Der rote Satz

Viele verschiedene Spiele rund um Worte, Silben, Sätze und mehr.
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biznbux
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Re: Der rote Satz

Beitrag von biznbux »

Im Cockpit roch es mittlerweile deutlich nach Treibstoff, der letzte Treffer hatte eine der Leitungen erwischt und jetzt lief der kostbare Sprit schneller aus, als es ihm lieb sein konnte. In fünf Minuten würde der Motor aussetzen und dann blieb nur noch segeln.

Bis zur Basis würde er es so nicht schaffen, das wurde ihm nun klar. Er zog die Maschine wieder auf 9000 Fuss und beschleunigte auf Höchstgeschwindigkeit, um einen möglichst langen Gleitflug vorzubereiten. Zwei Minuten später begann der Motor zu stottern und setzte schliesslich aus.

Er stellte den Propeller auf Leerlauf und versuchte seinen Kurs den Luftströmungen ein wenig anzupassen. Jetzt zahlte sich die jahrelange Drachenfliegerei aus. Er wurde eins mit der Maschine und erlebte einen dieser seltenen Glücksmomente, die ihn früher an der Fliegerei fasziniert hatten. Die Sicht war klar, er konnte am Horizont schon die Berge oberhalb des Flugfeldes erkennen.

Knapp oberhalb der Baumwipfel überwand er die Hügelkette vor dem Stützpunkt, flog eine scharfe Rechtskurve und setzte zur Landung an.

Der Staffelführer war nicht allzu begeistert von seinem Bericht. Von den acht Jägern waren nur fünf zurück gekehrt, die Staffel hatte jetzt nur noch drei halbwegs intakte Maschinen.

Das Missionsziel war noch nicht erreicht, der Nachrichtendienst hatte gemeldet, dass der Konvoy mit dem feindlichen Generalstab weiter in Richtung Frontlinie unterwegs war.

Die Befehle der Heeresleitung waren eindeutig. Der Konvoy musste aufgespürt und aufgehalten werden, um jeden Preis. Es nützte nichts, er musste dort hin, aufsteigen, und sich erneut danach umsehen.
"Die beiden häufigsten Elemente im Universum sind: Wasserstoff und Dummheit."
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Tschemmo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Dann machen wir mal Schluss und mir obliegt es nun den Fortgang zu sichern. 5 Geschichten! 5 mal Angst und Anstrengung, Spannung und Zittern, Tod im Allgemeinen, natürlich Mord im Speziellen – und das alles ist erschienen hier im Roten Satz aus der Gebiss-Vergegerei.

Zu den Beiträgen im Einzelnen mit subjektiver Wertung:
Pitbull hat mein Bergsteigerherz angerührt, eine tolle Geschichte, insbesondere wenn man die Strapazen eines schweren Aufstiegs aus eigener Erfahrung kennt. Wer über die Eiger-Nordwand einen Erfahrungsbericht lesen möchte, dem sei „Auf den Gipfeln der Welt“ von John Krakauer empfohlen. Insgesamt ein echtes Mist-Buch, aber man bekommt gewisse Einsichten.
Das flotte Klettern ist faszinierend. Einer, der es nicht auf Zeit macht, aber auch ziemlich gut kann ist the blind climber Andy Holzer aus Lienz.

Besonders gefreut habe ich mich über Xennas Musenkuss. Ich war ja eine Zeit lang weg - für mich war es auf jeden Fall der erste Beitrag von Xenna – ein Einstieg? Der Shopping-Tag in red-sentence-city ist ja vom ungehörigen Zwickel vereitelt worden, bella Isi muss also auf neue Garderobe warten…
Kiba lässt reichlich erste Silbe ihres verkürzten Nicks fließen und bringt messermäßig Leute um.
Yumo gründet den Gebiss-Verlag und macht uns unblutig schmunzeln. Ich habe selbst mal eine Geschichte rund um ein Gebiss geschrieben, die hab ich allerdings nur noch auf Papier. Auf jeden Fall hat ES mich schon gereizt und weiter getrieben, was ist ES denn nun? Und als ES sich dann fand und ES sich herausstellte, da hab ich ziemlich gelacht.
Zu guter letzt sind wir mit im Cockpit von biznbux. Meine Gedanken schwelgten abwechselnd „Über den Wolken“ und einer Flieger-Serie, Korea Krieg, die ich vor vielen Jahren ab und zu geguckt habe, hin und her. Und dann war da noch dieser Benzingeruch, das Tanken mit meinem fliegenden Motorrad.

Ich hoffe, alle hatten beim Schreiben so viel Spaß, wie wir anderen beim Lesen. Für unser weiteres Wohlergehen sorgt: Pitbull : – ich bin nun mal ein Fan dieser Haudegen.
Alt werden ist schön, das Problem ist nur, dass der Körper dabei in die Binsen geht!

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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Streng riechend und etwas schmuddelig verliess er widerwillig das Büro, das mittlerweile aussah wie ein überquellender Müllcontainer.
Ich riss das Fenster auf und desinfizierte Telefonhörer und Maus, die er benutzt hatte.
Manche Kollegen sind die reine Pest.
Vor uns: 5 Monate Dunkelzeit
Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Kiba, das klingt fast so, als ob du einen ehemaligen Kollegen von mir beschrieben hättest. :lol:

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Als er die Augen aufschlug, war es stockdunkel. Nein, nicht ganz, über sich sah er durch einen Spalt Feuer. Er wollte schreien, aber Mund und Hals waren so trocken, daß er nur ein heiseres Krächzen herausbekam. Es stank so eklig nach Schweiß, daß er sich übergeben wollte. Doch auch das gelang ihm nicht.

Sein Herz schlug wie wild. Panisch versuchte Jannick aufzustehen. Er mußte da raus, was immer das auch sein mochte, wo er drinsteckte. Seine Füße fanden keinen Halt, es war, als ob er der Boden nachgäbe. Seine Hand griff in etwas weiches, nasses. Erneut überkam ihn Übelkeit. Jannick kämpfte verzweifelt weiter, und es schien, als dauerte es Stunden, bis er endlich auf die Beine gekommen war. Er stemmte den Deckel hoch und erkannte, daß er in einem Abfallcontainer gelegen hatte. Jannick war froh, daß das Feuer gar keins war, sondern nur das rötliche Licht einer Straßenlampe, die direkt neben dem Container stand. Er konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie er da hineingekommen war. Ihm war schwindelig und er wollte sich anlehnen, verlor jedoch den Halt und fiel auf die undefinierbare weiche Masse unter ihm; etwas fiel auf ihn. Er hörte noch, wie der Deckel zuklappte. Dann war er eingeschlafen.

Nach einer Weile erwachte er wieder. Diesmal war es nicht ganz so schwierig aufzustehen, obwohl er das Gefühl hatte zu schweben. Ihm war immer noch schlecht und er hatte fürchterlichen Durst. Außerdem war ihm so heiß, als ob er hohes Fieber habe. Er wäre gerne liegengeblieben, aber Durst und Gestank waren einfach unerträglich. Streng riechend und etwas schmuddelig verließ er widerwillig den Müllcontainer. Er trat dabei versehentlich auf etwas, das wie eine große, bunte Ratte aussah; es gab ein schmatzend-knackendes Geräusch. Erschrocken wollte er weglaufen, aber die Beine gehorchten ihm nicht recht. Seine Füße schienen im Straßenbelag einzusinken und überall waren diese Viecher. Zu seiner Erleichterung nahmen sie jedoch keine Notiz von ihm; er fluchte über die helle Straßenlampe, die ihn blendete.

Jannick wollte nur noch trinken. Am liebsten würde er sich jetzt in eine Badewanne mit kaltem Wasser legen. Aber keins von beidem war da. Er versuchte, sich wenigstens Jeans und T-Shirt auszuziehen, weil die Luft angenehm kühl war.

Nicht weit entfernt entdeckte er vor sich eine große Leuchtreklame, auf der ein Film lief. Die Handlung war nicht ganz jugendfrei und dabei so absurd, daß er lachen mußte. Er kicherte, daß solch ein Film auf der Straße gezeigt wurde. Jannick fand es komisch, daß immer wieder Menschen von der Straße in die Reklametafel hineingingen und in dem Film mitspielten, während andere herauskamen. Irgendwie cool, ein Puff oder so in einem Spielfilm, bei dem jeder, der wollte, mitmachen konnte. Sein Freund Maik winkte ihm von der Leinwand aus mit einer riesigen Wasserflasche zu.

Am nächsten Morgen kam Jannicks Mutter in sein Zimmer. Als Jannick nicht zum Frühstück auftauchte und auch kein Rumoren aus dem Bad zu hören war, wollte sie ihn wecken.
Sie fand ihren Sohn halbnackt vor seinem Bett liegend, umgeben von leeren Chips- und anderen Tüten. Die Nachttischlampe brannte, auch den Fernseher hatte er nicht ausgeschaltet. Das zerwühlte Bett war völlig durchnäßt von seinem Schweiß.

Die Notärztin untersuchte Jannick, was sich recht schwierig gestaltete. Er versuchte immer wieder aufzustehen und brabbelte unentwegt wirres Zeug. Der Puls war deutlich erhöht und die Pupillen maximal weit. Sein Gesicht war gerötet, die Schleimhäute trocken. Die Ärztin erklärte der besorgten Familie, daß sie ihm ein Gegenmittel spritzen würde, er aber umgehend ins Krankenhaus müsse. Beim Eintreffen war ihr sofort der wunderschöne Stechapfel aufgefallen, der vor dem Haus in voller Blüte stand. Die Symptome deuteten darauf hin, daß ihr 15jähriger Sohn mit ein paar von den Blüten experimentiert haben dürfte.
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Köln.

Wie der Sprecher der Kölner Stadtpolizei, Gunnar Vöckler, heute in einer Pressekonferenz bekanntgab, wurde der aus der Serie „Big Brother“ bekannte Zlatko T. gestern in verwahrlostem Zustand aufgegriffen.

Einem Hinweis aus der Bevölkerung folgend, war eine Streife am Montag Abend zu einem belebten Platz in der Innenstadt gefahren, wo sich Herr T. lautstarke Wortgefechte mit Anwohnern lieferte. Offensichtlich hatte er dort seit längerem einen öffentlichen Müllcontainer besetzt gehalten. Als die Beamten eintrafen, weigerte er sich standhaft, den Container zu verlassen, und verwies darauf, dass er sich „schon etliche Wochen“ dort aufhalte und „nicht im Traum“ daran denke, ihn zu verlassen. Schließlich sei in der Sendung am Sonntag, so Zlatko T., „ganz eindeutig der Rüttgers“ herausgewählt worden; bevor der nicht gehe, sehe er keinen Grund, selbst die Stellung aufzugeben.

Die Beamten wiesen Herrn T. darauf hin, dass sein exzessiver Shakesbiergenuss zu Beschwerden seitens der Anwohner geführt habe. Das unablässige Gegröhle des Schlagers „Ich vermiss dich wie die Hölle“ habe sein Übriges getan, dass die Situation untragbar geworden sei.
Wilde Beschimpfungen gegen „Rüttgers, du Loser“ ausstoßend, verließ Zlatko T., streng riechend und etwas schmuddelig, daraufhin widerwillig den Müllcontainer.
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biznbux
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Re: Der rote Satz

Beitrag von biznbux »

Hmmmm,

die Geschichte, die mir zu diesem roten Satz eingefallen ist, schreibe ich hier lieber nicht auf, ist wohl doch ein klein wenig zu eklig... .
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Yumo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Yumo »

Dankeschön PitBull für diese hohe Auszeichnung, die einen Ehrenplatz in der Vitrine bekommen hat.

Mit stotterndem Motor rollte das Auto noch ein paar Meter und ließ sich nicht mehr starten.

Einsendeschluß: Montag, den 17.05., 22:00 h; opitional steht auch die offene Variante zur Diskussion, d.h. 24 Stunden nach dem letzten Beitrag.
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Tschemmo
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Tschemmo »

Hab schon ne Idee, Zeit bis Montag, det läufft....
Wir lesen uns. :D
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Buchecker
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

Gottseidank, die Sonne schien. Isi riss die Vorhänge zurück und öffnete das Fenster. „Schau mal, Schatz, es wird schön heute! Wenn Engel reisen...“

Es war Pfingstsamstag. Schon lange hatten sich Isi Hungerleider und ihr geliebter Gatte auf dieses Datum gefreut. Ein Kurzurlaub in Mülheim-Kärlich stand an; fünf Tage Erholung und Nichtstun auf einem Dauer-Campingplatz in der Nähe des stillgelegten Atomkraftwerks, direkt an einem Nebenarm des Rheins. Alle Verpflichtungen im Kaninchenzüchterverein waren abgesagt, die Rauch-Entwöhnungs-und Abstinenz-Liga verständigt, das Abonnement der Heimatzeitung für eine Woche ausgesetzt. Die Katzen würden für sich selber sorgen, und wenn es Probleme geben sollte, hatten sie Herrn Citz, dem netten Nachbarn, einen Schlüssel überlassen, damit er nach dem Rechten sehen konnte. Zufällig waren sie tags zuvor beim Einkaufen mit ihm ins Gespräch gekommen und hatten von ihren Urlaubsplänen erzählt, und er hatte sich sofort erboten, Nachbarschaftshilfe zu leisten.

Um 11 Uhr war alles zur Abfahrt bereit. „Müssen wir noch zur Tankstelle, Schatz?“ „Äh..., nö..., da ist noch genug drin.“ Als sie ihren betagten Ford aus der Einfahrt steuerte, bemerkte Isi, dass Herr Citz vom Nachbargrundstück, wo er mit einer Satellitenschüssel hantierte, winkte und ihnen ein stummes „Gute Reise“ hinterherrief.

Auf der Landstraße legte Isi eine Cassette ein – Wanderlieder und volkstümliche Weisen von Heino. Sie sang leise mit, während ihr Gatte auf dem Beifahrersitz in sich zusammensank und laut zu schnarchen begann.

Isi bog auf die Bundesstraße ab. Merkwürdig – der Wagen war zwar noch nie sonderlich schnell gewesen, aber seit einigen Kilometern schon kamen sie, selbst bergab, nur mit Mühe auf 80km/h, dazu schüttelte sich die Kiste ab und an, als wenn sie gerade einen besonders unangenehmen Traum hätte. Vielleicht hätten sie doch nochmal bei der Tankstelle vorbeifahren sollen... Das Schütteln wurde stärker. Isi drückte das Gaspedal durch, aber statt zu beschleunigen, rollte das Auto mit stotterndem Motor aus. Das Motorengeräusch erstarb, und Isis hektische Versuche, den Anlasser zu betätigen, hatten keinen Erfolg.

„Wach auf!“, schüttelte sie ihren Gatten, der von alledem nichts mitbekommen hatte. „Du hast gesagt, wir hätten genug Benzin!“ „Haben wir doch auch... Ich bin mir ganz sicher...“ „Und was ist das jetzt?! Ölkrise? Massenstreik? Los, nimm den Ersatzkanister und füll nach!“ „Äh... Der Kanister... Der steht im Kaninchenstall... Ich hab neulich ein bisschen Benzin zum Saubermachen gebraucht, und da...“ „Bist du des Wahnsinns?! Herrgott, was hab ich da für einen Tränensack geheiratet! Und meine Mutter hat mich noch gewarnt... Jetzt gehst du sofort zurück zum letzten Ort und holst Benzin! Ich warte hier.“

Mit gesenktem Kopf zog Hungerleider ab. Isi wartete, bis er um die nächste Kurve war, und zog dann ihre Notfall-Zigaretten aus der Seitentasche hervor. Entwöhnung hin oder her – sie brauchte jetzt eine. Gerade als sie gierig den ersten Zug machte, klopfte es an die Scheibe. Isi blickte auf. „Herr Citz! Welche Überraschung! Wie kommen Sie denn hierher?“ „Reiner Zufall! Ich habe eben Ihren Mann getroffen, der hat mir alles erzählt. Wir haben vereinbart, dass ich Sie schon mal mit nach Hause nehme; er wird sich um das Auto kümmern und kommt später nach. Darf ich bitten?“

Isi seufzte auf vor Erleichterung. „Ich hatte schon gedacht, ich müsste hier den ganzen Tag an der Straße sitzen. Wie freundlich von Ihnen!“

Citz lächelte und geleitete sie zu seinem Lancia. Phase zwei konnte beginnen.
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

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Ischen
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Ischen »

Gut das es die isi gibt ,wäre sonst an mancher Stelle echt langeweilig .Wenn es nach mir ging buchecker dann bist du der sichere Sieger. :)
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Flachs
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Flachs »

Buchecker hat geschrieben:Citz lächelte und geleitete sie zu seinem Lancia. Phase zwei konnte beginnen.
Kibabu hat geschrieben:Bild
Dieser Gruselschocker schreit nach einer baldigen Fortsetzung! :shock:

*nichtmehrruhigschlafenkann*
Der Wurm findet es merkwürdig und töricht,
daß der Mensch seine Bücher nicht frißt.
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Kibabu
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Kibabu »

Buchecker hat sich ja schon länger aufs Horror-Genre verlegt, man erinnere sich an den notgeilen Silvio...

Ich habe noch eine andere Baustelle weiterzubearbeiten:


Es war ungemütlich kalt und windig. Wendia ging zügig durch den Buchenweg, freute sich schon auf zu Hause, auf eine heiße Tasse Tee und ein paar Haferplätzchen. Den schweren Korb mit der heutigen Beute verlagerte sie auf den anderen Arm. Da wurde sie plötzlich angesprochen, Base Eni schoss aus ihrem Garten zum Maschendrahtzaun und verwickelte Wendia wie üblich in den alltäglichen Nachbarschaftsklatsch. Da gab es kein Entrinnen, das wusste Wendia aus Erfahrung. Sie setzte den Korb ab und lehnte sich an den Gartenzaun. Heute würde es etwas länger dauern, schließlich hatte sie diesmal wirklich was zu erzählen, und das aus erster Hand:

Base Eni fragte auch gleich: „Da ging doch eben das Martinshorn, weißt du nicht vielleicht…?“
„Und ob. Ich hab ja schließlich selbst den Notarzt angerufen. Stell dir vor, ich war oben an der Grillhütte, da wächst doch so toller Wiesenkümmel, den hab ich geerntet. Da parkte dieser protzige BMW, du weißt doch, der neue Freund von Melly.“
„Ja, ich weiß. Also Melly übertreibt es langsam,“ stichelte Base Eni sofort.
„Na ja, alles ist besser als die Sache mit Ernst Kanzler, finde ich“, wiegelte Wendia ab. „Jedenfalls, als ich mich noch fragte, was Mellys Freund da wohl am helllichten Tag in der Grillhütte macht, da kam er auch schon zurück zum Auto. Er sah gar nicht gut aus, richtig mitgenommen. Und wie er so auf mich zakm, da knickten ihm auf einmal die Beine ein und her fiel der Länge nach auf den Weg. Richtig aufgeprallt isser mit dem Kopp. Ich bin natürlich sofort hin und hab geguckt, er war bewusstlos und hatte eine Platzwunde an der Stirn und eine ziemlich komische Gesichtsfarbe. Jedenfalls hat er auf ein paar kräftige Ohrfeigen gar nicht reagiert. Na, und dann hab ich den Notarzt gerufen.“
„Ach du liebe Zeit!“, ereiferte sich Eni.
„Ja, stell dir vor, als die dann kamen, war der Becker – so heißt er – aber doch glatt schon hinüber. Embolie oder sowas.“
„Ogottogottogott!“, hauchte Eni. „Weiß Melly schon Bescheid?“
„Iwo, die ist doch diese Woche auf dem Chor-for-all-Festival“ in Singen.
„Die Ärmste!“
„Na, aber was noch ganz merkwürdig war: Ich habe doch kein Handy, deshalb musste ich das von dem Becker suchen, um den Arzt zu rufen. Und wie ich so in seinen Taschen rumstöberte, kamen da ganz komische Sachen zu Tage. In einer Tasche hatte er ein Springmesser, und zwar ein blutiges! Ich hab mich beinah zu Tode erschrocken. Und in der Brusttasche hatte er einen Umschlag mit Geld und Fotos. Das Telefon hab ich dann erst in der dritten Tasche gefunden.“
„Was für Fotos?“, hakte Base Eni sofort nach.
„Ja, jetzt kommt der größte Brüller. Fotos von dem Citz, und zwar nicht von ihm, sondern von seinem Schreibtisch und seiner höchst pikanten Fotosammlung.“
„Woher weißt du denn, dass die vom Citz sind, wenn er nicht drauf ist?“
„Weil man hinter dem Schreibtisch das Fenster sieht, du weißt schon, neben raus zu Hungerleiders hin. Da steht doch der krüppelige Blauregen, und daran hab ich direkt erkannt, welches Haus es ist.“
„Wegen des Blauregens? Wendia, du bist wirklich unverbesserlich!“, grinste Base Eni.
Beide schauten auf, als mit lauten Getöse ein alter Škoda um die Ecke bog, das Getriebe krachte. Das Auto begann zu stottern, rollte noch ein paar Meter weiter und blieb liegen. Der Fahrer versuchte mehrmals, die Kiste wieder zu starten, doch mehr als ein Klicken war nicht zu hören.
„Ach, der schon wieder“, schnaufte Base Eni.
„Der Procházka sollte sich wirklich bald mal ein neues Auto leisten“, stimmte Wendia zu.
„Na, heute wird er jedenfalls mal wieder seinem Namen alle Ehre machen und zu Fuß gehen!“, grinste Base Eni.
„Du, wir haben uns verquatscht, ich muss nach Hause, der Kümmel wird schon schlapp. Bis dann!“, verabschiedete sich Wendia, nahm ihren Korb auf und machte, dass sie weiterkam. Sie war ziemlich erleichtert, dass Base Eni dank Procházka der Sache mit den Fotos nicht weiter nachgegangen war. Darüber musste sie erst selbst mal in Ruhe nachdenken…


procházka - Bummel (der)
procházka - Promanade (die)
procházka - Rundgang (der)
procházka - Spaziergang (der)
procházka - Tour (die)
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Vidya Venn
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Vidya Venn »

'der Bummel' wird auch bei der Polizei ein Verbrecher genannt, also prochazka :D
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Re: Der rote Satz

Beitrag von Buchecker »

"van Bommel" auf Holländisch...
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