Der rote Satz

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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Was meinst du, Kibabu - literarische Freiheit und so; ob man statt "-wohnung" auch "-haus" nehmen darf? Nicht dass eventuelle Beiträge in dieser Richtung am Ende zurückgewiesen werden...
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Also, die meisten Wohnhäuser enthalten ja mindestens eine Wohnung, das steht fest.
Irgendwie riecht es hier schon nach Procházka, glaube ich.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Oder nach eurem Kümmelgericht?
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Vidya Venn
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

War das nicht der Fall, wo die Rente kassiert wurde
Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Wenn es durch den "Genuß" von Kümmelgerichten früher Rente gibt, würde ich das Zeug evtl. essen...
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Vidya Venn
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

Frührente gibts aber durch stetige Lärmbeschallung :mrgreen:
Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Also müßte ich den Nachbarn das Zeugs andrehen, denn Kümmel löst ja bekanntlich?
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Wieder einmal ist es soweit:
Draußen beginnt die Erntezeit.
Tag für Tag geht Frau Nachbarin aus
und kommt gegen Abend mit Beute nach Haus.
Den Korb gefüllt mit Blütenblättern,
trotzt sie beharrlich allen Wettern.
Sie krabbelt in jeder Böschung herum,
wo sie war, verstummt das Bienengesumm.
Nur Stengel und Stiele bleiben hinter ihr stehen,
keine Löwenzahnsamen im Winde mehr wehen.
Jede einzelne Wiese plündert sie aus
und schleppt die duftenden Kelche nach Haus.
Dort brodelt dann tagelang der Blütenbrei
verkocht zu einem pampigen Einerlei.
Die Dämpfe durchdringen das ganze Haus,
und allen Bewohnern ist das ein Graus.
Den Gestank dieser gräßlichen Alchemie,
vergessen wir alle garantiert nie.
Eine Hexe ist sie vielleicht oder schlimmer
ein ganz gerissenes Frauenzimmer.

Nun geb ich euch allen ein Rätsel auf:
Wie heißt die Frau Nachbarin? Kommt ihr drauf?
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

ist es die da die da am eingang steht
oder die da die dir den kopf verdreht

ist es die da die nur die körner mampft
oder die da die vorm ofen dampft

ist’s gar die da die immer meditiert
und die die nie die geduld verliert

ist es die da die oft tagelang schweigt
oder die da die die ihre fratze zeigt

ist es die da die mitm dicken pulli an mann
nein es ist die frau die freitags nicht kann
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Flachs
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Kibabu hat geschrieben:Wie heißt die Frau Nachbarin? Kommt ihr drauf?
Wenn man gewissen Gerüchten Glauben schenken darf, die hier kursieren... - aber nein, bleiben wir doch erstmal noch bei den im roten Satz heraufbeschworenen Gerüchen! :lol:
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
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biznbux
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Re: Der rote Satz

Beitrag von biznbux »

Die beiden Ermittler waren durchaus einiges gewöhnt und so zuckten sie nur unmerklich zusammen, als sie zu einer Adresse in der "Blumenecke" der Stadt gerufen wurden.

Die Lilienstrasse hatte bestimmt einmal bessere Zeiten gesehen, aber das musste sehr lange her sein. Überall lagen geplatzte Müllsäcke und Glasscherben, ausgemusterte Hausgeräte standen neben abgemeldeten Autos, in einigen Häusern waren die Fensterscheiben im Erdgeschoss eingeworfen.

Zahlreiche Kinder spielten auf der Strasse und in den Hauseingängen, in kleinen Gruppen lungerten einige junge Männer herum, die die Zivilpolizisten mit finsteren Blicken musterten.

Das Haus Nummer dreizehn war ein besonders Prachtstück in diesem Gebäudeensemble.
Die Fassade wies nur noch Spuren von Putz auf, an einigen Stellen waren mehrere Steine aus der Aussenwand gefallen. Die meisten Fenster waren fast blind, einige Scheiben durch Folien oder Pappe ersetzt. Im Hausflur roch es nach Urin, bei der Treppe standen die Reste eines ausgebrannten Kinderwagens.

Ein Klingelschild war nicht zu entdecken, an den grösstenteils aufgebrochenen Briefkästen standen mit krakeliger Schrift gekritzelte Namen. Aus den oberen Stockwerken war eine keifende Frau und ohrenbetäubende Punkmusik zu hören.

Von hinten sah das Haus noch übler aus als von der Strassenseite. Fast alle Wohnungen hatten eine Satellitenschüssel an den Fenstern, nur eine Wohnung im zweiten Stock und eine der beiden Dachwohnungen machten eine Ausnahme.

Ein alter Ägypter, der sich offenbar selber zum Hausmeister ernannt hatte, führte die Beamten zu einer Seitentreppe.

Am oberen Ende befanden sich zwei Wohnungstüren. Das Schloss der einen Tür war wohl schon mehrfach aufgebrochen und wieder notdürftig repariert worden und aus der Nachbarwohnung drang seit Tagen ein merkwürdig strenger Geruch.

Da auf mehrfaches Klopfen keine Reaktion aus der Wohnung erfolgte, entschlossen sie sich zur gewaltsamen Öffnung der Tür. Vorsichtig schoben sie sich in die Wohnung. Am Ende des mit Gerümpel vollgestellten Flurs befand sich eine halb geöffnete verglaste Tür. Hauptkommissar Reinhardt stiess die Tür langsam auf, während sein Kollege ihn mit gezogener Waffe sicherte.

Was sie im Zimmer fanden, lies Ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
"Die beiden häufigsten Elemente im Universum sind: Wasserstoff und Dummheit."
-- Albert Einstein
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Flachs
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

biznbux hat geschrieben:Was sie im Zimmer fanden, lies Ihnen das Blut in den Adern gefrieren.
:shock: Laß uns bitte nicht zu lange auf die Auflösung warten, denn ich befürchte, ich kann sonst nachts nicht mehr schlafen! Deutete der quälende Traum von Palunda Shiran neulich darauf hin, daß es da Zusammenhänge geben könnte? *grusel*
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Flachs
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Der vollständig abgeschlossene, gründlich verriegelte Roman.

Aus der Nachbarwohnung drang seit Tagen ein merkwürdig strenger Geruch.
Vielleicht hätte Krawuttke ihm doch sagen sollen, daß er damit
den fauligen Schlamm aus dem Fischteich gesaugt hatte,
bevor Schablinski sich das Gerät als Dampfreiniger auslieh.

:mrgreen:
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Hallo, ich hab auch mal wieder was, alllerdings noch mit gewissen Schwierigkeiten. Ich hab einen Virus auf dem anderen Rechner und bin gerade dabei das in den Griff zu bekommen, ich glaube ich konnte die entsprechende Datei noch retten bevor es passierte. Jetzt rollt ein Virus-Scan drüber, ist aber ein mir unbekannter Bildschirm, ich bin also blind davor. Also bitte noch auf mich warten, ich bin lang dabei. Wenn bis 21:00 nichts von mir da ist, dann habe ich ein ernsthaftes Problem und ihr eine Geschichte weniger. Es gibt Schlimmeres. Es passierte nach dem letzten Satz, unmittelbar vor dem Lektorat. -Na dann, viel Spaß! :cry:
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

(Siri Hustvedt)
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Aufatmend stellte Petr Teugacek den Motor aus, griff sich Mantel und Aktentasche und knallte die Tür seines klapprigen Lada zu. Freitag Nachmittag, schönes Wetter, dazu eine tolle DVD für den Fernsehabend – das Wochenende ließ sich gut an.
In seiner geschmackvoll eingerichteten Wohnung angekommen, kochte er Kaffee, bereitete sich einen kleinen Imbiss und trug alles hinaus auf den Balkon, wo er tags zuvor seine neuen Terrassenmöbel aufgestellt hatte. Frisches Brot mit Löwenzahnmarmelade, dazu eine Tasse südamerikanischen Fair-Kaffee – was gab es Schöneres, als, so ausgestattet, bequem in der Sonne zu sitzen und die Zeitung zu lesen.
Kaum hatte er es sich jedoch draußen gemütlich gemacht, da öffnete sich die Balkontür der Nachbarn und DAS WEIB (so nannte er sie im Stillen) trat heraus. „Hallo, Herr Teugacek“, säuselte sie mit ihrem merkwürdigen Dialekt. „Ich hoffe, es stört Sie nicht, wenn ich hier ein wenig herumwerkle.“ „Ganz und gar nicht, meine Liebe (Er war zur Höflichkeit erzogen worden!); tun Sie sich keinen Zwang an!“
Petr vertiefte sich in die Lokalnachrichten. Schon wieder war in einer Großküche ein Kümmelattentat verübt worden – unbekannte Täter hatten die in einem großen Bottich zwischengelagerte Kartoffelsuppe mit etliche Kilo Kümmel versetzt und daraufhin die Belegschaft der Firma zu offener Meuterei gegen den nichtsahnenden Küchenchef aufgestachelt – dieser war ins Büro des Chefs geflüchtet und hatte seine Auswanderung ins Amazonas-Delta angedroht.
Gerade als er den Kommentar dazu lesen wollte, öffnete sich erneut die Balkontür nebenan. Seit Tagen schon war ihm aufgefallen, dass aus der Nachbarwohnung ein strenger Geruch strömte, wie nach altem Laub und feuchtem Stoff. Nun breitete sich dieser Geruch auch im Freien aus. Petr beobachtete mit gerümpfter Nase, was drüben geschah. DAS WEIB schleppte Gartenstühle, einen abgewetzten Resopaltisch und mehrere wackelige Hocker, die alle mit einer grünlichen Schicht überzogen waren, auf den Balkon. Dann – er traute seinen Augen nicht – schob sie einen Hochdruckreiniger (er versuchte, die Aufschrift zu entziffern: Kärcher HDS 5/11 UX) aus der Tür, warf den lärmenden Motor an und spritzte die Gartenmöbel mit einer heißen, scharf riechenden Lösung ab! Grüne Fetzen landeten auf seinen Hosen, weißliche Schaumflocken schwammen in seinem Kaffee und bildeten auf der gelben Marmelade ein reizvolles Muster.
„Hee! Sind Sie noch zu retten? Hören Sie sofort auf damit!“ Petr war außer sich vor Wut. Nur leider – die Maschine machte einen solchen Lärm, dass er fast sein eigenes Geschrei nicht hörte. Die Nachbarin blickte, scheinbar konzentriert, stur auf ihr Gerümpel und nahm von seinem Rufen keine Notiz.
„Dieses... WEIB!“ Es blieb ihm nichts übrig, als fluchtartig den Balkon zu verlassen und die Tür hinter sich zu verriegeln. Es war ohnehin zu spät – auch bei ihm in der Wohnung stank es jetzt nach Moder und Benzin. „Wart’s bloß ab!“, knirschte er wütend, „Das zahl ich dir heim!“
Irgendwo im Keller hatte er noch eine Flasche mit Chili-Soße, die ihm mal bei einer Betriebsfeier ein Witzbold als „portugiesischen Rotwein“ untergejubelt hatte. Er füllte sie in ein großes Glas, gab ein wenig von der sauren Milch, die er schon seit Tagen fortschütten wollte, hinzu und rührte vorsichtig um. Perfekt! Er stellte das Glas auf ein Tablett, legte ein paar Kümmelkekse dazu und ging hinaus auf den Balkon.
„Hallo?! Hallo, Frau Nachbarin! Sie sind ja ganz erhitzt! Ich weiß doch, dass Sie gerne KiBa-Saft trinken... Ich habe Ihnen ein schönes, kühles Glas zurechtgemacht! Das haben Sie sich nach der Anstrengung wahrlich verdient...“
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