Vorkasse

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alexandriabuch
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Vorkasse

Beitrag von alexandriabuch »

Vorkasse! Wie konnte es dazu kommen? Seit über 25 Jahren verdiene ich meinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Büchern. Schon lange davor verschickte man die bestellte Ware auf Rechnung, natürlich mit Rückgaberecht (Widerrufsschmus war unbekannt, da Retouren einkalkuliert und selbstverständlich waren, Service! Entgegenkommen! Kundendienst!). Die Ausfallquote war verschwindend gering. Kaum Probleme. Auch heute verschicke ich 99% aller Bestellungen mit offener Rechnung und auch heute noch habe ich, nicht zuletzt wegen erstklassiger Recherche- und Kundenverifikationsmöglichkeiten, Ausfallquoten von unter 1%. Aber immer wieder beim Einkauf: Zack, Vorkasse! Selbst als Fast-Gründungsmitglied mit hervorragender Bewertung bekomme ich von "Antiquariats-Kollegen", offenbar der jüngeren Generation immer wieder Vorausrechnungen. Dabei geht es noch nicht einmal um wertvolle Preziosen. Wir reden nicht (von Privatanbietern oder) von 100-EURO-Büchern, sondern von billigem 1-EURO-Zeug - Mulch, wie es in Fachkreisen heißt, eben Massenware. Eben das, was man nebenher für die Oma von nebenan mitbesorgt. Ich begreife nicht, warum es unter Kollegen nicht möglich sein soll, ein billiges Taschenbuch mit Rechnung zu liefern, zumal das den Ablauf (der Kunde möchte das Buch natürlich zügig) beschleunigen würde. Wer in der Lage ist, auch für billige Ware eine ordentliche Rechnung zu schreiben, der sollte diese auch schnell bezahlt bekommen. Ich halte das für eine Ehrensache.
Kapuzinerkresse
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Beitrag von Kapuzinerkresse »

Unterschiedliche Menschen - unterschiedliche Erfahrungen

Auch wenn ich erst auf knapp 15 Jahre Handel zurückblicke, so habe ich andere Erfahrungen gemacht. Nicht die Privaten sind das Problem, sondern die "Kollegen". Bitte beziehe das nicht auf Dich. Du bist ausdrücklich nicht gemeint!
Wenn ich meine Ausfälle betrachte, fallen in der Stückzahl rund 70% auf andere Händler. Bei der Summe sind es sogar über 80%.
Ausweg wäre - bei Lieferung auf Rechnung - nur ein vernünftiges Kundenscoring mit Bonitätsprüfung. Dies ist jedoch gerade im 'Mulch-Bereich' völlig unwirtschaftlich.
Mahnverfahren im 'Mulch-Bereich'? Genau so ein Schwachsinn...
Es bleibt letztendlich nur die Vorkasse und ein gutes Händchen bei den Ausnahmen.
Und der Zeitfaktor ist in Zeiten des Onlinebanking nach meiner Erfahrung auch nicht mehr entscheidend. Überweisungen sind üblicherweise am Folgetag auf dem Konto des Empfängers gebucht.

Ich gehöre auch noch zu den Leuten, für die ein Geschäft mit einem Handschlag besiegelt werden kann. Aber offensichtlich sterben solche Typen wie wir langsam aus...
Auch wenn es oftmals nur um Kleingeld geht, ich hasse es für 'Nüsse' arbeiten zu müssen und Schmarotzertum ist für mich ein Greuel.
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treogen
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Re: Vorkasse

Beitrag von treogen »

Hallo alexandriabuch

Ich gebe zu, ich bin allgemein ein Vorkassemensch.
Ich habe kein Problem, wenn man Vorkasse von mir verlangt.
Und ich liefer ungern per Rechnung aus - wenn, dann ausschließlich an Menschen, die bereits gekauft haben.

Der Grund liegt klar auf der Hand: Gerade weil es eben keine 100-Euro-Schwarten, sondern unter-20-Euro-Neuware ist, was ich im Angebot habe.
In diesem Preisbereich lohnt sich kein Mahnwesen, kein Inkassoverfahren, kein gar nichts.
Noch dazu kommt, dass bei den handgebundenen Exemplaren nicht nur der materielle Wert, sondern auch eine Menge Herzblut dranhängt.
Und wer 2, 3 mal gebrannt wurde, der geht auf Nummer sicher.
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barbara
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Beitrag von barbara »

@treogen:
Funktioniert Vorkasse tatsächlich bei Bestellungen von Buchhandlungen??? Das hat doch auch was mit Arbeitsabläufen zu tun - bei einer Kette mit Zentralbuchhaltung oder einer Kleinbuchhandlung, wo der Inhaber nur Sonntags Überweisungen fertig macht, hat der Kunde doch längst das Interesse verloren, bis das Buch da ist.

Die Arbeitsabläufe waren für mich beim Gebrauchtbücherverkauf der Grund, immer auf offene Rechnung zu liefern, da ich das beim Neubücherverkauf an Buchhandlungen ohnehin gewöhnt war. Ausliefern tue ich nämlich sofort und vorrangig - Zahlungseingänge überwachen dann, wenn ich Zeit habe. Ich habe über Booklooker noch nie einen Zahlungsausfall gehabt - die Zahlungsausfälle im Verlagsbereich sind meist tatsächliche Insolvenzen.
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antje
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Beitrag von antje »

barbara hat geschrieben:@treogen:
Funktioniert Vorkasse tatsächlich bei Bestellungen von Buchhandlungen??? Das hat doch auch was mit Arbeitsabläufen zu tun - bei einer Kette mit Zentralbuchhaltung oder einer Kleinbuchhandlung, wo der Inhaber nur Sonntags Überweisungen fertig macht, hat der Kunde doch längst das Interesse verloren, bis das Buch da ist.
Auch wenn ich nicht treogen bin :wink: : Ja, in den meisten Fällen funktionieren sie. Ich habe auch ab und an eine Buchhandlung als Käufer, und bis auf ganz wenige Ausnahmen fragt noch nicht mal einer nach offener Rechnung.

Auch ich versende grundsätzlich nur nach Vorkasse und mache nur sehr wenige Ausnahmen. Bei mindestens zweien hatte ich - wie sollte es anders sein - Zahlungsausfälle, und das waren - Buchhandlungen. Einmal ein TB für 1,99 Euro - solche Kleinbeträge kann man ja auch schon mal vergessen :roll: Das ist zumindest das, an was ich mich jetzt spontan erinnere.
Viele Grüße, Antje
Freundlichkeit ist eine Sprache, die Taube hören und Blinde lesen können - Mark Twain

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coburgcat007
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Beitrag von coburgcat007 »

Hallo,

auch ich versende generell nur nach Vorkasse, egal wie hoch der Betrag ist!
In letzter Zeit mache ich die Erfahrung, dass die Kunden nach Erhalt der Auftragsbestätigung, in der ich nochmal auf Vorkasse hinweise, nichts mehr von sich hören lassen! :cry:

Und ich bin nicht davon überzeugt, dass diese Leute, wenn ich sie gegen offene Rechnung beliefern würde, ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen würden!
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treogen
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Beitrag von treogen »

barbara hat geschrieben:@treogen:
Funktioniert Vorkasse tatsächlich bei Bestellungen von Buchhandlungen???
Jepp - das funktioniert.
Wobei, ich versuche zur Zeit gerade, zumindest Lichtbringer bei Libri unterzubekommen.
Spätestens dann dürfte sich das Problem eh erledigt haben...
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Tali
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Beitrag von Tali »

Ich muß jetzt doch mal eine Lanze für die Käufer hier brechen.
Bisher hatte ich auch bei Verkauf auf Rechnung nur einmal Probleme.
Das war ein preiswertes Taschenbuch, also verschmerzbar.

Der Rest war sehr zuverlässig, so daß ich die Praxis auch gerne so weiterführe.

Was bei Booklooker evtl fehlt, ist eine Möglichkeit, bei der Bestellung gleich anzugeben, daß ab einem bestimmten Betrag oder bei einem bestimmten Bewertungsprofil (z.B. weniger als 90%) nur noch gegen Vorkasse geliefert wird.

Wenn ich das im Begrüßungstext angebe, liest es sowieso keiner :?
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um interessante Selbstgespräche führen zu können, ist ein intelligenter Gesprächspartner vonnöten (H.G.Wells)
Kapuzinerkresse
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Beitrag von Kapuzinerkresse »

Da meine Erfahrungen mit 'Kollegen' - was die Lieferung auf Rechnung angeht - wie bereits geschrieben etwas fragwürdig sind, hier noch ein Thema, daß mich immer wieder den Kopf schütteln lässt:
Der Kollegenrabatt!
Nichts dagegen, wenn einer versucht mit mir zu handeln. Manchmal lasse ich mich gerne darauf ein, aber welchen inneren Nährwert es hat, wenn ein Händler bei mir ein Buch für spitzenmäßige 1,20? erwirbt und dann auch noch um einen Kollegenrabatt bittet, erschließt sich mir nicht wirklich. Sollen wir jetzt ernsthaft über 10% - sprich 12 Cent - diskutieren?
In solchen Fällen fange ich an, über den durchschnittlichen IQ der Branche zu grübeln...
blokk
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Registriert: Mi 6. Dez 2006, 21:02
Wohnort: Petershagen

Beitrag von blokk »

Auf solche "Kollegen" verzichte ich gerne. :lol:
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Erzkanzler
Beiträge: 1809
Registriert: Do 22. Sep 2005, 08:45
Wohnort: KIEL

Beitrag von Erzkanzler »

obwohl Privatverkäufer hatte ich diese Rabatt- Anfragen auch schon, merkwürdigerweise nur von den "Gewerblichen". Ein Privatkäufer hat noch nie nachgefragt.
cu
Erzkanzler
Mein Bücherregal
"Nimm einem stolzen Hirsch sein Geweih.
Was bleibt übrig?
Ein großes Karnickel."
Beta
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Registriert: Sa 25. Okt 2008, 16:02

Beitrag von Beta »

Kapuzinerkresse hat geschrieben:...Der Kollegenrabatt!
...
Ein interessantes Thema. Mag sich jemand für den Leitfaden einmal über den Händlerrabatt äußern? Ursprung, Höhe, Gepflogenheiten, Selbstverständlichkeiten? :wink:
alexandriabuch
Beiträge: 2
Registriert: Di 4. Nov 2008, 00:03

Beitrag von alexandriabuch »

Kollegenrabatt wird unter Buchhändlern bzw. Antiquariaten seit den frühen Tagen des Handels mit gedruckten Büchern gewährt. Es handelt sich um eine Gepflogenheit auf Gegenseitigkeit. Später entstand daraus die Verkehrsordnung des deutschen Buchhandels. Für den Sortiments- und Verlagsbuchhandel regelt das neue Preisbindungsgesetz auch die Möglichkeit des Rabattes für Angehörige des Buch- und Verlagsbuchhandels. Für den traditionell arbeitenden Antiquar ist der Kollegenrabatt selbstverständlich. Allerdings in Zeiten von auf Provisionsbasis arbeitetenden Vermittlungsplattformen wird es heute gerne gesehen, wenn die Bestellung mit Kollegenrabatt provisionsfrei eingeht, das heißt per Telefon, Email oder bei ZVAB über einen bestimmten festgelegten Bestellweg. Meistens wird die Gewährung des Rabattes mit der Bitte um zügige Bezahlung verbunden, was leider bei Sortimentsbuchhandlungen allzu häufig verhallt. Dort ist die Zahlungsmoral ohnehin nicht besonders gut. Ich gewähre Kollegenrabatt, üblich ist 10% bei provisionsfreier Bestellung, und bitte um umgehende Zahlung. Zieht sich die Zahlung in die Länge, verfällt der Kollegenrabatt nach, sagen wir, 14 Tagen. Natürlich muss klar erkennbar sein, daß der Besteller ein Antiquariat ist (oder sonstwie dem Buchhandel angehört). Kollegenrabatt-Wünsche bei Titeln unter EUR 10,00 halte ich für Unsinn. Aber das muss jeder selbst entscheiden.
Beta
Beiträge: 49
Registriert: Sa 25. Okt 2008, 16:02

Beitrag von Beta »

@ Alexandriabuch: Danke für die Erläuterung, die Eingang in "Thema 3: Welche Bücher und wie verkaufe ich?" gefunden hat.
büchermichel
Beiträge: 13
Registriert: Fr 6. Apr 2007, 13:37

Beitrag von büchermichel »

Auch wenn das Thema schon etwas älter ist, möchte ich es noch einmal aufnehmen, da ein bestimmter Aspekt in den vorangegangenen Diskussionen etwas zu kurz gekommen ist.

Wenn ich ein gebrauchtes Buch oder eine gebrauchte Zeitschrift kaufen möchte, dann lege ich auf den Zustand des Objekts einen gewissen Wert. Nun liegt es in der Natur der Sache, daß die Einschätzungen des Zustands eines Buches bei Verkäufern und (potentiellen) Käufern auseinandergehen können - was dann ggf. zu unangenehmen Dialogen führt. In der Tat habe ich schon manchesmal ein Buch bzw. eine Zeitschrift erworben, die der Käufer als "gut", ja sogar "sehr gut" etikettiert hat, in meiner Wahrnehmung aber kaum noch befriedigend war, z.B.:
  • ... hatte eine Zeitschrift auf einigen Seiten erkennbare Wassereinwirkungen (Papier war wellig);
  • ... war eine der Ecken eines Buches gut sichtbar eingedrückt;
  • ... in einem besonders krassen Fall waren aus den Heften eines Zeitschriftenjahrgangs die Seiten herausgeschnitten, die augenscheinlich in vollem Umfang mit Werbung belegt waren.
Das sind zugegebenermaßen etwas krasse Fälle. Doch empfand ich in solchen und ähnlichen Fällen die eMailerei stets als völlig fruchtlos, weil die Gegenseite eben die erwähnte andere Einschätzung hatte. So hieß es mit Bezug auf den in der Warenbeschreibung ausgewiesenen "guten" bzw. "sehr guten" Zustand u.a.
  • ... die Zeitschrift sei sehr selten, was den Zustand des Heftes mit Wassereinwirkungen als "gut" durchaus rechtfertige;
  • ... der Zustand des Buches sei eben angesichts des Alters (erschienen 1952) als "sehr gut" eingestuft worden;
  • ... und schließlich: ob ich die Zeitschrift oder die Werbung kaufen wolle, und entsprechend sei die Zustandsbeschreibung ...
Die Fälle sprechen für sich ... und im Grunde sind entsprechende Auseinandersetzungen verlorene Zeit. Für meinen Verkauf halte ich es deswegen mit dem augenscheinlich im Internethandel obsoleten Grundsatz
  • Erst die Ware, dann das Geld,
so daß mein Käufer selbst beurteilen kann, ob das offerierte Buch seinen Vorstellungen auch hinsichtlich des Zustandes entspricht. Das hat bisher eigentlich auch immer geklappt, na ja, sagen wir ´mal: fast immer. In den wenigen Fällen, in denen es ernsthafte Reibungswiderstände gab, will heißen: der Käufer reagierte (zunächst) auf das zugeschickte Buch nicht, wurde die Transaktion mit Unterstützung des BL-Teams doch noch abgeschlossen.

Nun ... die Zeiten haben sich geändert: Vorkasse ist im Internet üblich, was umgekehrt denjenigen, der aus guten Gründen nicht per Vorkasse verschickt, durchaus in Zugzwang versetzt. In der Tat ist mir schon 5mal passiert, daß nach Versenden der Ware Reaktion und Bezahlung ausblieb ... und ich auf meine Nachfrage die (durchaus nicht unglaubwürdige) Antwort erhielt, man hätte geglaubt schon bezahlt zu haben, da das Buch ja schon eingetroffen sei.

Wie also werde ich zukünftig verfahren? Ich denke, bei guten Beziehungen zwischen Käufern und Verkäufern wird auch in Zukunft Vorkasse nicht notwendig sein ... bei Erstkäufern, Neukontakten und schwierig einzuschätzenden Kontakten werde ich dagegen doch dieses Instrument ins Kalkül ziehen ... leider. Wie gesagt: tempora mutantur ...
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