Zitate aus unserer Lektüre

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Bühermaus17
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Bühermaus17 »

Es gehört mit zum Seltsamsten, was es gibt: Das pure,lauter Gold liegt vor uns,um uns.
Aber wir leben mit Blei, Kupfer,Zinn; von Minderm zu schweigen.
Wir haben die Wahrheit wie die Sonne über uns und folgen Schatten und Gespenstern.

Christian Morgenstern
vom offenen Geheimnis
Die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das den Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun.
nanoq
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

"Wissen Sie: Ich schlafe schlecht. ... Um den Gott des Schlafes milde zu stimmen (der garantiert eine Göttin ist, wenn man bedenkt, dass dieses Geschlecht eine verblüffend gut entwickelte Fähigkeit besitzt, alles, was im Leben wichtig ist, unter seine Kontrolle zu bringen), pflege ich also um Mitternacht eine Tour durch die Stadt zu machen."

aus: Mord im Mon Chéri, einer Krimigeschichte von Dan Turèll
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

Er verspürte nie die Notwendigkeit, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden, er stand auf seiner eigenen Seite, und die erlaubte ihm, alle gleichermaßen zu lieben.

Aus Ein fröhliches Begräbnis von Ljudmila Ulitzkaja
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Tschemmo
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Tschemmo »

Sehr nett Kiba, das habe ich mir gleich dreimal vorlesen lassen!
„Wie dieses Gangspill werden wir in dieser Welt um und um gedreht, und das Schicksal ist die Handspake.“
aus Moby Dick von Hermann Melville, darin sagt es Kapitän Ahab, der Haderer mit der Welt, der Hasser des Weißen Wals, der Herausforderer des Schicksals oder einfach Gregory Peck? Aber ob er es in der Verfilmung wirklich sagt, weiß ich nicht, ich aber sage es mir immer wieder!
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
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Buchecker
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Buchecker »

"So gab ich das Erzählen wieder auf. Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist, was man tut, kann man das Reden auch lassen."

aus: Bernhard Schlink, "Der Vorleser"
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Vidya Venn
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Vidya Venn »

Buchecker hat geschrieben:"So gab ich das Erzählen wieder auf. Weil die Wahrheit dessen, was man redet, das ist, was man tut, kann man das Reden auch lassen."

aus: Bernhard Schlink, "Der Vorleser"

Wie wahr
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BlackFox
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von BlackFox »

"Glaube niemals das der Böse tot ist, solange du nicht seine Leiche gesehen hast."
aus: City of Ashes von Cassandra Clare.

Über diesen Satz habe ich mich königlich amüsiert, als ich den las. Ist auch was Wahres dran.
Moranda
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Moranda »

Aus dem Briefwechsel der holländischen Journalistinnen Anne Biegel und Heleen Swildens
"Wo ist denn meine Brille"
Das Gebet eines Klosterfräuleins aus versunkener Zeit

O Herr -
Du weißt es besser als ich selbst:
Ich bin nicht mehr die Jüngste,
und bald werd ich sein
ein altes Weib

Gib,
dass ich weder der Geschwätzigkeit verfalle
noch dem eitlen Drang,
das Wort zu reden
jedem Thema
jeglicher Gelegenheit.

Befrei mich von der Sucht
zu lösen jedermanns Problem.
Bewahre meinen Geist
vor der Versuchung
endlos abzuschweifen in Details -
lass ihn gesammelt
und auf sanfter Schwinge
flugs gelangen zu der Dinge Kern

Verleih mir soviel Taktgefühl
als wie es braucht
die Klage eines Trostbedürftigen
geduldig anzuhörn
doch versiegle mir die Lippen
vor dem eig'nen Leid;
es werden meiner Mißlichkeiten mehr und mehr
und mit der Zeit wächst auch die Lust daran
sie aufzuzähl'n

Schenk mir die glorreiche Erkenntnis,
dass auch ich
mich irren könnt'!

Gib mir an Liebenswürdigkeit
ein redlich Maß.
Möcht' keine Heilige zwar sein
(als Nachbarn sind sie schrecklich unbequem!),
doch keines auch jener säuerlichen alten Weiber,
die des Teufels Freunde sind.

Mach, Herr, mich weise,
aber lass nicht zu,
dass ich ein Besserwisser sei.

Amen
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Buchecker
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Buchecker »

"Die Schichten unseres Lebens ruhen so dicht aufeinander auf, dass uns im Späteren immer Früheres begegnet, nicht als Abgetanes und Erledigtes, sondern gegenwärtig und lebendig."

aus: Bernhard Schlink, Der Vorleser
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

... Daneben unterstützte Ludwig XIV. auch den Hofkomponisten Jean Baptiste Lully, der mit einem derart langen Stab dirigierte, dass er sich eines Tages damit in den Fuß stach und an der brandig gewordenen Wunde starb.

aus Zeitalter der Könige von Charles Blitzer
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Buddenbrooks
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Buddenbrooks »

Amarante hatte sein ganzes Leben im Schatten des Todes zugebracht. Zwei Tage nach seiner Geburt zog er sich eine Lungenentzündung zu,galt als hoffnungsloser Fall, aber irgendwie genas er wieder. Während der Kindheit war er ständig krank ... er litt an rheumatischem Fieber, Windpocken, drei oder vier weiteren Lungenentzündungen. Mit sechs Jahren hatte er die Bleichsucht und spuckte Blut... Als er acht war, wurden ihm die Mandeln entfernt, mit zehn platzte ihm der Blinddarm. Im zwölften Lebensjahr versank er nach einem Schlangenbiss in tiefem Koma... Kurz danach brach ihm ein Pferdehuf alle Rippen an der linken Seite, dann bekam er Tuberkulose.... Mit zwanzig, als er bereits Alkoholiker geworden war, brachte ihn der Scharlach fast ins Grab. Nach seinem dreiundzwanzigsten Geburtstag sah es so aus, als würde es die Malaria schaffen. Danach wurde er ein paar Jahre lang von der Amöbenruhr gepeinigt, anschliessend für siebzehn Monate von Verstopfung. Kurz nach Vollendung des dreissigsten Lebensjahres musste er auf eine seiner Lungen verzichten. Mit vierunddreissig, kurz nachdem er zum ersten Sheriff von Milagro ernannt worden war, kehrte die alte teuflische Lungenentzündung zurück, brachte seinen Puls beinahe zum Stillstand, doch wie ein klassischer, sehr anmutiger, doch feiger Boxer brachte sie es nicht fertig, Amarante k.o. zu schlagen. Zwischen dem vierzigsten und dem fünfzigsten Lebensjahr wetteiferten mehrere Krankheiten in seinem Körper, ohne das angestrebte Ziel zu erreichen.Der Tripper kam und ging, bäumte sich noch einmal auf, wurde dann ausgezählt und aus dem Ring geworfen. Masern und Mumps hielten nicht einmal eine volle Runde durch. Um alter Zeiten willen trat die Lungenentzündung pro forma noch einmal in Erscheinung, rannte mit dem Kopf gegen die Ziegelmauern, die Amarantes Lungen offensichtlich umgaben, schwenkte dann eine weisse Flagge und trat den Rückzug an. Eine Blutvergiftung blähte seine Lymphknoten zur Grösse von Goldbällen auf, hielte einen Monat lang die Stellung und verlor schliesslich die Schlacht.
Amarante humpelte, hustete und keuchte. Seine Brust schmerzte, er spie Blut und scheusslichen blauschwarzen Schleim, er soff, bis sein A rschloch weh tat...
Nachdem er siebzig geworden war, fingen die Operationen an. Zuerst wurde die Lunge entfernt... Ein Knoten im Hals, wie eine Miniaturkuh gestaltet, wurde herausoperiert. Bald darauf musste der Dünndarm dran glauben. Natürlich folgten die üblichen Gallenblasen-, Milz- und Nierenoperationen. Wann immer Amarante hinter einer Strassenecke auftauchte, witzelten die Bewohner von Milagro: "Da kommt der menschliche Reissverschluss."

aus "Milagro" von John Nichols
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

...Sie teilte das Büro mit einem Computer und einer Blattpflanze, die so einsam war, dass sie vor Angst lange Triebe bildete...

aus Einmal Himmel und retour von Claudia Keller
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Buchecker
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Buchecker »

"Aus haftungsrechtlichen Gründen muss ich noch eine Warnung vorausschicken. Ich habe mich, wie üblich, dem Thema humorvoll genähert. Das ist nicht jedermanns Sache. Da der Verlag sich weigerte, Scherze gesondert zu kennzeichnen, sind möglicherweise Menschen aus Ostwestfalen zum Verständnis des Buches auf Hinweise ihrer rheinischen Verwandtschaft angewiesen.
Überhaupt Ost-West-Falen. Ostfalen ist ja noch in Ordnung, Westfalen ist für uns Rheinländer schon ein Problem, aber Ost-West-Falen - da weiß man ja überhaupt nicht, wo man hinfahren soll. [...] Dennoch wirken die Menschen in diesem entlegenen Landstrich erstaunlich normal - und laden mich trotz meiner üblen Beschimpfungen immer wieder zu Vorträgen ein. In Wirklichkeit haben Westfalen nämlich auch Humor - nur später!"

aus: Manfred Lütz, Irre!, Gütersloh, 2009
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PaulPic
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von PaulPic »

Tschemmo hat geschrieben:Die Montage japanischer Fahräder erfordert großen Seelenfrieden.

Aus Robert M. Pirsig, Zen und die Kkunst ein Motorrad zu warten
Letztens zum zweiten Mal gelesen und wieder sehr gut gefunden, nicht so gut wie beim ersten Mal, aber immerhin. Willst du etwas gut machen, dann solltest du ausgeglichen sein, inneren Seelenfrieden haben, ansonsten leidet die Qualität: Das ist der zentrale Begriff des Buches.
Das ist ein Stichwort für mich! Dieses Buch hat mich wie kaum ein anderes über Jahrzehnte beschäftigt. Die deutsche Übersetzung ist leider ziemlich schwach; man merkt es schon an den ersten Sätzen. Dieses Buch ist für mich immer noch sehr wichtig, obwohl ich es schon längst nicht mehr lese - die wichtigen Gedankengänge sind in meinem Kopf. Da ich aber öfters daraus zitiere, ist mein Exemplar mit Zetteln gespickt.

Das genannte Zitat gehört in einen größeren Zusammenhang. Der in diesem Buch herausgearbeitete Qualitätsbegriff entspricht dem Tao des Lao Tse, wie der Autor gegen Ende erkennt. Die Qualität ist also der Ursprung aller Dinge, nicht definierbar und nicht benennbar, aber allgegenwärtig und grundlegend.

Wie beim Daoismus geht es letzten Endes nicht um das Motorrad oder ähnliche Kleinigkeiten, sondern um das richtige Leben, und das ist schließlich die Quintessenz der ganzen Diskussion um die Wartung des Motorrades. Diesbezüglich fragt er schließlich, ob alles in Ordnung ist und man beruhigt mit der Wartung des Motorrads beginnen könne, wenn die erörterten Vorbedingungen erfüllt sind, und beantwortet diese Frage überraschenderweise negativ. Man müsse nämlich auch richtig leben, um sein Motorrad gut warten zu können.

Diese Wendung ist natürlich verblüffend, und er illustriert sie durch einen provokanten Satz über Kunst (die ihn sonst überhaupt nicht beschäftigt), der mir sofort hängengeblieben ist (diese Stelle ist durch einen roten Zettel markiert; Google zeigt, dass viele andere diesen Satz ebenfalls faszinierend fanden - er wird sogar als Motto einer wissenschaftspädagogischen Arbeit verwendet: How to Write a Scientific Thesis in Economics):
You want to know how to paint a perfect painting? It's easy. Make yourself perfect and then just paint naturally. That's the way all the experts do it.

Wollen Sie wissen, wie man ein makelloses Gemälde herstellt? Es ist einfach. Machen Sie sich selbst makellos und dann malen Sie einfach drauflos. So machen es alle großen Meister.

Man fragt sich unwillkürlich, woher er das so sicher wissen will. Schließlich wird diese These nirgendwo sonst vertreten. Er macht aber keinerlei Anstalten, sie zu verteidigen. Außerdem müsste dringend die Folgefrage erörtert werden, was es heißen soll, sein Leben zu perfektionieren. Aber hier setzt wieder die Qualität ein: Perfektionieren heißt eine Entwicklung in Richtung größerer Qualität. Und was heißt das wiederum? Das soll angeblich jeder von selbst verstehen.

Um diese Aussage zu untermauern und wieder mit dem Thema der Motorradwartung zu verknüpfen, fährt er fort:
The making of a painting or the fixing of a motorcycle isn’t separate from the rest of your existence. If you’re a sloppy thinker the six days of the week you aren’t working on your machine, what trap avoidances, what gimmicks, can make you all of a sudden sharp on the seventh? It all goes together….

The real cycle you’re working on is a cycle called yourself. The machine that appears to be ‘out there’ and the person that appears to be ‘in here’ are not two separate things. They grow toward Quality or fall away from Quality together.”

Das Malen eines Bildes oder die Reparatur eines Motorrades sind nicht vom Rest Ihres Daseins getrennt. Wenn Sie an sechs Tagen in der Woche, wo Sie nicht an Ihrer Maschine arbeiten, schlampig sind: Welche Vorsichtsmaßnahmen, welche Tricks sollten Sie plötzlich am siebten Tag auf Zack bringen? Es hängt alles zusammen ....

Das wirkliche Motorrad, an dem man eigentlich arbeitet, ist das Motorrad, das ich selbst genannt wird. Die Maschine, die „da draußen“ zu sein scheint, und die Person, die „hier drinnen“ zu sein scheint, sind nicht zwei verschiedene Dinge. Sie entwickeln sich gemeinsam in Richtung Qualität oder entfernen sich gemeinsam von der Qualität.
Das ist jetzt meine Übersetzung, die deutsche Ausgabe habe ich gerade nicht zur Hand. Das Zitat findet sich in der Taschenbuchausgabe (Pirsig, Robert M.: Zen and the Art of Motorcycle Maintenance, Bantam Doubleday Dell, 1980, ISBN 0553138758) auf Seite 293.
Paul
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

Jeder kneift den Hintern dicht, wenn er gegen viele ficht.

Andrzej Sapkowski - Das Erbe der Elfen
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