Judith Lennox: Das Haus in den Wolken

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sillesoeren
Beiträge: 22
Registriert: Sa 8. Nov 2008, 17:02

Judith Lennox: Das Haus in den Wolken

Beitrag von sillesoeren »

ISBN: 978-3-492-05060-9

Eine nette Familiensaga für Abende am Kamin

Das Buch beginnt, wie viele Groschenromane oder Kinofilme (z.B. Pretty Woman) beginnen: Reicher Mann trifft arme Frau und verliebt sich in sie. Wer jetzt das Schlimmste fürchtet, wird von der Autorin angenehm überrascht. Der wohlhabende Geschäftsmann Richard Finborough ist ein Frauenheld. Umso erstaunter ist er, als er bei einer Autopanne die schöne, aber unnahbare Isabel kennen lernt. Vielleicht ist es für ihn nun der besondere Reiz, um diese kühle Schönheit zu werben. Auch ihre gesellschaftliche Herkunft als Dienstmädchen kann ihn nicht davon abhalten, sie unbedingt heiraten zu wollen. Was in anderen Romanen schon ein Happy End wäre, steht hier am Anfang: Richard und Isabel heiraten.

Wie wir Leser es von einer anständigen Familiensaga erwarten können, folgen nun einige eher harmonische Jahre mit der Geburt dreier Kinder. Als Richard sich nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Freiwilliger meldet, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Seine Kriegsverwundung, die Aufnahme einer Pflegetochter und ein dunkles Geheimnis aus Isabels Vergangenheit führen zu Lebenswegen der Familienmitglieder, die etwas die schicksalgebeutelten Buddenbrooks erinnern. Doch Richards Familie hat eher die Fähigkeit, selbst in schwierigen Zeiten aufeinander zuzugehen und miteinander zu sprechen.

Dieser Liebes-, Familien- und Schicksalsroman las sich mitunter fast wie ein Krimi. Die Erzählperspektive ist gut gewählt, mit einem Ich-Erzähler wäre es deutlich platter ausgefallen. Judith Lennox hat mit diesem Roman eine stimmige Geschichte erzählt - mit einer großen Vielfalt an Gefühlen wie Liebe, Hass, Verlangen, Sehnsucht, Gleichgültigkeit, Schuld und Abhängigkeit. Die Handlungszeit ist gut gewählt, die beiden Weltkriege konnten so prima als Handlungsrahmen genutzt werden. Die Beschreibungen des Handlungsortes sind nicht nur geografisch korrekt, sondern so liebevoll geschrieben, dass ich beim Lesen am liebsten meine Koffer gepackt hätte und mich auf den Weg auf die Britischen Inseln gemacht hätte. Sogar das Cover passt, es könnte Isabel auf dem Weg zu ihrem Haus zeigen.
LilStar
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Registriert: Do 13. Nov 2008, 16:35

Beitrag von LilStar »

"Das Haus in den Wolken" erzählt die Geschichte der englischen Familie Finborough zwischen 1909 und 1942. Richard Finborough, ein wohlhabender Industrieller, heiratet das einfache Hausmädchen Isabel, zusammen bekommen sie drei Kinder, deren Erwachsenleben wir mitvergolgen können.
Die beiden Weltkriege im Rücken, begleiten wir die Familie und deren Freunde durch eine Zeitspanne von über 30 Jahren, erleben viele Höhen und noch mehr Tiefen mit.

Judith Lennox hat eine wunderschöne Familiensaga geschaffen, mit sehr facettenreichen und authentisch dargestellten Charakteren. Konzentriert sich das Buch zunächst hauptsächlich auf Richard und Isabell und erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht, kommen im Laufe der Geschichte immer mehr Charaktere und damit auch Erzählperspektiven hinzu. Das stört jedoch nicht, denn egal wessen Geschichte der Leser gerade mitverfolgen kann, es macht immer Spaß und ist interessant.

Judith Lennox spricht unter anderem in ihrem Roman viele gesellschaftliche Mißstände und Vorurteile der damaligen Zeit an und auch ein paar geschichtliche Ereignisse werden dem Leser näher gebracht.

Insgesamt eine wunderschöne und glaubhafte Familiensaga mit sehr schön ausgearbeiteten Charakteren, die sich flüssig lesen lässt.
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Emanuelle
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Registriert: Sa 1. Nov 2008, 10:13
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Beitrag von Emanuelle »

Das Haus in den Wolken von Judith Lennox


Der Klappentext:

Bei einer Autopanne an der Küste Devons begegnet Richard Finborough Isabel Zeale, einer jungen Frau von kühler Schönheit aus kleinen Verhältnissen. Umso erstaunter ist der Frauenschwarm und einziger Sohn eines irischen Gutsbesitzers, als sie ihn zurückweist. Gegen seinen Willen verliebt er sich in Isabel; eine Liebe, die chancenlos scheint und dennoch in einer Ehe mündet, die viele Anfechtungen überdauern wird. Isabel und Richard bekommen drei Kinder und nehmen ein viertes bei sich auf, ihre Londoner Firma floriert- bis der Erste Weltkrieg der Glücklichen Zeit ein Ende zu setzen droht. Längst hat Isabel den richtigen Zeitpunkt verpasst, um ihren Mann ihre Vergangenheit anzuvertrauen. Und das ist nicht das einzige Geheimnis, dass Isabel und diejenigen, die sie am meisten liebt, eines Tages einholen wird.

Das Buch wird in drei Teile dargestellt:

Der erste Teil von 1909-1928: wie Isabel und Richard sich kennenlernen, wie sie Heiraten und Kinder bekommen, und wie er ein erfolgreicher Geschäftsmann wird. Dann zieht Richard in den Krieg, wo ihm das Leben von Nikolas Chance gerettet wird, der Später spurlos verschwunden ist.

Der Zweite Teil von 1928-1936: Ruby die Tochter von Nikolas Chance zieht zu den Finboroughs und findet ihren Platz in der Familie. Auf der Suche nach ihrem Vater, erfährt sie wie zerstört ihre Familie wirklich ist, und kommt hinter ein grausames Geheimnis.Die Kinder von Isabel und Richard gehen ihren eigenen Weg. Philip heiratet die beinahe Geliebte seines Vaters, Theo und Ruby verlieben sich. Sara heiratet den falschen Mann, verlässt ihn, und ihr Kind David. Daraufhin verstößt ihr Vater sie. Sia heiratet dann den Österreicher Anton.

Der dritte Teil 1936-1940: Der Krieg hat seine Spuren hinterlassen Isabels Söhne sind wieder in London, aber das Verhältniss zum Vater ist noch immer schlecht. Isabel die Ihren Mann verlassen hat, liebt ihn noch immer und kehrt zu ihm zurück.

Meine Meinung:
Die Figuren werden sorgfältig beschrieben, und das Schicksal der einzelnen Figuren bewegen einen sehr. Judith Lennox hat ein sehr schönes Buch über Liebe, Hass, Verzweiflung, und Mut geschrieben, dass von der Ersten Seite an seinen Leser fesselt.

:D
Meine Bücher
Ein Haus ohne Bücher ist ein leeres Haus.
brasida
Beiträge: 32
Registriert: Mi 3. Dez 2008, 15:55

Vor, während und nach dem Sturm

Beitrag von brasida »

Inhalt:
Im Jahr 1909 lernt Richard Finborough zufällig in einem kleinen Dorf Isabel kennen. Er stammt aus einer gesellschaftlich geachteten Familie und steht kurz vor dem Durchbruch als sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Isabel stammt aus einfachen Verhältnissen und weis nach dem Tod ihres Arbeitgebers noch nicht wie es mit ihrem Leben weiter gehen soll. Richard verliebt sich in Isabel und bittet sie ihn zu heiraten. Nur zögernd stimmt sie zu, da es ein Geheimnis in ihrer Vergangenheit gibt, dass sie ihm nicht offenbaren kann.
Dies ist der Auftakt zu einer Familienchronik der Jahre 1909 bis 1942. Das Leben von Richard, Isabel und ihrer Kinder während zweier Kriege und in Friedenszeiten, sowie die gesellschaftlichen Konventionen dieser Zeit stehen hier im Vordergrund.

Meine Meinung:
"Das Haus in den Wolken" ist ein Gesellschaftsroman und eine Familienchronik der Zeitspanne von 1909 bis 1942. In vier Teilen wird hier die Geschichte der Familie Finborough aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert. Die Erzählung ist dabei nahezu ohne zeitliche Lücken und sehr fließend wiedergegeben.
Die Schilderung der Ereignisse wirkt realistisch für die Zeitepoche. Besonders die Kapitel, die den weiblichen Familienmitgliedern gewidmet sind fand ich sehr interessant. Sicherlich auch aus dem Grund, da ich als weibliche Leserin hier einen direkten Vergleich anstellen konnte zwischen dem Leben wie ich es kenne und wie es in der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts für Frauen war.
Als etwas verwirrend empfand ich die vielen Nebencharaktere. Häufig musste ich bei einem Namen erst noch einmal überlegen, wer diese Person nun wieder war. Einen Glossar hätte ich an dieser Stelle hilfreich gefunden.
Als interessant empfand ich die Sichtweise der Figuren auf tatsächliche Begebenheiten, wie die Abdankung von König Edward, oder den Machtantritt Hitlers. Politische Diskussionen und Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Gesellschaftsformen finden durchaus statt. Judith Lennox lässt sich hier keineswegs auf das Genre Liebesroman einengen.
Den Titel konnte ich leider in keinen direkten Zusammenhang zum Inhalt bringen, ich finde ihn daher nicht sehr treffend. Der Originaltitel "Before the Storm" scheint mir eher passend.
Das Cover gefällt mir jedoch gut.

Fazit:
Ein Zeitzeugnis aus britischer Sicht, das auf interessante Art und Weise Geschichte und Familienchronik miteinander verbindet.
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