Zitate aus unserer Lektüre

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nanoq
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Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

Ich mach mal wieder ein neues Thema hier auf: Zitate.

Und zwar meine ich nicht irgendwelche schlauen Sprüche die irgendwann mal irgendwer gesagt hat (oder gesagt haben soll) – derartige Zitatsammlungen gibt es ja schon reichlich.

Ich möchte hier gern Zitate sammeln, die aus den Büchern stammen, die wir so lesen. Sätze / Absätze, die uns aus irgendeinem Grund aufgefallen sind. Zitate, die witzig sind, die uns berührt haben, die wir gut nachvollziehen können, die einfach schön sind oder über die wir den Kopf schütteln.

Ich könnte mir vorstellen, dass man dadurch vielleicht auch Lust auf das eine oder andere Buch bekommt, das man sonst vielleicht nicht gelesen hätte.
nanoq
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

Ich beginne dann mal mit einem Zitat aus meiner heutigen Zug-Lektüre, es handelt sich um einen Textauszug, der uns lehrt, dass alles nur eine Frage der Umstände ist:


"Mit zweiundzwanzig Jahren hatte das arme Mädchen bei niemandem eine Stelle finden können, so abstoßend schien ihr Gesicht; doch bestimmt war dieses Gefühl höchst ungerecht: auf den Schultern eines Gardegrenadiers wäre ihr Gesicht sehr bewundert worden; aber es kommt bei allem, wie man so sagt, auf die Umstände an."

aus Eugénie Grandet von Honoré de Balzac
nanoq
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

Und dann schiebe ich gleich noch eins hinterher, das mir aus beruflichen Gründen im Gedächtnis geblieben ist (und das ich aus der Erfahrung heraus auch nur bestätigen kann):


"Absurditäten sind kein juristisches Ausschlusskriterium."

aus Schöne Scheine von Terry Pratchet
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Bühermaus17
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Bühermaus17 »

"Es ist unser Fehler, daß wir von den Menschen gerade die Vorzüge verlangen, die sie nicht haben, anstatt die, die sie haben, zu entwickeln."

Aus: Ich zähmte die Wölfin/Die Erinnerungen des Kaisers Hadrian von Marguerite Yourcenar
Die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das den Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun.
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Tschemmo
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Tschemmo »

iIch wollte nur sagen, fange ich nochmal an, als ich mich endlich durchsetzen kann, daß ich zu Hause eine Anleitung habe, die ungeahnte Möglichkeiten zur Verbesserung technischer Texte erschließt.
Sie beginnt mit den Worten: Die Montage japanischer Fahräder erfordert großen Seelenfrieden.

Aus Robert M. Pirsig, Zen und die Kkunst ein Motorrad zu warten
Letztens zum zweiten Mal gelesen und wieder sehr gut gefunden, nicht so gut wie beim ersten Mal, aber immerhin. Willst du etwas gut machen, dann solltest du ausgeglichen sein, inneren Seelenfrieden haben, ansonsten leidet die Qualität: Das ist der zentrale Begriff des Buches.
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

Einen solchen Thread gibt es eigentlich schon:

viewtopic.php?f=20&t=3633
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
nanoq
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

Kibabu, das hatte ich gar nicht bemerkt.

Ich mache jetzt aber trotzdem hier weiter.


"Den ganzen Morgen, unterm milchigen Himmel, war das Wasser der Bucht immer weiter angeschwollen, zu unerhörter Höhe, und die kleinen Wellen krochen über den ausgedörrten Sand, der seit Jahren nicht mehr durchnässt worden war, außer vom Regen, bis an die Dünen krochen sie und leckten ihnen die Füße. Der rostige Koloss des Frachters, der vor langer Zeit, länger, als wir alle uns zurückerinnern können, am anderen Ende der Bucht gestrandet war, glaubte wohl gar, es wäre ihm vergönnt, noch einmal auszulaufen."

aus Die See von John Banville


Und jetzt verschwinde ich auch schon wieder (hab nasse Füße, war wohl doch zu dicht am Wasser...)
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

Ricarda Huch


Nicht alle Schmerzen sind heilbar


Nicht alle Schmerzen sind heilbar, denn manche schleichen
Sich tiefer und tiefer ins Herz hinein,
Und während Tage und Jahre verstreichen,
Werden sie Stein.

Du sprichst und lachst, wie wenn nichts wäre,
Sie scheinen zerronnen wie Schaum.
Doch du spürst ihre lastende Schwere
Bis in den Traum.

Der Frühling kommt wieder mit Wärme und Helle,
Die Welt wird ein Blütenmeer.
Aber in meinem Herzen ist eine Stelle,
Da blüht nichts mehr.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
nanoq
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von nanoq »

"Am 7. Tag lehnte sich Gott entspannt zurück und betrachtete die Arbeit der gerade vollendeten Woche. Ihm fiel auf, dass er noch den Schöpfungsfehler mit den idiotischen Chefs zu korrigieren hatte, doch er zuckte nur mit den Achseln und sagte "oops". Gott fand die Sache offensichtlich nicht ärgerlich genug, um noch einen achten Tag an die Schöpfungsgeschichte dranzuhängen, und er ließ die Sache auf sich beruhen. Der Rest ist Geschichte. Gott muss ja nicht für einen Idioten arbeiten."


aus Chefs und andere Idioten – Wie man im Job überlebt ... ohne seinen Boss zu ermorden von John Hoover



Kleine Randbemerkung: Das Buch wird als eine Art Ratgeber dargestellt aber die enthaltenen Ratschläge erschöpfen sich in irgendwelchen Allgemeinplätzen. Wer wirklich Hilfestellung sucht, sollte dieses Buch lieber vermeiden. Es ist allenfalls als kleine Lektüre für zwischendurch geeignet, da immer mal wieder einige nette kleine Storys oder Anmerkungen eingestreut sind (wie das obige Zitat, das ich ganz treffend fand). Allerdings ist es über weite Strecken erstaunlich langweilig, dafür aber schnell zu lesen. Jetzt muss ich mal sehen, ob ich heute rechtzeitig aus dem Büro wegkomme, um in der Bahnhofsbuchhandlung noch irgendwas für die Rückfahrt zu finden.
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Bühermaus17
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Bühermaus17 »

Die Gier hat die Seele des Menschen vergiftet...
Die Mechanisierung, die uns den Überfluß bringt,hat uns mit unserer Sehnsucht zurückgelassen.
Unsere Wissenschaft hat uns zynisch gemacht
Unsere Intelligenz hat uns hart und brutal gemacht.
Wir denken zuviel, und wir fühlen zuwenig....
Charlie Chaplin
Der große Diktator
Die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das den Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber nichts dafür zu tun.
lesewahn
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von lesewahn »

Reich ist, wer weiß dass er genug hat..... von Lao-tse
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Buchecker
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Buchecker »

[...] Nur manchmal, wenn der Sturm das Gewölk in die Täler warf und es den Wald herauf dampfte, und die Stimmen an den Felsen wach wurden, bald wie fern verhallende Donner und dann gewaltig heranbrausten, in Tönen, als wollten sie in ihrem wilden Jubel die Erde besingen, und die Wolken wie wilde, wiehernde Rosse heransprengten, und der Sonnenschein dazwischen durchging und kam und sein blitzendes Schwert an den Schneeflächen zog, so daß ein helles, blendendes Licht über die Gipfel in die Täler schnitt; oder wenn der Sturm das Gewölk abwärts trieb und einen lichtblauen See hineinriß und dann der Wind verhallte und tief unten aus den Schluchten, aus den Wipfeln der Tannen wie ein Wiegenlied und Glockengeläute heraufsummte, und am tiefen Blau ein leises Rot hinaufklomm und kleine Wölkchen auf silbernen Flügeln durchzogen, und alle Berggipfel, scharf und fest, weit über das Land hin glänzten und blitzten riß es ihm in der Brust, er stand, keuchend, den Leib vorwärts geboren, Augen und Mund weit offen, er meinte, er müsse den Sturm in sich ziehen, alles in sich fassen, er dehnte sich aus und lag über der Erde, er wühlte sich in das All hinein, es war eine Lust, die ihm wehe tat; oder er stand still und legte das Haupt ins Moos und schloß die Augen halb, und dann zog es weit von ihm, die Erde wich unter ihm, sie wurde klein wie ein wandelnder Stern und tauchte sich in einen brausenden Strom, der seine klare Flut unter ihm zog. [...]

Aus dem ersten Abschnitt von Georg Büchners "Lenz". Ein atemraubender Satz...
Ein Ort aus Wahn und Schall
Genannt Schloss Schattenhall
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xenna
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von xenna »

Je älter ich werde, desto entschlossener bin ich, nicht so sehr wie eine ausgebombte Turnhalle auszusehen, sondern eher wie eine wunderschöne alte Klosterruine: Eine, wie Poussin sie malte oder dieser andere Maler, dessen Name auch mit P beginnt: Oder war es ein C?

Aus Nein, ich will keinen Seniorenteller! von Virginia Ironside 8)
Guckst du hier
Und hier stell´ich mich persönlich vor:
http://www.booklooker.de/xenna
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Kibabu
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Kibabu »

...inmitten von Leuten, die einen unverständlichen Dialekt sprachen, der mehr aus Schweigen denn aus Worten bestand, mehr aus einem schwer entzifferbaren Runzeln der Augenbrauen und einer unmerklichen Kräuselung der Gesichtsfalten.

aus
Die Form des Wassers von Andrea Camilleri
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Mary
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Re: Zitate aus unserer Lektüre

Beitrag von Mary »

"... wäre er ein Pferd gewesen, ich hätte ihn nicht gekauft"

aus John Steinbeck, meine Reise mit Charlie.
Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?- Douglas Adams
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