John Lanchester: Die Mauer

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subechto
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Registriert: Mi 18. Feb 2009, 22:10

John Lanchester: Die Mauer

Beitrag von subechto »

Ein kalter, harter und unbarmherziger Ort

„Kapital“ hatte mich überzeugt und auch „Die Mauer“ hat mich nicht enttäuscht. Ein Buch, das den Klimawandel und Migration thematisiert. Worum geht es?
Seit dem „Wandel“ ist England von einer hohen Mauer umgeben, die von den Einwohnern mit Waffengewalt gegen „Die Anderen“ verteidigt wird. Errichtet wurde die Mauer nach einer globalen Klimakatastrophe, bei der der Meeresspiegel drastisch anstieg.
Zitat: Du durchläufst eine kurze, nicht besonders umfangreiche Ausbildung. Sechs Wochen. Hauptsächlich geht es um das richtige Halten, Pflegen und Abfeuern deiner Waffe.
Erzählt wird die Geschichte in der Ich-Perspektive aus Sicht von Joseph Kavanagh, einem jungen Verteidiger, der gerade seinen zweijährigen Dienst auf der Mauer antritt. Für jeden Anderen, der es über die Mauer schafft, wird ein Verteidiger aufs Meer verbannt.
Der Roman erinnert einen an die Mauer in Berlin, die geplante Mauer an der Grenze zwischen Mexiko und den USA, aber auch an die Mauer in unseren Köpfen.
John Lanchester beschreibt die Mauer als eine Grenze zwischen "uns" und den "anderen", zwischen Einwohnern und den Menschen, die aus ökonomischen und ökologischen Gründen in das Land hinter der Mauer eindringen wollen. Hier denkt der Leser natürlich sofort an die Flüchtlinge im Mittelmeer oder die Boatpeople in den 70er Jahren.
Der Autor ist ein guter Beobachter. Sein Schreibstil ist karg und klar, die Charaktere sind überzeugend gezeichnet. Der Roman gliedert sich in drei Teile: Die Mauer, Die Anderen und Das Meer. Eine bedrückende Vision, aus Ängsten, implantierten Chips und Sklaverei. Kein Spielraum, keine Freiheiten, nichts als Schwarz und Weiß.
Zitat: »Es ist kalt auf der Mauer.« Für Liebe, wie sie sich zwischen Joseph und Hifa anbahnt, ist in dieser Welt eigentlich kein Platz. Aber es gibt auch Hoffnung, wenn wir JETZT etwas tun.

Fazit: Mein absolutes Highlight in diesem Frühjahr. Düster und beklemmend!
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