Abbott, Britton, J. Kobal Foundation: Hollywood Dogs

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Vandam
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Abbott, Britton, J. Kobal Foundation: Hollywood Dogs

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Gareth Abbott, Catherine Britton (Hrsg.), John Kobal Foundation (Fotos): Hollywood Dogs, Nerdlen/Daun 2014, Kynos Verlag, ISBN 978-3-95464-021-8, Hardcover, 168 Seiten mit zahlreichen großformatigen s/w-Fotos, Format: 23 x 28 x 2,1 cm, EUR 29,95.

“Hunde waren für die Filmstudios ein gutes Geschäft. Im Gegensatz zu vielen der führenden Damen und Herren der Leinwand waren die Filmhunde damals wie heute nicht launenhaft und brachten sich niemals in die Art von Schwierigkeiten, die üblicherweise die Laufbahnen unschuldiger Schönheiten oder gutaussehender Playboys in Gefahr bringen.“ (Seite 5)

Man sollte es nicht meinen, aber es gibt tatsächlich eine solche Fülle von Fotos glamouröser Hollywood-Stars mit (ihren) Hunden, dass diese einen ganzen Bildband füllen. Der zeitliche Bogen der Aufnahmen in dem vorliegenden Band spannt sich von 1918 bis in die 1970er Jahre. Perfekt inszenierte Studioaufnahmen sind ebenso dabei wie Schnappschüsse während der Drehpausen.

Manche Hunde sind selbst Stars wie Lassie, Rin Tin Tin, der Terrier Toto aus DER ZAUBERER VON OZ oder der Foxterrier Asta aus der Filmkomödien-Reihe DER DÜNNE MANN. Andere sind trainierte Filmhunde oder tierische Models. Fotos mit ihnen sollten „die Stars menschlicher machen und ihnen ein Image verschaffen (…), mit dem sich jeder identifizieren konnte – eins von Geselligkeit, Treue und der Zuneigung eines Hundes.“ (Seite 4).

Manchmal ist das Image des finsteren Kerls oder der erhabenen Diva ruckzuck perdu, wenn man auf Fotos sieht, wie sie mit ihren eigenen Tieren spielen und schmusen. Eine strubbelige, fröhlich lachende Liz Taylor in Jeans und T-Shirt, die gerade ihren Spaniel badet sieht man hier genauso wie einen breit grinsenden Humphrey Bogart mit Frau und Hund, einen umgänglichen W. C. Fields, dem ein Hund beim Textlernen „hilft“ und einen entspannten und freundlichen Boris Karloff mit seinen Terriern. Wenn man ihn so betrachtet, würde man gar nicht glauben, dass er auf Monster-Rollen in Horrorfilmen abonniert war.

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Veronica Lake hat in voller Wintersport-Montur und mit Spaniel an ihrer Seite nicht mehr viel von einer schillernden Hollywood-Lady. Sie wirkt so bodenständig und normal, dass sie die Frau von nebenan sein könnte. Und Paul Muni sieht beim Spiel mit einem Dalmatiner auch nicht mehr wie einer der Gangster oder historischen Persönlichkeiten aus, die er im Film oft verkörperte.

Wie sich Star-Fotos im Lauf der Jahrzehnte wandeln und immer natürlicher wirken, ist auch interessant zu sehen. Die Stummfilmdiven, denen man riesige Hunde zur Seite stellten, wirken schon sehr statisch, künstlich und aus heutiger Sicht übermäßig theatralisch. Von steifen Posen im Studio über Fotos im Pin-Up-Stil der 50er Jahre bis zu den Aufnahmen von Marilyn Monroe, Brigitte Bardot und Audrey Hepburn in den 1960ern, die vermutlich auch gestellt waren aber wie spontane Schnappschüsse daherkommen.

Catherine Brittons kenntnisreiche Bildkommentare verraten uns einiges über die Stars, ihre Arbeit und ihre Tiere. Da sieht man auf verschiedenen Fotos denselben Hund mit jeweils einem anderen Frauchen. Herrchen hat nach der Scheidung den Hund an eine liebe Kollegin verschenkt … Gregory Peck eilte von Dreharbeiten nach Hause, um bei der Geburt der Welpen seiner weißen Schäferhündin dabei zu sein. Schauspielerin Jean Arthur war eine engagierte Tierschützerin, die wegen einer Hilfsaktion sogar einmal verhaftet wurde. Marilyn Monroes letzter Hund war ein Malteser – ein Geschenk von Frank Sinatra. Sie nannte das Tier „Mafia“. Das Foto von Charlie Chaplin erinnert an eine grandiose Szene aus dem Film EIN HUNDELEBEN: Und Tony Curtis hatte akrobatisches Talent und brachte seinem Pudel zirkusreife Kunststückchen bei.

Es verstecken sich viele interessante Details in den Bildern und Texten. Bei manchen großformatigen Fotos ist es nur schade, dass sie über den Bund laufen und dadurch so unschön unterbrochen werden.

Bei den aus dem Englischen übersetzten Texten fragt man sich manchmal, was da wohl im Original gestanden haben mag. Gibt’s das Wort „meistbekannt“ im Deutschen (Seite 103)? Wer beißt wen auf Seite 106? Und wirkte Greer Garson nur vornehm oder adelig (Seite 52)?

Abschreckend ist das Schriftbild im einleitenden Textteil. Die Schrift ist dünn, breit laufend, hat kaum Ober- und Unterlängen und auch zu wenig Durchschuss. Der Text ist eine einzige graue Masse. Damit möchte sich selbst der gutwilligste Leser nicht gerne beschäftigen. Schon in der amerikanischen Originalausgabe sah das so aus. Vielleicht durfte der Kynos-Verlag keine andere Gestaltung wählen.

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Auch in einem Bildband, in dem es hauptsächlich um die wunderbaren Fotos geht, ist Text kein lieblos zu behandelnder „Grauwert“, sondern soll Informationen transportieren. Also sollte man den Betrachtern das Lesen doch so einfach wie möglich machen und es ihnen nicht durch ein anstrengendes Schriftbild verleiden. Es ist ja nicht so, dass sich die Informationen in diesem Band verstecken müssten! Das alles ist kein Drama, aber doch bedauerlich, weil es den Gesamteindruck dieses eindrucksvollen und interessanten Buchs etwas beeinträchtigt.

Herausgeber
Gareth Abbott arbeitet seit über zwanzig Jahren mit Fotografen und hat in dieser Zeit als Herausgebern von Fotokunstbänden und Kurator von Fotoausstellungen für die namhaftesten Museen der Welt gearbeitet.
Catherine Britton kommt aus dem Verlagswesen und ist Autorin der Bücher 'Dogs in Books' (British Library 2011) and 'Puss in Books' (British Library 2012).
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