Band 1 wissen wir, dass Rick London Männer bevorzugt. Trotzdem verguckt er sich hier ein bisschen in die Sekretärin Eileen. Bei zarten Frauen scheint er recht schnell die Objektivität und Distanz zu verlieren. Da wird sein Verhalten auch mal unprofessionell. Wenn das ein Verhaltensmuster von ihm ist, kann ihm das noch mächtige Probleme bereiten.

Darüber hinaus wird nicht viel über sein Privatleben berichtet. Doch von seiner Nichte und seinem familiären Hintergrund hat uns die Autorin in Band 1 nicht ohne Grund erzählt. In Band 3 tauchen Ricks familiärer Anhang und ein Teil der Theaterleute in wichtiger Funktion wieder auf.

Und jetzt weiter mit Band 3
In SCHLIMMER ALS DEIN TOD hat die Autorin einen Kriminalfall aus einem ihrer früheren Werke wieder aufgenommen, bearbeitet und modernisiert (Christine Spindler: RHYTHM OF REVENGE, 1999). Ich kannte das Buch. An Details das Falles konnte ich mich nach all den Jahren nicht mehr erinnern – außer dass der Ermittler damals noch ein anderer war -, aber was mir im Gedächtnis geblieben ist, ist der verstörende Grund für Jessicas Probleme.

Ich hatte es geahnt: Nachdem in Band 1 die Personen eingeführt wurden, nimmt die Reihe in Band 2 ordentlich Fahrt auf. Und jetzt bin ich bei Band 3.

Die Autorin
Kris B. ist eines von fünf Pseudonymen der vielseitigen Autorin und Übersetzerin Christine Spindler, die selbst begeisterte Krimileserin ist. Sie hat als Setting für ihre vierbändige Reihe bewusst London gewählt, denn so gab es immer wieder Gründe für Recherchereisen in die quirlige Metropole – die perfekte Abwechslung zu ihrem ruhigen Alltag in einem idyllischen Dorf. Im Internet ist sie zu finden unter www.krisbenedikt.de und www.christinespindler.de
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