Der rote Satz

Viele verschiedene Spiele rund um Worte, Silben, Sätze und mehr.
Benutzeravatar
Tschemmo
Beiträge: 5088
Registriert: Mi 4. Mär 2009, 18:21
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Danke für das U-Boot! :D Dann will ich mal den RAupenantrieb anwerfen -schmeißen ist ja so gewöhnlich- und einen neuen Satz vorgeben:

Es nützte nichts, er musste dort hinaufsteigen und sich erneut danach umsehen.

Zeit bis Sonntag einschließlich, am Montag vor dem langen Lauf werde ich die Sache konkret in Augenschein nehmen. Das dynamische Zeitlimit hat mir auch gut gefallen, darüber sollten wir nochmal nachschreiben, finden ich. Und ihr anderen fleißigen Mitgestalter?
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
Benutzeravatar
Flachs
Beiträge: 11883
Registriert: Mi 2. Nov 2005, 17:57
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Tschemmo hat geschrieben: Es nützte nichts, er musste dort hinaufsteigen und sich erneut danach umsehen.
Warum nur fällt mir dazu spontan Tschemmo im Baum ein? :lol:

Aber so ein dynamisches Zeitlimit ist wirklich angenehm; Inspiration stellt sich in den wenigsten Fällen kurzfristig und termingerecht ein, und ausformulieren muß man seine Ideen dann ja auch noch. :wink:
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
Benutzeravatar
Tschemmo
Beiträge: 5088
Registriert: Mi 4. Mär 2009, 18:21
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Stimmt, da war ja mal diese Baumgeschichte. Der neue Rote Satz geht auf eine ähnliche Begebenheit zurück, nur war der Baum ein Ticket-Automat und alles spielte sich unter einer Autobahn ab - mehr verrate ich nicht dazu.

Ich denke auch, wir sind hier nicht so destruktiv drauf und machen uns gegenseitig mit kurz vor Ablauf geposteten mrgreens den Spaß kaputt. Die Regel 24 h nach dem last post fand ich ziemlich gut, von mir aus könnten wir das als Standard, von dem jederzeit abgewichen werden kann, einführen.
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
Benutzeravatar
xenna
Beiträge: 34238
Registriert: Sa 24. Sep 2005, 16:34
Wohnort: Saarland

Re: Der rote Satz

Beitrag von xenna »

Es war Montagmorgen und Isabella hatte ihren freien Tag.
Schnell noch ein bisschen aufräumen, die Betten machen, mit dem Staubsauber durch die Wohnung flitzen und dann ... shoppen. Gögas Kreditkarte hatte sie schon am Vorabend heimlich aus der Jackentasche stiebitzt, die Handtasche war gepackt mit all den Utensilien, die Frau so braucht und Isabella musste nur noch unter die Dusche springen, danach die stoppelkurzen Haare fönen, ein wenig Make-up auftragen und der Weg war frei für eine gigantische Kauforgie.
Doch gerade, als sie ihre Jacke übergestreift hatte und zur Haustür eilte, um in ihr schickes Cabrio zu steigen, huschte ihr frecher Kater Zwickel zwischen ihren Beinen hindurch ins Haus, eine kleine verängstigte Maus zwischen den Reißzähnen.
Während Isabella noch schreiend den am nächsten stehenden Stuhl erklomm, begann der ungezogene Kater, mit dem niedlichen Mäuschen im Wohnzimmer zu spielen. Aber da Katzen und Kater bekanntlich nur so schlau sind wie ihre Herrchen bzw. Frauchen, ließ der Kater das Tier einen winzigen Moment aus den Augen und auch aus den Krallen, was das verängstigte Mäusetier natürlich schamlos ausnutzte und schnurstracks hinter der riesigen Eiche-rustikal-Schrankwand verschwand.
Isabella schrie nach allen Heiligen, nach ihrem Mann und auch dem hilfreichen Nachbarn, aber ihre Schreie verhallten ungehört in dem bestens schallgedämmten Haus. Die doofe Katze saß vor dem Schrank und wartete darauf, dass die Maus wieder zum Vorschein kam, was diese allerdings verständlicherweise nicht tat. Und das einzige, was Isabella vergessen hatte, in ihre Handtasche zu packen, war ihr Handy.
Irgendwann wurde es dem Kater zu langweilig, vor dem Schrank zu hocken und auf seine Beute zu warten. Er sprang auf die altdeutsche Couchgarnitur, von dort auf die Rückenlehne derselben und dann auf den schon erwähnten Schrank in der Hoffnung, dort des Mäuschens habhaft zu werden.
Indessen verharrte Isabella in panischer und irrationaler Angst vor einer Winzmaus auf ihrem Stuhl im Flur, die Katze saß auf dem Schrank und bemerkte irgendwann, dass das Raufspringen zwar problemlos zu bewerkstelligen war, aber für das Wieder-Runterspringen war das Katzenvieh zu feige und der Schrank zu hoch.
Und die Maus? Sie saß seelenruhig in ihrem Versteck und wartete auf ihre Chance zur Flucht.
Als schließlich abends Isabells Angetrauter von einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause kam und sich auf ein gemütliches Feierabendbier und ein leckeres Abendessen freute, fand er seine Holde immer noch zitternd und unverständliche Worte lallend auf dem Stuhl im Flur. Ihrer Muttersprache nicht mehr mächtig, zeigte sie immer nur stammelnd auf den Riesenschrank im Wohnzimmer und war nicht dazu zu bewegen, dem Stuhl zu entsteigen.
Also schritt er zur Tat und ins Wohnzimmer, begutachtete den Schrank von allen Seiten, fand jedoch nichts, was in irgendeiner Weise verdachterregend gewesen wäre, stieg schließlich auf die Couch, äugte über den Schrank, übersah dabei den Kater, der sich vorsichtshalber ganz flach auf den oberen Schrankboden duckte und ging erstmal nach draußen, um eine Zigarette zu rauchen und sein weiteres Vorgehen zu überdenken. Die Gelegenheit nutzte das schlaue Mäuschen, um blitzschnell hinter dem Monstrum von Schrank hervorzuhuschen und durch die offene Terrassentür in die Freiheit zu entschwinden.
Und die arme Isabella stand immer noch auf ihrem Stuhl, zähneklappernd und schlotternd vor Angst und nicht ahnend, das das Untier schon längst ihr gastliches Haus verlassen hatte, als ihr herzloser Göga schließlich mit einem Eimer kalten Wasser aus dem Bad kam, den er ihr überkippte, um den Schock zu lösen.
Die Frisur war ruiniert, das Make-üp hatte sich schon Stunden vorher in seine Bestandteile aufgelöst, der Inhalt der Handtasche stand unter Wasser, aber Isabella war durch das kalte Wasser wenigstens soweit wieder bei Sinnen, dass sie auf die obere Kante des Schranks deuten und den Namen ihres Katers nuscheln konnte.
Was blieb nun dem armen Ehegespons von Isabella anders übrig?
Es nützte nichts, er musste dort hinaufsteigen und sich erneut danach umsehen.
Er kletterte also erneut auf die Rückenlehne der altdeutschen Couch, entdeckte nun den Kater und versuchte, das sich heftig wehrende, weil dumme, Tier aus seiner misslichen Lage zu befreien, wobei er nicht nur die Krallen des Stubentigers zu spüren bekam, sondern bei seiner Rettungsaktion auch die Balance verlor und nebenbei auch ein paar Zähne.
Ach ja, ein gebrochenes Bein und einen geprellten Steiß hatte das Raubtier, das nicht in der Lage war, seine Beute artgerecht zu verspeisen, auch noch auf dem Gewissen.
Nun liegen beide in der Universitätsklinik, Isabellas immer noch nicht versöhnter Göttergatte auf der Orthopädie und Isabella in der Psychiatrie :?
Und den Kater versorgt inzwischen der nette Nachbar :mrgreen:
Guckst du hier
Und hier stell´ich mich persönlich vor:
http://www.booklooker.de/xenna
Benutzeravatar
Kibabu
Beiträge: 24568
Registriert: Di 11. Apr 2006, 15:40
Wohnort: CZ

Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

:lol: Jetzt war der dösige Gatte endlich mal aktiv, und prompt bricht er sich war. :lol:
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Benutzeravatar
Vidya Venn
Beiträge: 12653
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 19:17
Wohnort: NRW

Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

:D wie im richtigen Leben :lol:

huch, xenna, hätt ich dir gar nicht zugetraut. Toll :D
Benutzeravatar
Ischen
Beiträge: 27612
Registriert: Mo 15. Mai 2006, 12:03
Wohnort: Niederrhein

Re: Der rote Satz

Beitrag von Ischen »

Ich weiss nicht was da toll dran ist :wink:
Benutzeravatar
Flachs
Beiträge: 11883
Registriert: Mi 2. Nov 2005, 17:57
Wohnort: NRW
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Ischen hat geschrieben:Ich weiss nicht was da toll dran ist :wink:
Xennas blühende Phantasie - oder, Ischen??? :lol:
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
Dunik

Re: Der rote Satz

Beitrag von Dunik »

Flachs hat geschrieben:
Ischen hat geschrieben:Ich weiss nicht was da toll dran ist :wink:
Xennas blühende Phantasie - oder, Ischen??? :lol:

Wie :?: Wo :?: Was :?: , war das gar nicht frei erfunden und gab es da etwa Ähnlichkeiten zu einer lebenden Person :roll: :mrgreen: :lol:

Klasse, Xenna. :wink:
Benutzeravatar
Vidya Venn
Beiträge: 12653
Registriert: Mo 7. Nov 2005, 19:17
Wohnort: NRW

Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

Naja, ich finde es schon toll, dass xenna sich eine Fantasiegeschichte ausgedacht hat :D

Könntest du doch auch mal, ischen. Vidya hat schon!
Benutzeravatar
xenna
Beiträge: 34238
Registriert: Sa 24. Sep 2005, 16:34
Wohnort: Saarland

Re: Der rote Satz

Beitrag von xenna »

´türlich ist das reine Fantasie.
Mich hat eben die Muse geküsst gestern Abend 8) :mrgreen:
Guckst du hier
Und hier stell´ich mich persönlich vor:
http://www.booklooker.de/xenna
Benutzeravatar
Tschemmo
Beiträge: 5088
Registriert: Mi 4. Mär 2009, 18:21
Wohnort: Oldenburg
Kontaktdaten:

Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Tolle M(ä)use!
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
Benutzeravatar
Buchecker
Beiträge: 21155
Registriert: Mi 23. Jan 2008, 23:26
Wohnort: Nairobi

Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

xenna hat geschrieben:´türlich ist das reine Fantasie.
Mich hat eben die Muse geküsst gestern Abend 8) :mrgreen:
Mir ist nur eins nicht klar: Wieso Isa? Wieso Bella??
Ein Ort aus Wahn und Schall
Genannt Schloss Schattenhall
Benutzeravatar
Kibabu
Beiträge: 24568
Registriert: Di 11. Apr 2006, 15:40
Wohnort: CZ

Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Becker verstaute die Tasche im Kofferraum und stieg ein. Erleichtert atmete er tief durch. Das war erledigt. Er griff in die Innentasche der Jacke, zog ein Päckchen Dunikhill hervor und steckte eine Zigarette in den Mund. Er tastete in der Tasche nach dem Feuerzeug, aber sie war leer. Da fiel es ihm wieder ein: Schmidt hatte noch eine letzte Zigarette geraucht in der Hütte, und da musste das Feuerzeug liegengeblieben sein. Mist, jetzt musste er noch mal rauf und es holen. Es war ein Geschenk seiner neuen Freundin, mit Gravur. Die scharfe Melly war wirklich das beste an diesem Nest. Becker seufzte und stieg wieder aus. Schnell ging er die 200 Meter zurück zur Grillhütte. Dort war alles unverändert, wie er es vorhin verlassen hatte. Das Feuerzeug lag auf der Bank direkt neben Schmidt, deshalb hatte Becker es vorhin übersehen. Um Schmidts Kopf auf dem Tisch hatte sich mittlerweile eine beeindruckende Blutlache gebildet. Tja, selber Schuld, dieser Idiot. Einen Alleingang zu versuchen und ihn, Becker, seinen langjährigen Geschäftspartner hintergehen zu wollen. So nicht. Er schnappte sich das Feuerzeug, wischte es ab und steckte es ein. Die ersten grünschillernden Schmeißfliegen umsummten aufgeregt seinen ehemaligen Partner. Becker ließ seinen Blick noch mal prüfend durch die Grillhütte schweifen, keine Spuren. Er verließ die Hütte und ging zum zweiten Mal zu seinem Auto zurück. Doch diesmal verließ ihn sein Glück. 20 Meter hinter dem BMW sah er diese Kräuterhexe, die gebückt am Wegrand irgendwelches Grünzeug sammelte. Er hatte sie schon öfter gesehen, in diesem Kaff kannte jeder jeden. Deshalb würde sie auch ihn und sein auffälliges Auto kennen, obwohl er ja nicht in diesem Kuhkaff wohnte, sondern nur Melly gelegentlich abholte. Er seufzte bedauernd. Dumm gelaufen für die Kräuterhexe, aber das Risiko war einfach zu groß. Er griff in die Tasche und fühlte den Messergriff vertraut in seiner Handfläche.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Yumo
Beiträge: 6810
Registriert: Mi 5. Okt 2005, 00:19

Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Karl saß in seinem Lieblingssessel am offenen Fenster und paffte vor sich hin. Seine Augen waren trotz seines Alters noch recht gut, und so beobachtete er den roten Mähdrescher, wie er ein Feld nach dem anderen aberntete. Eine Staubwolke wehte hinter ihm her, es hatte schon lange nicht mehr geregnet. Eine Schar Krähen folgte dem roten Ungetüm in einigem Abstand und pickte die heruntergefallenen Körner auf.

Wo war denn nur...? Er kramte in seinen Taschen, konnte es aber nicht finden. Vorhin hatte er es doch noch! Er schaute sich im Zimmer um, konnte es aber nicht entdecken. Karl wurde immer unruhiger. Ächzend erhob er sich, und schlurfte ins Schlafzimmer. Auch dort war es nicht. In keinem der anderen Zimmer war es. Seine Frau, die Marie, war bei der Nachbarin, sonst hätte er sie fragen können, ob sie es vielleicht gesehen hätte.

Karl ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und überlegte, wo er überall gewesen war und es hätte liegenlassen können.
Im Bad – aber da hatte er schon nachgesehen. (Er hoffte, daß es nicht unbemerkt in die Toilette gefallen war...)
In der Wohnküche, wo er sich meistens aufhielt, war es auch nicht. Er hatte in allen Schränken nachgesehen, sogar im Kühlschrank, aber es war nirgends zu finden. In der guten Stube war er heute noch gar nicht gewesen. Dort war er eigentlich nur am späten Nachmittag, um, die Unterarme auf ein Kissen gestützt, seine Zigarre am offenen Fenster zu rauchen und die Bauern von der Feldarbeit heimkommen zu sehen. Aber sicherheitshalber hatte er auch dort gesucht. Er hatte schon so viele Male danach gesucht, und es oft an den merkwürdigsten Stellen wiedergefunden.

Ah, jetzt fiel es ihm ein: vorhin war er oben auf dem Speicher, um nach den Mausefallen zu sehen. Dort mußte es sein! Karl seufzte. Es nützte nichts, er mußte erneut hinaufsteigen und sich dort danach umsehen. Während er sich die steile Stiege hinaufquälte, dachte er bei sich, daß er in Zukunft besser darauf Acht geben müsse, wo er diese schlecht sitzende Zahnprothese hinlegte.
Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamelbonbons aber exakt 25911 Wörter.
Antworten