Klarissa Klein: Zwischen den Zeilen. Was man als Autorin und Lektorin so erlebt (...)

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Vandam
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Klarissa Klein: Zwischen den Zeilen. Was man als Autorin und Lektorin so erlebt (...)

Beitrag von Vandam »

Klarissa Klein: Zwischen den Zeilen. Was man als Autorin und Lektorin so erlebt und wie man damit umgeht. Ein Nicht-Schreibratgeber, Norderstedt 2020, BoD Books on Demand, ISBN 978-3-751921-466, Hardcover mit Lesebändchen, 84 Seiten, Format: 14 x 1 x 22,1, Buch: EUR 12,99, Kindle: EUR 3,99.

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„In 95% der Fälle muss der Autor während eines Lektorats leiden. (...) Manchmal ist das gut; denn ein gutes Lektorat, das auf den Autor, dessen Intention eine Geschichte zu erzählen eingeht ... kann ein gutes Manuskript nur besser machen oder einen ungeübten Autoren in seinem Bestreben ein Guter zu werden, unterstützen. Andererseits kann ein Lektorat auch viel zunichtemachen und ein Buch noch vor Erscheinen töten.“ (Seite 13)

Klarissa Klein will uns mit ihrem „Nicht-Schreibratgeber“ nicht etwa das Schreiben und Publizieren ausreden. Sie arbeitet nur lieber mit Vorschlägen als mit Ratschlägen. Da sie beide Seiten kennt, die der Autorin und die der Lektorin, liefert sie uns in diesem Buch einen Erfahrungsbericht, in dem veröffentlichungswillige Leser*innen Antworten und Lösungsansätze für ihre Fragen und Probleme finden können.

Wie findet man ein gutes Lektorat?
In einem guten Lektorat geht es nicht nur um Techniken und darum, stilistische Fehler auszumerzen, sondern vor allem darum, dem Autor (m/w/d) die Hand zu reichen und ihm zu zeigen, welche Möglichkeiten in seinem Manuskript stecken.

Für eine*n unerfahrene*n Autor*in ist es nicht leicht zu beurteilen, ob der Lektor das auch wirklich leistet. Will er nur seine eigenen Vorstellungen durchdrücken oder gehört man selbst zu den beratungsresistenten Autor*innen, die auf jeden berechtigten Einwand mit einem trotzigen „ja aber“ reagieren? Vermutlich ist die Suche nach dem passenden Lektor ähnlich schwierig wie die Suche nach dem richtigen Therapeuten. Es muss ein Vertrauensverhältnis bestehen, sonst wird das nichts. Klarissa Kleins Rat: „Suchen Sie sich ein Lektorat, bei dem Sie das Gefühl haben, dass Sie gut aufgehoben sind und mit dem Sie das Gefühl haben, dass Sie ‚die gleiche Sprache’ sprechen. Bei dem Sie Kritik an Ihrem Werk nicht als negativ, sondern als Anregung verstehen können (...).“ (Seite 18)

Ist man nicht als Selfpublisher unterwegs, sondern mit seinem Manuskript bei einem traditionellen Verlag untergekommen, stellt dieser den Lektor. Und wenn dann Autor und Lektor nicht miteinander können, ist ein Wechsel nicht immer so einfach.

Was für einen Selfpublisher nur ganz selten eine gute Idee ist: Aus Angst vor diesem schmerzhaften Prozedere das Buch unlektoriert herauszubringen oder es vorab lediglich von Menschen aus dem persönlichen Umfeld beurteilen zu lassen. Freunden und Verwandten fehlt meist das Fachwissen und die persönliche Distanz. Von ihnen ist kein hilfreiches Feedback zu erwarten, höchstens eine erste Tendenz. Sinnvoller ist es da, sich an Schreibgruppen oder Schreibforen im Internet zu wenden. Doch wenn man wirklich ein Buch veröffentlichen möchte, führt am Profi kein Weg vorbei.

Von der Idee zum Manuskript
Und was macht man, wenn man noch gar nicht so weit ist, einen Lektor beauftragen zu können, wenn die eigene Buchidee noch im Embryonalstadium ist? Wie überlistet man die Angst vorm weißen Blatt und die negativen Stimmen (die eigene und die der anderen)? Was macht eigentlich ein gutes Buch aus? Gibt’s Tricks, mit denen man die Szenen, die man im Kopf hat, so richtig lebendig beschreiben kann? Die Autorin hat da ein paar überraschende Methoden auf Lager. Sogar der Einsatz von Kinderspielzeug kann hier helfen.

Wie konstruiert man einen Plot – also die Handlung – so, dass sie spannend und gleichzeitig logisch ist und man nicht den Überblick über die verschiedenen Handlungsstränge verliert? Da gibt es vermutlich so viele Methoden wie es Autor*innen gibt. Klarissa Klein stellt uns ein paar Hilfsmittel vor, unter denen jeder Autorentyp das Passende finden dürfte. Oder er/sie entwickelt daraus eine eigene Methode. Die Graphiken, die die unterschiedlichen Vorgehensweisen verdeutlichen sollen, sind in der Printausgabe vielleicht ein bisschen klein geraten. Sie geben aber eine Ahnung davon, wie man das Thema angehen könnte.

Auch darüber, wie man glaubhafte, lebendige Romanfiguren kreiert und wie man die beste Erzählperspektive für seine Geschichte findet, gibt uns die Autorin eine kurze Übersicht.

Wie wird man eigentlich mit seinem schärfsten Kritiker fertig, der inneren Stimme, die regelmäßig droht, der Muse den Garaus zu machen? Klarissa Klein nennt diese Stimme den „inneren Lektor“ und zeigt Möglichkeiten auf, wie man ihn in seine Schranken weist, wenn wieder mal dabei ist, Zweifel zu säen und ein Projekt zu sabotieren, ehe es die Chance hatte, an die Öffentlichkeit zu treten.

Tipps für unerfahrene Autor*innen
Wie bei allen Ratgebern – auch wenn er, wie dieser hier, gar keiner sein will – hängt es vom Wissensstand der Leser*innen ab, wie hilfreich er ist. Hobbyautor*innen, die sich überlegen, ob und wie sie ihre Geschichten auf professionellem Niveau veröffentlichen können, werden hier nützliche Anregungen finden. Profis wissen das meiste schon.

Ich gehe davon aus, dass ich eines der frühen Buchexemplare (Print) erwischt habe und vereinzelte Flüchtigkeitsfehler und unerklärliche Durchschuss-Änderungen mittlerweile korrigiert wurden. Profi-Tipps wollen sich ja auch in einem angemessenen „Gewand“ präsentieren. Bei dieser Gelegenheit hat man vielleicht auch die Vorstellung von Klarissa Kleins belletristischen Büchern um bibliographische Angaben ergänzt. In der gedruckten Ausgabe sind die Buchcover nämlich so klein und so dunkel abgebildet, dass man auf den wenigsten den Titel und das Autorinnen-Pseudonym entziffern kann. Wenn man wissen will, was die Autorin dieser wertvollen Hinweise und Vorschläge selbst für Romane schreibt, wird’s schwierig.

Die Autorin
Clarissa Klein, 1966 in Herne geboren, arbeitete als Direktionsassistentin, ehe sie sich als Autorin, Lektorin und Coach selbstständig machte. 30 Romane und Novellen hat sie unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht. Mit ihrer Familie, drei Hunden und einem Kater lebt sie in Arnsberg.
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