KEN - Aus dem Alltag eines Taugenichts - Eine Folterkomödie

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tonimnutter
Beiträge: 5
Registriert: Di 28. Aug 2012, 15:51

KEN - Aus dem Alltag eines Taugenichts - Eine Folterkomödie

Beitrag von tonimnutter »

INNEN - KÖLNER CAFÉ – TAG

T.M.NUTTER und ROBERT sitzen in
einem Café und unterhalten sich.

ROBERT
Wie verkauft sich dein Buch?

T.M.NUTTER
(nimmt einen kräftigen Schluck
schwarzen Kaffee)
Eher schlecht als recht.

ROBERT
Das wird schon. Es braucht halt
seine Zeit, bis der große Durchbruch
kommt. Du musst nur etwas
Geduld haben. In naher Zukunft
wirst du sicher eine Menge Kohle
machen.

T.M.NUTTER
(mit fest entschlossener Stimme)
Ich scheiß´ auf das Geld. Was ich
begehre,- ist Ruhm und Ehre. Ich
möchte zu einer Legende werden.
Man soll sich auch in hundert
Jahren an mich erinnern.

ROBERT
(lacht)
Hm. Meinst du nicht, dass du etwas
zu viel verlangst? Mit dem Schreiben
viel Geld zu machen ist viel
einfacher, als zu einer Legende zu
werden. Nur ganz wenige haben das
besondere Glück in die Geschichte
einzugehen. Es liegt nicht an dir,
ob du vergessen wirst oder nicht.

T.M.NUTTER
Da liegst du falsch! Es liegt an
jedem selbst sein eigenes
Schicksal zu entwerfen. Ich werde
meine Zukunft so gestalten, dass
mehrere Generationen nach mir sich
noch an meinen Namen erinnern
werden.

ROBERT
(sarkastisch)
Wie willst du das anstellen?
Möchtest du den ersten schwarzen
Präsidenten der USA erschießen?
Ich muss zugeben, dass würde dich
in die Geschichtsbücher
katapultieren.

T.M.NUTTER
(lächelt herablassend)
Nein. Es ist viel einfacher.

ROBERT
(seine Neugierde ist geweckt)
Dann kläre mich bitte auf.

TONI.M.NUTTER
Ich werde Amoklaufen und dabei
viele, sehr viele Menschen töten.

ROBERT
(schaut überrascht)
Amoklaufen? Wie? Wieso?
Und außerdem: Gibt es denn nicht
schon genug Amokläufer?

T.M.NUTTER
Ich werde nicht nur einen
medienreifen Amoklauf inszenieren,
sondern ich werde diese Tat Monate
zuvor, nein, sogar Jahre vorher
ankündigen. Und dann werde ich es
durchziehen, genauso wie ich es
vorhergesagt habe.

ROBERT
Ein Amoklauf endet meistens mit
dem Selbstmord. Ist der Tod am
Ende die ganze Sache wert?

TONI.M.NUTTER
Was ist schon das ´alltägliche´
Leben wert? Wenn du Pech hast,
dann erkrankst du an Krebs oder an
einer anderen Scheißkrankheit und
musst wie ein Hund unter Schmerzen
krepieren. Oder du schaffst es mit
viel Glück ins Greisenalter und
musst miterleben, wie du von der
nicht vorhandenen Güte anderer
abhängig wirst. Ist es unter
diesen Umständen nicht besser
seinen eigenen Todeszeitpunkt
selbst festzulegen? Ist nicht ein
kurzes, aber erfülltes Leben
vorzuziehen, als das monotone
Dahinvegetieren, das die meisten
Menschen als Leben definieren? Ich
möchte nicht einfach so sterben
und in Vergessenheit geraten. Ich
bin kein unbedeutendes Atom im
großen Universum. Ich möchte ein
Zeichen setzen.

ROBERT
Vielleicht hast du recht.
TONI.M.NUTTER
(lächelt kalt)
Du weißt, dass ich recht habe.

ROBERT
Aber dein Plan, einen Amoklauf
anzukündigen und durchzuführen,
kann doch nie und nimmer
aufgehen.In dem Moment, wo du mit
deiner Tatabsicht an die
Öffentlichkeit gehst, werden die
Bullen dich festnehmen.

T.M.NUTTER
Glaubst du etwa, dass ich mir darüber
keine Gedanken gemacht habe?
Mein Freund du unterschätzt mich.
Ich bin kein Idiot.

ROBERT
Dann erkläre mir das WIE?

TONI.M.NUTTER
Ich werde ein Buch schreiben, in
dem ich meine Tat ankündige.

ROBERT
Ein Buch?

T.M.NUTTER
Ein ganz besonderes Buch. Es wird
den Titel KEN tragen. Mithilfe
dieses Buches werde ich meine Tat
vorankündigen.

Robert
Und weiter?

T.M.NUTTER
Ich werde eine Romanfigur
Amoklaufen lassen. Es wird eine
Art semi-biografische Erzählung,
die zukünftige Ereignisse
vorwegnimmt und mit älteren
Ereignissen verbindet. Am Ende der
Geschichte werde ich das genaue
Datum und die Uhrzeit angeben, an
dem ich aus meiner fiktiven
Geschichte eine reale Tat folgen
lasse.

ROBERT
Das könnte funktionieren. Die
Leser werden denken, dass du nur
ein Buch geschrieben hast und
werden es nicht ernst nehmen. Aber
nach der Tat wird sich das Buch
millionenfach verkaufen und du
wirst mit dieser genialen Idee
Geschichte neu schreiben. Die
Menschen auf der ganzen Welt
werden über dich und dein Buch
sprechen.

T.M.NUTTER
Nicht nur meine treuen Fans werden
ihr blaues Wunder erleben, sondern
alle, die mich kennen.
(Er schaut verträumt in die
Ferne.)
Ich kann mir schon das Gesicht
meiner Leser und Leserinnen
bildlich vorstellen, die jetzt in
diesem Moment mein Buch vor sich
liegen haben und über diese Zeilen
ihren Blick schweifen lassen. Sie
fragen sich, ob ich das wirklich
so meine oder nicht. Sie werden
entweder mit einem Lächeln
weiterlesen und das ganze als gute
Erzählung auffassen oder sie
werden jetzt doch kurz innehalten
und auf das komische Gefühl in
ihrer Magengegend horchen.
Wie entscheiden Sie sich?
Wie entscheidest DU dich?
Weiterlesen oder nicht?

ROBERT
Und was denkst du? Werden sie
weiterlesen?

TONI.M.NUTTER
Ich schätze die voyeuristische
Natur des Menschen wird dafür
sorge tragen, dass sie Zeile für
Zeile weiterlesen werden. Wie
viele von uns können dem inneren
Drang widerstehen, wenn man an
einem Unfallort vorbeifährt, dabei
leicht auf die Bremse zu treten,
um zu sehen, was da passiert ist.
Die fremden Gedanken, die
Schicksalsschläge anderer wecken
unsere Neugierde. Die kranken
Gedanken, die psychopathischen
Handlungen umso mehr. Diese
voyeuristische Veranlagung liegt
tief verankert in unserem Sein.

ROBERT
Und das Verlagshaus?

TONI.M.NUTTER
Die Verlagshausmitarbeiter werden
sich zuerst versammeln und sich
überlegen, ob sie dieses Buch
überhaupt veröffentlichen sollen
oder lieber nicht. Unser Gespräch
wird sie alle verunsichern.

ROBERT
Was? Du möchtest dieses Gespräch
voranstellen?

T.M.NUTTER
(eine eiserne Entschlossenheit
blitzt in seinen Augen auf)
Natürlich. Ich werde unser
Gespräch wortwörtlich ins Buch
aufnehmen. Nie hat es so etwas
zuvor gegeben. Nach meinem
Amoklauf werden sich die ganzen
Mitwissenden richtig schlecht
fühlen, da sie nun realisieren,
dass auch etwas Blut an ihren
Händen klebt. Alle, die diese
Zeilen lesen, könnten rein
theoretisch ein zukünftiges
Blutbad verhindern, jedoch traut
sich keiner, gegen mich
vorzugehen.

ROBERT
Die Leser könnten zur Polizei
gehen.

TONI.M.NUTTER
Diese Bastarde bei der Polizei
sind zu dumm, um gegen mich anzugehen.

ROBERT
Sie könnten deine Pläne durchkreuzen.

TONI.M.NUTTER
Was kann die Polizei gegen mich
schon unternehmen? Ich würde
einfach alles abschreiten und
behaupten, dass sogar diese
Aufzeichnung unserer Unterhaltung
rein fiktiver Natur sei. Ich kann
es als künstlerische Inspiration
hinstellen und aussagen ich hätte
es geschrieben, um meine Leser und
Leserinnen zu verunsichern und
somit die Verkaufszahlen für mein
Buch anzukurbeln.

ROBERT
Was wirst du machen, wenn das
Verlagshaus da nicht mitmacht?

T.M.NUTTER
Falls sich das Verlagshaus quer
stellt, dann veröffentliche ich
diese Erzählung halt im Internet.
Aber glaub´ mir, das Verlagshaus
wird mitspielen. Es geht um viel
Geld. Nach meinem Amoklauf kann
das Verlagshaus sich dank der
Verkaufszahlen zur Ruhe setzen.

ROBERT
Aber das Buch könnte indiziert
werden, noch bevor es die Leser
erreicht.

T.M.NUTTER
Auch darüber habe ich mir meine
Gedanken gemacht. Ich werde keine
offensichtliche Anleitung zum
Amoklauf schreiben, sondern ich
schreibe einen Roman, in der ich
die narrative Erzählstruktur etwas
künstlerisch modifiziere, um so
meine wahre Absicht zu
kaschieren.Der ganze Aufbau des
Buches wird unkonventionell konzipiert
sein, sodass man es nicht
auf Anhieb verbieten kann, sondern
zuerst klären muss, ob es nun
einen künstlerischen Wert besitzt
oder nicht. Diese Untersuchung
kann sich in die Länge ziehen und
durch diese zusätzliche Werbung
kann ich viel, viel mehr
Aufmerksamkeit auf mich und mein
Buch lenken. Du siehst also, dass
sogar ein präventives Vorgehen der
Staatsgewalt - gegen mein Buch
oder gegen meine Person - mich nur
vorwärtskatapultiert.

ROBERT
Du bist ein Genie. Ein verdammt
krankes Genie.

T.M.NUTTER
(lächelt selbstzufrieden)
Dankeschön.

ROBERT
Wo wirst Du Amoklaufen? Und wann
soll die ganze Sache stattfinden?
T.M.NUTTER
(lächelt)
Lies mein Buch ...

Ende? ?
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