Verkehrsregeln? Was ist das? Kann man das essen?
Wer hält sich denn heutzutage noch an irgendwelche Regeln? Das ist doch uncool. Jeder verhält sich so, wie es ihm/ihr gerade in den Sinn kommt. Rücksicht auf andere Menschen? Lohnt sich nicht, Hauptsache "ICH" habe, was ich will.
Letztes Jahr im September hatte ich einen Unfall auf einer 4,20 m breiten Strasse, auf der 50 kmh erlaubt ist. Da ich ja "nur" ca. 55 kmh fuhr, wollte ein anderer mich unbedingt überholen. Dazu machte er sich bemerkbar, indem er sehr dicht auffuhr, Lichthupe und auch Hupe betätigte und in Schlangenlinien fuhr. Passend vor der Einmündung in die Strasse wo ich wohne, habe ich geblinkt, schaute noch mal in den Rückspiegel und kurz über die Schulter, er war noch hinter mir, also fuhr ich links rein in die Strasse und schon krachte ich in sein Auto.
Er hatte die Einmündung nutzen wollen um mich zu überholen und in dem Augenblick, wo ich abbiegen wollte, Gas gegeben. Ein kleines Stück weiter hielt er an, stieg aus seinem Auto und brüllte mich an, was mir einfällt einfach links ab zu biegen. Ich war sprachlos, ich wollte doch nur nach Hause. Da er brüllend immer näher kam, holte ich schnell mein Handy und rief bei der Polizei an, schilderte die Situation und dass ich mich bedroht fühle.
Als ich aufgelegt hatte, rief er bei der Polizei an, meinte, es könnte sein, dass gerade eine Frau angerufen hat um einen Unfall zu melden, doch diese Frau hat gelogen. Er muss jetzt eben schnell zum Kindergarten und sein Kind abholen.
Er kam dann auch wieder zurück und dann kam auch schon die Polizei.
Als erstes erzählte er der Polizei den Unfall aus seiner Sicht, dass ich ihn absichtlich blockiert habe und mit nur 30 kmh mitten auf der Strasse gefahren sei, damit er nicht überholen könnte. Beide Polizisten erklärten ihm, dass man auf einer Feldstrasse mit einer Breite von nur 4,20 m (die Polizisten haben die Breite gemessen) auf gar keinen Fall ein anderes Auto überholt. Interessierte ihn nicht.
Endlich durfte ich den Unfall dann aus meiner Sicht erzählen. Allein auf der Strasse, plötzlich war er hinter mir, drängelte, hupte, betätigte die Lichthupe und versuchte zu überholen. Sagte dann, dass ich mit ca. 55 kmh gefahren sei. Da kam von ihm der Einwurf, dass die Polizisten jetzt selber gehört haben, dass ich nur mit 30 kmh gefahren sei und geblinkt hätte ich ja auch nicht (ich hasse Leute, die nicht blinken, also blinke ich immer). Er brüllte die Polizisten an, dass es kein Problem wäre auf dieser Strasse zu überholen und alle anderen dort auch überholen würden.
Und wieder erzählte er aus seiner Sicht den Unfall, nur war es diesmal ein wenig anders erzählt, als vorher. Die Polizisten haben ihm geraten, sich für eine Version des Unfalls zu entscheiden.
Er zahlte dann ein Bußgeld in Höhe von 35 €.
Zu Ostern bekam ich dann eine Klageschrift. Er verklagt mich, dass meine Versicherung den kompletten Schaden an seinem Auto ersetzen soll. Er hatte 25% seines Schadens bezahlt bekommen.
Die Klageschrift ist der Hammer, er hat gar nicht gehupt, gedrängelt oder ist Schlangenlinien gefahren, ich habe ihn absichtlich blockiert und wäre mit 30 kmh gefahren.
Mein RA hat dann eine gepfefferte Antwort losgelassen, vor allem, wie man auf die Idee kommt, auf einer 4,20 m breiten Strasse ein Fahrzeug mit einer Breite von 2,10 m überholen zu wollen.
Es kam dann wieder eine Antwort, unter anderem, dass ich ja wohl nicht behaupten wolle, auf dieser Strasse noch nie überholt worden zu sein. Ach ja, es "kann" sein, dass er vielleicht einmal gehupt hat. Und die Strasse ist laut ihm 5,20 m breit. Das Bußgeld hat er übrigens nur bezahlt, damit er aus der stressigen Situation raus kommt, da ich so hysterisch war.
Jetzt ist der Stand erst mal, dass es zu einer Gerichtsverhandlung kommt.
Ich bin gespannt, was da noch bei raus kommt.