Margriet de Moor: Sturmflut

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bienwald
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Margriet de Moor: Sturmflut

Beitrag von bienwald »

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Zur Autorin:
Margriet de Moor studierte Klavier und Gesang.

Bereits ihr erster Roman
Erst grau dann weiß dann blau, 1993,
wurde ein sensationeller Erfolg.

Ihre Bücher sind in alle Weltsprachen übersetzt.

Bei Hanser erschienen außerdem:



Der Virtuose, 1994

Ich träume also, 1996

Herzog von Ägypten, 1997

Die Verabredung, 2000

Kreutzersonate, 2002


Sturmflut erschien 2006

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Meine Inhaltsangabe:
31. Januar 1953, Armanda hatte ihre zwei Jahre ältere Schwester Lidy dazu überredet, für sie einen Besuch bei einem Patenkind in Zierikzee zu machen, sie selbst hat sich angeboten, dann die kleine Tochter Nadja Armandas zu hüten, und möchte abends zu einer Party Ihrer Freundin, einer Stiefschwester des Mannes von Lidy, gehen, während die Großeltern das Kind betreuen. -
Lidy kommt auch noch an, das Fest ihres Patenkindes verläuft fröhlich und schön, und abends kommt dann ein starker Wind auf, der in dieser Gegend noch nichts besonderes ist. Sie leiht dann ihr Auto jemand, der die Deiche nachsehen muss, und fährt selbst mit.
In dieser Nacht auf den 1. Februar 1953 werden dann ganze Teile der Inseln dort im Delta im Meer versinken, einige Ortschaften werden total ausgelöscht, knapp 3.000 Menschen werden getötet, zum Teil vermisst, teilweise nie gefunden, einige wenige aber auch noch viel später.
Während Armanda bei der Party teilnimmt, befindet sich Lidy mitten in der Katastrophe, die dort zunächst gar nicht so schlimm empfunden wird; die Menschen brauchen lange, bis sie den Ernst der Lage erkennen. Viele der bedrohten Menschen schlafen in ihren Häusern, die Windgeräusche sind ja dort nichts ungewöhnliches.

Die Autorin schildert nun im Wechsel den Verlauf der Zeit der beiden Schwestern, geht auch sehr häufig zurück in die Kindheit, und während Lidy nach vielen Stunden um ihr Leben kämpft, im eisigen Wasser, an ein altes Holzteil geklammert, ist Armanda längst, nachdem sie die Party mit Lidys Mann Sjoerd verlassen hat, in ihrem Bett.

Nachdem das Ausmaß der ganzen Katastrophe bekannt ist, müssen die Angehörigen damit rechnen, dass ihre vermissten Angehörigen auch nicht mehr leben. Armanda hat Lidys Mann schon immer begehrt, und da sie auch täglich Kontakt haben, beginnt ihre Liebesgeschichte. Nachdem 2 Jahre später dann durch eine Gesetzesänderung Vermisste für tot erklärt werden können, können die beiden auch heiraten. Die Tochter von Lidy sagte von Anfang an *Mama* zu Armanda, sie bekam gar nicht mit, dass das nicht ihre Mutter ist, und bemerkte auch nicht, dass ihre richtige Mutter gar nicht mehr da war. Die beiden Schwestern sahen sich sehr ähnlich.
Armanda und Sjoerd bekommen noch zwei Kinder, aber seltsamerweise bleibt Armanda Nadja, die Tochter ihrer Schwester, ihr liebstes Kind, an dem sie am meisten hängt.

30 Jahre später ist Armanda mit Nadja unterwegs, um die sterblichen Überreste von Lidy zu bestatten. Nach Untersuchungen konnte aber nicht hundertprozentig sichergestellt werden, ob es sich tatsächlich um Lidy handelt.
Wieder 30 Jahre später, Armanda befindet sich in einem Altenheim, von Sjoerd ist sie schon lange geschieden, ihre Lieblingstochter Nadja plötzlich gestorben. Der letzte Teil des Romans ist ein Zwiegespräch zwischen Lidy und Armanda.

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In dieses wirklich Geschehene am 1. Februar 1953 in Holland hat die Autorin in diesem Roman die Geschichte von zwei Schwestern eingeflochten, aber auch einige Geschichten von Familien auf diesen Inseln, mit denen sie Kontakt haben.

Viel ist imaginär, vor allem der letzte Teil, aber auch schon vorher, wo sie die Gedanken von Lidy und die Geschehnisse aus der Sicht von Lidy erzählt, also die Autorin dachte sich das aus, wie es Lidy ergangen sein muss, und vor allem was sie gedacht haben mag.

Dieser Roman ist interessant weil er eben eine geschehene Katastrophe beschreibt, auch die Gründe, wie es kam, geologisch gesehen. Oder wie und warum manche Tote noch nach 30 Jahren geborgen werden können, zwar nicht mehr erkennbar, aber, wie im Fall von Lidy, im Schlick etwas konserviert, noch Knochen und Kleinigkeiten gefunden und zugeordnet werden können.
Herzlichen Gruß
Bienwald
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