Einst schrob ich viel hier, dann lange gar nix mehr. Heute ist mir folgendes eingefallen...Hatte grad nichts besseres zu tun
Vertical Limits
Als Student habe ichmal beim Aufräumen nach einer Film-Club-Party mitgeholfen, gegen Honorar versteht sich, und war so besoffen, dass mir die Sackkarre mit den 11 oder 12 übereinander gestapelten Bierkisten erst schwankend wurde und dann vollends umgekippt ist. Es lief dieser Bergsteiger-Film wo einer abgeschnitten werden muss… Der hatte nicht so viel Glück wie ich mit meinen Scherben zwischen den Fingern, die mich nur ein paar rote Tropfen kosteten, während man den Helm des vertical Märtyrers samt Träger inne Tonne treten konnte. Mit ein paar paar abgehalfterten Plünnen war mein Schaden fix gegessen. Ganz anders als die Pandemie.
Die Mikrobe hat es schonungslos offengelegt: In unserer globalisierten Welt sind wir den anderen bedingungslos ausgeliefert. Und wenn die anderen nicht mehr ausliefern, dann stehen wir zwar in Unterhose da, aber immer noch ohne ffp2-Maske.
OK, das ist Schnee von gestern, aber der von heute fällt im Rahmen des Klimawandels großflächig eh nicht mehr, dafür an anderer Stelle als Eisberg-Hagel, und der von übermorgen wird dann wahrscheinlich Fallout genannt. Ich bin zu finster, das ist keine Lösung, ich weiß!
Wir hängen alle miteinander zusammen, sind alle aus dem gleichen Stoff gemacht. Du bist wie ich und ich wie du, also sind wir jeder auch ein Teil des Anderen. Falsch! So wird es einem in der Eso-Szene nur gern zum Wucherpreis verkauft. Jeder Stein meines Wohnhauses ist natürlich ein Teil desselben, aber der Klinker irgendwo neben meinem Fenster ist nicht Teil des Steins, der oben am Giebel sitzt. Der Abgeschnittene war auch nicht Teil der Seilschaft weiter oben - zum Glück! Ansonsten wäre alles umsonst gewesen und selbst der Meister hätte nix verdient. Meine Mauersteine sind und bleiben 2 autonome Wurfgeschosse, der eine ist nicht Teil des anderen, damit kann man 2 Polizisten platt machen. Aber trotzdem ist alles irgendwie Teil der Gesellschaft, da hat auch der Guru Recht, doch seine Schlussfolgerung bezüglich der gleichartigen Teilidentitäten von Ich und Du ist unzutreffend.
Richtig schlussfolgern kann man aus der globalen Abhängigkeit, dass man am besten für sich selber sorgt, um nicht Teil des anderen sein zu müssen, sondern autark. Quasi: America first! oder Me, myself and I! Und nicht nur die Bauern jammern und klagen lieber, als die heißen Kartoffeln aus der Asche zu kramen. Auch wir parken mit unsern SUVs neben Treckern vorm Konsum-Tempel; wir, um billig abzugreifen, die, um billig auszupfeifen Alles lang bekannt, doch bleibt alles beim Alten, denn dem ganzen Scheiß einfach mal tüchtig in die Klöten petten - tut halt weh, alles hängt irgendwie miteinander zusammen.
Aber nicht nur bei der Pandemie liegt die Lösung im vertikalen. Der Trend des Vertical Gardening macht sich auf, um die Welt zu ernähren. In den Nachrichten konnte man schon die Skyline Singapurs bestaunen, wie sie von Bohnenranken und Tomatensträuchern überwuchert wird, anstatt von Fassaden-Kletterern kaputt gemacht zu werden. Die können dann aber als Gärtner dabei sein, so kann man neben der Ernährungs-Krise auch gleich noch die Arbeitslosigkeit unter den Freizeit-Gestaltungs-Hypenikern bekämpfen. Vertical Gardening als Antwort auf die zu erwartende weltweite Hungerkatastrophe in Zeiten von sich massenhaft vermehrenden Dürren, Flutkatastrophen und Hitzeperioden.
Meine Frau hat dieses vertikale Konzept weiterentwickelt. Schon lange im ewig zu kleinen Kühlschrank erprobt, hat sie das Vertical Storing eingeführt und einfach auf’s ganze Haus ausgedehnt. Es stapeln sich jetzt weiße Bohnen über passierte italienische Tomaten aus China und ordnen sich unter die legendäre Kraftnahrung der Inkas oder Maya. Oder warn’s die alten Ägyptersleut, die sich von Amaranth und Quinoa ernährten?
Ich ernähre mich nicht von Licht, sondern von Worten, die ich überwiegend von anderen klaue. In diesem Sinne:
Ach, da kommt der Meister! / Herr, die Not ist groß! / Die ich rief, die Geister, / werd’ ich nun nicht los!
(JW v. Goethe "Der Zauberlehrling")
Dingdong-ding-dong…ding… „Ah, das wird der Paketbote mit dem
Basis-Kit Vertical für Innen und Außen sein!“ 666 Meer Stahlschnüre plus Ösen-Haken, Dübeln und Schnellspannern. Aber wo bleibt nur der Bohrhammer? Ersma werden die Löcher inne Mauer durch die fehlenden Steine mitn paar Plünnen wieder dicht gemacht.