Ann-Kristin Vinterberg: Lied des Lebens. Roman aus der Reihe „Die Madsens“

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Vandam
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Ann-Kristin Vinterberg: Lied des Lebens. Roman aus der Reihe „Die Madsens“

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Ann-Kristin Vinterberg: Lied des Lebens. Roman aus der Reihe „Die Madsens“, Norderstedt 2018, BoD Books on Demand, ISBN 978-3-7528-6856-2, 234 Seiten, Softcover, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 4,99.

„Nora biss sich auf die Lippen. Es schmerzte so sehr, keine Familie zu haben; aber sie hatte schreckliche Angst. Lieber wollte sie sich zurückziehen und ein neues Leben aufbauen, als noch einmal zu erleben, dass sie wieder nicht dazugehörte. Dass sie nicht gut genug war.“ (Seite 109)

Noch steht die New Yorker Sängerin Nora Day, Mitte 20, am Beginn ihrer Karriere und muss mit Gelegenheitsjobs ihre Brötchen verdienen. Ihre allein erziehende Mutter Brooke unterstützt sie nach Kräften.

Die beiden sind ein tolles Team, doch in einem Punkt gibt’s immer wieder Streit: Brooke weigert sich beharrlich, ihrer Tochter zu sagen, wer ihr Erzeuger ist. Vermutlich ein Musiker und ganz offensichtlich ein Afro-Amerikaner, mehr erfährt Nora nicht. Sie kennt auch keine Verwandten oder alten Freunde der Mutter, die sie ausfragen könnte.

Warum ihr Dad sie nicht wollte und wieso er sich nie gemeldet hat, das beschäftigt Nora schon ihr ganzes Leben lang, doch ihre Mutter nimmt ihr Wissen über ihn mit ins Grab.

Nach dem Tod ihrer Mutter findet Nora Briefe
Als Nora nach Brookes plötzlichem Tod deren Wohnung ausräumen muss, stößt sie auf einen Stapel 20 Jahre alter Briefe von einem gewissen Al. Es sind nicht direkt Liebesbriefe, aber er erkundigt sich so mitfühlend nach Brookes Befinden, dass Nora sicher ist: Der geheimnisvolle Al, ein Jazz-Musiker, muss einfach ihr verschollener Dad sein.

Offenbar hat es Al nach Dänemark verschlagen. Mehr als ein Foto und den Vornamen hat sie nicht. Trotzdem fliegt sie kurzentschlossen zu ihrer dänischen Studienkollegin Mia, um von dort aus die Nachforschungen weiter zu betreiben. So furchtbar viele afroamerikanische Jazz-Musiker im passenden Alter scheint es in Dänemark nicht zu geben. Als Szenekennerin Mia das Foto sieht, weiß sie gleich, wer das ist: Alwin Freeman, der zuletzt zusammen mit seiner Frau Marcia und dem gemeinsamen Sohn Jonathan eine Pension betrieben hat. Dort quartiert Nora sich ein, ohne den wahren Grund ihres Besuchs zu nennen.

Wenn Al Freeman Noras Vater ist ...
Alwin Freeman ist vor kurzem verstorben. Aber seine Witwe Marcia könnte etwas wissen. Dummerweise ist sie viel zu liebenswert, um sie mit der möglichen Untreue ihres Mannes zu konfrontieren. Das ist sehr ungünstig, denn der Sohn der beiden, Jonathan, ebenfalls Musiker, ist nicht nur sehr sympathisch, sondern auch überaus attraktiv. Zwischen Nora und ihm sprühen die Funken. Doch solange der Verdacht im Raum steht, er könne ihr Halbbruder sein, kann Nora sich auf nichts einlassen. Ihm den Sachverhalt zu erklären traut sie sich aber auch nicht, und so fragt sich der arme Kerl geraume Zeit, was er denn nur falsch gemacht hat, dass Nora so abweisend und zickig ist.

Ja, wenn die Menschen rechtzeitig miteinander Klartext reden würden, statt angstvoll um ein Thema herumzueiern, wäre das Leben sehr viel leichter – und die Filme und Romane um einiges kürzer, was auch wieder schade wäre. ;-)

Als sich Nora endlich ein Herz fasst und Marcia Freeman in ihre Vatersuche einweiht, erfährt sie tatsächlich etwas darüber, was 1992 in New York vorgefallen ist. Doch es ist ganz und gar nicht das, was sie hören wollte ...

Wird es für Nora trotzdem ein Happy End geben?

... dann ist Jonathan ihr Bruder. Ganz schlecht!
Man kann schon verstehen, dass Nora Day es sich mit den Freemans nicht gleich verderben will, wo sie doch so nett zu ihr sind. Doch je länger sie zögert, ihnen unangenehme Fragen zu stellen, desto länger muss sie in punkto Jonathan in Ungewissheit leben.

Manche Nebenhandlung wie z.B. die Freunde mit der Tangoschule und den Zwillingen hätte es jetzt nicht unbedingt gebraucht. Das ist nett und füllt die Seiten, trägt aber zum Fortgang der Geschichte nicht nennenswert bei. Gut, es unterfüttert vielleicht ein bisschen die Jonathan Freemans Charakter, wenn man sieht, wie er mit Menschen umgeht, die gerade Hilfe brauchen.

Rezepte und offene Fragen
Noras Geschichte ist spannend und unterhaltsam erzählt und romantisch ist sie auch. Und wer Interesse hat, die leckeren skandinavischen Gerichte nachzukochen, die die Romanfiguren in der Geschichte essen, für den gibt’s im Anhang noch 10 Seiten mit Rezepten.

Zwei Fragen bleiben für mich nach Abschluss der Lektüre noch offen:
  • Kommt da noch was in Sachen Vater und Tochter, vielleicht in einem späteren Band als Nebenhandlung? Denn im Grunde hat Nora ihre Mission ja nicht abgeschlossen, sondern schlichtweg aufgegeben.
  • Das Buch erscheint in der Reihe „Die Madsens“. Was hat Noras Story mit der Familie Madsen zu tun, die wir im Band SCHNEEFRAU KÜSST SCHNEEMANN kennengelernt haben? Im gesamten Buch kommt kein Mensch vor, der diesen Nachnamen trägt. Und die Reihe war doch, wenn ich mich recht erinnere, so konzipiert, dass die Geschichte jedes Familienmitglieds jeweils Stoff für ein Buch ergibt. Ist vielleicht Noras Freundin Mia oder einer der Tangolehrer ein/e Madsen? Sollten deren Familiennamen erwähnt worden sein, so habe ich es überlesen. Das ist zwar für die Handlung nicht von Bedeutung, aber mich beschäftigt das.
Schauen wir mal, welche Handlungsfäden in künftigen Bänden der Madsen-Reihe wieder aufgenommen werden. Wenn es die Geschichte einer großen Familie ist, muss es ja irgendwann zu Begegnungen und Überschneidungen kommen. Und vielleicht bekommt Nora dann auch die Antworten, die sie immer gesucht hat.

Die Autorin
Ann-Kristin Vinterberg wuchs Paderborn auf, studierte in Frankreich, Deutschland und Dänemark. Sie träumte immer von einem Leben am Mittelmeer, aber dann entführte die Liebe sie in den Norden. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Kopenhagen.
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