Der rote Satz

Viele verschiedene Spiele rund um Worte, Silben, Sätze und mehr.
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Wie jeden Tag um diese Zeit
öffnet mein Nachbar die Fenster ganz weit.
Denn er hat ´nen genialen Sohn,
bei dem sitzt einfach jeder Ton.
Er spielt Piano, Flöte, Geige und Bass.
Wenn ich ihn höre, wird mein Auge ganz nass.
Er ist ein wahres Multitalent,
wenn auch hier nachmittags keiner mehr pennt.
Der Junge ist auch noch fleißig dazu.
Nicht mal am Sonntag hat man mal Ruh.
Was mich daran am meisten stört,
das ist die Geige, die man so oft hört.
Die hohen Töne durchdringen die Wand.
Ich wünsche den Sohn ins Pfefferland.
Und was ich daran am meisten hasse:
Der Knabe spielt wirklich Meisterklasse.
Mit Mozart, Schubert, Händel und Bach
hält dieser Bengel die Nachbarschaft wach.
Andere Kinder ballern brav am PC
und tun damit meinen Ohren nicht weh.
Ich wünsche dem Söhnchen von nebenan,
dass er weiter seine Musik üben kann.
Ein Stipendium wäre doch wirklich toll,
am besten auf einem Südseeatoll!
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Toll!
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Danke :)
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Vidya Venn
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

Südseeatoll! atoll!! toll!! toll!!
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Ischen
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Ischen »

Warum ist kibabu eigentlich keine bekannte Schriftstellerin :?: Verschweigt sie uns möglicherweise was :?:
Obwohl die Dame mit dem Nachbarn, dass war ja man ne dooofe Kuh :roll:
Enibas

Re: Der rote Satz

Beitrag von Enibas »

@Kibabu, sehr gute Idee mit dem Gedicht. Gratulation !
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

30. Januar 2010
22:00 Uhr. Ich hab mich in mein Zimmer zurückgezogen. Unten läuft „Wetten dass“. Papa und Mama machen ihre eigenen Wetteinsätze; gerade hat Paps versprochen, endlich seinen Werkzeugkeller aufzuräumen, wenn der Zehnjährige es schafft, unter 200 Hamburgern die fünf rauszufinden, die bei Macdoof gebraten sind.
Ich muss nachdenken. Gestern bei Mirja auf der Fete ist was Komisches passiert. Das heißt, anfangs eigentlich nicht. Mirja hatte Pizza gebacken, wir anderen hatten Red Bull und so was mitgebracht. Wir saßen im Wohnzimmer von Mirjas Eltern (die waren über Nacht bei irgendeiner kranken Oma), aßen und hören dazu diesen geilen Rap von Lil Wayne. Nach dem Essen haben wir getanzt und, na ja, geknutscht und so.
Dennis war so süß! Ich bin mit ihm vor die Tür gegangen, er wollte eine rauchen, und wir haben über die Schule gequatscht. Dennis will nach der 10 abgehen und bei seinem Onkel eine Automechanikerlehre anfangen, irgendwann hat er dann seinen Meister, und dann will er seine eigene Werkstatt aufmachen.
Na ja, wie wir so reden, hör ich vom Nachbarhaus ständig so’n Gequietsche. Ich denk noch, hat da jemand der Katze auf den Schwanz getreten oder so, da lacht der Dennis und sagt, „Das ist der Junge von denen da drüben. Die Mirja hat ihn extra nicht eingeladen, weil der so krass uncool ist. Und jetzt traktiert der seine Geige, weil er uns nerven will. Der Schwachmat…“
Dennis zog mich hinter sich her zum Fenster. „Guck dir den Idiot mal an! Stoffhose! Bis obenhin zugeknöpftes Hemd!! Pullunder!!!“ Er musste so laut lachen, dass der Junge im Zimmer uns bemerkte und seine Geige absetzte. Omigod! Der kam tatsächlich raus!
Wir rannten zurück zu den andern. Dennis brüllte: „Freak-Alarm!!!“, und Mirja schrie: „Bleibt bloß hier und steckt euch nicht an! Ich geh schon und wimmel ihn ab!“
Dann passierte – erstmal gar nichts. Wir saßen im Wohnzimmer, glotzten uns gegenseitig an. Tobi fing an, irgendeinen blöden Witz zu erzählen, aber keiner hat ihm zugehört. Dann kam Mirja wieder rein. Alle sofort zu ihr hin: „Was hat er gesagt?“ „Hat er dich angesabbert?“ „Hat er geheult, der Kleine?“
Komisch – in dem Moment, als Mirja reinkam, wusste ich, dass irgendwas anders war als sonst. Anstatt rumzuspringen und loszulachen, war Mirja ganz still, und ich glaub sogar, dass sie geheult hatte, denn als sie dann sprach, hat ihre Stimme gezittert und sie hat sich fast verschluckt.
„Stellt euch vor“, sagte sie, als wir endlich still waren, „der Typ übt seit gestern fast ununterbrochen auf seiner Geige. Und wisst ihr, warum? Seine Mutter ist vorgestern gestorben, und er will ihr am Grab was spielen, von einem Typ, der heißt Schopeng oder so.“
Voll krass… Irgendwie war die Stimmung weg danach, ich hab mich wie ein Stück Scheiße gefühlt. Heute hab ich die Todesanzeigen von den letzten Tagen durchgeackert, und tatsächlich, am Donnerstag stand’s drin – 38 Jahre, lange, schwere Krankheit, Beerdigung am Dienstag, Spenden statt Kränze…
Morgen nach der Schule treff ich mich wieder mit der Clique. Irgendwo muss doch noch einer von diesen großen Briefumschlägen liegen…
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Ischen hat geschrieben: Obwohl die Dame mit dem Nachbarn, dass war ja man ne dooofe Kuh :roll:

Naaa, Ischen, haste die Türschlösser schon auswechseln lassen?

Und vertraust du dem Schlüsseldienst?
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Ischen
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Ischen »

Ich habe doch Raubkatzen zu Hause :D

und mich hat man ja wohl nicht gemeint, als die Dame mit dem Nachbarn.Oder etwa doch :shock:
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Sagen wir mal so: Du bist wirklich inspirierend.
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Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Eine schwierige Entscheidung, ich hab's geahnt und befürchtet. Leider war mir Ischens Beitrag zu knapp gehalten, auch konnte ich keinen Bezug zum "roten Satz" erkennen. Aber es ist immer schön, wenn "Neue" hier mitmachen.
Der Wanderpokal geht an die Kibabu mit ihrer originellen Idee ein Gedicht zum Satz zu verfassen.
Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamelbonbons aber exakt 25911 Wörter.
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Dankeschön, Yumo!

Auf ein Neues:

Das Jeblottl und seine Einsatzmöglichkeiten:

Zeit habt ihr bis Mittwoch, Verlängerungsanträge werden angenommen. :wink:
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Ist das was Tschechisches?
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Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Buchecker hat geschrieben:Ist das was Tschechisches?
Klingt fast so, daher hab ich meine Geschichte kurzerhand nach Prag verlegt:


Oldrich Procházka war ein eifriger Tüftler, wenngleich er bislang nicht gerade erfolgreich in seinen Unternehmungen war.
In der Prager Altstadt hatte er durch einen Glücksfall äußerst günstig eine Werkstatt mieten können, in der er sich eine kleine Ecke zum Wohnen eingerichtet hatte. Procházka wurde belächelt und viele hielten ihn für einen Spinner. Doch er ließ sich nicht entmutigen und wußte: „Eines Tages gelingt mir der Knaller!“

Leider hatten seine bisherigen Erfindungen alle kleinere Mängel, wie damals jener Verbrennungsmotor, mit dem Maschinen, ja sogar Autos angetrieben werden könnten, und zwar allein durch die interne Verbrennung von Hausabfall. Unglücklicherweise hatte der Motor auf dem Weg zum Patentamt wohl Schaden genommen, jedenfalls flog das Büro von Herrn Koukl in die Luft, als er den Motor vorführen wollte. (Bedauerlicherweise konnte er auf Grund der nachfolgenden Haftstrafe einige Monate lang nicht weiter basteln.) Doch das war nur ein marginaler Rückschlag, er würde diesen kleinen Fehler schon noch finden und dann würden ihm die Autohersteller die Werkstatt einrennen.

Oldrich Procházkas Motto war „Ranní ptá?e dál doská?e“ („Ein morgendlicher Vogel springt weiter.“) und so sah man ihn schon morgens um 4 Uhr eifrig in seiner Werkstatt umherspringen, zwischen Werkbank und Schreibtisch, hier ein Werkzeug suchend, dort seine Notizen studierend. So ging es schon seit Wochen, der Motor war inzwischen erst mal beiseite gelegt. Denn er hatte eine noch viel genialere Idee – Oldrich war dabei, das Jeblottl zu erfinden, etwas noch Großartigeres als jener Motor. Eine unerläßliche Errungenschaft für den modernen Single-Haushalt und die gestresste Hausfrau! Procházka stand kurz vor dem Durchbruch. Nur noch ein paar Tage, dann würden all seine Kritiker staunend verstummen. Er freute sich schon darauf, in Gedanken sah er in der ganzen Welt Geschäfte, die seine Erfindung verkauften, und in den Schaufenstern stand in großer Schrift:

Das Jeblottl und seine Einsatzmöglichkeiten:

- Joghurtmaschine (zum Herstellen von 100 g)
- Eierkocher (für bis zu 2 Eier)
- Bierdosenhalterung (für Motorräder)
- Leuchtstoffröhre (universell einsetzbar)
- Ohrenstöpsel
- Taucherbrille
- Tablettendosierer
- Luftpumpe

Doch an diese Träumereien wollte er keine Zeit verschwenden, er mußte weiterarbeiten. Er hatte noch keine zufriedenstellende Lösung für die Energieversorgung. Vielleicht könnte der Motor, in kleiner Ausführung...? Unermüdlich tüftelte er, und tatsächlich, es gelang ihm, seinen Verbrennungsmotor so klein und handlich zu bauen, daß er ins Jeblottl paßte. Nur noch ein letzter Versuch.

In der Abendausgabe von Pražský deník war eine kurze Meldung zu lesen, daß es in einem Hinterhof in der Altstadt eine schwere Explosion gegeben habe, bei dem mehrere Häuser beschädigt wurden; nähere Einzelheiten seien bei Redaktionsschluß noch nicht bekannt.
Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamelbonbons aber exakt 25911 Wörter.
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gildenhaus
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Re: Der rote Satz

Beitrag von gildenhaus »

Jeblottl, das

Sportgerät, das in einem seiner Abgeschiedenheit wegen recht unbekannten Tal in den Tiroler Alpen von den dort ansässigen Einheimischen verwendet wird. In seiner Funktionsweise ähnelt es dem in Ostfriesland bekannten Hufeisenwurf.

Geschichte:
Im 10. Jahrhundert kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen zwei italienischen und schweizerischen Tiroler Familien, in deren Verlauf sich einige Mitglieder beider Familien in ein sehr abgelegenes Tal zurückzogen, um dort dem Streit zu entgehen. Das Oberhaupt des schweizerischen Teils – Jebulus Blotterly – pflegte in seiner Freizeit seine abgelaufenen Holz-Skier in rautenförmige Stücke zu zerteilen und verwendete diese dazu, die sehr verbreiteten Krähen von seinen Getreideäckern zu vertreiben. Im Laufe der Jahre fertigten auch weitere Einwohner diese Wurfgeschosse an und nannten sie Jebs Blotterln. Jugendliche, die die Ziegenherden hüteten, begannen als erste damit, regelrechte Wettkämpfe auszutragen, wobei die Blotterln nicht mehr auf bewegliche Ziele sondern auf in die Erde geschlagene Pfosten geworfen wurden. Diese Wettkämpfe bildeten schliesslichen den Höhepunkt eines jeden Dorffestes. Der Enkelsohn des Jebulus Blotterly – Jeremias Blotterly - gründete schliesslich den ersten örtlichen Blotterln-Verein, der die bis zuletzt noch gültigen Regeln aufstellte: „Jeder Spieler bekam 3 Blotterln, die auf das Ziel geworfen werden mussten, das Blotterl, das dem Ziel am nächsten lag, bekam den Siegespokal.“ Es wurde dazu übergegangen, im Winter die Blotterln mit Schnitzereien zu verzieren, so dass noch heute sehr künstlerisch gestaltete Blotterln im Dorfmuseum zu bewundern sind. Durch die Verwischung der Sprache wurden „Jebs Blotterln“ im Volksmund zu „Jeblottl“ verkürzt. Die Erschliessung des Tals im 18. Jahrhundert führte leider dazu, dass diese Sportart völlig in Vergessenheit geriet, und so heute das „Jeblottl“ kaum noch Erwähnung findet.


Quelle: gildenpedia
"Nie, Knabe, nie grub Nero neben Orenburg eine Bank ein" (Palindrom)
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