Der rote Satz

[Buchecker]

Gestern, Leut, war isch zu lässisch,
fuhr mi'm Schorsch durchs scheene Hessisch
Ländsche mit dem Bulledog,
hatt zeviel vum Blaue Bock
drin im Maache un im Blut:
Oh, mer ging's als gaa net gut!

Kriegte Schweißfüß' un des Zapple,
konnt mi gaa net mehr berapple.
Dotzte met de Bulldoglambe
gesche den Verkehrbeamde.
"Auffahrunfall!", kreischt de Dabbes.
Ach, du Simbel, red kei Kabbes!

[Enibas]

Buchecker, der beste Mundartdichter des Forums.

[bookworms]

Sehr schön, Buchecker!
Fehlt nur noch die Strophe mit dem Gurkensalat

[Buchecker]

Oh! Verzeihung! Aber die lässt sich ja noch schnell ergänzen.

Du Gurk' bist doch selbst do geschtunne
Un hast's Salädsche nei geschlunge!
Kaa Auge haddsde uff de Gass,
bloß dicke Backe vunn dem Fraß!
E Knöllsche soll isch dir bezahle?
Bass uff! Gleisch gibt's hier fett Randale!

[Yumo]

Nach langer Zeit geht's (vielleicht?) hier wieder weiter. Die Jury hatte so lange getagt, da sie sich nicht über einen Sieger einigen konnte. Schließlich hat sie sich aber doch für Kibabus Beitrag entschieden.

[Buchecker]

Yumo ist wieder da! Jetzt wird alles gut!

[Kibabu]

Falls ihr noch nicht genug vom Roten Satz habt:

Der etwas andere Adventskalender

[Buchecker]

Advent, Advent, verdammter Advent...
Kevin drehte missmutig seinen Fineliner zwischen den Lippen. Dass die alte Pachulke in den Wochen vor Weihnachten jedes Jahr denselben Stuss zum Besten gab ("Kommt mal her, Kinder, ich erzähle euch jetzt mal die wahre Weihnachtsgeschichte..."), kannte er ja schon, aber diesmal hatte sie wirklich übertrieben. Nicht nur, dass sie die Kinder der 4b nötigte, den Hausmüll zu durchwühlen ("Wer hat Lust auf Schrottwichteln?" - begeistertes Geheul der braven Zöpfchengirls), nun verlangte sie auch noch von allen ein eigenes Adventsgedicht ("Die kopieren wir für alle, binden sie nett ein und legen sie den Eltern unter den Christbaum!" - entnervtes Aufstöhnen der coolen Irokesenboys).
... erst eins, dann zwei...
Kevin musste an Tante Xenna denken. Vorgestern hatte sie ihn verschwörerisch zur Seite genommen. Ob er denn schon wisse, was für ein Geschwisterchen er kriegen würde? Blau oder rosa?
Er hatte irgendwas von "Papa fragen" gemurmelt und für sich beschlossen, ihr diese Weihnachten nicht, wie sonst immer, eine Packung Weinbrandbohnen zu schenken. Dieses "Geschwisterchen"... Kevin hatte selbst erst vor zwei Wochen davon erfahren. Mama hatte seine Hand genommen und auf ihren Bauch gelegt. "Spürst du was?", hatte sie lächelnd gefragt. "Bald wirst du ein Brüderchen oder Schwesterchen haben. Das hast du dir doch schon immer gewünscht!" Das stimmte zwar, aber jetzt schien ihm diese Aussicht nicht mehr so verlockend. Blau oder rosa?! Er konnte sich schon ausmalen, wie die anderen gröhlen würden, wenn er mit seinem Bruder (vorausgesetzt, wenigstens das klappte) auf dem Fußballplatz erschien. Nun ja - eben war Mama mal wieder auf der Toilette gewesen und hatte sich übergeben. Vielleicht erledigte sich das Problem ja von selbst.
... dann drei, dann vier...
Bei Onkel Xenno gab's genau denselben Ärger. Kevin dachte voller Mitleid an seine beiden Cousins - die kriegten statt Weihnachtsgeschenken noch eine weitere Schwester vorgesetzt. Alle Anderen aus der Straße fuhren über die Weihnachtsferien in den Skiurlaub, aber die beiden mussten die Hälfte ihrer Spielsachen zum Flohmarkt bringen und sich dann in einem Zimmer die Spielecke teilen. "Zur Belohnung dürft ihr nach Weihnachten für eine Woche zu Tante Xenna fahren!", hatte Xenno ihnen versprochen. Kevin kicherte. Guten Appetit bei Kekssuppe und Betonplätzchen! Viel Vergnügen mit Sabberhund und Kratzekatze!
... dann steht das Christkind vor der Tür...
Kevin seufzte. Das einzige, was ihm bevorstand, wenn er dieses verdammte Gedicht nicht fertigbekam, war eine schlechte Note in Deutsch und Stress mit Papa und Mama. Papa hatte schon angedeutet, dass das Christkind nicht sehr glücklich gewesen war über die 4 in der letzten Arbeit und sich mit dem Nikolaus über das weitere Vorgehen abgestimmt hatte. Übermorgen würde es zum Showdown kommen - Zimtnüsse oder die Peitsche! Besser, er probierte es nochmal...

Advent, Advent, ein Kindlein kommt.
Es kommt mit Gottes Segen;
ob rot, ob blau,
ob Mann, ob Frau,
soll's kommen, meinetwegen.

[remlig]

Auch mal wieder von Seite drei hochschupse

[Summerhill1972]

Auch mal wieder von Seite drei hochschupse

[Buchecker]

Das Hochschubsen nutzt nichts, wenn keiner mehr da ist, der schreiben will. Schade eigentlich...

[remlig]

Da hast du recht Buchecker aber vieleicht findet sich ja noch jemand.

[Yumo]

Ja, schade, daß keiner sonst mehr was schreibt. Bucheckers Geschichte ist nicht zu toppen, aber damit es weitergeht, eben auch eine von mir...



"Hallo, Frau Jäger, wie geht’s?" Der Zivi stürmte in die Wohnung und schnappte sich den Rollator. Frau Jäger hatte bereits in Hut und Mantel auf den jungen Mann gewartet, der sie in die Stadt zum Einkaufen begleiten sollte.

Am Sonntag würde ihre Tochter mit Schwiegersohn und dem Enkel kommen. Sie war seit Tagen aufgeregt und voller Vorfreude. Sie hatte die Familie schon lange nicht mehr gesehen, seit sie nach Hamburg gezogen waren, und wollte noch einiges einkaufen, auch wenn ihre Tochter immer sagte, sie solle sich nicht so viel Arbeit machen. Aber ein Braten mit Rotkohl und Klößen, das mußte schon sein! Den aßen sie immer so gerne.
Fast alle Geschenke hatte sie schon vor einer Weile gekauft und hübsch verpackt im Wohnzimmerschrank aufbewahrt. Nur für ihren Enkel hatte sie noch nicht das Richtige gefunden. Wie alt war Finn eigentlich? 6? Nein, er mußte älter sein. Sie fing an nachzurechnen und kam auf etwa 10. Was mögen Jungens in diesem Alter?
Die Auswahl in dem Spielwarengeschäft war erschreckend groß, wie soll sich da ein Mensch zurechtfinden? Gut, daß der Zivi da war... Doch eine wirkliche Hilfe war er eigentlich nicht. Er war sich ganz sicher, daß eine Kinder-Kettensäge das Richtige sei. Oder irgendwelche Schauerfiguren, die einem Alpträume machen können. Aber auch eine Verkäuferin riet ihr zu einer Figur, Stawos, oder wie dieses ausländische Zeug heißt. Entziffern konnte sie die Schrift ohne ihre Lesebrille nicht.

Frau Jäger war froh, daß es relativ mild war. Wenn sie bei Eis und Schnee die weite Strecke mit dem Auto kämen, hätte sie keine Ruhe. Man hört ja so viel in den Nachrichten...

Sie ärgerte sich, daß sie keinen Weihnachtsbaum mehr bekommen hatte, so mußten eben geschmückte Tannenzweige herhalten. Die Geschenke lagen unter dem Strauß bereit, sie hatte eine Schallplatte mit Weihnachtsmusik aufgelegt, die leise im Hintergrund spielte, und Kerzen angezündet. Dann kam endlich der Besuch.
Als ihre Tochter in die gute Stube trat, fing sie lauthals an zu lachen: "Aber Mama, jetzt ist doch Ostern!" Finn fand das "kuhl", der freute sich über die Stawos-Figur und den etwas anderen Adventskalender, den er kurzerhand zum Osterkalender erklärte.

[Buchecker]

Frau Jäger - mit Hut und Mantel auf den Zivi wartend, Braten mit Rotkohl und Klößen vorbereitend, sorgenerfüllt wegen Schnee und Eis, die Schallplatte mit Weihnachtsmusik auflegend: ein perfektes Sittengemälde!
Und Klein-Finn mit seiner "kuhlen Stawos-Figur"!
Danke, Yumo!

[Kibabu]

Zwar hat Yumo saisonal noch elegant die Kurve gekriegt, aber die Halbwertszeit des Themas war schon überschritten.

Daher überreiche ich Buchecker ein rotes Osterei mit der Empfehlung, mit dem Verzehr nicht ebenso lange zu warten wie Yumo mit dem zweiten Beitrag.