Ami Vitale: Pandas – Das verborgene Leben der großen Bären

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Vandam
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Ami Vitale: Pandas – Das verborgene Leben der großen Bären

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Ami Vitale: Pandas – Das verborgene Leben der großen Bären, München 2018, Riva-Verlag, ISBN 978-3-7423-0680-7, Hardcover, 160 Seiten mit großformatigen Farbfotos, Format: 21,3 x 2 x 21,5 cm, Buch: EUR 19,99 (D), EUR 20,60 (A), Kindle Edition: EUR 15,99.

„Für ihre Arbeit mit Pandas unternahm [die Photojournalistin] Ami Vitale im Laufe von drei Jahren mehrere Reisen nach China und lernte dort Menschen kennen, die sich bemühen, die Pandas zu retten.“ (Seite 7)

Obwohl Pandas seit Millionen von Jahren existieren, waren sie für die Menschen lange Zeit ein Mythos wie der Yeti oder Bigfoot. Wenn man sich die entlegenen Regionen anschaut, in denen die Tiere leben, ist es nicht weiter erstaunlich, dass sie sich so lange vor den Menschen verbergen konnten.

Die westliche Welt hat erst im vorigen Jahrhundert von ihnen erfahren – nachdem zwei prominente Herren ein Exemplar auf einer Expedition erlegt hatten. 1936 wurde der erste Große Panda lebend gefangen. Eine US-Amerikanerin hat ihn in einem Weidenkorb aus Shanghai herausgeschmuggelt und an einen Zoo in Chicago verkauft.

Nachzucht und Auswilderung – gar nicht so leicht!
Heute leben weniger als 2.000 Große Pandas in der Wildnis. Weil die putzigen Riesen-Fellknäuel Chinas Nationalsymbol sind und liebenswerte „Botschafter“ noch dazu, zuckt man nicht nur gleichgültig mit den Schultern, sondern unternimmt so einiges, um sie zu retten. Aufzuchtstationen und Naturreservate bemühen sich um Nachzucht und Auswilderung. Das ist gar nicht so einfach!

Pandabärinnen sind bei der Partnerwahl sehr eigen. Sie nehmen nicht jeden! Zudem sind sie nur einmal im Jahr für 24 bis 72 Stunden paarungsbereit. Weil die Tiere sich so selten paaren, haben manche von ihnen noch nie bei Artgenossen beobachten können, wie das geht, und besitzen nur eine ungefähre Vorstellung davon, was von ihnen erwartet wird. Den Bären fehlt das Knowhow. Anscheinend funktioniert die Sache nicht allein über den Instinkt. Das ist schlecht, wenn man nur so ein kleines Zeitfenster zur Verfügung hat. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit der künstlichen Befruchtung, aber wenn man sich die Bilder dazu ansieht, scheint das für die Tiere ziemlich stressig zu sein.

Kommen Pandazwillinge zur Welt, was zumindest in Gefangenschaft recht häufig der Fall ist, kümmert sich die Mutter nur um eines der Kleinen, das andere würde sterben. Jetzt müssen die Pfleger einspringen und den verstoßenen Zwilling retten. Hier ist jedes Tierchen kostbar.

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Abbildung: (c) Riva-Verlag / Foto: E. Nebel

Auch wenn sie süß und niedlich sind und man sie am liebsten den ganzen Tag knuddeln möchte, ist es besser, wenn die Tiere sich nicht allzu eng an den Menschen binden. Sie sollen ja wieder „richtige“ Wildtiere werden. Da wäre eine starke Menschenbezogenheit schädlich.

Tarnung und Distanz: Pfleger im Panda-Kostüm
Es mag albern wirken, wenn Tierpfleger bei der Arbeit Panda-Kostüme tragen (und auch nach Panda riechen ... also nicht allzu lecker), aber das hat gute Gründe. Als Artgenossen getarnt, bringen die Männer und Frauen ihren Schützlingen bei, Feinde, Freunde, Raubtiere, Geräusche und die Umwelt zu erkennen. Wenn die Pandas ihre Lektionen gelernt haben, werden sie ausgewildert. Das Problem ist, dass durch die globale Erwärmung ihr Lebensraum immer mehr schrumpft. Wenn man den erhalten könnte, hätten sie vielleicht eine Chance, wenn auch vermutlich dauerhaft mit menschlicher Hilfe.

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Abbildung: (c) Riva-Verlag / Foto: E. Nebel

Es ist hochinteressant, was die WissenschaftlerInnen und TierpflegerInnen alles veranstalten, um die Tiere zu züchten, großzuziehen und fit für ein Leben in der freien Natur zu machen. Und witzig ist es manchmal auch. Man erfährt viel Wissenswertes und Kurioses über die Pandas, aber die Informationsmenge hätte auch in einem Zeitschriftenartikel Platz gehabt. Die Bilder sind etwas Besonderes. So nahe wie Ami Vitale kommt den Pandas nicht jeder. Und hinter die Kulissen der Panda-Stationen und Naturreservate dürfen auch nur wenige blicken.

Bei dieser Art Coffeetable-Books frage ich mich immer, für welche Art Leser das von Interesse ist. Begeisterte Panda-Fans werden das Buch wegen der Fotos lieben, keine Frage. Die meisten Fakten kennen sie vermutlich schon. Ich bin mir nicht sicher, ob jemand, der nur ein ganz allgemeines Interesse an den mitunter skurrilen Informationen über Chinas „Nationalbären“ hat, sich gleich ein Buch für rund 20,– Euro kaufen wird. Aber das ist zum Glück das Problem des Verlags und nicht meines. :-)

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Abbildung: (c) Riva-Verlag / Foto: E. Nebel

Die Fotos sind eindrucksvoll, die Textbeiträge fallen zwar nicht allzu üppig aus, sind aber informativ und bescheren einem das eine oder andere Aha-Erlebnis. Man staunt, amüsiert sich und ist hinterher schlauer als vorher. Sich mit dem verborgenen Leben der Pandas zu befassen, ist also durchaus lohnenswert.

Die Autorin/Fotografin
Ami Vitale ist eine amerikanische Fotojournalistin und Dokumentarfilmerin, die regelmäßig Beiträge für National Geographic veröffentlicht. Ihre Arbeit hat sie in 95 Länder geführt und ihr die Gelegenheit gegeben, die extremen Seiten des Lebens kennenzulernen. Sie hat in Lehmhütten und Kriegsgebieten gelebt, ist an Malaria erkrankt und hat für die Bilder in diesem Buch sogar einen Panda-Anzug getragen – getreu ihrer Überzeugung, dass eine Geschichte gelebt werden muss.
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