Harris u. Kelner (Hrsg,): Happy Bissday - Vampirgeschichten

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Vandam
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Harris u. Kelner (Hrsg,): Happy Bissday - Vampirgeschichten

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Charlaine Harris, Toni L. P. Kelner (Hrsg,): Happy Bissday ? Vampirgeschichten.

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Charlaine Harris, Toni L. P. Kelner (Hrsg.): Happy Bissday ? Vampirgeschichten. Originaltitel: Many Bloody Returns. Ins Deutsche übersetzt von Christine Gaspard, Jürgen Langowski, Jutta Swietlinski, Christine Blum, Britta Mümmler und Katharina Volk, München 2008, dtv Deutscher Taschenbuch Verlag, ISBN 978-3-423-21096-6, 460 Seiten, Format: 12 x 19 x 2,5 cm, EUR 9,95 [D], EUR 10,30 [A], sFr 17,50.

13 Geschichten mit Biss verspricht uns der Klappentext ? und zählt eine Reihe namhafter Autorinnen und Autoren auf, die an dieser Anthologie mitgewirkt haben. Und wer bislang, wie die Rezensentin, das Vorurteil gepflegt hat, moderne Vampirgeschichten seien romantischer Quatsch für Teenager, kann sich von diesem Buch auf höchst unterhaltsame Weise eines Besseren belehren lassen.

Schon die Vorbemerkungen der beiden Herausgeberinnen klingen recht viel versprechend: ?Als man uns anbot, diese Anthologie herauszugeben, freuten wir uns wie zwei kleine Kinder über ein neues Spielzeug und hatten (...) viel Spaß bei der Suche nach einem Thema. Wir entschieden uns schließlich für zwei scheinbar unzusammenhängende Ideen: Vampire (Tod) und Geburtstage (Feier des Lebens) ? gespannt darauf, auf welch unterschiedliche Weise talentierte Schriftsteller diese beiden Motive kombinieren würden.?

Bei der Auswahl der Autoren und Geschichten haben die beiden Herausgeberinnen ein glückliches Händchen bewiesen, denn herausgekommen ist eine abwechslungsreiche Mischung aus spannenden, schwarzhumorigen, tragisch-komischen und berührenden Geschichten, jede mit einer eigenen Stimmung und Atmosphäre. Und mit Helden, von denen manch einer Appetit auf mehr macht.

1. Charlaine Harris: Draculas Geburtstag (OT: Dracula Night): Sookie Stackhouse, die telepathisch begabte Kellnerin, bekommt eine Einladung zu einer Party anlässlich Graf Draculas Geburtstag. Niemand rechnet damit, dass der Meister persönlich erscheint, denn solche Feiern werden in dieser Nacht in aller Welt veranstaltet. Doch dieses Mal kommt er tatsächlich. Und statt eines Drinks aus synthetischem Blut verlangt er ? Sookie!
Amüsant, aber für Nichtkenner der Sookie-Stackhouse-Romanreihe personell etwas überfrachtet.

2. Christopher Golden: Der Schrei der Eulen (OT: The Mournful Cry of Owls): Donika Ristani, Tochter albanischer Einwanderer, hält sich für einen ganz normalen amerikanischen Teeenager, vielleicht mit einer besonderen Vorliebe für die Natur und den Wald. An ihrem 16. Geburtstag ist auf einmal alles anders ? und ihre Mutter kann nicht mehr umhin, Donika das Geheimnis ihrer Herkunft zu enthüllen.
Wunderbar geschrieben, eine tolle Atmosphäre! Kein Wunder: Christopher Golden ist der Autor zahlreicher Romane und Fantasy-Serien, u.a. der beliebten Vampir-Serie ?Buffy?.

3. Bill Crider: Mein Leben als Vampir-Teenager (OT: I was a Vampire Teenager): Kate hat an Halloween Geburtstag und will unbedingt, einen echten Vampir zu ihrer Party einladen. Ihr Bruder Carleton und sein Kumpel Binky, zwei unbeliebte Außenseiter, sollen den Kontakt herstellen. Ein Vorhaben, das sich grandiose Schnapsidee entpuppt.
Tragisch-komisch und herrlich lakonisch erzählt.

4. Kelley Armstrong: Vampirdämmerung (OT: Twilight): Am Jahrestag seiner Schöpfung genügt es nicht, dass ein Vampir einem Menschen etwas Blut aussaugt, er muss ein Leben nehmen, sonst vergeht er. Der Jahrestag von Cassandra DuCharme kommt und geht, doch die Vampirin kann sich nicht aufraffen, ein Opfer zu töten. Sie ist nach all den Jahrhunderten müde geworden. Ihr Vampirfreund Aaron macht sich Sorgen ...
Hier beleuchtet die Autorin die deprimierende Seite des extrem langen ?Lebens?.

5. Jim Butcher: Aus der Rolle gefallen (OT: It?s My Birthday, Too): Eigentlich wollte Magier Harry Dresden nur rasch seinem Halbbruder Thomas ein Geburtstagsgeschenk vorbeibringen. Doch Thomas ist nicht zu Hause, sondern bei einem Rollenspiel im Bistro eines geschlossenen Einkaufszentrums. Und das wird gerade von einer gefährlichen Vampirin aufgemischt ...
Spannend, blutig, actionreich und mit einem etwas dubiosen Frauenbild gesegnet. Auch hier merkt man deutlich, dass Harry und seine Leute normalerweise ein eigenes Roman-Universum bevölkern.

6. P. N. Elrod: Grabraub (OT: Grave-Robbed): In die Detektei Escott kommt ein junges Mädchen und klagt dem Vampir-Detektiv Jack Fleming sein Leid: Ihre jung verwitwete Schwester ist einem Scharlatan auf den Leim gegangen, einem ehemaligen Bühnenzauberer, der festgestellt hat, dass es einträglicher ist, statt lebender Kaninchen tote Verwandte aus dem Hut zu zaubern. Fleming soll das angebliche Medium als Schwindler entlarven. Als Vampir hat der Detektiv ein paar wirklich gemeine Tricks auf Lager, und so erleben das falsche Medium und sein Publikum eine ?Séance?, die sie ihrer Lebtag nicht vergessen werden ...
Die Geschichte liest sich wie ein Krimi aus der legendären ?Schwarzen Serie?. Aus einer sehr, sehr schwarzen Serie.

7. Rachel Caine: Der erste Tag vom Rest deines Lebens (OT: The First Day of the Rest of Your Life): Eve Rossers Heimatort wird komplett von Vampiren beherrscht. Jeder Mensch muss sich dort an seinem 18. Geburtstag vertraglich dem Schutz eines Vampirs unterstellen, sonst ist er Freiwild. Die rebellische Eve denkt gar nicht daran und wirft ihrem potentiellen Schutzvampir den Vertrag vor die Füße. Nun muss sie bei Nacht und Nebel aus der Stadt verschwinden, mit einem Koffer voller Habseligkeiten, ohne Ziel und mit einer Gruppe zorniger Vampire auf den Fersen ...
Ein beängstigendes Szenario für eine sympathische Heldin.

8. Jeanne C. Stein: Die Hexe und der Vampir (OT: The Witch and the Wicked): Die unscheinbare Hexe Sophie betreibt einen Partyservice, doch ihr Herz gehört der Kosmetikherstellung. Als sie eines Tages auf die Idee kommt, die Asche eines Vampirs in eine Gesichtscreme zu rühren, hat dies ungeahnte Auswirkungen ...
In dieser Geschichte bekommt jeder, was er verdient. Unterhaltsam, böse und mit viel schwarzem Humor.

9. Tanya Huff: Ein perfektes Geburtstagsgschenk (OT: Blood Wrapped): Zauberer Tony und Vampir Henry machen sich Gedanken über das optimale Geburtstagsgschenk für ihre Vampirfreundin Vicki. Diese Überlegungen treten in den Hintergrund, als die beiden von der Entführung eines kleinen Mädchens erfahren. Etwas großes Haariges soll sie verschleppt haben. Werwolf? Riese? Bigfoot? Die beiden Herren plagt die Neugier und sie fahren zum Tatort. Dort entdecken Sie Ungeheuerliches ...
Tony, Henry, Vicki und ihre Welt entstammen einer Romanreihe, und so ist auch diese spannende und witzige Geschichte ein bisschen mit Hintergrundinformationen und Insider-Anspielungen überfrachtet, die für einen Nichtkenner der Bücher bisweilen unverständlich sind.

10. Carolyn Haines: Der Wunsch (OT: The Wish): Der Tod ist eine Frau, ein schwarzer Engel mit einer Liste. Sandra hat sie gesehen, beim Unfalltod ihrer Kinder ? und hat sich seither nichts sehnlicher gewünscht, als ebenfalls zu sterben. Doch alles, was sie über die Jahre hinweg vom Todesengel zu hören bekommt, ist: ?Deine Zeit ist noch nicht gekommen?. An ihrem 43. Geburtstag hat Sandra die Nase voll von diesem Spruch ...
Das ist die melancholischste Geschichte der Anthologie. Ob Sandra wohl ihren Frieden findet?

11. Tate Hallaway: Feuer und Eis und Linguine für zwei (OT: Fire and Ice and Ligunine for Two): Seit rund 1000 Jahren glaubt Vampir Sebastian, dass auf seinem Geburtstag ein Fluch liegt. Wann immer er ihn feiern will, geschieht Ungeheuerliches. Seine Freundin Garnet überredet ihn trotzdem zu einem Restaurantbesuch. Der Verlauf des Abends überrascht Sebastian nur mäßig: eine Autopanne am Ende der Welt bei Minusgraden und einem Schneesturm. Und die Lastwagenfahrerin, die sie aufliest, entpuppt sich als Dämonin. War das nun Sebastians letzter Geburtstag?
Dieser packende Showdown im Eis wäre noch temporeicher, wenn man nicht durch diverse Erklärungen aufgehalten würde. Auch Sebastian und Garnet sind eigentlich Romanfiguren.

12. Elaine Viets: Nachtschwärmer (OT: Vampire Hours): Katherine ist 55, eine Arztgattin auf der Abschussliste, die kurz davor steht, gegen ein viel jüngeres und blonderes Modell ausgetauscht zu werden. Dass ihr Mann bereits einen fiesen Scheidungsanwalt kontaktiert hat, erfährt sie nur durch Zufall. Die Zukunftsängste machen Katherine schlaflos. Bei einer ihrer nächtlichen Streifzüge durch die Stadt lernt sie den Vampir Michael kennen. Eine Begegnung, die ihr Leben verändert wird ? und auch das ihres treulosen Gatten ...
Sehr schön, mit blitzböser Pointe.

13. Toni L.P. Kelner: Wie Stella ihr Grab zurückbekam (OT: How Stella Got Her Grave Back): Vampirin Stella besucht an ihrem 82. Geburtstag erstmals ihre Grabstätte auf dem Familienfriedhof. Sie ist schockiert: In ihrem Grab liegt seit zwei Jahren eine unbekannte Tote. Wo ist ihr eigener Grabstein hingekommen? Gab es überhaupt einen? Und wer ist die Fremde? Auch wenn ihr Vampirbegleiter Aaron es nicht versteht: Stella geht der Sache nach ? und stößt auf die Spur eines Serienmörders.
Ein spannender kleiner Krimi und gleichzeitig eine berührende Familiengeschichte. Und ein nett kalauernder Originaltitel.

Jede der 13 Geschichten wurde eigens für diese Anthologie geschrieben. Und jede für sich ist gelungen und lesenswert. Nicht nur für Teenager, auch wenn das glimmerglitzernde Buchcover die Assoziation ?Mädchenbuch? weckt. Nein, wer immer Vergnügen an makaberen, unheimlichen Geschichten und schwarzem Humor hat, ist mit ?Happy Bissday? gut bedient.

Wer kein intimer Kenner der aktuellen Vampir-Romanserien ist, wird sich allerdings ein bisschen schwer tun mit den Kurzgeschichten, die sich um Figuren aus bekannten Buchreihen ranken. Diese Geschichten bringen zum Teil eine schwere Fracht mit: viele Personen, deren Funktion, Fähigkeiten, Vorgeschichte und Beziehungen untereinander entweder unklar bleiben oder erst erklärt werden müssen. Völlig eigenständige Geschichten erkennt man sofort an ihrer schnörkellosen Geradlinigkeit. Man ist vom ersten Absatz an drin in der Geschichte und wird nicht durch eingeschobene Erläuterungen und überflüssiges Personal gebremst.

Es hat natürlich auch seine Vorteile, in bislang unbekannte Serien mittels einer Kurzgeschichte hineinschnuppern zu dürfen. Der eine oder andere Serienheld klingt doch sehr interessant. Und da im Anhang von ?Happy Bissday? jeder Autor mit seinem bisherigen Werk vorgestellt wird, weiß man auch gleich, was man kaufen muss, wenn man an einer der vorgestellten Serienwelten Gefallen gefunden hat ...
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