Strompreis Deutschland vs. Frankreich

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Marcus T. Cicero
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Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Marcus T. Cicero »

Im Juni 2012 hat der Deutsche pro Kilowattstunde durchschnittlich 15,15 Cent gezahlt, der Franzose hingegen nur 8,76 Cent. Wenn man berücksichtigt, dass sich in 2013 die Umlage für erneuerbare Energien von 3,59 auf 5,277 Cent erhöhen wird, dann zahlt der Deutsche im Schnitt rund doppelt so viel wie ein Franzose. :shock:

Lob sei Angela für den völlig übereilten Atomaustieg nach Fukushima. :evil:

Eine Übersicht mit Kosten pro kwh findet man hier:
http://de.statista.com/statistik/daten/ ... -laendern/
Schrölk
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Schrölk »

Vollig übereilt? Quatsch. Völlig überfällig. Gewöhnt euch einfach mal daran dass eine saubare Welt nicht zum Nulltarif zu haben ist. Im Vergleich zu vor 100 Jahren leben wir verdammt bequem, wollen aber nix dafür bezahlen. Typisch Mensch dass er an diesem Missverhältnis nichts ändern will.
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d_r_m_s
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von d_r_m_s »

Schrölk hat geschrieben:Vollig übereilt? Quatsch. Völlig überfällig
...
jein ... weil der Ausstieg zwar sauteuer ist (und immer teurer wird), der Sicherheitsgewinn für Deutschland und Europa sich aber m.E. in engen Grenzen hält ... die Reaktoren und Brennelementesammlungen sind ja noch lange nicht ungefährlich, da gäbe es aus Fukushima noch einige Lehren zu ziehen, es sei denn , das läuft alles geheim ... aber warum sollte es ?

und solange unsere Nachbarländer mit Reaktoren gepflastert sind ist es nicht unsinnig, die Technik (und ev. Krisenbewältigungsstrategien) selbst zu haben ... als Vorbild wird Deutschland da nirgends wahrgenommen ...
Schrölk hat geschrieben:... Gewöhnt euch einfach mal daran dass eine saubare Welt nicht zum Nulltarif zu haben ist. Im Vergleich zu vor 100 Jahren leben wir verdammt bequem, wollen aber nix dafür bezahlen. Typisch Mensch dass er an diesem Missverhältnis nichts ändern will.
da hast du allerdings zweifellos recht ...

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  • Eine siehst du,
    eine andere sehe ich,
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d_r_m_s
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von d_r_m_s »

wir produzieren übrigens auch ohne Atomkraft insgesamt nicht zu wenig Strom ... aber wir produzieren ihn nicht immer dann, wenn er auch im eigenen Land verbraucht werden kann, und oft hat selbst das Ausland eigentlich kein Interesse an unseren Überschüssen ... daher:

Manager-Magazin: Rekord-Stromexporte - Deutschland verschenkt Strom :shock:
http://www.manager-magazin.de/politik/a ... 50,00.html

dagegen hätte man schon viel früher 'anplanen' müssen ... nicht die reine Menge machts, die Infrastruktur insgesamt ist wichtig ...

und nicht nur, dass wir teuren Strom verschenken müssen ...
...
Verdrängt wurden vom Ökostrom die vergleichsweise teuren Gaskraftwerke. Braun- und Steinkohleanlagen lieferten einen leicht größeren Anteil als 2011
...
die (neben EE) umweltfreundlichsten Kraftwerke werden von den EE aus dem Markt gedrängt, die Kohleverfeuerung steigt ... irgendeine Art von Grosskraftwerken brauchen wir aber derzeit zur Stabilisierung der Stromnetze ... vielleicht lässt sich das ändern, aber auch da ist noch viel zu tun, was man besser gestern schon begonnen hätte ...

es gibt aber auch einen positiven Aspekt:
...
ist Deutschland damit eines der wenigen Industrieländer, denen es offenbar gelingt, Wachstum und Stromverbrauch zu entkoppeln. Auch 2011 ging die Stromnutzung bereits trotz einer kräftigen Steigerung des Bruttoinlandsprodukts zurück. Dies wurde auch auf eine höhere Effizienz beim Einsatz von Energie zurückgeführt
...
immerhin (mal angenommen, die BIP-Werte sind halbwegs realistisch :twisted: ) ... nur eben schade, dass der geringere Verbrauch (wie auch beim Wasser) v.a. durch unterlassene Planung so extrem teuer wird ... die Natur hat nämlich nur relativ wenig von den Kostensteigerungen ...

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prequel
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von prequel »

Marcus T. Cicero hat geschrieben:Im Juni 2012 hat der Deutsche pro Kilowattstunde durchschnittlich 15,15 Cent gezahlt, der Franzose hingegen nur 8,76 Cent. Wenn man berücksichtigt, dass sich in 2013 die Umlage für erneuerbare Energien von 3,59 auf 5,277 Cent erhöhen wird, dann zahlt der Deutsche im Schnitt rund doppelt so viel wie ein Franzose. :shock:
Lob sei Angela für den völlig übereilten Atomaustieg nach Fukushima. /
Danke an Schrölk für seine schöne Antwort!
Die angegebenen Preise sind übrigens in US-Dollar-Cent. In Euro sind das etwa 11,35 Cent in Deutschland und 6,56 Cent in Frankreich- und das sind wohl die Grundpreise für 1 kWh vor Steuern und d.h. auch ohne die EEG-Umlage :wink:

Diese Grundpreise entsprechen nur ca. 34% des Endpreises und enthalten die Preis für Energieerzeugung, Beschaffung und Lieferung und den Gewinnanteil der Stromkonzerne. Im April 2012 wurden 4 Atomkraftwerke in Deutschland abgeschaltet, 2011 wurden 8 abgeschaltet, bleiben noch 9 laufende, die erst bis 2022 vom Netz sollen. Was war die größte Veränderung? Die deutschen Stromkonzerne exportieren weniger Strom. Den deutschen Stromkonzernen wurde in den letzten Jahren übrigens mehrfach vorgeworfen illegale Preisabsprachen zu treffen. Ein Schelm, der Böses dabei denkt....
Frankreich hat sich sehr lange gegen die von der EU verordnete Deregulierung und Privatisierung des Strommarktes gewehrt, der Staatskonzern EDF hält praktisch immer noch ein Monopol und konkurrenzlos niedrige, vom Staat regulierte Preise. Da helfen natürlich auch die alten, abgeschriebenen 58 Atomkraftwerke - nach der Übernahme von British Energy, dem Einkauf in den amerikanischen Stromanbieter Constellation und vor allem mit dem geplanten Neubau von Kraftwerken wünscht sich EDF aber vor allem eins: eine Anhebung der Preise!

Und darf ich mal kurz vorrechnen: Bei einem 2 Personenhaushalt mit einem mittleren Verbrauch von 2500 kWh bedeutet die Anhebung der bösen, bösen EEG-Umlage um 1,67 Cent monatlich 11 Euro statt 7,50 Euro. So what?
Da stört mich doch eher, dass energieintensive Unternehmen sich an der EEG-Umlage nur teilweise oder gar nicht beteiligen und dass ich mit der §19 Umlage - etwa 0,6% des Endstrompreises - auch noch die Netzentgeltbefreiung dieser Betriebe mit bezahle.

Aber stimmt schon, nur wegen dem Unfall in Fukushima aus der Kernkraft aus zu steigen ist übertrieben. 1979 Harrisburg und 1986 Tschernobyl hast du verdrängt, oder?
Und hast du vielleicht eine Lösung für die sichere Endlagerung der sich anhäufenden radioaktiven Abfälle, Marcus T. Cicero?
Schrölk
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Schrölk »

11 Euro statt 7,50 Euro. So what?
Das ist ein Unterschied von je nach Sorte 3-5 Broten beim Discounter. das ist für jemanden der das nicht hat verdammt viel.
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spiralnebel111
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von spiralnebel111 »

Kann aber letztendlich doch zum Stromsparen bringen, da gibt es noch viel zu tun, auch in Privathaushalten. Und es ist viel wichtiger als allgemein bekannt ist.
Marcus T. Cicero
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Marcus T. Cicero »

prequel hat geschrieben:nur wegen dem Unfall in Fukushima aus der Kernkraft aus zu steigen ist übertrieben. 1979 Harrisburg und 1986 Tschernobyl hast du verdrängt, oder?
Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima – sind die 3 schamanenhaft von Anti-AKW-Bewegung beschworene Symbole, um der deutschen Bevölkerung eine gehörige Angst vor der Unbeherrschbarkeit der Kernenergie einzujagen. Leider verfängt dieser Schamanenglaube bei einem Großteil der Bevölkerung.

Wenn man sich hingegen einmal die Mühe macht, im Detail nachzulesen, was in Tschernobyl eigentlich alles schiefgelaufen ist (diesbezüglich sehr zu empfehlen: Ralph R. Fullwood: Probabilistic Safety Assessment in the Chemical and Nuclear Industries ; Butterworth-Heinemann, Chapter 6 - http://www.amazon.com/Probabilistic-Ass ... industries ), kann man zu einem völlig anderen Ergebnis gelangen:

In Tschernobyl kam es an einem Reaktor eines bestimmten, nicht unproblematischen Bautyps zu einer derart aberwitzigen Kette von Bedienungsfehlern, dass vielmehr der Schluss naheliegt:
die Kernenergie lässt sich durch bessere Schulungen des Personals und geeignete(re) bauliche Vorkehrungen beherrschen!

So sah man es bis vor kurzem auch noch in Deutschland und so sieht man es immer noch in der Mehrzahl der Industrieländer, in denen man die Kernenergie weiterhin beibehält oder ausbaut. Während man in Deutschland Fukushima zum Anlass nahm, aus der Kernenergie auszusteigen, nimmt man es im extrem Erdbeben-gefährdeten JAPAN zum Anlass, neue, bessere AKW zu bauen:
http://www.welt.de/wirtschaft/energie/a ... werke.html
Deutsches, kollektives Angsthasentum vs. japanisches Fortschrittsdenken!
prequel hat geschrieben:Die angegebenen Preise sind übrigens in US-Dollar-Cent. In Euro sind das etwa 11,35 Cent in Deutschland und 6,56 Cent in Frankreich- und das sind wohl die Grundpreise für 1 kWh vor Steuern und d.h. auch ohne die EEG-Umlage :wink:
Vielen Dank für den Hinweis. Ist er doch ein Beleg, dass ich mit der Threadüberschrift schamhaft untertrieben habe: Meine Energieabrechnung für 2012 ist eingetroffen. Im Tagstromtarif knapp unter 30 Cent pro kWh, im Nachtstromtarif rund 12 Cent. Meine Energie besteht zu 100 Prozent aus Wasserkraft. Da so ein Flüsschen weder nachts noch am Wochenende einen Gang runterschaltet, ist der Energieversorger sehr darum bemüht, Anreize für Nachtaktive, Frühaufsteher und Wochenendstromverbraucher zu setzen. Somit habe ich für Tagstrom im Jahre 2012 nicht das Doppelte, sondern fast das 5-fache im Vergleich zu den Franzosen gezahlt. Und die Erhöhung der EEG-Umlage war 2012 noch nicht drin. :evil:
prequel hat geschrieben:Bei einem 2 Personenhaushalt mit einem mittleren Verbrauch von 2500 kWh
Den mittleren Verbrauch eines 2 Personenhaushalts gibt mein Energieversorger mit ca. 3300 kWh an.
prequel
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von prequel »

Schrölk hat geschrieben:
11 Euro statt 7,50 Euro. So what?
Das ist ein Unterschied von je nach Sorte 3-5 Broten beim Discounter. das ist für jemanden der das nicht hat verdammt viel.
So rechne ich das auch immer :D
Und genau deshalb wäre es fair die Subventionierung der Privatwirtschaft durch die Haushalte abzuschaffen und die EEG-Umlage auf alle zu verteilen. Trotzdem macht die EEG-Umlage aber nur einen kleinen Teil des Gesamtstrompreises aus.

Bei etwa 25 Cent/kWh 2013 machen aus
Stromerzeugung und Netznutzung 50,6% - hier stecken wie gesagt auch die Gewinne der Stromkonzerne drin
EEG-Umlage 18%
Umsatzsteuer 16%
Stromsteuer sog. Ökosteuer 7% - ein Großteil fließt in die maroden Rentenkassen
Konzessionsabgabe 6% - das Schmankerl für die Kommunen
$19 Umlage 1% - damit bezahlen wir die Netzentgeltbefreiung der stromintensiven Betriebe
seit 2013 Offshore-Umlage 1% - damit übernehmen wir die Kosten die z.B. durch den verspäteten Anschluss von Offshore-Windparks an Netze an Land entstanden sind
KWK-Umlage 0,4% - damit wird die Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung gefördert

Nur auf die EEG-Umlage zu schauen ist unlogisch.
Zuletzt geändert von prequel am So 13. Jan 2013, 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
prequel
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von prequel »

Marcus T. Cicero hat geschrieben:Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima – sind die 3 schamanenhaft von Anti-AKW-Bewegung beschworene Symbole, um der deutschen Bevölkerung eine gehörige Angst vor der Unbeherrschbarkeit der Kernenergie einzujagen. [...]In Tschernobyl kam es an einem Reaktor eines bestimmten, nicht unproblematischen Bautyps zu einer derart aberwitzigen Kette von Bedienungsfehlern, dass vielmehr der Schluss naheliegt:
die Kernenergie lässt sich durch bessere Schulungen des Personals und geeignete(re) bauliche Vorkehrungen beherrschen!
Ja, menschliches Versagen war in vielen Fällen ursächlich, in Fukushima kam eine Naturkatastrophe hinzu. "Beherrschbar" heißt Minimierung von Risiko, betrachtet man die Auswirkungen bisheriger nuklearer Unfälle und zieht die Berechnung des Max-Planck-Instituts für Chemie von 2012 mit ein, nach der statistisch alle 10-20 Jahre mit einem GAU zu rechnen ist, würde ich eher von begründeter Skepsis reden.

Auf meine Frage nach einer Lösung für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle bist du leider nicht eingegangen. Warum?
Marcus T. Cicero hat geschrieben: Somit habe ich für Tagstrom im Jahre 2012 nicht das Doppelte, sondern fast das 5-fache im Vergleich zu den Franzosen gezahlt. Und die Erhöhung der EEG-Umlage war 2012 noch nicht drin. :evil:
Wow, dann dürfte dein Energieversorger einen Riesenumsatz gemacht haben!
Marcus T. Cicero hat geschrieben:
prequel hat geschrieben:Bei einem 2 Personenhaushalt mit einem mittleren Verbrauch von 2500 kWh
Den mittleren Verbrauch eines 2 Personenhaushalts gibt mein Energieversorger mit ca. 3300 kWh an.
Ja, da gibt es eine breite Fächerung der Angaben, aber wenn du das mal googelst, wirst du sehen, dass 3300 kWh für 2 Leute über dem Durchschnitt liegt. Wir haben in den letzten Jahren knapp 1800 kWh p.a. verbraucht.

Wie Spiralnebel schon schrieb, eine der effektivsten Mittel zur Senkung der Stromrechnung ist: Strom sparen.
Marcus T. Cicero
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Marcus T. Cicero »

prequel hat geschrieben:Wow, dann dürfte dein Energieversorger einen Riesenumsatz gemacht haben!
Naja, nachdem ich Deine Aufstellung durchgelesen habe
prequel hat geschrieben:Bei etwa 25 Cent/kWh 2013 machen aus
Stromerzeugung und Netznutzung 50,6% - hier stecken wie gesagt auch die Gewinne der Stromkonzerne drin
EEG-Umlage 18%
Umsatzsteuer 16%
Stromsteuer sog. Ökosteuer 7% - ein Großteil fließt in die maroden Rentenkassen
Konzessionsabgabe 6% - das Schmankerl für die Kommunen
$19 Umlage 1% - damit bezahlen wir die Netzentgeltbefreiung der stromintensiven Betriebe
seit 2013 Offshore-Umlage 1% - damit übernehmen wir die Kosten die z.B. durch den verspäteten Anschluss von Offshore-Windparks an Netze an Land entstanden sind
KWK-Umlage 0,4% - damit wird die Stromerzeugung mit Kraft-Wärme-Kopplung gefördert
muss man fairerweise konstatieren, dass die Strompreise nicht nur so hoch sind, weil wir besonders aufwändig per Kohleverstromung statt Kernkraft Energie erzeugen und die erneuerbaren extrem subventionieren, sondern auch der Staat noch ordentlich die Hand aufhält.
prequel hat geschrieben:3300 kWh für 2 Leute über dem Durchschnitt liegt. Wir haben in den letzten Jahren knapp 1800 kWh p.a. verbraucht.
Bei meinem Energieversorger ist es nun einmal der Durchschnitt. Mag natürlich auch mit der Wasserkraft und der Nutzung des günstigen Nachtstromtarifs zur Warmwasserbereitung oder gar zum Heizen zu tun haben.
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Schrölk »

So, Herr Cicero, dann man Klartext: Wer behauptet, Kernenergie wäre beherrschbar der lügt wissentlich oder ist einfach Dumm. Den dafür verantwortlichen Japanern werfe ich im Zusammenhang mit Fukishima auch beides vor: Es wurde am Anfang vertuscht wo es nur geht, später verharmlost und jetzt glaubt man man könne der Bevölkerung vorgaukeln man könne es besser machen. DA muss ich der ansonsten von mir nicht sehr geliebten Frau Merkel mal Respekt zollen dass sie das endlich kapiert hat, dass es im vergleichsweise sicheren Deutschland auch keine absolute Sicherheit gibt.

Klar, Tschernobyl ist ein Sonderfall, das sollte inzwischen hinlänglich bekannt sein, aber letztlich läuft es sowohl in Fukushima wie auch in Tschernobyl auf das selbe raus: Der Faktor Mensch. Durch den wird alle theoretische Sicherheit hinfällig. DENN: Man kann never ever nicht in 1000 Jahren alle Eventualitäten einkalkulieren. Und weil man das nicht kann kann man niemals von Sicherheit sprechen (siehe oben)
So sah man es bis vor kurzem auch noch in Deutschland und so sieht man es immer noch in der Mehrzahl der Industrieländer, in denen man die Kernenergie weiterhin beibehält oder ausbaut.
"Man" sah das schon lange nicht mehr so, lediglich die Atomlobyisten und deren Anhänger! Wie Du nur auf so eine Aussage kommst ist nicht nachvollziehbar
Während man in Deutschland Fukushima zum Anlass nahm, aus der Kernenergie auszusteigen, nimmt man es im extrem Erdbeben-gefährdeten JAPAN zum Anlass, neue, bessere AKW zu bauen:
Anders wird ein Schuh draus: Während man in Deutschland endlich auch in der CDU begreift was die Kernenergie für eine tickende Zeitbombe ist,, herrscht in Japan wie schon seit Jahrzehnten eine Technikhörigkeit vor, die irgendwann als Bumerang zurückschägt. Fukushima war da nur der Anfang. Fortschritt um des Fortschitts willen, das war nie der richtige Weg und das wird er nie sein.

Und auch stelle Dir die Frage wie Du das Endlagerproblem lösen willst. DAS werden wir unseren Nachkommen als Denkmal hinterlassen haben, wenn keiner mehr weiß wer wir überhaupt waren.

Übrigens: Auch in Deutschland wurden und werden Stöfälle sehr gerne vertuscht. Wenn ich dran denke was allein in Philippsburg im letzten Jahrzehnt versucht wurde zu vertuschen.
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Marcus T. Cicero
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Marcus T. Cicero »

prequel hat geschrieben:Auf meine Frage nach einer Lösung für die Endlagerung der radioaktiven Abfälle bist du leider nicht eingegangen.
Die Debatte um die Endlagerung wird in Deutschland genauso irrational geführt wie die über die Nutzung der Kernenergie.

1. Wie chemische und sonstige Giftstoffe sollte man die ausgebrannten Brennelemente an Orten aufbewahren, wo sie sicher vor Kinder- und Terroristenhänden sind. :D

2. Man sollte sie nicht in Stahlfässer stecken und dann in einem Salzbergwerk abkippen, wo sie nach wenigen Jahren durch die Salzeinwirkung besonders schnell verrosten.

3. Vielmehr sollte man sie so einlagern, dass man nicht alle paar Jahrzehnte eine neue Ummantelung braucht, sondern man weiterhin jederzeit Zugang noch zu dem Material hat und genau weiß, was wo drin ist.

Ob die Deutschen das in den Griff bekommen ist mehr als fraglich, weil niemand im dichtbesiedelten Deutschland in der Nähe einer Atommülldeponie wohnen will und zudem der Schamanenglaube in Punkto Kernenergie wie in keinem anderen Land der Welt ausgeprägt ist.
(Ich hätte den Behörden dringend geraten bei den Castor-Transporten an jedem Behälter folgendes Objekt http://de.wikipedia.org/wiki/Traumf%C3%A4nger anzubringen, um die wildgewordenen Demonstranten wirkungsvoll zu besänftigen. :D )

In Frankreich und den USA fallen aufgrund der weitaus intensiveren und sehr viel längeren Nutzung der Kernenergie ein Vielfaches der deutschen Abfallmengen an, ohne dass in der breiten Öffentlichkeit eine größere Debatte über deren Lagerung entsteht.

Eine Endlagerung radioaktiver Stoffe wird es aufgrund der langen Verfallszeiten ohnehin nie geben, sondern immer nur eine Zwischenlagerung. Vergraben und vergessen funktioniert nicht.

Da die Abfallmengen insgesamt relativ gering sind, werden selbst die Franzosen und Amis mit wenigen Lagerstätten auskommen. Die beiden Länder müssen zudem den radioaktiven Abfall aus der lfd. Wartung von Kernwaffen lagern. Insofern bedarf es nicht zwingend einer nationalen Lösung. Gerade die Amis haben aufgrund der Größe ihres Landes - Deutschland ist gerade einmal so groß wie der Bundesstaat Texas - Orte, wo nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft jemand von den GRÜNEN wohnt. :D
Schrölk hat geschrieben:sowohl in Fukushima wie auch in Tschernobyl auf das selbe raus: Der Faktor Mensch.
Das trifft in Fukushima gerade nicht zu. Die Japaner hatten in Fukushima einen Uralt-Reaktor aus dem Jahre 1971 im Einsatz, der baugleich mit Reaktoren war, die in den 60er Jahren in den USA von General Electric konzipiert wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass Japan ein extrem Erdbeben gefährdendes Gebiet ist und die notwendigen Kühlsysteme nicht auf starke Erdbeben und insbesondere nicht auf daraus resultierende Flutwellen ausgelegt wurden. Das wusste man schon im Vorfeld: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftw ... ma_Daiichi

Und was macht die deutsche Propaganda von den Grünen bis zur Bundeskanzlerin daraus?

Behauptet, dass man aus der Kernenergie aussteigen müssen, wenn selbst eine Hightech-Nation wie Japan ihre Reaktoren nicht in den Griff bekommt. Japan mag zwar eine Hightech-Nation sein. Der Reaktor war es definitiv nicht. Der mangelnde Schutz vor Tsunamis (japanisches Wort für Hafenwelle) ist ein schlechter Witz!
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d_r_m_s
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von d_r_m_s »

Marcus T. Cicero hat geschrieben:...
In Tschernobyl kam es an einem Reaktor eines bestimmten, nicht unproblematischen Bautyps zu einer derart aberwitzigen Kette von Bedienungsfehlern, dass vielmehr der Schluss naheliegt:
die Kernenergie lässt sich durch bessere Schulungen des Personals und geeignete(re) bauliche Vorkehrungen beherrschen!
...
rein theoretisch sollte das möglich sein ... allein, es fehlt am politischen Willen, das (v.a. den bautechnischen Teil) durchzusetzen ...

zunächst nochmal zu Fukushima, da ist auch knapp zwei Jahre nach Beben und Tsunami wenig bis nichts wirklich geregelt ...
Tagesschau: Zwei Jahre nach dem Super-GAU in Fukushima - Ausnahmezustand als Normalität
http://www.tagesschau.de/ausland/fukushima720.html

schon vor einem Jahr gab es einen sehr aufschlussreichen Bericht ...
Süddeutsche: Untersuchungsbericht zu Fukushima-1 - "Dann verlieren wir auch noch Tokio"
http://www.sueddeutsche.de/politik/unte ... -1.1295626

Tsunami-gefährdet ist Deutschland selbst nicht (manche Küstenregionen Europas theoretisch schon), auch die Erdbebengefährdung hält sich in Grenzen (wobei auch das in ein paar hundert Kilometer weiter anders aussieht) ... welche Mindestanforderungen müsste man also unter diesen günstigen Bedingungen stellen ?

Anschläge und Flugzeugabstürze mal ausser Acht gelassen, bleibt v.a. die permanente Sicherstellung der Kühlung ... die meisten Kernkraftwerke sind bauartbedingt nicht in der Lage, den für die eigene Kühlung notwendigen Strom selbst zu produzieren ... neben Wassermangel ist also die grösste Gefahr ein grösserer Stromausfall ...

neben menschlichem oder 'konventionellem' technischen Versagen kann uns auch hier die Natur kräftig in die Suppe spucken:
Wikipedia: Magnetischer Sturm
http://de.wikipedia.org/wiki/Magnetischer_Sturm
Die Auswirkungen eines Sonnensturms wie dem von 1859 (siehe Abschnitt „Geschichte“) wären heute verheerend. Denn zur damaligen Zeit gab es weder Internet, noch war die Welt so global vernetzt wie heute und abhängig von der Stromversorgung.
Wikipedia: Sonnensturm von 1859
http://de.wikipedia.org/wiki/Sonnensturm_von_1859
Wikipedia: Solar storm of 1859
http://en.wikipedia.org/wiki/Solar_storm_of_1859
...
evidence that events of this magnitude—as measured by high-energy proton radiation, not geomagnetic effect—occur approximately once per 500 years, with events at least one-fifth as large occurring several times per century
...
statistisch alle 500 Jahre, aber die Abstände können ja durchaus mal kürzer sein ... heute hätte ein Magnetsturm dieses Kalibers verheerende Folgen, weil viele technische Geräte (v.a. auch Teile der Stromnetze !) vermutlich irreparabel beschädigt würden, ohne dass es ausreichend Vorrat an Ersatzgeräten gibt ... und ohne Strom produziert unsere Industrie keinen Ersatz ...

trifft ein solcher Sturm die 'westliche' Hemisphäre darf man davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Atommeiler durchbrennt ... gerade rückt mal wieder ein sehr aktiver Sonnenfleck in den Focus ... da ich eigentlich hoffe, noch 2-3 komplette Sonnenfleckenzyklen zu erleben, ist mir dieses Risiko durchaus unangenehm hoch ...

allerdings gibt es bessere Chancen auf einen grossflächigen und längerdauernden (allerdings primär nicht so irreparablen) Stromausfall zur Zeit durch die regelmässige Überlastung der Stromnetze in und um Deutschland ... betrifft dann nicht ganz so viele Kraftwerke, einige haben wir ja auch abgeschaltet, und der Reaktor selbst sollte nach einigen Monaten wohl 'sicher' sein ...

damit kommen wir zum anderen Problem ... den Abklingbecken ...

Wikipedia: Abklingbecken
http://de.wikipedia.org/wiki/Abklingbecken
...
Angesichts fehlender Endlager und qualifizierter Transportbehälter werden Abklingbecken über den betrieblich notwendigen Lagerbedarf der jeweiligen Kraftwerke hinaus als Zwischenlager für verbrauchte Brennelemente verwendet
...
G. Schmidt vom Öko-Institut in Darmstadt bezeichnete wegen der zur Lagerung notwendigen aktiven Kühl- und Reinigungssysteme mit der für sie benötigten Energie eine Dauer von maximal vier Jahren für die so genannte Nasslagerung als geeignet; diese bestätigte der Leiter für interne Kommunikation des Kernkraftwerks Grohnde.[6]

Nach Angaben von Michael Sailer, dem ehemaligen Leiter der deutschen Reaktor-Sicherheitskommission, lagern in den Abklingbecken deutscher Kernkraftwerke die Brennelemente ca. 5 Jahre
...
Bei einem Leck oder Ausfall der Kühlung kann das Becken durch Auslaufen bzw. Verdampfung (teilweise) trockenlaufen. In diesem Fall können sich die dort gelagerten Brennelemente übermäßig erhitzen. Ist im Becken dabei noch Wasser vorhanden, kann bei ca. 800 °C das Zircaloy der Hüllrohre mit dem Wasser(-dampf) in einer exothermen Redox-Reaktion zu Zirconiumoxid und Wasserstoff reagieren und sich in kurzer Zeit ein explosives Knallgasgemisch bilden.

Bei kompletter Trockenlegung der Brennstäbe können diese in Brand geraten, was eine Zerstörung der Brennelemente zur Folge hat. Auch bei diesem Szenario wird Radioaktivität freigesetzt; zusätzlich werden mit dem entstehenden Rauch die verschiedenen in den verbrauchten Brennelementen vorhandenen Radionuklide in die Atmosphäre freigesetzt (Kamineffekt, siehe Katastrophe von Tschernobyl). Die einzige Gegenmaßnahme ist das rechtzeitige Nachfüllen kühlen Wassers
...
Sollte das Kühlwasser durch ein grösseres Leck relativ schnell entweichen und sollten Notfallmassnahmen zur Nachspeisung des Wassers etwa mittels Tanklösch-Fahrzeugen nicht rechtzeitig funktionieren, so droht bei starker Entleerung des Beckens ein sog. Zirkoniumbrand, d.h. die Zirkon-Hüllrohre der Brennelemente reagieren nach ihrer Aufheizung heftig mit Sauerstoff. Neue Experimente mit einzelnen Brennstäben haben ergeben, dass es nach einer durchschnittlichen Zeitdauer nach Entnahme aus dem Reaktor rund 12 Stunden dauert, bis eine Entzündung auftritt
...
die zwölf Stunden sind natürlich nach ausreichendem Trockenfallen der Elemente zu rechnen, insgesamt dauert es also deutlich länger ... aber wenn die Angaben hier stimmen sind die Brennelemente selbst nach Jahren noch aktiv genug, um ihr Kühlwasser zu verdampfen und dann in radioaktivem Rauch aufzugehen ...

davon hört man bei der ganzen Energiewende überhaupt nichts ... genauso wenig wie von einer stromunabhängigen Notkühlung der Reaktoren für den Fall eines unerwartet langen Stromausfalls (die Notstromgeneratoren sind für maximal 1-2 Tage ausgelegt, treibstoffabhängig u.U. auch weniger) ... der politische Wille zu sinnvollen Vorsorgemassnahmen fehlt weitestgehend ... und man muss leider sagen, die Frage ist weniger 'ob', sondern eher 'wann' so etwas passiert ... :roll:

und angesichts dieser Probleme beschäftige ich mich inzwischen erstmal nicht mehr mit Endlagerung ... die Probleme werden uns in weit weniger als 100 Jahren einholen, wenn nichts unternommen wird ... :twisted:

Ein kluger Mensch sagte einmal:
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    eine andere sehe ich,
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Re: Strompreis Deutschland vs. Frankreich

Beitrag von Schrölk »

Das trifft in Fukushima gerade nicht zu. Die Japaner hatten in Fukushima einen Uralt-Reaktor aus dem Jahre 1971 im Einsatz, der baugleich mit Reaktoren war, die in den 60er Jahren in den USA von General Electric konzipiert wurden. Erschwerend kommt hinzu, dass Japan ein extrem Erdbeben gefährdendes Gebiet ist und die notwendigen Kühlsysteme nicht auf starke Erdbeben und insbesondere nicht auf daraus resultierende Flutwellen ausgelegt wurden. Das wusste man schon im Vorfeld: http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftw ... ma_Daiichi

Und was macht die deutsche Propaganda von den Grünen bis zur Bundeskanzlerin daraus?

Behauptet, dass man aus der Kernenergie aussteigen müssen, wenn selbst eine Hightech-Nation wie Japan ihre Reaktoren nicht in den Griff bekommt. Japan mag zwar eine Hightech-Nation sein. Der Reaktor war es definitiv nicht. Der mangelnde Schutz vor Tsunamis (japanisches Wort für Hafenwelle) ist ein schlechter Witz!
Ne: das ist genau das was ich meine: Der unberechenbare Faktor Mensch.

Und übrigens: Nur weil andere Nationen weiterhin Blödsinn machen heißt das nicht das wir in Deutschland weiterhin den selben Blödsinn machen müssen. Wer hier Propaganda macht ist der liebe User Namens Cicero.

@d_r_m_s: Es wäre hilfreich weniger lange und weniger mit Links versehene Dinge zu posten, das erleichtert das Lesen erheblich:)
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