Kim Edwards: Die Tochter des Fotografen

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bienwald
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Kim Edwards: Die Tochter des Fotografen

Beitrag von bienwald »

BildEdwards Kim Ist die
Autorin einer Kurz-
geschichtensammlung,
"The Secrets of a Fire
King", die 1998 für den PEN/Hemingway Award nominiert war und die
sowohl mit dem Whiting
Award als auch dem
Nelson Algren Award ausgezeichnet wurde.

Als Absolventin des
Iowa Writers' Workshop unterrichtet Kim Edwards
an der University of
Kentucky.



Aus dem amerikansichen übersetzt von:

Silke Haupt,

arbeitete als Übersetzerin
und Architektin in
New York, heute lebt
sie in Berlin.



Eric Pütz,

arbeite als Lektor in verschiedenen deutschen Literaturverlagen und
lebt in München.

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Meine Zusammenfassung:
In Lexington, Kentucky, wird 1964 in einer stürmischen, verschneiten Winternacht eine Frau von Zwillingen entbunden. Da der Geburtshelfer nicht anwesend ist, muss ihr Mann, der Arzt ist, aber Orthopäde, das tun. Zuerst kommt ein Junge, und ganz überraschend nach paar Minuten noch ein Mädchen.
Der Arzt, Vater und Entbindende sieht das Kind an und erkennt sofort, dass es das Down-Syndrom hat. Die Mutter ist noch in Lachgas-Narkose, er bringt das Mädchen nebenan zur Krankenschwester, die die Neugeborenen versorgt.
Er bittet Caroline, seine Krankenschwester, das behinderte Mädchen gleich in ein Heim für Behinderte zu bringen; seiner Frau sagt er, das zweite Kind der Zwillingsgeburt wäre bei der Geburt gestorben.
Die Mutter gab den Zwillingen aber Namen: Paul und Phoebe.

Caroline nimmt das Kind, will es auch in eine Einrichtung bringen, als sie aber sieht, wie es dort zugeht, entschließt sie sich, das Kind wieder mitzunehmen. Sie nimmt das Kind mit zu sich nachhause, versorgt es. Es ist ein süßes Baby, das auf der Skala, die bis 10 geht, immerhin 8 Punkte erreicht hatte, der Bruder Paul 9 Punkte, was kurz nach der Geburt in der Klinik gemacht wurde.

Nun werden beide Leben begleitet, das von Paul, der normal bei seinen Eltern aufwächst. Nur trauert die Mutter um das angeblich verstorbene Mädchen, eine Trauerfeier findet statt, die Caroline beobachtet. Der Vater kommt auch nochmal zu Caroline, gibt ihr Geld usw., sieht auch seine kleine Tochter. Aber der Entschluss wurde ja längst gefasst, dass es das Mädchen nicht gibt. Seine Frau leidet sehr darunter, dass Phoebe gestorben ist, aber auch darunter, dass sie sie nie gesehen hat, nie berührt hat.

Caroline zieht mit Phoebe in eine andere Stadt, ihre Spuren verwischen sich. Ein LKW-Fahrer, den sie auf ihrer ersten Fahrt kennengelernt hatte, findet sie aber dennoch nach einem Jahr, als sie als Pflegerin bei einem alten Mann in dessen Haus lebt, zusammen mit Phoebe.
Und so wird das leben der beiden Zwillinge geschildert. Als sie längst erwachsen sind, stirbt der Vater. Da er ein Sparkonto hinterlassen hat für Phoebe, erfährt das Caroline, aber erst nach ein paar Monaten. Sie nimmt Kontakt auf, und alle lernen sich kennen.


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Von Anfang sehr spannend, sehr leicht zu lesen, aber nicht ohne Anspruch zu lesen.

Die Autorin schreibt eigentlich nicht, nein, die malt. Sie zeichnet alles sehr genau auf, alle Gefühle, Zusammenhänge, Begebenheiten, und alles mit feiner Feder gezeichnet.
Gut, manche Passagen erscheinen mir ein bisschen langatmig; aber das wird wettgemacht durch die wunderschöne *Malerei* der Autorin. Und was mir noch aufgefallen ist beim Lesen: Die Autorin muss Kinder oder Menschen mit dem Downsyndrom kennen. Wie sie beschreibt, wie Leute damit umgehen, aber vor allem, wie sie schildert, wie die Leute sich alle irren, mit ihren Ansichten, ab dem Zeitpunkt, wo sie Kontakt mit einem Downsyndrom-Kind oder auch Menschen, aufnehmen.
Ich kenne Leute, die mit solchen Kindern arbeiten, aber auch Kinder oder Erwachsene, die dieses Syndrom haben. Und für mich war bzw. ist das gar nicht ungewöhnlich; ich weiß, wie liebenswert diese Kinder und Menschen sind, wie viel Liebe sie vergeben, welche tolle Persönlichkeiten sie sind. -

Dieses Buch ist für alle lesenswert, ob sie selbst Umgang haben, selbst *betroffen* sind (wobei mir das Wort "betroffen" nicht angemessen erscheint), kennenzulernen, wie Downsyndrom-Menschen sind, was sie ausstrahlen, oder ob sie nie damit zu tun hatten: lesenswert ist es auf jeden Fall, weil nicht alleine die Geschichte dieses Downsyndrom-Mädchens erzählt wird, sondern sehr umfassend auch die psychischen Entwicklungen der ganzen Leute, über die die Autorin sehr diffizil erzählt. Aber wie gesagt, eigentlich nicht erzählt, sondern zeichnet?.
Herzlichen Gruß
Bienwald
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