Der rote Satz

Viele verschiedene Spiele rund um Worte, Silben, Sätze und mehr.
Benutzeravatar
biznbux
Beiträge: 229
Registriert: Do 22. Sep 2005, 23:35
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von biznbux »

Zum Soundcheck waren fast alle Bands auf dem Festivalgelände angekommen.
Zuerst waren "Lassie and the Dogcatchers" an der Reihe.
Tom Cool, der Drummer, trug einen Hit-Hat und schob sich snare auf den Hocker.
Ritchie B. guitarte einige Töne auf seiner Stratocaster, Lassie mikrote die ersten Takte des ersten Songs und der Keyboarder oberheimte seine Synthieburg.
Fred, Ted und Bad Boy Blowman saxten, hornten und trombonten noch ein wenig out of tune, aber das war normal.
Die drei Damen vom Chor waren backstage noch anderweitig beschäftigt, ein Freund hatte einige Jeblottlblätter dem sofortigen Flammentod übereignet, das ging natürlich vor.
Jetzt wartete alles nur noch auf Carol Christall und da kam sie schon auf die Bühne, öffnete den Koffer und blickte bass erstaunt auf den Inhalt.
"Die beiden häufigsten Elemente im Universum sind: Wasserstoff und Dummheit."
-- Albert Einstein
Yumo
Beiträge: 6810
Registriert: Mi 5. Okt 2005, 00:19

Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Es war schon komisch: da traf eine junge Deutsche mit „Migrationshintergrund“ (ihre Eltern waren Ende der 70er aus Italien als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen) einen jungen Amerikaner, der jetzt in Deutschland lebte, und dessen Vorfahren ebenfalls aus Italien stammten. Serafina hatte ihn bei ihrer Bank kennengelernt, als sie für ihren kleinen Laden einen Kredit aufnehmen wollte. Donato „Don“ Faggiola, so hieß der junge Mann, war ihr sofort sympathisch und sie verstanden sich auf Anhieb. Und sie bekam den Kredit zu sehr günstigen Konditionen! Ein paar Tage nach dem Abschluß rief er sie an und lud sie zum Essen ein. Seitdem sahen sie sich jeden Tag, zogen zusammen und schließlich hielt er um ihre Hand an.

Zuerst hatte Serafina Zweifel, ob es eine so gute Idee sei, die Flitterwochen bei der Familie ihres Mannes zu verbringen. Aber sie war noch nie in den Staaten gewesen und die Faggiolas hatte sie auch noch nicht kennengelernt. Es war eine große Familie und eigens für sie beide wurde eine riesige Feier veranstaltet. Die Faggiolas hatten ein Anwesen in Vermont und Serafina war erstaunt, daß ihr Mann aus einer anscheinend so wohlhabenden Familie kam. Don erzählte ihr, daß seine Vorfahren ihren Namen zu einem profitablen Geschäft gemacht hatten: Sie hatten aus Bucheckern Öl gepreßt, das früher zum Kochen und als Lampenöl verwendet wurde. In knappen Jahren nahm man sie geröstet auch als Kaffeersatz, und die Bäume gaben sehr gutes Brennholz.
Serafina fühlte sich sehr wohl in Dons Familie. Sie hätte es auch länger dort ausgehalten, aber Don überraschte sie mit zwei Wochen Urlaub in Florida. Es war eine herrliche Zeit und viel zu schnell waren sie wieder in der verregneten Heimat.

Zuhause angekommen packte Serafina die Koffer aus, sortierte die schmutzige Wäsche, um später noch die Waschmaschine anzustellen. Als sie einen Koffer ihres Mannes öffnete, blickte sie baß erstaunt auf den Inhalt: in einer Schmuckdose war ein aus Gold und Halbedelsteinen gearbeitetes Ei, dessen Muster lauter Bucheckern darstellten. Lachend erklärte Don, daß es ein Geschenk der Familie sei und seit Generationen an den ältesten Sohn bei seiner Hochzeit weitergegeben werde, damit er so viele Kinder haben möge, wie auf dem Ei an Faggiolette wären.
Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamelbonbons aber exakt 25911 Wörter.
Benutzeravatar
Kibabu
Beiträge: 24568
Registriert: Di 11. Apr 2006, 15:40
Wohnort: CZ

Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Aaaah, endlich zu Hause! Eni zog den Mantel aus und stellte den Koffer neben der Treppe ab. Das Haus war still, Enno war noch auf der Arbeit. Sie ging in die Küche, aus der ihr ein ziemlich muffiger Geruch entgegenschlug, und öffnete ein Fenster. Ein Blick auf den überquellenden Mülleimer gab Auskunft darüber, dass Enno sich in der vergangenen Woche hauptsächlich von Dosenravioli ernährt haben dürfte. Eni setzte schnell die Kaffeemaschine in Gang. Während der Kaffee durchlief, brachte sie den Müll zur Tonne und räumte schnell die überall herumstehenden, verkrusteten Teller und Löffel in die Spülmaschine. Männer, ewig dasselbe mit ihnen!

Mit der Tasse Kaffee ging sie hinüber ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen. Puh, sie war wirklich fix und fertig. Die Woche bei ihrer ältesten Tochter und deren Familie war zwar wirklich schön gewesen, aber auch anstrengend. Ihre Tochter Sabine wussten heutzutage prinzipiell immer alles besser und behandelten Eni mit einer gewissen Herablassung, der Schwiegersohn hatte während ihrer Besuche grundsätzlich viel Arbeit, schob Überstunden vor und tauchte nur selten auf. Aber die Enkelkinder! Sie waren der Grund, warum Eni immer wieder die Strapazen eines mehrtägigen Besuches auf sich nahm. Die Enkelkinder waren herzallerliebst, machten Spaß, und zum Schluss konnte man sie wieder abgeben! Laut waren sie allerdings auch immer. Eni atmete auf und genoss die Stille. Sie dachte an ihr jüngstes Enkelkind, die kleine Wendy. Gestern hatten sie zusammen im Sandkasten gesessen und tolle Sandkuchen gebacken und Löwenzahnsuppe mit Gänseblümcheneinlage gekocht. Wunderbar, allerdings hatte sie jetzt Rückenschmerzen und Sand in den Schuhen.

Nachdem Eni den Kaffee getrunken hatte, raffte sie sich auf. Sie musste was tun, es war viel Arbeit liegengeblieben. Als erstes würde sie sich um die leidige Wäsche kümmern. Sie schleppte den Koffer ins Schlafzimmer und öffnete ihn. Bass erstaunt schaute sie auf den Inhalt: Ihre Kleidung lag unter feuchten Sandbrocken begraben, überall bröselte es. An den kleinen Kieselsteinen und dem Schneckenhaus erkannte Eni, dass es sich um den gestern liebevoll dekorierten Sandkuchen handeln musste. Das war wohl ein nett gemeintes Abschiedsgeschenk von Wendy. Aaaah, dieses Kind!
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Benutzeravatar
Flachs
Beiträge: 11883
Registriert: Mi 2. Nov 2005, 17:57
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Gewichtig

Natürlich hatte der Flieger mal wieder Verpätung gehabt. Kea hetzte eilig den Bahnsteig entlang. "Rail and Fly" drohte auf dem Heimweg zu einer mittleren Katastrophe zu werden, da sie am Zielbahnhof unweigerlich das letzte Schiff zur Insel verpassen würde, falls ihr dieser Zug vor der Nase wegfuhr. Wenigstens hatte der Koffer leichtlaufende Rollen; der holprige Bahnsteig war auch so schon eine Herausforderung für Eilige!

Mit Mühe erreichte sie den letzten Wagen, drückte schnell den Türöffner und erkannte im selben Moment das handgemalte Schild, das auf einen Defekt hinwies. Also zur nächsten Tür! Sie erwischte den Koffergriff etwas seitlich, registrierte ein seltsames Geräusch und hielt nur ein Stück des abgesplitterten Kunststoffgriffs in der Hand. Verzweifelt angelte sie nach dem Zugband und riß den Koffer in ihre Laufrichtung herum. Welch ein Alptraum!

Ein ebenfalls verspäteter Reisender bemerkte glücklicherweise im Einsteigen ihre Schwierigkeiten, gab acht, daß sich die Zugtür, der sie zustrebte, nicht automatisch wieder schloß, und streckte ihr die Hände entgegen, um ihr mitsamt Gepäck in den Zug zu helfen.

"Haben Sie Steine da drin?!" entfuhr es ihm, während er sich mit ihrem Koffer abmühte. Im selben Moment rollte der Zug an, und sie schenkte ihm nur ein atemloses Lächeln: "Vielen Dank, ohne Sie hätte ich das nicht geschafft!"

Als Kea sich nach einer kurzen Verschnaufpause auf die Suche nach ihrem reservierten Platz begab, mußte sie sich ihren Weg durch soviel auf dem Gang abgestelltes Reisegepäck bahnen, daß sie der Einfachheit halber beschloss, die erste sich bietende Sitzmöglichkeit zu nutzen. Tatsächlich fand sich noch ein freier Abteilplatz.

"Wenn wir alle unser Gepäck ein wenig umschichten, paßt Ihr Koffer sogar noch mit auf die Gepäckablage", meinte ein sportlich wirkender Mittdreißiger und wandte sich daraufhin mit siegesgewisser Miene ihrem Koffer zu. Die übrigen Mitreisenden beobachteten interessiert, wie er im nächsten Augenblick verdutzt in die Knie ging, tief Luft holte, erneut und deutlich kraftvoller als zuvor Schwung nahm und das leicht lädierte Gepäckstück schwankend auf die Ablage wuchtete.

"Jetzt müssen Sie mir aber verraten: Bücher oder Steine?" schmunzelte er, indem er unauffällig kleine Lockerungsübungen vollführte.

"Danke, daß sie so freundlich waren, mir zu helfen. Der Koffer enthält Steine," entgegnete sie amüsiert.

"Und die haben Sie einfach so durch den Zoll bekommen?"

"Nicht nur das; die Maschine erreichte sogar trotzdem die vorgesehene Reiseflughöhe!" grinste Kea. Jetzt, wo sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte, ob sie abends rechtzeitig am Fähranleger ankommen würde, konnte sie den kleinen Flirt entspannt genießen.

Gegen Ende ihrer langen Reise leerte sich der Zug mit jedem Halt zusehens, und die einzige im Abteil verbliebene Reisegefährtin meinte zu Kea vor einer der letzten Stationen: "Wir sollten lieber noch gemeinsam versuchen, Ihren Koffer herunterzuheben, bevor Sie an Ihrem Ziel womöglich allein vor diesem Problem stehen!"

Die beiden Frauen hatten den schweren Koffer gerade hervorgezogen und balancierten ihn noch hoch über ihren Köpfen, als der Zug plötzlich ruckte und beide das Gleichgewicht verloren. Ungebremst der Schwerkraft folgend krachte der Koffer auf den Sitz vor ihnen, wobei drei der vier Schlösser aufsprangen, so daß der Deckel nicht mehr schloß.

Kea mühte sich nach besten Kräften, den Kofferinhalt am Herausquellen zu hindern, doch nun klemmten die Schlösser. "Der Rahmen ist komplett verzogen. Wenn Sie gegen den Deckel drücken, damit ich das letzte Schloß aufbekomme, kriegen wir ihn vielleicht wieder richtig zu," meinte sie.

Nach einigen Versuchen schnappte das Schloß auf, und der Kofferdeckel hob sich. Während Kea alles seitlich Heraushängende eilig in ihren Koffer zurückstopfte, klappte ihre Reisegefährtin den Deckel weiter auf und blickte bass erstaunt auf den Inhalt, der sorgsam eingebettet in etikettierten Frischhaltebeuteln zwischen den Textilien ruhte: "Und ich hatte das mit den Steinen für einen Scherz gehalten!"

"Der Zöllner auch." lachte Kea. "Geologen haben es eben nicht leicht!"

(c) Flachs
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
Benutzeravatar
gildenhaus
Beiträge: 657
Registriert: Do 22. Sep 2005, 16:10

Re: Der rote Satz

Beitrag von gildenhaus »

Kiselheer von Bandburg liess sich erschöpft in seinen alten Ohrensessel fallen. Er war müde und niedergeschlagen. Der Besuch bei Kimhilde in der Stadt war gewohnt turbulent gewesen, und das Gespräch mit dem alten Bankier Bulltip war wie befürchtet nicht erfolgreich verlaufen. Wie sollte er ohne das Darlehen nur die nötigen Reparaturarbeiten ausführen? Ihm würde noch das Dach über dem Kopf einstürzen. Sollte er den Koch entlassen? Irgendetwas musste jedenfalls geschehen. Die ganze lange schreckliche Rückfahrt hatte er sich das Hirn zermartert, vielleicht sollte er das Jeblottlknödel-Rezept vermarkten oder endlich die Hemdenproduktion - einfache schwarze Hemden mit dem Aufdruck "Folterknechte - wir stehen mit Rad und Tat zur Seite" - in Gang bringen.

Der einzige Lichtblick während der Reise war das junge Mädchen gewesen, sehr hübsch, blond, mit langen Beinen, das unterwegs zugestiegen war, und dem er geholfen hatte, den schweren Koffer neben dem seinen zu verstauen. Was hatten sie zusammen gelacht, als sie bemerkten, dass ihre Koffer haargenau einander glichen. Die ganze Zeit hatten sie gescherzt, es hatte seine Sorgen in den Hintergrund gedrängt, bis sie aussteigen musste.

Ach ja, der Koffer, er musste ja noch auspacken, Base Eni wartete sicher bereits auf die Lieferung von Schneiderin Yumokaki. Kiselheer erhob sich und öffnete den auf dem Tisch liegenden Koffer. Aber war das überhaupt sein Koffer? Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen... Als er seine Überraschung überwunden hatte, glitt ein Lächeln über sein Gesicht, er schenkte sich ein Glas des besten Port ein und liess sich zufrieden in seinen Sessel sinken. Seine Probleme hatten sich gewissermassen von selbst gelöst.


In einem Hotelzimmer öffnete zur gleichen Zeit Mandy ihren schweren Koffer und blickte bass erstaunt auf den Inhalt: Statt der 300.000 Taler, die sie von Georges Konto geholt hatte, lagen darin viele - wunderschön bestickte - Potsdamer Leintücher!
"Nie, Knabe, nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein" (Palindrom)
Benutzeravatar
gildenhaus
Beiträge: 657
Registriert: Do 22. Sep 2005, 16:10

Re: Der rote Satz

Beitrag von gildenhaus »

Vidya Venn hat geschrieben:Dass jemand außer mir noch den Ausdruck bass erstaunt kennt und hier dann gleich zwei an der Zahl, das hat mich doch völlig überrascht. :lol:

Ja, Vidya, da warst du baff oder bass erstaunt, was? :lol:

kurze - erheiternde - Worterklärung ist hier zu finden:

http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfis ... 78,00.html


Es machte paff, da war sie baff :lol: :lol: :lol:
"Nie, Knabe, nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein" (Palindrom)
Benutzeravatar
Vidya Venn
Beiträge: 12653
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 19:17
Wohnort: NRW

Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

Super Beiträge. Ich lüpfe meinen nicht vorhandenen Hut :D
Benutzeravatar
Buchecker
Beiträge: 21155
Registriert: Mi 23. Jan 2008, 23:26
Wohnort: Nairobi

Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

„Die Passagiere des Fluges LH264 aus Rio de Janeiro werden gebeten, zum Gepäckband 13a zu gehen. Passengers from flight LH264 are requested to proceed to...“ Die Durchsage der Ansagerin verlor sich im Stimmengewirr der erschöpften Fluggäste. Nach Tagen untätigen Wartens in der schwülen Hitze des brasilianischen Airports war am Vorabend endlich die erlösende Mitteilung gekommen, dass sich die gefährliche Aschewolke über Mitteleuropa gelichtet hatte und dem Flug nach Frankfurt nun nichts mehr im Wege stand.
Conchita Delgado eilte, nervös mit der Klappe ihres Handys spielend, hinter den anderen Passagieren her, die sich nichts sehnlicher wünschten als ihr Gepäck, das sie vor vier Tagen aufgegeben hatten, wieder in Empfang zu nehmen und endlich, endlich wegzukommen von diesen verfluchten Flughäfen. Auch Conchita hatte die Termine, die in Frankfurt vereinbart waren, mehrfach verschieben müssen; zum Glück hatten ihre Geschäftspartner vollstes Verständnis für ihre Lage gehabt.
Am Gepäckband wartete eine Traube von Menschen. Die ersten Koffer drehten bereits ihre Runden auf den Gummibändern, geradezu gierig rissen die Besitzer ihre Gepäckstücke an sich, wenn sie an ihnen vorbeizogen. Conchita versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch ihr Puls raste, ihr war fast schwarz vor Augen. Verdammt – wie oft hatte sie diese Reise schon gemacht, und immer noch war sie aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten!
Da kam er! Sie griff sich den schwarzen Samsonite, wuchtete ihn auf den Trolley („No thank you; I can manage alone...“) und schob die Karre Richtung Ausgang. Nothing to declare...
Draußen, in der Lobby des Flughafens, setzte sie sich zitternd auf eine Bank und schnaufte zweimal tief durch. Dann ans Handy: „Mehmet...? It’s me, Conny... Yes, I’m through... No, I’m fine… Can you pick me up outside?”
Es war geschafft. Eine Viertelstunde später saß sie in Mehmets weißem Porsche. Sie fuhren direkt zum „Frankfurter Hof“, wo Mehmet sie in eine Suite führte, wo schon ein paar seiner Freunde ungeduldig warteten. Conchita kannte sie alle – in den vergangenen Jahren hatte sie mit jedem von ihnen schon gute Geschäfte gemacht.
„Hi darling! So you’ve finally made it! Now let’s see what you’ve got…” Conchita fingerte den Schlüssel, den sie an einem Bändchen um den Hals trug, aus ihrem Ausschnitt hervor und steckte ihn ins Schloss. Das hatte sich anscheinend irgendwie verklemmt – jedenfalls bedurfte es der tatkräftigen Hilfe Mehmets, bis der Mechanismus endlich aufschnappte. Conchita hob den Kofferdeckel und erstarrte: Unterwäsche? Hemden? Anzüge? Schuhe? Bücher?? Kleine und große Holzskulpturen?? Hektisch wühlte sie den ganzen Krempel durch. Noch mehr Touristenramsch, zwei Flaschen Whisky, ein Kulturbeutel...
Mehmets Freunde schienen genauso bass erstaunt zu sein wie sie. Dann aber stand einer von ihnen auf. Conchita fühlte Panik in sich hochsteigen. „Wait... Someone must have taken my suitcase...“
Der Mann legte ihr den Finger auf die Lippen. „Halt’s Maul, Schlampe! Du schuldest uns 40 Kilo getrocknete Jeblottl-Blätter; Marktwert bei den Junkies am Hauptbahnhof: 80.000 Euro! Die wirst du jetzt bei mir in der Kaiserstraße abarbeiten. Aber vorher wirst du dich bei jedem von uns persönlich entschuldigen; du weißt schon, wie. Mehmet – hättest du die Freundlichkeit, das für die Dame zu übersetzen?!“
Ein Ort aus Wahn und Schall
Genannt Schloss Schattenhall
Benutzeravatar
Kibabu
Beiträge: 24568
Registriert: Di 11. Apr 2006, 15:40
Wohnort: CZ

Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Wir haben 6 Beiträge :!: Ist das Rekord? Ich bin bass erstaunt.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Benutzeravatar
Buchecker
Beiträge: 21155
Registriert: Mi 23. Jan 2008, 23:26
Wohnort: Nairobi

Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

So'n offener Koffer inspiriert halt bass ungemein...
Ein Ort aus Wahn und Schall
Genannt Schloss Schattenhall
Benutzeravatar
Flachs
Beiträge: 11883
Registriert: Mi 2. Nov 2005, 17:57
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Kibabu hat geschrieben:Wir haben 6 Beiträge :!: Ist das Rekord? Ich bin bass erstaunt.
Es wächst sich eben aus, nachdem Flachs nun mit ihrem offenen Koffer auch endlich in diesen Thread eingestiegen ist! :lol:
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
Benutzeravatar
gildenhaus
Beiträge: 657
Registriert: Do 22. Sep 2005, 16:10

Re: Der rote Satz

Beitrag von gildenhaus »

Also, Flachs, mach den Koffer nicht so schnell wieder zu!
"Nie, Knabe, nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein" (Palindrom)
Benutzeravatar
Vidya Venn
Beiträge: 12653
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 19:17
Wohnort: NRW

Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

Ich sehe den kleinen Hans Rosenthal noch immer hüpfen: Ihr seid Spitze :!: :D
Benutzeravatar
Buchecker
Beiträge: 21155
Registriert: Mi 23. Jan 2008, 23:26
Wohnort: Nairobi

Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Es würde zu weit führen, die reiche Zahl an Beiträgen im einzelnen zu würdigen, aber es bleibt festzuhalten, dass sich die literarische Basis weiter aufs erfreulichste entwickelt und sich auch die Palette der Themen - neben den bereits etablierten Sujets - stetig erweitert.
Hohes Lob gebührt in diesem Zusammenhang Yumo, die sich besondere Verdienste erworben hat um die Integration von Migrantenfamilien. Daher erhält sie die "Checker vom Neckar"-Gedächtnismedaille zusammen mit der Einladung, den Schreibwilligen ein weiteres brisantes Thema zur Bearbeitung vorzulegen.
Ein Ort aus Wahn und Schall
Genannt Schloss Schattenhall
Yumo
Beiträge: 6810
Registriert: Mi 5. Okt 2005, 00:19

Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Dank an den Paten für diese Ehre. (Um die Entscheidug habe ich dich nicht beneidet, aber nun wird sie mir bevorstehen.)

Ich bin neugierig, was euch einfällt zu:

Aus der Nachbarwohnung drang seit Tagen ein merkwürdig strenger Geruch.

Bis Dienstagabend, ggf. auf "Antrag" Verlängerung möglich.
Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamelbonbons aber exakt 25911 Wörter.
Antworten