Das Gedicht des Jahres
Das Gedicht des Jahres
Wenn du noch Sehnsucht hättest
(bitte wann, bitte wo)
dich noch mit Küssen kettest
(amour - bel oiseau),
wenn du noch flügelrauschend
über den Anden schwebst
dich in zwei Meere tauschend
ahnungslos, wen du lebst,
wenn noch die Qualen sprechen,
Tränen durch bel oiseau
dich stürzen und zerbrechen -
bitte wann - bitte wo? -
(Gottfried Benn)
(bitte wann, bitte wo)
dich noch mit Küssen kettest
(amour - bel oiseau),
wenn du noch flügelrauschend
über den Anden schwebst
dich in zwei Meere tauschend
ahnungslos, wen du lebst,
wenn noch die Qualen sprechen,
Tränen durch bel oiseau
dich stürzen und zerbrechen -
bitte wann - bitte wo? -
(Gottfried Benn)
Re: Das Gedicht des Jahres
Mädchenrätsel
Träumt er zur Erde, wen
Sagt mir, wen meint er?
Schwillt ihm die Träne, was,
Götter, was weint er?
Bebt er, ihr Schwestern, was,
Redet, erschrickt ihn?
Jauchzt er, o Himmel, was
Ists, was beglückt ihn?
(Heinrich von Kleist)
Träumt er zur Erde, wen
Sagt mir, wen meint er?
Schwillt ihm die Träne, was,
Götter, was weint er?
Bebt er, ihr Schwestern, was,
Redet, erschrickt ihn?
Jauchzt er, o Himmel, was
Ists, was beglückt ihn?
(Heinrich von Kleist)
Re: Das Gedicht des Jahres
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom
Von fernen Inseln, wo er geerntet hat;
Wohl möchte auch ich zur Heimat wieder;
Aber was hab ich, wie Leid geerntet?
Ihr holden Ufer, die ihr mich auferzogt,
Stillt ihr der Liebe Leiden? ach! gebt ihr mir,
Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
(Von diesem Gedicht Hölderlins gibt es noch andere Fassungen.)
Mit "Ihr holden Ufer", meint er den Neckar: "In Deinen Armen wuchs ich groß". Wie solche Flüsse damals waren, kann man sich heute kaum noch vorstellen, weil es generell die damals noch eher wilde Natur heute nicht mehr gibt. Auch "Ihr Wälder meiner Kindheit" bezieht sich auf eine intakte, vom Menschen nicht kaputt gemachte, oder zivilisierte Natur, sog. Kulturlandschaft, sondern auf den natürlichen Wald. Ehemals soll ja Deutschland geradezu komplett ein Eichenwaldgebiet gewesen sein.
Von fernen Inseln, wo er geerntet hat;
Wohl möchte auch ich zur Heimat wieder;
Aber was hab ich, wie Leid geerntet?
Ihr holden Ufer, die ihr mich auferzogt,
Stillt ihr der Liebe Leiden? ach! gebt ihr mir,
Ihr Wälder meiner Kindheit, wann ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
(Von diesem Gedicht Hölderlins gibt es noch andere Fassungen.)
Mit "Ihr holden Ufer", meint er den Neckar: "In Deinen Armen wuchs ich groß". Wie solche Flüsse damals waren, kann man sich heute kaum noch vorstellen, weil es generell die damals noch eher wilde Natur heute nicht mehr gibt. Auch "Ihr Wälder meiner Kindheit" bezieht sich auf eine intakte, vom Menschen nicht kaputt gemachte, oder zivilisierte Natur, sog. Kulturlandschaft, sondern auf den natürlichen Wald. Ehemals soll ja Deutschland geradezu komplett ein Eichenwaldgebiet gewesen sein.
Zuletzt geändert von coma am Di 13. Aug 2013, 22:40, insgesamt 1-mal geändert.
Re: Das Gedicht des Jahres
Froh kehrt der Schiffer heim an den stillen Strom,
Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;
So käm auch ich zur Heimat, hätt ich
Güter so viele, wie Leid, geerntet.
Ihr teuren Ufer, die mich erzogen einst,
Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,
Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,
Dort bin ich bald; euch, traute Berge,
Die mich behüteten einst, der Heimat
Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus
Und liebender Geschwister Umarmungen
Begrüß ich bald und ihr umschließt mich,
Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,
Ihr Treugebliebnen! aber ich weiß, ich weiß,
Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht,
Dies singt kein Wiegensang, den tröstend
Sterbliche singen, mir aus dem Busen.
Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn,
Die Götter schenken heiliges Leid uns auch,
Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde
Schein' ich; zu lieben gemacht, zu leiden.
Von Inseln fernher, wenn er geerntet hat;
So käm auch ich zur Heimat, hätt ich
Güter so viele, wie Leid, geerntet.
Ihr teuren Ufer, die mich erzogen einst,
Stillt ihr der Liebe Leiden, versprecht ihr mir,
Ihr Wälder meiner Jugend, wenn ich
Komme, die Ruhe noch einmal wieder?
Am kühlen Bache, wo ich der Wellen Spiel,
Am Strome, wo ich gleiten die Schiffe sah,
Dort bin ich bald; euch, traute Berge,
Die mich behüteten einst, der Heimat
Verehrte sichre Grenzen, der Mutter Haus
Und liebender Geschwister Umarmungen
Begrüß ich bald und ihr umschließt mich,
Daß, wie in Banden, das Herz mir heile,
Ihr Treugebliebnen! aber ich weiß, ich weiß,
Der Liebe Leid, dies heilet so bald mir nicht,
Dies singt kein Wiegensang, den tröstend
Sterbliche singen, mir aus dem Busen.
Denn sie, die uns das himmlische Feuer leihn,
Die Götter schenken heiliges Leid uns auch,
Drum bleibe dies. Ein Sohn der Erde
Schein' ich; zu lieben gemacht, zu leiden.
Re: Das Gedicht des Jahres
Gedichte? Warum nicht, sind aber out,oder? Gedicht des Jahres? Welches, jedes Tages ein Gedicht des Jahres zum Lesen und Erfreuen.
Von Fall zu Fall
Herrgott! Ich fiel aus deiner Hand
grad in des Teufels Krallen.
Doch hör! Der kleine Unterschied
ist mir nicht aufgefallen.
Robert Gernhhardt (aus: "Standbein"
Von Fall zu Fall
Herrgott! Ich fiel aus deiner Hand
grad in des Teufels Krallen.
Doch hör! Der kleine Unterschied
ist mir nicht aufgefallen.
Robert Gernhhardt (aus: "Standbein"
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!
(Siri Hustvedt)
(Siri Hustvedt)
Re: Das Gedicht des Jahres
Ob ein Gedicht oder generell die lyrische Dichtung "out" ist, oder lesenswert, überlasse ich gerne dem Urteil von Lesern und Leserinnen, und Nichtlesern, weniger gerne dem "Urteil" der "öffentlichen Meinung".Tschemmo hat geschrieben:Gedichte? Warum nicht, sind aber out,oder?
- christhomson
- Beiträge: 5110
- Registriert: Fr 9. Nov 2012, 14:29
- Wohnort: Augsburg
Re: Das Gedicht des Jahres
Hi, coma, zu später Stundecoma hat geschrieben:Ob ein Gedicht oder generell die lyrische Dichtung "out" ist, oder lesenswert, überlasse ich gerne dem Urteil von Lesern und Leserinnen, und Nichtlesern, weniger gerne dem "Urteil" der "öffentlichen Meinung".Tschemmo hat geschrieben:Gedichte? Warum nicht, sind aber out,oder?
kann ich hier eigene verfasste Dichtung, in welcher Form auch immer, einstellen?
vielleicht auch eine Mischung angestrebt ist (somit Gedichte von anderen)?
Ist das möglich? Wäre klasse.
ct
Lachen bedarf einer Gegenseitigkeit
Re: Das Gedicht des Jahres
Versteh ich nicht ganz, meinst du in diesem Thread, oder generell. Ich hatte mit der Platzierung von dem Thread weiter keine Absicht, als mal was gegen die tagtägliche Sprücheklopferei zu sagen, Sprüche, die dann sowieso nicht beherzigt werden.christhomson hat geschrieben:Hi, coma, zu später Stundecoma hat geschrieben:Ob ein Gedicht oder generell die lyrische Dichtung "out" ist, oder lesenswert, überlasse ich gerne dem Urteil von Lesern und Leserinnen, und Nichtlesern, weniger gerne dem "Urteil" der "öffentlichen Meinung".Tschemmo hat geschrieben:Gedichte? Warum nicht, sind aber out,oder?
kann ich hier eigene verfasste Dichtung, in welcher Form auch immer, einstellen?
vielleicht auch eine Mischung angestrebt ist (somit Gedichte von anderen)?
Ist das möglich? Wäre klasse.
"kann ich hier eigene verfasste Dichtung, in welcher Form auch immer, einstellen?
vielleicht auch eine Mischung angestrebt ist (somit Gedichte von anderen)?"
ct
"hier eigene verfasste Dichtung, in welcher Form auch immer, einstellen?"
frag doch mich nicht sowas. Als Gedicht, als Kunst, geht viel durch, dürftiger ist die Anerkennung, in der "öffentlichen Meinung", bzw. umgekehrt.
Re: Das Gedicht des Jahres
"hier eigene verfasste Dichtung, in welcher Form auch immer, einstellen?"
In Form von Lyrik, wer hat nicht all diese dicken Romane satt.
In Form von Lyrik, wer hat nicht all diese dicken Romane satt.
Re: Das Gedicht des Jahres
Ich nicht. Mir sind die "Dicken" lieber.coma hat geschrieben:In Form von Lyrik, wer hat nicht all diese dicken Romane satt.
Aber hier ein ganz kurzes Gedicht, welches mir von meinem Vater in Erinnerung blieb:
Am Bahndamm stand ein Sauerampfer.
Sah Eisenbahn um Eisenbahn,
doch niemals einen Dampfer.
Armer Sauerampfer...
Es ist eine verkürzte Form von ... Na wovon denn?
- christhomson
- Beiträge: 5110
- Registriert: Fr 9. Nov 2012, 14:29
- Wohnort: Augsburg
Re: Das Gedicht des Jahres
Es riecht nach Ringelnatz. Oftmals er allein dies mit Gedankenvitalis hat geschrieben:Ich nicht. Mir sind die "Dicken" lieber.coma hat geschrieben:In Form von Lyrik, wer hat nicht all diese dicken Romane satt.
Aber hier ein ganz kurzes Gedicht, welches mir von meinem Vater in Erinnerung blieb:
Am Bahndamm stand ein Sauerampfer.
Sah Eisenbahn um Eisenbahn,
doch niemals einen Dampfer.
Armer Sauerampfer...
Es ist eine verkürzte Form von ... Na wovon denn?
schrieb die ihm einfallend wie ein Spatz auf dem Baume sitzt
an Väter dachte.
Wie du auch dies machst und daraus resuliert: Welch menschliche
Pracht.
Aber ich es nicht weiss weil oft in der Schule geschlafen
Es bleibt beim raten
ct
Re: Das Gedicht des Jahres
coma schrieb:
das riecht nach Braten
Warum hat er uns nicht verraten.
Heimlich tat er es wieder löschen.
Angst, man könnte ihn verdreschen?
das riecht nach Braten
Warum hat er uns nicht verraten.
Heimlich tat er es wieder löschen.
Angst, man könnte ihn verdreschen?
Re: Das Gedicht des Jahres
laß mal besser, ist hier kein gutes Gebiet für dich.
Re: Das Gedicht des Jahres
Anderswo ist es aber soo langweilig.
Re: Das Gedicht des Jahres
Meinst du dein eigenes neues Forum?
Ich guck da nur gelegentlidh, aber z.B. kürzlich bezüglich Widerufsbelehrung, fand ich den Informationsdienst ganz gut.
Hier im booklookerforum bekommst du nur deswegen keine lange Weile, weil wie Fontane sagte, das ist ein weites Feld.
Ich guck da nur gelegentlidh, aber z.B. kürzlich bezüglich Widerufsbelehrung, fand ich den Informationsdienst ganz gut.
Hier im booklookerforum bekommst du nur deswegen keine lange Weile, weil wie Fontane sagte, das ist ein weites Feld.