Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

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Allegra1
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Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Allegra1 »

Zur Zeit haben wir ja sehr oft hier das Thema Demenz - Krankheit und Pflegeheime.
Deshalb dachte ich mir, dass man zu diesem Thema doch mal einen Thread eröffnen könnte, wo sich Betroffene und Interessierte austauschen können.

Hier ein Artikel zu dem Thema. Es geht um Wohngemeinschaften für Demenz - Kranke. Ich wußte gar nicht, dass es so etwas gibt und finde, dass es sich toll anhört.
Leider scheint diese Betreuungsart momentan noch vom sozialen Stand abhängig zu sein.

http://www1.wdr.de/themen/ratgeber/pflegewg100.html
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Keinohresel
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Keinohresel »

Hallo Allegra1,

ein gutes Thema. Ich habe Eltern, die über 80 Jahre alt sind. Noch kommen sie selbst zurecht, und ich habe ihnen versprochen, sie niemals in ein Heim zu geben. Da wir im Bekanntenkreis in letzter Zeit oft von Demenzfällen gehört haben, habe ich mir nun schon oft die Frage gestellt: was macht man in solch in einem Fall? Nach wie vor stehe ich dazu, meine Eltern niemals in ein Seniorenheim zu geben, aber was ist, wenn man überfordert ist, weil man beispielsweise nicht ständig vor Ort sein kann, um aufzupassen? Welche Alternativen zum Altersheim gibt es? Ich mache mir sehr viele Gedanken darüber!

Ich hoffe selbstverständlich, dass dieser Fall niemals bei uns eintreten wird! Sicher gibt es hier im Forum auch viele andere, die sich über die Zukunft ihrer alten Eltern Gedanken machen und sie nicht irgendwann ins Pflegeheim abschieben wollen - oder?
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lammar
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von lammar »

Also ich war Zivi in einem Altenheim und dort ist es definitiv kein Abschieben sondern ein sehr schöner Lebensabend, das muss man schon differenzieren. Wenn man möchte kann man sicherlich sehr gute Einrichtungen finden.
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Vidya Venn
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Vidya Venn »

lammar hat geschrieben:Also ich war Zivi in einem Altenheim und dort ist es definitiv kein Abschieben sondern ein sehr schöner Lebensabend, das muss man schon differenzieren. Wenn man möchte kann man sicherlich sehr gute Einrichtungen finden.
Das sehe ich genauso. Ich habe das Glück gehabt, ein gutes Heim zu finden. Ist aber nicht einfach, in einem Notfall - so wie es bei uns war, einen Platz im Heim der Wahl zu bekommen. Ich habe ca 20 Heime in der Nähe des Onkelwohnorts und meines Wohnorts angeschrieben bzw antelefoniert. In jedem Fall ist vormerken und sich vor dem Fall der Fälle damit zu beschäftigen, wichtig. Gleichzeitig sind viele andere Möglichkeiten denkbar: Haushälterin, Pflegedienst, Wohngemeinschaften... Es ist ein hehres Ziel, dass die Eltern ihren Lebensabend nicht in einem Heim verbringen müssen. Und manchmal muss es trotzdem sein, wenn die eigenen Möglichkeiten mit aller Hilfe von außen nicht reichen. Ist auch eine Frage der Kosten. Ich weiß nicht, wie eine Haushälterin mit Staatshilfe finanziert werden kann, manchmal fehlen auch die Unterbringungsmöglichkeiten im Haus. Und wenn die Finanzen und die Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden sind, dann fehlt vielleicht - wie bei uns - die notwendige Einsicht vorher :mrgreen:
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Buchecker
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Buchecker »

lammar hat geschrieben:Also ich war Zivi in einem Altenheim und dort ist es definitiv kein Abschieben sondern ein sehr schöner Lebensabend, das muss man schon differenzieren. Wenn man möchte kann man sicherlich sehr gute Einrichtungen finden.
Möchte ich auch bestätigen. Da wird - wenn man die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung berücksichtigt - sehr engagierte Arbeit geleistet. Wenn man - wie ich es bei meiner Mutter erlebt habe - mitbekommt, mit welch ehrlicher, wechselseitiger Freude Pfleger/innen und Bewohnerin sich umarmen, wenn ein Krankenhausaufenthalt überstanden ist, dann kann man vor solchem Berufsverständnis nur den Hut ziehen. Sollten sich viele Andere eine Scheibe von abschneiden...
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Vidya Venn
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Vidya Venn »

Kann ich nur bestätigen. Wieviel da auf der Station - Gerorontopsychiatrie - möglich gemacht wird, um meinem Onkel die Entscheidung Normalstation oder nicht leichter zu machen, mit Hin- und Herfahren, um den Alltag dort erlebbar zu machen, wieviel aber auch auf der Station selbst möglich gemacht wird, um ihn zu fördern, mit wieviel Fürsorge und auch Bestimmtheit die schwierigen Alzheimerkranken umsorgt werden und das bei einem 12 Stunden Tag, 7 Tage arbeiten, 7 Tage frei. Einfach toll. Es hängt eben sehr an den Einzelkräften, und die Personalpolitik scheint dort gut zu sein. Die Pflegekräfte, die ich auf den beiden Stationen kennengelernt habe, sind alle qualifiziert und engagiert. Und ich mit meinen ewigen Fragen fühle mich bei ihnen und bei der Heimleitung wirklich gut aufgehoben. Eine Entscheidung für ein gutes Altenheim ist heutzutage nicht unbedingt zweite Wahl.

Zumal ich auch gesehen habe, wieviel Arbeit bei einer Pflege zu Hause geleistet werden muss.
Allegra1
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Allegra1 »

Keinohresel, bei uns ist das Thema - Gott sei Dank - momentan auch noch nicht akut und irgendwie hoffe ich darauf, dass meine Eltern (und Schwiegermutter) sich bis zum Ende ihres Lebens selber versorgen können. Meine Großeltern haben bis zum Schluß selbständig zu Hause leben können und ich finde, das ist das größte Geschenk, das einem das Leben machen kann.

Aber bei aller Hoffnung, denke ich doch immer mehr darüber nach..." Was wäre,wenn..."
Sicherlich wäre es mir auch am liebsten, ich könnte meine Eltern dann selber versorgen, aber ich bin Vollzeit berufstätig. Mein Mann ist zwar zur Zeit arbeitslos, aber die Vergangenheit hat gezeigt, dass es glücklicherweise nie von langer Dauer ist. Meist geht es von Zeitvertrag zu Zeitvertrag :( . Aber auch davon abgesehen, denke ich, dass er damit überfordert wäre.
Also, müßten wir uns dann wohl nach einer Betreuungsart umschauen.
Und da bin ich immer noch der Meinung, dass eine gute Versorgung sehr von den finanziellen Mitteln abhängig ist. Und das macht mir dann doch etwas Sorge, denn wir gehören zum Mittelstand und in der Zeit, in der mein Mann arbeitslos ist, rutschen wir eher noch an den unteren Rand der Mittelschicht.

Aus Erfahrung kann ich nur von einem Pflegeheim erzählen, das ich beruflich regelmäßig mit Kindern besucht habe. Die Mitarbeiter dort waren sehr lieb und sehr engagiert, aber leider völlig unterbesetzt und dadurch oft überfordert. Neben den hauswirtschaftlichen und pflegerischen Tätigkeiten blieb nicht wirklich viel Zeit für die Menschen. Dafür kommen dann Beschäftigungskräfte ins Haus. Ich denke, die Arbeit in Pflegeheimen kann sehr unbefriedigend sein. Die Pfleger waren ganz glücklich, wenn wir mit den Kindern kamen, um mit den Senioren (auch Demenz-Kranke) zu singen und zu spielen.
Teilweise waren auf der Station sehr schlimme Fälle. Eine Frau war völlig abwesend, aber wenn die Kinder ihre Hand gestreichelt haben, hat sie gelächelt.
Ich muss sagen, die Kids haben wirklich gute Erfahrungen gemacht.
Geschockt war ich allerdings, wenn mir die Pfleger erzählt haben, wie viele Bewohner nur sehr selten oder gar keinen Besuch bekommen. Das kann ich einfach nicht begreifen :cry: .

Und seit einiger Zeit frage ich mich, wie es ohne die Zivis überhaupt funktionieren kann. Damals waren die Zivis so wichtig. Wer schiebt jetzt z.B. bei Auslügen die ganzen Rollstühle?
Kommen die Bewohner jetzt gar nicht mehr an die Luft?
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Vidya Venn
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Vidya Venn »

Zumindest gibt es in unserem Altenehim entweder Terassen (mit einen r oder 2 rr?) vor den geschlossenen Stationen oder auf den anderen Balkone vor den Zimmern. Selbst jetzt haben an den warmen Tagen die Bewohner draußen gesessen und sind dort hingeschoben worden. Für die Ausgänge gibt es wohl sowas wie die Caritasdamen.
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xenna
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von xenna »

Ich bin selbst betroffen - meine Mutter ist demenzkrank - und ich finde eine solche Wohngemeinschaft ist eine sehr gute Alternative zum Heim.
Einen Demenzkranken zu pflegen heißt, sein eigenes Leben größtenteils aufgeben zu müssen, und wer kann das schon, zumal, wenn er berufstätig ist und auch noch eine eigene Familie hat.
Eine Pflegekraft, die rund um die Uhr bei den Kranken wohnt, kostet eine Menge Geld, das die wenigsten haben.
Meine Eltern bzw. meine Mutter kann es sich zum Glück leisten, wenn dann auch nicht mehr viel übrigbleibt.
Es gibt sicher sehr gute Heime, aber Heim bleibt Heim, denke ich, auch wenn die dort arbeitenden Pflegekräfte noch so engagiert sind. Ich selber würde mich in einem Heim auch nicht wohlfühlen, wohingegen eine WG, speziell auf Demenzkranke zugeschnitten, für mich die bessere Alternative zum Heim bedeuten würde.
Guckst du hier
Und hier stell´ich mich persönlich vor:
http://www.booklooker.de/xenna
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spiralnebel111
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von spiralnebel111 »

Allegra1 hat geschrieben: Geschockt war ich allerdings, wenn mir die Pfleger erzählt haben, wie viele Bewohner nur sehr selten oder gar keinen Besuch bekommen. Das kann ich einfach nicht begreifen :cry: .
In der Zeitschrift "Eltern", sind vor vielen Jahren mal "Aussprüche" zum Thema Muttertag gesammelt worden: Eine Frau im Pflegeheim schrieb: "Ich freue mich auf Muttertag, da weiß ich wenigstens, dass eins der Kinder zu Besuch kommt!" Das ist zum Heulen - und ich habe geheult. Ich bin meiner Schwester sehr dankbar, dass sie sich so intensiv um meine Mutter gekümmert hat und sie täglich besucht hat!
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Summerhill1972
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Summerhill1972 »

spiralnebel111 hat geschrieben:
Allegra1 hat geschrieben: Geschockt war ich allerdings, wenn mir die Pfleger erzählt haben, wie viele Bewohner nur sehr selten oder gar keinen Besuch bekommen. Das kann ich einfach nicht begreifen :cry: .
In der Zeitschrift "Eltern", sind vor vielen Jahren mal "Aussprüche" zum Thema Muttertag gesammelt worden: Eine Frau im Pflegeheim schrieb: "Ich freue mich auf Muttertag, da weiß ich wenigstens, dass eins der Kinder zu Besuch kommt!" Das ist zum Heulen - und ich habe geheult. Ich bin meiner Schwester sehr dankbar, dass sie sich so intensiv um meine Mutter gekümmert hat und sie täglich besucht hat!
Ja, das ist sehr traurig, wenn die Leute keinen Besuch bekommen, nur manchmal liegt es vielleicht auch an der Entfernung.
Ich würde meine Mutter auch gerne öfter besuchen und nicht nur alle 2-3 Wochen einen Tag. Aber das Benzin ist extrem teuer geworden und unsere Benzinrechnung .............. :roll:
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spiralnebel111
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von spiralnebel111 »

Ich war über 300 Kilometer entfernt, aber meine Schwester um die Ecke. Man sucht doch einfach kein Heim aus, wo niemand der Familie in der Nähe ist, oder? Aber egal warum, es ist traurig.
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Vidya Venn
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von Vidya Venn »

Das kommt darauf an, wie eingebunden die zu Betreuende Person in ihr Umfeld ist. Wenn sie gerne in ein Heim in der Nähe ihres Wohnortes möchte oder wenn dort gerade ein Platz frei ist. Dann stirbt das Umfeld, und schon ist sie alleine dort.

Meine Tante hat niemanden am Ort, wo sie wohnt, möchte aber ums Verrecken nicht in unsere Nähe, wo ja auch ihr Mann ist. Das Einkaufszentrum ist bei uns fußläufig 5 Minuten vom Heim entfernt, die gesamte verbliebene Familie mit Schwager, Schwägerin, 2 Nichten und 4 Großnichten und -neffen wohnt hier mit max 15 Min Autoweg. Von ihrem jetzigen Wohnort entfernt bin ich die nächste mit 1 Std Fahrtzeit. Dort läuft sie 15 Minuten bis zu Lidl. Aber bei uns ist sie von allem zu weit ab, bloß weil das Heim in einem Neubaugebiet liegt und von allen Seiten ins Grüne guckt. Rational ist nur in etwa nachzuvollziehen, dass sie aus ihrem Haus mit 180qm Wohnfläche nicht raus will.

Sie hätten genug Wohnfläche (2 Whg) und Geld, um jemanden mit ins Haus ziehen zu lassen, dann könnte auch mein Onkel wieder nach Hause. Das wäre sein sehnlichster Wunsch. Aaaaber das will sie nicht.

Mein post passt nicht ganz zu dem, was du schreibst, spiralnebel, aber es ist ein Grund, warum Menschen weit weg von Angehörigen sind und viel weniger Besuch kriegen als möglich wäre.
bienchen
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von bienchen »

Ich kenne auch ein Beispiel aus dem Freundeskreis meiner Eltern, wo die Eltern direkt nach der Rente aus Norddeutschland nach Süddeutschland gezogen sind, obwohl da niemand aus der Familie wohnte... Das hat niemand verstanden.

Mein Opa hat auch in einer WG für Demenzkranke gelebt, als es zu Hause mit Pflegedienst und Besuche seiner Töchter nicht mehr machbar war. Die Pfleger in der WG waren vom gleichen Pflegedienst, der schon nach Hause kam. Meine Mutter konnte danach wieder ruhiger schlafen. Er hat aber auch öfters gesagt, dass er wieder nach Hause will etc. Aber es wäre nicht anders gegangen. Da war auch viel los, wenn eine Bewohnerin zum Beispiel zum Optiker musste, sind sie gleich in einer größeren Gruppe hin und haben einen Spaziergang gemacht etc... Auf jeden Fall waren immer mehrere Pflegekräfte für 10-15 Bewohner da.
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spiralnebel111
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Re: Wohngemeinschaft für Demenz - Kranke

Beitrag von spiralnebel111 »

Dein Onkel tut mir leid, Vidya, das ist ja entsetzlich. Das klingt so, als verdiene Deine Tante Deine Fürsorge gar nicht.
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