Inkasso

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PaulPic
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Inkasso

Beitrag von PaulPic »

Vor etwa einem Jahr habe ich hier im Forum den Tip http://MediaFinanz.de bekommen. Seither habe ich mit den Leuten gearbeitet und bin sehr zufrieden. Am besten schaut man sich die Konditionen mal an. Es gibt keinen Mindestbetrag und keine Kosten für den Gläubiger - das ist wohl das Wichtigste.

Man kann jederzeit dort anrufen und sich beraten lassen (kostenfrei). Ansonsten arbeiten die wie jedes Inkassobüro, d. h. nach den gesetzlichen Vorgaben. Die entsprechenden Gebühren stehen dem Inkassobüro zu und werden auch zunächst vereinnahmt - ist wiederum gesetzlich vorgeschrieben. Sobald dann auf die Hauptforderung gezahlt werden kann, bekommt man am Monatsende eine Überweisung und eine Abrechnung per E-Mail (PDF-Datei).

Man kann die einzelnen Forderungen von Hand eintragen oder aber auch eine Datei hochladen. Natürlich muß man zunächst mit dieser Firma einen Vertrag schließen. Den Rest kann man dann ganz bequem online erledigen. Ich kann das nur empfehlen. Nach meiner Erfahrung (es geht oft um kleine Beträge) werden die Leute dann schließlich einsichtig. Die Zahlungsmoral ist nach Erhalt des Postbriefes von MediaFinanz plötzlich viel besser.

Das ist das Vorgehen: Zunächst ein Brief per Post, dann eventuell Nachhaken per Telefon bzw. E-Mail. Wenn der Schuldner einsichtig ist, aber nicht zahlen kann, wird ein Zahlungsplan vereinbart. Das ist für die einfach Geschäft, die machen das ganz sachlich und neutral.

Für die Schuldner ist es natürlich bitter, weil die Inkassogebühren die Sache enorm verteuern; aber das ist nicht zu ändern, es gehört zum Lernprozeß dazu. Wer nicht hören will, muß fühlen. Die Voraussetzungen für die Meldung einer Forderung sind: Forderung höchstens ein Jahr alt, mindestens - ich weiß nicht genau wieviel - Tage alt, erinnert, gemahnt, jeweils die entsprechenden Fristen dazwischen, so daß der Schuldner im Prinzip Gelegenheit gehabt hätte, die Forderung auszugleichen bzw. sich zu melden.

Ich persönlich erinnere nach zehn Tagen, schicke nach weiteren zehn Tagen eine Mahnung und erhebe eine Gebühr von 3 EUR dafür, schicke eine letzte Mahnung nach weiteren zehn Tagen und erhebe dafür eine Gebühr von 5 EUR und kündige schon in der Mahnung und erst recht in der letzte Mahnung die Übergabe an das Inkassobüro an. Nach dem neuen Kaufrecht ist das alles nicht nötig, wenn ich richtig informiert bin, aber ich mache mir die Mühe, weil ich die Kunden nicht verprellen will. Wenn die dann schließlich aufwachen, kann ich ihnen genau nachweisen, welchen Aufwand ich getrieben habe, um sie auf ihre Verpflichtungen hinzuweisen.

Eine Forderung von 4 EUR hat sich schließlich verdreifacht, wenn ich die Sache der MediaFinanz melde. Die Gebühren liegen in so einem Fall bei etwa 25 EUR, d. h. aus der versäumten Zahlung von 4 EUR wird dann schließlich eine Schuld von 30 EUR. Sollte der Schuldner schriftlich oder mündlich behaupten, er habe gar kein Geschäftsverhältnis oder keine Rechnung bekommen, gibt es eine Nachfrage per E-Mail mit der Bitte, entsprechende Belege nachzureichen.

Sollte man eine Forderung zurückziehen wollen, braucht man dazu keine Gründe, allerdings fällt dann eine Gebühr von 6 EUR an. Man kann die Sache natürlich auch auf sich beruhen lassen; ich könnte ich aber vorstellen, daß MediaFinanz dann nach einer Weile die Geschäftsbeziehung beenden möchte, wenn das überhandnimmt.

Ich möchte jeden ermutigen, der eine berechtigte Forderung hat, diesen Dienst in Anspruch zu nehmen, da unser gesamtes Gesellschaftssystem darauf beruht, daß Verträge eingehalten werden. Dabei spielt es gar keine Rolle, um welche Summen es geht. Es ist meines Erachtens eine Art soziale und wirtschaftspolitische Hygienemaßnahme. Jeder muß die Folgen seines Handelns auf sich nehmen. Außerdem kann man über alles reden. Wer das nicht gelernt hat, ist einfach nicht fit.

Kleine Anekdote am Rande: Ich habe früher mit Rechtsanwälten zu tun gehabt. Es ging da um größere Summen. Und manchmal war der eine oder andere klamm. Das war für beide Seiten peinlich. Wir konnten uns nicht vorstellen, daß die nicht zahlen können, und haben uns gefragt, warum das Geld nicht kommt. Die haben sich geschämt und sich nicht getraut, uns anzurufen und über die Sache zu reden. Wenn wir gewußt hätten, worum es geht, hätten wir wiederum mit unserer Bank sprechen können. So einfach geht das eigentlich. Aber Geld ist leider ein Thema, das emotional hoch besetzt ist. Da kann man oft nicht mehr rational handeln.

In diesem Sinn ist die Übertragung von Forderungen auf ein spezialisiertes Unternehmen eine rationale Handlung. Der Gläubiger entwickelt gegenüber dem Schuldner Gefühle und ärgert sich. Deshalb ist er eigentlich als Verhandlungspartner nicht geeignet. Das Inkassounternehmen ist in der Lage, die Sache professionell abzuwickeln. Daß die dafür etwas haben müssen, ist klar. Und der Schuldner lernt hoffentlich, daß es sich nicht lohnt, den Kopf in den Sand zu stecken.
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PaulPic
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Beitrag von PaulPic »

elbroto hat geschrieben:wie hoch ist den der satz den die nehmen; an was orientieren sie sich?
Ich habe mich dafür nicht interessiert; ich nehme an, daß die Gebühren wie bei den Rechtsanwälten festgelegt sind und von der Forderungshöhe abhängen, wobei jeweils in Sprüngen gearbeitet wird. Das können die einem aber sicher erläutern. Mich geht das ja nichts an - ich habe keine Kosten.

Üblich ist eigentlich, daß der Auftraggeber, also der Gläubiger, dem Inkassobüro die Kosten teilweise ersetzen muß, wenn die Forderung inklusive Inkassokosten nicht eingetrieben werden kann. Das macht es normalerweise uninteressant, ein Inkassobüro zu beauftragen.

Ich habe z. B. einmal indirekt einen Rechtsanwalt beauftragt, der mit einigen anderen zusammen über eine Vereinskonstruktion ein interessantes Modell anbietet, wo der Gläubiger pauschal pro Folgerungsangelegenheit einen gewissen Betrag an den Verein zahlt, ich glaube es war 17 EUR, und der Verein dann den Rechtsanwalt beauftragt. Meine Kosten waren also zunächst auf 17 EUR beschränkt. Es ging bei dieser Sache um etwa 180 EUR.

Mit dieser Aktion war aber nichts gewonnen. Der Schuldner hat sich einfach tot gestellt. Also wurde eskaliert. Ich habe dann mehrfach nachschießen müssen und jetzt um die 200 EUR investiert. Mittlerweile habe ich einen Titel gegen den Schuldner, aber der Rechtsanwalt kommt irgendwie nicht in die Gänge. Die Hausbank des Schuldners scheint nicht kooperieren zu wollen, vermutlich sind die selber Gläubiger. Und der Rechtsanwalt hat keine Lust, sich wegen solcher Sachen anzustrengen.

Wenn ich nicht immer wieder einmal nachhaken würde, würde die Sache im Sande verlaufen. Der Rechtsanwalt hat ja seine Gebühren verdient, also hat er kein Interesse mehr an der weiteren Verfolgung. Das Ganze ist extrem unangenehm. Der Schuldner hat mich von Anfang an verschaukelt, und ich habe inzwischen meinen Schaden extrem vergrößert. Mit MediaFinanz wäre das vermutlich nicht passiert.

In einer anderen Sache hat er es schließlich geschafft, daß das Geld reinkam, aber ich habe enorm viel Verwaltungsaufwand gehabt. Ständig kamen Briefe von ihm und ich mußte die beantworten. Ähnliche Sachen habe ich der MediaFinanz übergeben und hatte damit überhaupt keine Probleme. Ich habe nichts von der Sache gehört, bis das Geld da war. Man kann sich übrigens jederzeit online vom Fortgang der Sache überzeugen. Die führen ein ausführliches, informatives Protokoll.
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Flachs
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Re: Inkasso

Beitrag von Flachs »

PaulPic hat geschrieben:Vor etwa einem Jahr habe ich hier im Forum den Tip http://MediaFinanz.de bekommen.
Ja, es gab hier bis vor knapp einem Jahr noch einen ausführlichen Thread zum Thema Mahnverfahren und Inkasso, wo jemand auch entsprechende Links angegeben hatte. Leider gehörte der betreffende Thread zu denjenigen, die sich nach der versehentlichen Löschung durch BL nicht mehr aus dem Backup rekonstruieren ließen. Aber vielleicht erinnert sich noch jemand, der damals hier gepostet hatte, und kann Ergänzungen dazu beitragen?
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
(Rabindranath Tagore)
Bookorsair
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Inkasso

Beitrag von Bookorsair »

@PaulPic
Hallo,
ich habe Deine Ausführungen mit Interesse gelesen und bedanke mich hier auch für die Informationen. Mein Respekt und Servus!
der bookorsair aus genf
Wir werden nie so klug sein, um den Schaden zu beheben, durch den wir es wurden....
Ausserdem: manche sehen vor lauter Büchern die Bibliothek nicht.
Hier geht es zu meinen Büchern: http://www.booklooker.de/bookorsair
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Breithaupt
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Beitrag von Breithaupt »

@PaulPic
Interessaant! Vor allem die relativ kleinen Beträge, um die es hier geht.

Ein Rechtsanwalt hat mal richtig dick getan, als ich von ihm 200DM einfordern lassen wollte... War ihm ein zu kleiner Fisch. Und mir hat der Betrag damals weh getan...

Geht das auch mit einem bereits seit ca. 5 Jahren bestehenden Titel?
Ein Mieter hat nicht gezahlt und einen Schaden von ca. 10T? hinterlassen. Natürlich ein Typ, dem eigentlich nicht mal das Hemd gehört, das er anhat. Aber sowas kriegt man ja immer erst hinterher mit...

Gruß aus Ulm
Wer in sich geht, darf nicht erschrecken, wenn er dort niemanden trifft.
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PaulPic
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Beitrag von PaulPic »

Breithaupt hat geschrieben:@PaulPic
Geht das auch mit einem bereits seit ca. 5 Jahren bestehenden Titel?
Damit habe ich keine Erfahrung, aber grundsätzlich hat man ja einen Titel, um über einen Zeitraum von dreißig Jahren immer wieder nachfassen zu können. Und wenn ich richtig informiert bin, ist MediaFinanz die richtige Adresse auch für den weiteren Fortgang des Verfahrens.

Persönlich habe ich damit aber keine Erfahrungen gemacht. Ich würde dort einfach anrufen und fragen. Die Gesamtsumme ist jedenfalls von der Gebührenordnung her sehr interessant. Da würde auch ein Rechtsanwalt gerne tätig werden wollen.

Freilich muß man immer damit rechnen, daß solche Leute nie in die Lage kommen, für ihre Schulden einzustehen. In einem ähnlich gelagerten Fall habe ich deshalb von einer Verfolgung überhaupt abgesehen und die ganze Sache unter Lehrgeld verbucht.
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Breithaupt
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Beitrag von Breithaupt »

PaulPic hat geschrieben:Freilich muß man immer damit rechnen, daß solche Leute nie in die Lage kommen, für ihre Schulden einzustehen. In einem ähnlich gelagerten Fall habe ich deshalb von einer Verfolgung überhaupt abgesehen und die ganze Sache unter Lehrgeld verbucht.
... so sieht's wahrscheinlich aus... Schade, daß es keinen Pranger mehr gibt! Das wäre der richtige Ort, auch um andere zu warnen. Aber dann könnte man keinen Markt mehr abhalten, weil jeder Platz vollsteht... :wink:
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rolstein
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Beitrag von rolstein »

Hallo zusammen,

die einfachste und günstigste Art, für eine berechtigte offene Forderung an einen Titel zu kommen (für Pfändung durch Gerichtsvollzieher), besteht sicher im automatisierten gerichtlichen Mahnverfahren der Amtsgerichte der jeweiligen Bundesländer. Dies wird (sicherlich) auch von den Inkassobüros so gehandhabt, man kann aber auch problemlos selbst einen gerichtlichen Mahnbescheid beantragen.

hier der Link zum Online-Portal:

http://www.mahngerichte.de/onlineverfahren/index.htm

und zum Antragsformular:

https://www.online-mahnantrag.de/omahn/ ... art&bld=BW

Auf der Site sind alle notwendigen Informationen und der Ablauf (Verfahren, Fristen, Zinssätze...) beschrieben, man muß sich beim ersten mal etwas einlesen.

Wie gesagt, das gilt nur für eindeutige und berechtigte Forderungen. Falls der Angemahnte die Forderung in Frage stellt (Widerspruch), bleibt nur der Weg über die Gerichte.

Grüße, Rolf
_________________
mein Angebot:
http://www.booklooker.de/rolstein
LocoLibri
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Re: Inkasso

Beitrag von LocoLibri »

Hole ich wieder hoch, nachdem ich gerade drei Leute habe, die nicht zahlen. Dabei eine große DVD-Bestellung, die richtig weh tut.

Ich bin lieb (ganz bestimmt :mrgreen: ), möchte aber auch nicht schamlos ausgenutzt werden. Was auffällt: alle drei Newbies.
Deshalb habe ich jetzt von Rechnung wieder auf Rechnung (Vorkasse vorbehalten) umgestellt und verschicke bei Neulingen nur noch nach Vorkasse. Ich bedauere es sehr, dass dieser Schritt erforderlich war. -> Und habe schon ein Buch hier liegen, das nicht bezahlt wurde.

Ein weiterer Grund für mich, Einzugsmöglichkeiten über BL zu begrüßen. BL würde dann ja wohl auch die Bonitätsprüfung übernehmen?

Mediafinanz bietet auch Bonitätsprüfungen an, kenn die Konditionen aber noch nicht. Wenn ich dazu mehr weiß, post ich es.
LocoLibri
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Registriert: Sa 6. Dez 2008, 20:43

Re: Inkasso

Beitrag von LocoLibri »

Bonitätsprüfungen kosten über Mediafinanz ab 5,99 Euro, wenn man ein Abo hat wird es günstiger.

Zwei von meinen drei Ausfällen sind im Inkasso, mal schauen was draus wird.

Die DVD-Kundin hat sich heute nach meinem Mahnschreiben mit der Inkassoandrohung (und drei vergeblichen Emails, davon eine über BL sowie einer 1-Sterne-Bewertung) gemeldet und zuckersüß gefragt, warum ich sie mahnen würde und ob wir eigentlich Vorkasse vereinbart hätten? Es wäre noch nichts angekommen und ich solle doch bitte den Versand nachweisen. Dabei hat sie selbst auf meine Trackinginfo im Februar geantwortet und nach weiteren DVDs gefragt :shock: :evil: So etwas dreistes ist mir bisher noch nicht begegnet, unglaublich! :twisted: :evil:

Ich habe jetzt also Hermes eingeschaltet und die deutsche Post (war ein Hermes-Paket und ein Maxibrief). :roll: Wenigstens bei dem Hermespaket kann ich sie drankriegen, den Maxibrief muss ich wohl abschreiben.

Seitdem habe ich meine Zahlungsbedingungen geändert (tut mir leid für alle ehrlichen Kunden - und das sind sicher die meisten): Neulinge bekommen Ware nur noch gegen Vorkasse. :(
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jimihendrix
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Re: Inkasso

Beitrag von jimihendrix »

Mir geht es ähnlich, ich hatte in letzter Zeit auch einige "Newbies", die entweder aus Spaß bestellen und sich nach Bestellung nie mehr rühren (meist sind es dann auch noch ziemlich teure Sachen oder Pakete), oder aber die Vorkasse ablehnen. Ich bleibe da jetzt auch hart, liefere nur gegen Zahlung und nicht umgekehrt (außer bei Stammkunden)
krimikiste'buecher

lieber ein Buch in der Hand als eine Antenne auf dem Dach
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