Holländisches Gebetsbuch von 1790

Diskussionen rund um wertvolle, alte antiquarische Bücher.
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Fraap
Beiträge: 2
Registriert: Sa 22. Dez 2012, 13:19

Holländisches Gebetsbuch von 1790

Beitrag von Fraap »

Hallo Bibliophile,
zu meiner Geburt habe ich vor einer Weile ein holländisches Gebetsbuch geschenkt bekommen, aus dem Jahre 1790. Der Einband besteht aus Leder, hinten steht in goldenen, ein wenig verblichenen Lettern "Hemels Palmhof", was ich nicht zu übersetzen weiß, aber davon ausgehe, dass Hemel der Himmel ist und Palmhof Psalmen sind.
Das Buch ist durch zwei metallene Schnallen verschlossen, die Seiten sind von außen vergoldet. Einige kunstvolle Gravierungen sind auch zu erkennen.
Das gesamte Buch ist auf Holländisch abgefasst, nur eine Seite am Anfang ist auf Deutsch abgefasst, wo darauf hingewiesen wird, dass die Verleger von Seiner Königlichen Majestät von Preußen das Recht erhalten haben, für die nächsten 20 Jahre Gebetsbücher zu verlegen, ein sogenanntes "Privilegium Exclusivum".
Es hat 548 bis 557 Seiten, auf denen Psalmen und Gebete und Kirchengesänge (Lofzang-Lobgesang,)stehen.

Das Buch möchte ich natürlich nicht verkaufen, nichtsdestotrotz bin ich doch interessiert, wieviel so ein Buch wert ist.

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Spinnweb
Beiträge: 76
Registriert: Do 20. Apr 2006, 19:35

Re: Holländisches Gebetsbuch von 1790

Beitrag von Spinnweb »

Hallo Fraap,

dein Buch ist eine niederländische Übertragung des Werkes "Das Himmlisch Palm-Gärtlein" von Wilhelm Nakatenus.
Wilhelm Nakatenus (1617 - 1682) war vielgelesener geistlicher Autor der katholischen Reformbewegung im 17. Jahrhundert.
Als geistliches Gebrauchsbuch hatte es natürlich relativ viele Auflagen gehabt. Die niederländische Version wurde ab 1683 bis ins frühe 20. Jahrhundert gesichert 214 mal aufgelegt. Die Höhe der einzelnen Auflagen kann nicht angegeben werden.
(siehe: http://repository.ubn.ru.nl/handle/2066/100732
Unter diesem Link gibt es eine Rezensin von Guillaume van Gemert zu einem Text von Kurt Küppers der sich mit diesem Buch beschäftigt.)

Was ist so ein Buch wert, oder besser: Wie kann man den Wert dieses Buches bestimmen?
Wie oben beschrieben ist dein Titel geistliche Gebrauchsliteratur und wurde entsprechend verlegt. Das heißt: Dein Titel wurde oft aufgelegt und verkauft, aber auch genau so oft benutzt und verbraucht, und der Zustand der noch vorhandenen Exemplare ist meist traurig.
Dein Buch hingegen ist nicht nur von guter Ausstattung, sondern auch noch gut erhalten.
Der Ledereinband ist berieben, die Ecken angestoßen. Am hinteren Deckel ist die unterere Ecke abgerieben. Die Goldprägungen auf den Deckeln und dem Rücken sind gut erhalten. Der Verschluß des oberen Schanier ist etwas verbogen, was auf einen etwas zu schmalen Rücken schließen läst; das passt mit dem leichten Bruch (Brüchen?) im unteren Bereich der Bindung zusammen, die das Aufschlag- und Halteverhalten der Benutzer verrät und das untere Verschlußschanier entlastet.
Die Bindung ist fest, der Goldschnitt und seine Prägungen gut erhalten.
Das Buch wurde zeitweise etwas feucht gelagert, ist jetzt aber trocken. Das Papier hat ausser der feuchten Lagerung keinen Schaden.
Ich würde dieses Buch, aufgrund des guten Erhaltungszustandes, im mittleren dreistelligen Eurobereich einschätzen.

Um den Zustand zu erhalten solltest du das Buch nicht komplett aufschlagen. So wie du es auf deinen Fotos machst ist es richtig. Zum lesen halte es nicht in deinen Händen, sondern lege es auf den Tisch und unterstütze die Deckel.


FeinenTag noch
Spinnweb
Fraap
Beiträge: 2
Registriert: Sa 22. Dez 2012, 13:19

Re: Holländisches Gebetsbuch von 1790

Beitrag von Fraap »

Hallo Spinnweb,

tausend Dank für deine wirklich sehr gute Einschätzung, es hat mir sehr geholfen. Ich werde deinen Rat bezüglich der Behandlung auf jeden Fall beherzigen und das Buch ist in guten Händen.

Danke, sagt Fraap
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