Jette Jorjan: Pfoten, Fell, Miau

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Vandam
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Jette Jorjan: Pfoten, Fell, Miau

Beitrag von Vandam »

Jette Jorjan: Pfoten, Fell, Miau. Kurzgeschichten und Gedichte, München 2019, United P.C. Verlag, ISBN 978-3-7103-4160-1, Softcover, 215 Seiten mit s/w-Illustrationen, Format: 12 x 1,2 x 19 cm, EUR 19,40.

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„Katzen müssen nie putzen. Nur sich selbst.“ (Seite 215)

„Obwohl – in meiner Katerwelt
bist du nur bei mir angestellt!
Doch wohlgefällig wie ich bin,
trage ich jede Beute zu dir hin.“
(Seite 191)

Klarer Fall: Die Autorin kennt sich aus im Leben von und mit Katzen. Sie hat selbst fünf davon. In diesem Band unterhält sie uns mit Gedichten und Geschichten aus dem Katzenmenschen -Alltag und mit märchenhaften Varianten davon.

Irgendwie können wir Katzenhalter*innen nämlich nicht so recht glauben, dass diese majestätischen und geheimnisvollen Tiere wirklich ganz profan von dieser Welt sind. Sie müssten doch eigentlich mit uralten Gottheiten im Bunde sein. Das würde zumindest so manches erklären. Und so ziehen sich durch dieses Buch immer wieder Kurzgeschichten über die Katzengöttin Felinjaja, deren gute Freundin, die Mondgöttin Kallisto und Lunario, den Mann im Mond.

Die Katzengöttin kümmert sich
Felinjaja kümmert sich gut um ihre Schutzbefohlenen. Das Leben auf dem Mond scheint allerdings recht ereignislos zu sein, und so sieht man die drei überirdischen Freunde oftmals nachts auf dem kahlen Erdtrabanten sitzen und die Katzen auf der Erde beobachten. Das Treiben der Zweibeiner ist für sie nicht so interessant. Doch sobald eines der Tiere in Not ist, sorgt Felinjaja dafür, dass ein Mensch darauf aufmerksam wird und sich seiner annimmt.

Auf dem Mond kommt Leben in die Bude, als die Katzengöttin auf die Idee kommt, ihren Götterfreunden ein paar ihrer Schützlinge mitzubringen. Es gibt welche, denen es dort oben so gut gefällt, dass sie gar nicht mehr auf die Erde zurück wollen. Das hat natürlich Konsequenzen.

In einem Mix aus Phantasie und Realität erfahren wir, wie die Katzen zu ihren Fellfarben gekommen sind, zu ihren geschlitzten Pupillen und den im Dunkeln reflektierenden Augen. Wer hätte denn gedacht, dass es Katzen durch eine Nachlässigkeit der Natur zuerst nur in Schwarz und Weiß gegeben hat? Und dass graue Katzen ursprünglich mal schwarz waren? Zumindest in Jette Jorjans Märchenwelt ist das so. Die Mondgöttin fühlt sich heute noch schuldig für das versehentliche Ausbleichen der Fellkleider, aber die Tiere können wunderbar mit dem Grau leben.

Kurt schnurrt - und wird umgetauft
Auch wenn Kurt schnurrt – sein Name ist nicht so recht geeignet für einen Kater. Was, wenn man abends vor dem Haus nach ihm ruft, und es kommen plötzlich anderer Leute Ehemänner angerannt? ;-) Die Autorin bevorzugt klangvolle französische Katzennamen, also wird Kurt in „Beaulieu“/Boljö umbenannt. Das lässt sich auch viel schöner rufen als „Kuuuuurt!“
Vorne auf dem Buchcover kann man den umgetauften Kater sehen.

Dass Katzen sowieso nur dann auf Frauchens Lockruf hören, wenn sie gerade nichts Besseres vorhaben, ist der Autorin bewusst. Damit muss man als Katzenhalter*in leben. Genau wie mit „Geschenken“ Form von mehr oder weniger lebendigen Mäusen, V ö g e l n und Blindschleichen, mit Blättern auf den Laken und mit massakrierten Blumensträußen. Im eigenen Bett hat man auch keinen Platz mehr, wenn die Katzen erst einmal beschlossen haben, dort zu nächtigen. Aber wir lieben eben unsere Kater und Kätzinnen, und wenn wieder mal ein Tierchen in Not ist, nehmen wir uns seiner an und lassen es bei uns einziehen. So ist das bei uns Katzenmenschen. Die Autorin beschreibt das humorvoll und poetisch.

Phantasievolles über Mond- und Katzengöttin
Auch wenn mehr als 30 Beiträge im „Universum“ der Mond- und Katzengöttin spielen: Es gibt keine fortlaufende Handlung. Manche Geschichten widersprechen einander auch. Mal füttert und streichelt der Mondmann die Katzen, in einer anderen Geschichte hat er nicht einmal Hände. Wenn Beiträge aufeinander aufbauen, erscheinen sie nicht in der chronologisch richtigen Reihenfolge. Die Story vom Stiefeltausch (Seite 158) versteht man erst so richtig, nachdem man DIE WEIHNACHTSKATZEN von Seite 184 gelesen hat. Und wie der Mondmann zu seinem Namen kam, unter dem wir ihn das ganze Buch über kennen, erfahren wir auch erst ziemlich am Schluss. Davon möge man sich nicht irritieren lassen. Ich habe die Geschichten als voneinander unabhängige Miniaturen betrachtet.

PFOTEN, FELL, MIAU ist eines der Herzensprojekte, bei denen der Autor alles selber machen muss. „Für den Inhalt und die Korrektur zeichnet der Autor verantwortlich“, steht vorne im Buch. Die Zeiten, in denen man davon ausgehen konnte, dass ein Buch durch die erfahrenen Hände von Lektoren, Korrektoren, Graphikern und Mediengestaltern (m/w/d) gegangen sind, sind wohl vorbei. Jetzt ärgert sich die Autorin über ein paar Tippfehler. Ich gestehe, dass mir sowas bei professionell klingenden Texten oft gar nicht auffällt. Darüber lese ich hinweg. Vielleicht ist hie und da ein Wort groß geschrieben, das eigentlich klein geschrieben sein müsste, aber nichts, was mich jetzt angesprungen hätte. Aber als Urheber*in ist man da natürlich superkritisch.

Starke Geschichten, schwaches Papier
Schade ist, dass das Cover aus einem so labberigen Material besteht. Als ich auf den letzten Seiten des Bandes angelangt war, entstand unten zwischen dem rückwärtigen Cover und dem Buchrücken ein drei Zentimeter langer Riss. Ich schleppe meine Bücher natürlich auch tagelang im Rucksack mit mir herum, um sie in der Bahn zu lesen, gehe also nicht allzu sanft mit ihnen um. Aber normalerweise überleben sie das ohne größere Blessuren.

Das Schöne an Büchern, die on demand produziert werden, ist ja, dass man im laufenden Galopp nachbessern kann. Die paar versprengten Tippfehlerchen werden korrigiert, und vielleicht lässt die Firma United P.C. auch noch ein stabileres Covermaterial springen. Die Katzengeschichten und –gedichte in diesem Buch hätten es wirklich verdient.

Die Autorin
Jette Jorjan, geboren 1951 nahe der ostfriesischen Nordseeküste. Nach Stationen in Berlin, England, Frankreich und USA ist ihr Lebensmittelpunkt mit Mann und fünf Zufallskatzenfreunden im Sauerland. Sie arbeitete als Sekretärin und technische Übersetzerin bei einem Maschinenhersteller.
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